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»Dann gehe ich allein!«

»An deiner Stelle würde ich das nicht tun«, sagte ich.

»Warum nicht?«

»Ich glaube wirklich nicht, daß das nötig ist.«

»Warum nicht?«

»Ich glaube, wir haben ihn bereits«, sagte ich.

»Was?«

»Tal, meine Freunde!« Boots Tarskstück kam freudestrahlend auf uns zu.

»Ich wollte dich umbringen«, sagte Marcus anstelle einer Begrüßung.

»Gab es einen bestimmten Grund?« fragte Boots ganz unschuldig.

»Du hast den Heimstein von Ar-Station beleidigt«, sagte Marcus wütend.

»Ich verlasse mich darauf, daß deine Mordgelüste mittlerweile nachgelassen haben«, sagte Boots mit einem Grinsen.

»Beträchtlich«, sagte der junge Krieger. »Jetzt bin ich zutiefst niedergeschlagen.«

»Du scheinst guter Laune zu sein«, sagte ich zu Boots.

»Wie hat dir meine Vorstellung gefallen?« fragte er.

»Ich fand sie großartig, brillant, unvergleichlich!«

»Mehr nicht?« Es klang verletzt.

»Besser als das, falls das möglich ist.«

»Unvergleichlich unvergleichlich?«

»Mindestens.«

»Und doch rechne ich damit, sie noch zu übertreffen«, erklärte Boots.

Marcus sah auf. »Du wirst es also noch einmal versuchen?« fragte er begierig.

Ich hielt die Hand hoch. »Augenblick«, sagte ich. »Wie kannst du das unvergleichlich Unvergleichliche übertreffen?«

»Das ist ganz einfach«, antwortete Boots. »Dazu ist lediglich erforderlich, daß man bei jedem Auftritt alle vorangegangenen Auftritte übertrifft, und die der anderen auch. So setze ich ständig neue Maßstäbe.«

»Und auf diese Weise ist es möglich, das unvergleichlich Unvergleichliche durch etwas noch Unvergleichlicheres zu übertreffen.«

»So ist es«, sagte Boots.

»Du wirst es also noch einmal versuchen«, drängte Marcus.

»Was versuchen?«

»Den Heimstein von Ar-Station in deinen Besitz zu bekommen!«

»Warum?«

»Warum?«

»Er hat ihn doch schon«, warf ich ein.

Boots öffnete kurz seinen Umhang.

»Ist das der Heimstein?« flüsterte Marcus andächtig.

»Das will ich doch hoffen«, sagte Boots.

»Erinnerst du dich nicht?« fragte ich Marcus. »Was er damals im insula sagte – daß es nicht mehr als ein Niesen ist?«

»Doch«, sagte Marcus. Daß etwas nicht mehr als ein Niesen ist, ist eine bekannte goreanische Redensart.

»Ein Niesen«, sagte ich. »Ein Niesen! Begreifst du denn nicht, diese Kühnheit, der Humor, der darin liegt?«

»Nein.«

»So hat es dieser Gauner gemacht«, kicherte ich. »Als er nieste. Wir haben ihn beobachtet, nicht seine Hände, und in diesem Augenblick fand der Austausch statt.«

»Falsch«, sagte Boots.

»Ach?«

»Ja«, sagte er. »Der Austausch geschah ziemlich zu Anfang der Vorstellung, als ich zum Himmel blickte und sagte, daß die Wolken sich wohl kaum dazu herablassen würden, auf einen so wertlosen Stein herabzuregnen. Du erinnerst dich an den Witz, warum sie ihn nach drinnen tragen und zum Heimstein machen mußten,, weil er eine Dürre verursachte?«

»Das ist natürlich nicht wahr«, sagte Marcus finster.

»Nein, natürlich nicht« erwiderte Boots. »Es ist sogar ein recht hübscher Stein.«

»Und es konnte auf ihn draufregnen wie auf jeden anderen Stein!«

»Zweifellos.«

»Der Austausch geschah so früh?« fragte ich.

»Ja.«

»Nicht als du geniest hast?«

»Nein«, sagte er. »Ich habe die Angewohnheit, in der Vorstellung den jeweiligen Austausch sehr früh vorzunehmen, bevor das Publikum danach Ausschau hält. Zu diesem Zeitpunkt sind sie noch nicht besonders aufmerksam. Man muß dann während der Vorstellung nur so tun, als fände der Austausch erst noch statt. Man kann Andeutungen fallen und das Publikum aufschreien lassen in dem Glauben, daß es dich erwischt hat, aber dann ist es völlig verblüfft, wenn du ihm zeigst, daß die Dinge gar nicht so sind, wie sie erscheinen. Sicher, hier handelte es sich um keine Bühnenvorstellung, da keiner, außer vielleicht euch beiden, irgend etwas in dieser Art erwartete. Genaugenommen war es kaum mehr als eine kurze, überraschende Demonstration komödiantischer Brillanz, bei der eher zufällig ein Austausch vorgenommen wurde. Ihr könnt euch gar nicht die Versuchung vorstellen, die ich verspürte, hinterher beide Heimsteine zu zeigen, damit das Publikum die ganze Darbietung besser würdigen konnte.«

»Es ist gut, daß du dieser Versuchung widerstanden hast«, sagte Marcus ernst.

»Das glaube ich auch.«

»Vermutlich hätte man dich innerhalb einer Ahn verbrannt.«

»Während ich mir die Sache überlegte, habe ich keineswegs versäumt, solche Möglichkeiten einzubeziehen«, sagte Boots. »Ich gestattete ihnen, sozusagen ihr Gewicht in die Waagschalen zu legen.«

»Du mußt wissen, daß wir und alle Bürger Ar-Stations deine Genialität zu schätzen wissen«, versicherte ihm Marcus.

»Vielen Dank.«

»Wir erweisen dir unsere Hochachtung durch unseren Salut!«

»Danke.«

»Du hast es nicht gemacht, als du geniest hast?« fragte ich.

»Nein.«

»Warum hast du dann geniest?«

»Meine Nase juckte«, sagte Boots.

»Nun, wenn der Austausch früher stattfand, dann hast du ja gar nicht Ar-Stations Heimstein beleidigt«, sagte Marcus erfreut. »Jedenfalls die meiste Zeit nicht.«

Boots nickte. »Das ist wahr.«

»Und ich hätte dich beinahe ohne Grund getötet«, staunte Marcus.

Boots erschauderte.

»Deine Nase juckte?« fragte ich.

»Ja.«

»Ich glaube«, sagte ich, »du solltest dich darauf vorbereiten, die Stadt so schnell wie möglich zu verlassen.«

»Nein«, erwiderte Boots.

»Noch heute abend«, sagte Marcus.

Boots schüttelte den Kopf.

»Marcus wird mir morgen bei etwas helfen«, sagte ich. »Aber er wird dich mit seiner Sklavin Phoebe einholen.« Ich stutzte und sah Boots an. »Nein?«

»Nein«, sagte Boots. »Morgen abend ist besser. Sollte man die Fälschung heute entdecken, an dem Tag, an dem ich mich in dem Kreis befand, und ich die Stadt an demselben Tag verlassen habe, würde das als ein zu unwahrscheinlicher Zufall erscheinen. Man würde zu dem Schluß kommen, daß ich mich auf der Flucht befinde.«

»Er hat natürlich recht«, sagte ich.

»Ja«, meinte Marcus gequält.

Jetzt, da wir den Heimstein besaßen, hatten natürlich sowohl Marcus als auch ich es eilig, daß er fortgeschafft wurde.

»Vielleicht hat das ja auch was Gutes«, sagte ich. »Wenn alles wie geplant läuft, können Marcus und Phoebe zusammen mit dir morgen abreisen.«

»Wenn alles wie geplant verläuft?« fragte Boots.

»Du brauchst mir natürlich nicht zu helfen«, sagte ich an Marcus gewandt.

»Ich helfe dir!« sagte er.

»Danke.«

»Und was ist mit dir?« fragte Boots.

»Mach dir um mich keine Sorgen.«

»Du bleibst in Ar?«

»Für die nächste Zeit.«

»Wenn der falsche Heimstein ein gutes Duplikat ist, sollte es eigentlich keine Rolle spielen«, meinte Marcus. »Möglicherweise fällt es niemals auf.«

Boots strahlte über das ganze Gesicht. »Aber man wird den Austausch entdecken, und zwar sehr bald, zweifellos innerhalb der nächsten Tage.«

Marcus sah ihn überrascht an. »Wie bitte?«

»Du würdest nicht wollen, daß das Duplikat ein perfektes Duplikat ist«, erklärte Boots. »Wenn es so wäre, könnten Seremides und die Ubara weiterhin behaupten, es sei der Heimstein von Ar-Station. Sie könnten sogar die Echtheit des Steins, der in Port Cos auftauchen wird, falls wir es bis dorthin schaffen, in Frage stellen.«

Marcus schüttelte staunend den Kopf.

»Es muß allen klar sein, daß man ihnen den echten Heimstein unter der Nase weggeschnappt hat.«

»Solche Geschehnisse dürften die Position Cos’ sicherlich schwächen«, sagte ich. »Und Ar wieder Mut machen. Derartige Dinge haben schon ganze Regime gestürzt.«

»Ich habe dafür gesorgt, daß es viele kleine Unterschiede zwischen dem Original und der Kopie gibt«, sagte Boots. »Allerdings würde die nur jemand bemerken, der den Heimstein von Ar-Station gut kennt.«