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Zwischen den roten Kriegern und der Mädchenkette erstreckte sich die Kailiaukrobe, unter der Margaret lag. Ein raffinierter Trick meines Begleiters. Die Staubfüße hatten sicher längst bemerkt, was sich da unter der Robe befand. Wollte Grunt sie etwa verstecken?

Ulla und Lenna wurden mit Lederschnüren an den Sattelknäufen zweier Kaiila festgemacht. Einer der roten Krieger begab sich dann zu dem Kailiauk-Fell, unter dem Margaret lag. Grunt folgte ihm; er schien unwillig zu sein, das Fell anzuheben.

Ich näherte mich den beiden.

»Hou«, sagte ich zu dem Staubfuß-Krieger.

»Hou«, antwortete er.

»Ieska!« rief einer der Staubfüße aus der Gruppe der Krieger. Auch unter diesem Namen war Grunt im Ödland bekannt. Wörtlich übersetzt deutet er auf einen Mann hin, der gut zu sprechen vermag. Im weiteren Sinne wird damit ein Dolmetscher bezeichnet.

Grunt entschuldigte sich und folgte dem Ruf des Kriegers; es handelte sich um den Mann, der sich das Beil angeschaut hatte. Nun hielt er drei Finger in die Höhe und deutete auf das dunkelhaarige Mädchen, das neben der Kaiila kniete.

Auf ein Kommando ihres Herren eilte sie herbei und kniete vor Grunt nieder. Er untersuchte sie gründlich und erklärte sich schließlich einverstanden, sie für drei Beile zu übernehmen.

»Ieska! Wopeton!« rief der Mann am Kailiauk-Fell.

Als Grunt zu ihm zurückgekehrt war, forderte der Staubfuß einen Blick unter das Fell. Grunt, der genau wußte, was er tat, schien abzulehnen und forderte den Mann sogar auf, sich die anderen Mädchen an der Kette anzusehen. Dieser Aufforderung kam der Krieger allerdings nur halbherzig nach; nur bei der Rothaarigen verweilte er einen Augenblick länger. Grunt aber sagte etwas zu ihm, woraufhin er sich wieder dem Fell zuwandte; die Frage, was darunter lag, schien ihn nicht mehr loszulassen. Anscheinend wollte Grunt die rothaarige Sklavin nicht für den Verkauf freigeben. Es sah so aus, als hätte er andere Pläne mit ihr. In meiner Gegenwart hatte er vermutet, er könnte fünf gelbe Kailiaukfelle für sie erhalten. Nein, sie war nicht nur als Lasttier ins Ödland gebracht worden. Er hatte etwas anderes mit ihr vor.

Nun näherten sich auch einige andere Staubfuß-Krieger dem Kailiauk-Fell, unter dem Margaret lag. Der erste rote Wilde wurde langsam ungeduldig. Er war kein Dummkopf. Wenn Grunt ein Mädchen wirklich verstecken wollte, hätte er sie vermutlich irgendwo abseits in einer Senke untergebracht. So mußte er annehmen, daß das Kailiauk-Fell einen möglichen Käufer einstimmen sollte. Sein Interesse war jedenfalls spürbar geweckt. Hoffentlich wußte Grunt, was er tat. Er sagte leise einige Worte zu dem Krieger, der daraufhin zu lachen begann. Ich verstand erst nach einigen Augenblicken, was sich ereignete. Der Staubfuß sollte, wenn er sich für das Mädchen interessierte, ein blindes Gebot abgeben auf die Sklavin, die da unter dem Fell lag. Es war ein Scherz und auch eine Art Spiel. Der Staubfuß-Krieger und seine Stammesgenossen waren entzückt. Er versuchte, um das Fell herumzugehen und darunterzuschauen, doch Grunt spielte den ernsthaft Besorgten, sprang hinter ihm her und zupfte das Fell immer wieder zurecht. Im allgemeinen lieben die roten Wilden Scherze und Spielchen. Ihre Streiche erscheinen manchmal exzentrisch oder grob, doch haben sie großen Spaß daran, wie auch an Spielen und Wettbewerben aller Art. So sind das Schätzen von Mengen, das Würfelspiel und anderes sehr beliebt, ebenso wie Wetten im Zusammenhang mit der Schußweite von Pfeilen und dem Auftauchen und Verhalten von Tieren, insbesondere Vögeln. Selbstverständlich ist auch, daß Kaiila-Rennen sehr beliebt sind. Zuweilen nehmen ganze Dörfer an solchen Veranstaltungen teil.

Was hier vorging, läßt sich nur verstehen, wenn man sich klarmacht, daß die Staubfüße Grunt kannten und respektierten ... und mochten. Ein solches Spiel hätten sie mit einem Fremden niemals gespielt. Theoretisch könnte natürlich ein hohes Gebot auf das unter dem Fell liegende Mädchen gemacht werden, das sich dann als tharlarionhäßlich erweisen konnte. Die Staubfüße wußten aber, daß Grunt, praktisch gesehen, ihnen so etwas niemals antun würde. Wahrscheinlich würde er ein nicht nur hübsches, sondern sogar sehr hübsches Mädchen unter das Fell legen. Da Blindangebote meistens niedriger ausfallen, handelte es sich also praktisch um ein Geschenk an den Stamm. Mit dramatischen Gesten weigerte sich der Staubfuß für die Verborgene mehr als zwei Felle zu bieten. Er bedeutete Grunt, daß er das Angebot nun ablehnen oder annehmen müsse. Natürlich erklärte sich Grunt mit dem Preis einverstanden und riß feierlich das Fell zur Seite. Margaret, jäh den Blicken der Umstehenden dargeboten, stieß einen Angstschrei aus. Blinzelnd rollte sie sich zusammen und machte sich so klein wie möglich. Sie bot einen hinreißenden Anblick. Die Begleiter des Staubfuß-Indianers stießen Freudenrufe aus und schlugen ihm beglückwünschend auf Schultern und Rücken. Der Staubfuß-Krieger, der mehr als zufrieden war, wollte Grunt dazu bewegen, für das Mädchen noch mindestens ein zusätzliches Fell anzunehmen, aber großmütig weigerte sich der Weiße. Abgemacht war abgemacht, und schließlich war er Kaufmann, nicht wahr? Margaret wurde hochgezerrt, und der Staubfuß band ihr seinen Lederkragen um.

»Sie sind sehr zufrieden«, sagte ich zu Grunt.

»Das glaube ich auch«, erwiderte er.

Wir sahen zu, wie die roten Krieger aufstiegen. Ulla und Lenna standen abmarschbereit neben den Kaiila ihrer neuen Herren, die sich in die Sättel schwangen und losritten. Auch Margaret wurde auf diese Weise mitgezerrt; sie warf einen verzweifelten Blick zurück. Alle drei würden es lernen, ihr neues Sklavendasein auszufüllen.

Wir blickten der Gruppe nach.

»Gute Geschäfte«, sagte ich.

»Da hast du recht«, stimmte mir Grunt zu. »Ich glaube, wir sind alle recht zufrieden.« Er wandte sich um und deutete auf das dunkelhaarige Mädchen, das wir für die drei Beile erworben hatten. »Bring sie zum Fluß und laß sie baden«, sagte er.

»Ja«, antwortete ich. »Und was machst du?«

»Wir werden hier unser Lager aufschlagen.«

»Hier?«

»Es gibt in der Nähe Wasser. Und Holz.«

»Du willst hier am Tauschplatz bleiben?« fragte ich verwirrt. Es war der letzte Tauschplatz auf dem Gebiet der Staubfüße. Mit weiteren Angehörigen dieses Stammes war hier nicht zu rechnen, wenigstens nicht in der nächsten Zeit. Ich selbst hatte großes Interesse, nach Osten zu ziehen.

»Wenigstens für heute«, erwiderte er.

»Wir könnten bis zum Dunkelwerden noch fünf Pasangs schaffen.«

»Wir lagern hier.«

»Schön.«

Er näherte sich dem Mädchen, das im Gras kniete. »Womnaka, Amomona«, sagte er. »Womnaka, Wincincala.«

»Ho. Itancanka. Ho, Wicayuhe«, antwortete sie.

»Sie spricht den Dialekt der Staubfüße und beherrscht dann sicher auch Kaiila. Es handelt sich um zwei eng verwandte Sprachen, oder besser: um Dialekte derselben Sprache. Die Fliehersprache hat ebenfalls eine gewisse Ähnlichkeit, allerdings eine entferntere.«

»Sie hat schon vorhin auf deine Kommandos reagiert«, sagte ich. »Sie muß also auch Goreanisch können.«

»Sprichst du Goreanisch?« fragte er. »Vielleicht kannte sie in dieser Sprache nur bestimmte Kommandos.«

»Ja, Herr«, antwortete sie.

»Ich kümmere mich um das Lager«, sagte Grunt und sah sich um. »Sorg dafür, daß sie im Bach badet.«

»In Ordnung.«

»Laß dir Zeit«, mahnte er mich. »Es hat keine Eile.« Grunt sah sich um. Langsam ließ er den Blick über die Weite des Graslandes wandern.

Ich blickte auf das Mädchen nieder, das vor mir kniete, und deutete in Richtung Bach.

»Ja, Herr«, sagte sie.

»Ginger!« rief ich.

Kurze Zeit später kam die Sklavin zum Bach geeilt.

»Bring uns Kamm und Bürste!« befahl ich.

»Ja, Herr«, sagte sie und war gleich darauf mit den gewünschten Gegenständen zur Stelle.

»Gib ihr den Kamm!« sagte ich und nahm ihr die Bürste ab, die ich neben mir ablegte. Ginger watete in den Strom hinaus und reichte dem neuen Mädchen den Kamm.