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»Wie mein Herr befiehlt.«

»Glaubst du, sie lassen sie zu ihr durch?« fragte Marcus.

»Bei ihrer Geschichte und dem Kragen glaube ich schon«, sagte ich.

»Der Brief muß in einer Männerhandschrift geschrieben sein.«

»Natürlich.« Ich lächelte.

»Zweifellos in deiner flüssigen Schrift.« Er lag auf dem Rücken und blickte zur Decke, deren Putz abblätterte.

»Ich hatte gehofft, jemand könnte dazu überredet werden, die Nachricht auf eine überzeugendere Weise zu gestalten.«

Lavinia stöhnte auf und bewegte sich angespannt, behielt ihre Position aber bei.

»Die Handschrift muß vermitteln, daß der Schreiber gebildet, charmant, gewandt, elegant und zuvorkommend ist.«

»Das hört sich nach der richtigen Aufgabe für deine Blockschrift an«, sagte Marcus. »Sie hat viele Vorzüge. Ich kenne Bauern, die sie nicht so gut hinbekommen. Du könntest natürlich deine unverwechselbare Schreibschrift benutzen. Sie läßt auf unterschwellige Weise an einen absoluten Analphabetismus denken, die ihr sofort einen prägnanten, eigenwilligen Reiz verleiht.«

»Mein Herr hat eine ausgezeichnete Handschrift«, sagte Phoebe.

»Hat dich jemand um deine Meinung gebeten?« fragte Marcus.

»Nein, Herr«, sagte sie. »Verzeihung, Herr.«

»Ich hatte gehofft, Phoebe, daß sich dein Herr dazu überreden ließe, diesem Unternehmen sein Können zur Verfügung zu stellen«, sagte ich.

»Ja, Herr«, flüsterte sie.

»Meine Handschrift ist schlicht«, sagte Marcus.

»Vielleicht könntest du ja ein paar Schnörkel hinzufügen.«

»Nein«, sagte Marcus.

»Möchtest du, daß ich den Brief schreibe?«

»Das wäre verhängnisvoll.«

»Davon abgesehen, könnte meine Handschrift erkannt werden«, sagte ich.

»Daran habe ich gar nicht gedacht«, sagte Marcus.

»Also, tust du es?«

»Ich schreibe aber nur in meiner normalen Handschrift«, sagte er.

»Hervorragend.«

»Und was ist, wenn sie die Schrift des angeblichen Schreibers kennt?«

»Das ist sehr unwahrscheinlich«, erwiderte ich. Es war unvorstellbar, daß der angebliche Schreiber aus eigenem Antrieb eine derartige Korrespondenz begann. Bei den bei einer solchen Beziehung verbundenen Risiken würde der erste Brief normalerweise mit Sicherheit von der freien Person ausgehen.

»Was den Inhalt des anderen Briefs angeht, so wirst du genau darüber Bescheid wissen«, sagte ich zu Lavinia.

Sie drängte sich unwillkürlich meiner tastenden Hand entgegen und biß sich auf die Lippe. »Ja, Herr.«

»Denn du wirst ihn schreiben.«

»Ja, Herr.«

»Ich werde ihn dir diktieren«, sagte ich. »Falls du willst, kannst du ihn auch allein schreiben und dann meine Zustimmung einholen.«

»Wie mein Herr wünscht.«

»Wann wird dein Freund, der edle Boots Tarskstück, eigentlich endlich losschlagen?« fragte Marcus.

»Sei nicht ungeduldig mit ihm«, erwiderte ich und streichelte Lavinia. »Um zu dem Heimstein vorgelassen zu werden, mußte er ihn verhöhnen.«

Ich hatte Marcus bestürmt, sich das nicht anzusehen, aber er hatte natürlich darauf bestanden. Anscheinend wollte er – soweit es möglich war – diese schwierige, gefährliche Operation in all ihren Phasen überwachen. Keine Einzelheit war so unwichtig, daß er sie übersehen hätte. Allerdings war ich der Meinung, daß Boots die Sache etwas übertrieben hatte. Mitgerissen von seiner Vorstellung war ihm vermutlich nicht einmal bewußt gewesen, daß ich ein paar Meter von ihm entfernt alle Mühe hatte, Marcus davon abzuhalten, sich mit der blanken Klinge auf ihn zu stürzen. Die meisten Umstehenden, die Marcus und die Wut in seinem Blick ebenfalls nicht wahrgenommen hatte, hatten sich prächtig amüsiert. Boots hatte aus seiner Verachtung für den Heimstein des verräterischen Ar-Station ein großartiges Schauspiel gemacht. Seine Beleidigungen waren zahlreich, gut überlegt und trafen ins Mark; sie wurden mit Wonne vorgetragen. Man hatte ihm sogar applaudiert. Es war Zufall gewesen, daß Marcus nicht an ihn herankonnte. Ohne es zu wissen, hatte Boots es allein diesem glücklichen Umstand zu verdanken, daß er unbeschadet weitergehen konnte, ohne daß ihm zum Beispiel bei lebendigem Leibe das Herz herausgeschnitten wurde.

»Wann wird er zuschlagen?« fragte Marcus.

»Er hat nicht gemeint, was er da gesagt hat«, versicherte ich ihm.

»Er klang sehr überzeugend«, erwiderte Marcus grimmig.

»Wäre es dir lieber gewesen, er hätte sich nicht überzeugend angehört?«

»Wann wird er zuschlagen?« wiederholte Marcus.

»Die Imitation muß angefertigt werden«, erwiderte ich. »Das braucht seine Zeit.«

»Wann wird er zuschlagen?«

»Bald, da bin ich mir sicher.«

»Vielleicht hat er ja bereits die Stadt verlassen.«

»Das hat er nicht.«

Marcus ließ nicht locker. »Das wäre auch besser für ihn.«

»Das wird er schon nicht tun«, sagte ich. »Aber wenn er es täte, könnte man es ihm wohl kaum zum Vorwurf machen. Es ist nicht sein Heimstein. Er ist kein Soldat. Du bist nicht sein Offizier oder Ubar.«

»Das ist wahr.«

»Sei dankbar, daß er uns helfen will.«

»Ich will ihm nichts schulden«, sagte Marcus. »Ich werde dafür sorgen, daß er gut bezahlt wird.«

»Wie du willst.«

»Glaubst du, man kann ihn überreden, Geld anzunehmen?«

»Sicher, wenn wir nur mit genügend Nachdruck darauf bestehen.«

»Gut«, sagte Marcus.

»Er ist wirklich kein schlechter Kerl.«

Marcus gab nur ein wütendes Schnauben von sich. Ich schüttelte den Kopf und streichelte Lavinia weiter. Sie bebte am ganzen Körper.

»Morgen werden wir unsere Pläne durchführen«, sagte ich. »Und du wirst mir gehorchen«, fügte ich an Lavinia gewandt hinzu.

»Ja, Herr«, erwiderte sie stöhnend. »Deine Sklavin wird gehorchen.«

19

»Herr, ich fürchte mich«, sagte Lavinia.

Ich stieß sie in unser kleines Zimmer im insula von Torbon und schloß hinter uns die Tür.

»Wie ist es gelaufen?« fragte ich.

»Ich fürchte mich!«

»Warum?«

»Wie kann ich es wagen, vor ihn zu treten«, fragte sie, »als das, was ich nun bin, nämlich als Sklavin?«

»Du wirst die sittsame Kleidung einer Staatssklavin tragen.«

»Ich fürchte mich.«

»Nimm den Umhang ab.«

Sie gehorchte. Unter dem Umhang kamen das Kleid aus weißer Wolle und ihr Eisenkragen zum Vorschein.

»Ich würde es nicht einmal wagen, den Blick zu heben, um ihn anzusehen«, jammerte sie.

»Das mußt du aber, wenn er es befiehlt.«

»Ja, Herr«, sagte sie kläglich.

»Aber vielleicht ist es ja nicht nötig.«

»Ja, Herr.«

»Zieh dich jetzt um«, sagte ich, »aber beeile dich!«

Sie zog das weiße Kleid aus und stand einen kurzen Augenblick lang, vermutlich ohne sich dessen bewußt zu sein, nackt vor mir.

»Eitle Sklavin!« Ich mußte lachen.

Sie errötete und legte das Wollkleid schnell ab und griff nach der Tunika einer Staatssklavin.

Ich lächelte.

In diesem kurzen Augenblick hatte sie den Besitz ihres Herrn wirklich auf einnehmende Weise vorgeführt.

Im Handumdrehen hatte sie die Tunika über den Kopf gestreift und zog sie an den Hüften glatt.

Ich betrachtete sie, dann sagte ich: »Ausgezeichnet.«

Sie lächelte, und ich holte den Kragen, der dem Staatskragen so ähnlich sah, aus dem Lederkästchen. Ich trat hinter sie, legte ihr den Kragen um und entfernte den Kragen, den sie bis jetzt getragen hatte, den Kragen, der sie als Eigentum von Appanius kennzeichnete.

»Weißt du, wie spät es ist?« fragte ich.

»Nein«, antwortete sie. »Ich weiß ja kaum, was ich tue oder wo ich bin.«

»Knie nieder!«

Auf Gor gibt es Chronometer, aber sie sind selten und kostbar. Marcus und ich hatten zur Zeit absichtlich keinen in unserem Besitz. Er hätte nicht zu unserer Tarnung als Hilfswächter gepaßt.