Выбрать главу

»Warum sollte er nicht an ihr interessiert sein?« wollte Marcus wissen. »Sie ist eine wohlgeformte Sklavin.«

»Nur so eine Vorahnung.«

»Du hast dir wirklich genug Mühe bei den Einzelheiten gegeben«, sagte Marcus.

»Gründlichkeit ist wichtig.«

»Ich habe noch nie eine Frau gesehen, die sich so schnell ausziehen konnte«, meinte der junge Krieger.

»Es muß zwischen dem Geräusch eines Schrittes und dem Aufbrechen der Tür geschehen.«

»Ich ziehe es vor, wenn sich die Sklavin langsam und sinnlich auszieht.«

»Da stimme ich dir grundsätzlich zu«, sagte ich, »wenn genug Zeit ist.«

Es ist ein Genuß, wenn sich eine Sklavin vor einem entkleidet, sich ihrem Herrn sinnlich und voller Anmut zeigt. Frauen beherrschen diese Kunst auf eine großartige Weise. Sie scheinen einen Instinkt dafür zu haben. Und ich bin der festen Überzeugung, daß es ihnen gefällt, die Wirkung zu beobachten, wenn sie sich vor ihrem Herrn entblättern und ihm mit dieser Enthüllung ihrer Schönheit vor Verlangen den Verstand rauben. In solchen Dingen verfügt eine Sklavin über eine große Macht.

»Ach!« sagte Marcus. »Welch eine Schande!«

»Was ist eine Schande?«

»Der arme Kerl wird kaum Zeit für sie haben.«

»Ja«, erwiderte ich. »Und wenn mich nicht alles täuscht kommt dort Appanius, und er hat ein paar seiner Männer dabei.«

»Gehst du auf ihn zu?« fragte Marcus.

»Aber sicher doch.«

Ich stieß mich von der Wand ab. »Halt!« sagte ich und legte Wut in meine Stimme. »Bist du Appanius der Landwirt, das Oberhaupt des allseits bekannten Hauses von Appanius?«

Er musterte mich ärgerlich. »Wer bist du denn?«

»An meiner Armbinde erkennst du, daß ich die Autorität habe, dich anzuhalten«, sagte ich unfreundlich. Marcus und ich trugen wie gewöhnlich unsere Armbinden, die unseren Status als Hilfswächter zeigten. Der wichtigste Vorteil bestand natürlich darin, daß sie uns erlaubten, Waffen zu tragen.

Appanius hob wütend seinen Stab.

Ich mißachtete die unzulängliche Waffe. Natürlich hätte ich ihn auf der Stelle töten können. Mein Kodex erlaubte das.

»Sei vorsichtig, Appanius«, warnte ihn einer seines Begleiter. Insgesamt waren sie zu viert, und sie alle trugen Stäbe. Darüber hinaus waren sie nicht bewaffnet. Genau wie es die Waffengesetze verlangten. Zwei von ihnen trugen Ketten.

»Dir wurde eine Frage gestellt«, erinnerte ich Appanius.

Er senkte den Stab. »Ja«, sagte er. »Ich bin Appanius, das Oberhaupt dieses Hauses, das am bekanntesten für seine Landwirtschaft ist.«

»Besitzt du einen ungehorsamen, widerspenstigen Sklaven?« fragte ich.

»Ich verstehe nicht.«

»Ich bin Besitzer einer kleinen Schlampe namens Lavinia«, sagte ich.

»Lavinia!« rief er wütend aus.

»Ich habe sie erst kürzlich erworben.«

»Dieses kleine Miststück!«

»Ein Bursche, der, wie ich von anderen erfahren habe, dein Sklave ist, hat sie anscheinend verführt.«

Er starrte mich an. »Unmöglich!«

»Du kennst diese Lavinia?«

»Ich glaube schon, ja«, sagte er. »Ich hätte sie schon vor Monaten als Topfmädchen in die Stadt verkaufen sollen.«

»Anscheinend treffen sie sich«, sagte ich. Das entsprach sogar der Wahrheit, da Lavinia in der Tracht einer Staatssklavin mehrere Male zu dem Sklaven Milo Kontakt aufgenommen und ihm Botschaften überbracht hatte, bei denen es um das geplante Stelldichein an diesem Morgen ging. Natürlich hatte sie in ähnlichem Kontakt mit der Ubara gestanden, nur daß sie in dieser Rolle einen Kragen trug, der sie als Angehörige des Hauses von Appanius ausgab.

»Das kann ich nicht glauben!« sagte Appanius ärgerlich.

»Warum bist du hier?« fragte ich.

»Du!« rief er. »Du hast mir heute in aller Frühe die Botschaft geschickt!«

»Ja«, sagte ich. »Ich bin ihm gefolgt. Sie treffen sich irgendwo hier, ich weiß nur nicht genau wo.«

»Wenn das stimmt«, brüllte Appanius, »dann weiß ich wo!«

»Dein Sklave sollte gezüchtigt werden«, meinte ich.

»Deine Sklavin sollte gezüchtigt werden«, erwiderte er heftig. »Meiner ist unschuldig!«

»Und meine ist nur eine Sklavin.«

»Nur eine Sklavin! Nur eine Sklavin!« rief er aus. »Genau das ist es doch! Sie sind alle gleich! Sie alle haben dieses Feuer im Unterleib und können sich nicht beherrschen. Unablässig betteln und lecken und küssen sie! Und diese Lavinia ist eine der schlimmsten! Sie ist eine Verführerin, das kann ich dir sagen! Sie sind alle Verführerinnen!«

»Soweit ich weiß, ist es dein Sklave, der hier der Verführungssklave ist«, sagte ich.

»Wer hat das gesagt?« rief Appanius.

»In der Stadt kursieren derartige Gerüchte.«

»Das stimmt nicht!« behauptete er. »Das ist eine Lüge!«

»Trotzdem trifft die Schuld deinen Sklaven.«

Er schüttelte erregt der Kopf. »Nein. Ich kenne deine Lavinia, sie ist es, die die Schuld an allem trägt.«

»Wie dem auch sei«, sagte ich, »anscheinend treffen sie sich.«

»Das kann nicht sein!«

»Wie es aussieht, unterhält dein Sklave ein schamloses Verhältnis mit ihr.«

»Das kann nicht sein!«

Ich zuckte mit den Schultern. »Ich habe ihn gesehen. Ein großer, hübscher Bursche. Warum also sollte er es nicht tun?«

»Er würde mich nicht verraten!«

»Ich verstehe nicht.«

»Weißt du, wer mein Sklave ist?« fragte er.

»Ist er in Ar bekannt?«

»Das schon«, gab Appanius widerstrebend zu.

»Ich bin nicht aus Ar.«

»Das habe ich mir schon gedacht«, sagte er. »Denn dann wüßtest du, daß ein Sklave von dieser Qualität nicht im mindesten an deiner kleinen Schlampe interessiert ist.«

»Bist du dir da sicher?«

»Absolut.«

»Und doch bist du mit deinen Männern gekommen.«

Appanius nickte zögernd. »Um seine Unschuld zu beweisen.«

»Tragen deine Leute deshalb Stäbe und Ketten?«

»Du bist unverschämt, Kerl!« brüllte er.

»Appanius, sei vorsichtig«, warnte ihn einer der Gefolgsmänner, offensichtlich der Sprecher der Gruppe. »Er ist ein Ordnungshüter.«

»Lucian, das regele ich schon allein«, fuhr Appanius ihn an.

Der mit Lucian Angesprochene zuckte mit den Schultern.

»Wir könnten die Sache ein für allemal klarstellen«, schlug ich vor. »Wir müßten nur wissen, wo sie sind.«

Der Landwirt lachte verächtlich. »Du weißt also nicht, wo deine Sklavin ist?«

»Woher soll ich das wissen?«

»Wenn du sie zu Hause angekettet hättest, wüßtest du es.«

»Und wenn du deinen Sklaven in einer Zelle eingesperrt hättest«, erwiderte ich, »wüßtest du auch, wo er ist.«

»Es war dein Fehler, eine Schlampe wie Lavinia von der Kette zu lassen!«

»Und du läßt deinen Sklaven wie einen Vulohahn in Ar herumstreifen!«

»Mein Sklave ist unschuldig, ehrlich und vertrauenswürdig!«

»Und genau darum hast du Männer, Ketten und Stäbe mitgebracht.«

»Sleen!« brüllte Appanius.

»Sei vorsichtig!« sagte Lucian. Im Gegensatz zu seinem Arbeitgeber war er sich offensichtlich durchaus bewußt, daß Marcus mit der Hand am Schwertgriff hinter ihnen stand. Ich schätzte, daß der junge Krieger zweien von ihnen die Kehlen durchschneiden konnte, bevor sie überhaupt Gelegenheit hätten, in verschiedenen Richtungen auszuweichen. Danach würde er mindestens noch einen von ihnen angreifen können, vorausgesetzt, sie wichen tatsächlich in verschiedene Richtungen aus, was für sie die beste Taktik sein würde. Ich würde mit etwas Glück den anderen stellen können, nachdem ich Appanius niedergestreckt hatte. Hätte ich eine Wette abschließen müssen, wäre ich davon ausgegangen, daß keinem von ihnen die Flucht gelang. Kein Stab kann gegen eine Klinge bestehen, außer er wird von Expertenhänden geführt.

»Wie dem auch sei«, sagte ich, »ich bin Lavinia bis in diese Gegend hier gefolgt, und ich habe auch deinen Sklaven gesehen, und irgendwie gelang es ihnen zu verschwinden.«

Das gab ihm zu denken. »Aber du hast sie nicht zusammen gesehen?«