Ich warf einen Blick auf Lavinia, die noch immer auf der Decke am Boden lag. Ich bedeutete ihr aufzustehen. Als sie es getan hatte, reichte ich ihr die Tunika. »Halt dir das mal vor.«
Sie nahm die Tunika entgegen und drückte sie sich mit beiden Händen vor den Körper.
Ich betrachtete sie.
»Herr?«
»Du könntest einen Stein zum Schwitzen bringen.«
Sie errötete. »Danke, Herr.«
Ich betrachtete sie weiter. In der Tunika würde sie sehr verführerisch sein. Ich nahm ihr die Tunika wieder ab. Dann bedeutete ich ihr niederzuknien.
Auf der anderen Seite des Raumes keuchte Phoebe auf.
»Herr?« fragte die neue Sklavin.
»Ja?«
»War ich zufriedenstellend?«
»Ja.«
»Glaubst du, ein anderer Mann könnte mich attraktiv finden?«
»Schon möglich.«
»Ich bin nicht mehr so hochmütig, so dumm, wie ich war?«
»Nein.«
»Ich bin jetzt eine viel bessere Sklavin, nicht wahr?«
»Ja.«
»Ich bin dankbar für meine Ausbildung.«
»Gern geschehen.«
»Ich hoffe, daß ich davon profitiert habe.«
»Das hast du, keine Frage«, sagte ich.
»Dann glaubst du, daß mich ein anderer Mann, unter gewissen Umständen, nicht abstoßend finden würde?«
»So ist es.«
Sie senkte schüchtern den Kopf.
»Ich würde mir allerdings keine großen Hoffnungen machen«, fuhr ich fort. »Du hast mir zu gehorchen, und in der ersten Phase unseres Unternehmens besteht deine Hauptaufgabe lediglich darin, die Botschaft zu überbringen.«
»Ich verstehe, Herr.«
»Was du tust, während du die Botschaft überbringst, bleibt dir überlassen.«
»Ja, Herr«, sagte sie schüchtern.
Ein plötzlicher Lärm ließ mich zur Seite blicken. Marcus, der Phoebe umarmte, hatte sich herumgewälzt, und sie waren gegen die Wand gestoßen.
»Komm her zu mir«, befahl ich meiner neuen Sklavin. »Auf allen vieren.« Sie gehorchte und zog dabei die Fußkette hinter sich her.
Ich zeigte auf ein flaches Lederkästchen, das am Boden lag. »Bring es mir.«
Sie holte es und hielt es mir hin.
»Herr?« fragte sie.
Ich machte keine Anstalten, es entgegenzunehmen. Lavinia blickte mich verwirrt an. Dann hatte sie begriffen. »Vergib mir, Herr.«
Auf den Knien hob sie die ausgestreckten Arme und bot mir das Kästchen entgegen. Ihr Kopf blieb zwischen den ausgestreckten Armen gesenkt.
»Anscheinend mußt du noch viel lernen«, sagte ich.
»Vergib mir, Herr.«
Ich nahm das Kästchen.
Sie ließ sich auf die Fersen sinken, spreizte die Beine und legte noch immer mit gesenktem Kopf die Hände auf die Oberschenkel.
»Deine Ausbildung wird fortgeführt.«
»Danke, Herr.«
»Und jetzt auf alle viere«, befahl ich. »Und zwar in meiner Nähe, wo ich dich erreichen kann.«
Ich streckte die Hand aus und berührte den Kragen an ihrem Hals. Das war der erste von drei Sklavenkragen, die ich für sie besorgt hatte. Die beiden anderen befanden sich in dem Kästchen. Der Kragen um ihren Hals trug die Aufschrift ›LIEFERE MICH BEI TARL IM INSULA VON TORBON AB‹.
Ich nahm den oberen Kragen aus dem Kästchen und legte ihn ihr an, direkt über dem anderen. Ich ließ den Verschluß zuschnappen. Er paßte gut. Die Aufschrift lautete: ›LIEFERE MICH BEIM PEITSCHENMEISTER DES ZENTRALZYLINDERS AB‹. Ich schob den Schlüssel ins Schloß, öffnete es und nahm ihn ihr wieder ab. Ich legte ihn mitsamt Schlüssel zurück in das Kästchen und holte den anderen Kragen hervor, um ihn ihr probeweise anzulegen. Seine Aufschrift lautete: ›LIEFERE MICH BEI APPANIUS VON AR AB‹.
Es war kein Zufall, daß ich Lavinia gekauft hatte. Sie war keine Unbekannte für mich. Ich hatte beobachtet, wie sie versklavt worden war, damals, im Metellanischen Bezirk, vor dem Einzug der Cosianer in die Stadt, vor dem freiwilligen Schleifen der Stadtmauern. Sie hatte törichterweise gegen das Lagergesetz verstoßen. Als freie Frau war sie zu dem Sklaven Milo aufs Lager gekrochen, wobei sie ertappt worden war. Natürlich hatte sie nicht wissen können, daß Milo nur als Lockvogel seines Herrn Appanius diente und schon mehrere freie Frauen auf diese Weise in den Besitz seines Herrn überführt hatte.
Milo war hervorragend für eine solche Aufgabe geeignet. Er war immerhin Schauspieler, und zwar ein recht guter. Zumindest war das meine Meinung. Es gab Leute, die da anders dachten. Marcus gehörte zu ihnen. Boots Tarskstück auch, aber bei ihm war das nur kollegiale Eifersucht. Milo war der schönste Mann von Ar. Nun, sagen wir, einer der schönsten. Ich hatte gesehen, wie einige freie Frauen bei seinem Anblick in Ohnmacht gefallen waren, als er in der Rolle des Lurius von Jad auf der Bühne erschien.
Wie ich in Erfahrung gebracht hatte, hatte sich Appanius, der nicht nur Impresario und ein Förderer der schönen Künste war, sondern auch Landwirt, nur wenig aus seiner Neuerwerbung gemacht. Er schien sich überhaupt nicht viel aus Frauen zu machen. Er hatte Lavinia nach einem Zwischenfall als Feldsklavin schuften lassen. Der Sonnenbrand war noch immer zu sehen. Darum hatte ich sie so billig und ohne Aufsehen zu erregen erwerben können.
Phoebe stöhnte jetzt immer lauter. Sie hatte die Augen geschlossen und warf den Kopf hin und her. Sie war wie von Sinnen in ihrer Lust, ihrem Herrn ergeben.
Ich nahm Lavinia auch diesen Kragen wieder ab und verstaute ihn mitsamt dem Schlüssel neben dem anderen in dem Kästchen.
»Nimm mich!« schluchzte Phoebe. »Ich flehe dich an! Ich bin deine Sklavin! Benutz mich als hilfloses Gefäß deiner Lust!«
»Rühr dich nicht«, sagte ich zu meiner neuen Sklavin. Sie blieb an meiner Seite, auf allen vieren.
»Ich ergebe mich!« schluchzte Phoebe.
Dann erbebte sie, schnappte nach Luft und klammerte sich an Marcus fest. Auch er keuchte auf, dann lachte er plötzlich, ein lautes Lachen, fast schon ein Triumphschrei.
»Das andere Kleidungsstück ist fertig?« fragte ich Lavinia.
»Ja, Herr.«
»Dann zieh es für mich an.«
»Ja, Herr.« Sie stand auf, ging zur anderen Seite des Zimmers, wo eine Truhe stand, vor der sie niederkniete und ein weißes Kleidungsstück aus Hurtwolle hervorholte.
Ich blickte zur Seite, als sie aufstand, es sich über den Kopf zog und an ihrem Körper glattstrich. Ich wollte es nicht sehen, bis sie es richtig angezogen hatte.
»Herr«, sagte sie.
»Ausgezeichnet!« sagte ich.
Das Gewand endete ein Stück oberhalb der Knie und hatte einen hohen, sittsamen Kragen. In gewisser Hinsicht ähnelte sein Stil den Tuniken der Staatssklavinnen. Das paßte gut zu meinen Plänen.
»Dreh dich!« befahl ich. »Sehr gut.«
Neben seiner Schlichtheit war vielleicht die Tatsache noch wichtiger, daß es sich um die Art von Kleidung handelte, in der es eine Sklavin wagen konnte, vor eine freie Frau zu treten. Die Tunika würde kaum den Neid oder die Wut einer freien Frau erregen; sie war kleidsam und doch offensichtlich das Gewand einer Sklavin.
»Die Herrin hat es genäht«, sagte Lavinia.
»Das hast du gut gemacht, Phoebe«, sagte ich. »Es ist tadellos.«
»Danke, Herr«, keuchte Phoebe. Sie lag neben Marcus. Ihr Körper war von einer feinen Schweißschicht überzogen, ihre Brustwarzen noch immer hart.
»Zieh es wieder aus!« befahl ich. »Leg es in die Truhe zurück. Dann nimm wieder deine Position ein, neben mir. Auf allen vieren!«
»Ja, Herr.«
Ich betrachtete sie in aller Ruhe. In dieser Stellung boten ihre Brüste einen wunderschönen Anblick.
»Kannst du schreiben?« fragte ich sie.
»Ja, Herr.«
»Du bist sicher neugierig, was für einen Brief du überbringen sollst.«
»Ja, Herr«, sagte sie und zuckte unwillkürlich zusammen. Ich hatte sie berührt.
»Der eine Brief geht dich nichts an«, sagte ich, »da du nur seine Überbringerin sein wirst. Andererseits wird dir klar sein, worum es dabei geht.«
»Ja, Herr.«
»Du wirst ihn der Frau überbringen, die ich dir noch nennen werde«, fuhr ich fort, »und zwar ihr persönlich. Um die Chancen, daß du zu ihr vorgelassen wirst, zu erhöhen, wirst du den Brief in einer Röhre am Hals tragen, und deine Hände werden mit Handschellen auf den Rücken gefesselt sein.«