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»Drück dich deutlich aus«, verlangte Appanius.

»Verbanne ihn«, flüsterte ein anderer Gefolgsmann.

»Ja, genau!«

Appanius sah auf den angeketteten Sklaven hinunter.

Mittlerweile war mir klar, warum die Gefolgsleute so eifersüchtig auf den Sklaven waren. Er hatte sich im Haus zweifellos zu großer Macht erfreut, hatte seinem Herrn zu nahe gestanden. Sie wollten ihn unbedingt loswerden.

»Wieso?« fragte Appanius.

»Er war dir untreu.«

»Er hat dich zum Gespött gemacht, mit einer Frau.« Diese Bemerkung schien bei Appanius den gewünschten Effekt zu haben.

»Wenn das hier rauskommt, wird ganz Ar über dich lachen.«

Das bezweifelte ich. Es ist ganz natürlich, daß sich ein Sklave nach einer Sklavin umsieht, und es ist ebenfalls nicht ungewöhnlich, daß eine Sklavin die Gelegenheit einfach nutzt.

Appanius wurde wieder von Wut gepackt.

Ich betrachtete Milo. Seine Hände waren auf den Rücken gefesselt. Die Leine baumelte am Boden.

»Also, Milo«, sagte Appanius. »Du würdest mich zum Gespött der Leute machen?«

»Nein, Herr.«

»Man kann sich leicht vorstellen, wie er darüber lacht, daß er dich mit einer Frau betrogen hat«, sagte Lucian.

»Du mußt ihn töten«, sagte ein anderer Gefolgsmann.

»Nein!« schrie Lavinia. »Nein!« Sie sprang auf, rannte zu Milo und umarmte ihn schluchzend. Sie wandte sich an Appanius. »Nein, nein, bitte!«

Ich packte sie am Arm und riß sie zurück, fort von Milo, und stieß sie zu Boden, wo sie sich auf die Knie aufrichtete und uns mit wildem Blick anstarrte.

Ich ließ Appanius nicht aus den Augen. Er war totenbleich. Wie ich vermutet hatte, war er von diesem Vorschlag nicht begeistert.

»Nichts anderes wird den Fleck auf deiner Ehre beseitigen«, sagte Lucian.

»Welchen Fleck denn?« fragte Appanius plötzlich leichthin.

Die Gefolgsmänner starrten ihn sprachlos an.

»Was hat das denn mit meiner Ehre zu tun«, fragte Appanius, »wenn ich von einem undankbaren, wertlosen Sklaven betrogen wurde? Das ist doch nichts.«

»Appanius!« sagte Lucian.

Appanius wandte sich mir zu. »Willst du einen Sklaven kaufen?« fragte er mich geschäftsmäßig, als würde es ihn nicht weiter berühren. Aber ich sah, daß er verzweifelt war. Eigentlich war ich sogar gerührt. Er sah sich einem schwierigen Problem gegenüber. Er wollte sowohl seine Ehre als auch das Leben seines Sklaven retten. So wütend und verletzt er auch war, so empfindlich er auch war, was seine Ehre betraf, versuchte er doch seinen Sklaven zu retten. Das überraschte mich. Es hatte tatsächlich den Anschein, als läge ihm etwas an dem Mann. Mit dieser Entwicklung hatte ich nicht gerechnet. Das gestaltete die Sache komplizierter als erwartet. Ich war davon ausgegangen, daß er außer sich vor Wut über Milo sein würde, dazu bereit, ihn zu töten, wo ich dann einschreiten und ihm ein großzügiges Angebot machen wollte. Wenn er dann nüchtern die Sache überdachte und das Angebot attraktiv genug war – was kein Problem darstellte, da ich ein Vermögen in Goldmünzen bei mir trug –, konnte ich den Sklaven erwerben. So hatte ich mir den Verlauf vorgestellt. Und falls sich Appanius weigerte, konnte ich ihn und seine Männer noch immer fesseln und knebeln und verstecken, während ich Milo dazu benutzte, mein Ziel eben auf eine andere Weise zu erreichen.

»Vielleicht«, sagte ich bedächtig.

»Ich habe einen zu verkaufen.«

»Nein, Appanius«, sagte Lucian.

»Er ist billig«, sagte Appanius bitter.

»Wieviel?«

»Er ist noch billiger als billig.«

»Verkauf ihn nicht, Appanius«, sagte Lucian. »Er ist der wertvollste Sklave von ganz Ar!«

»Für mich ist er weniger wert als die geringste Sklavin.«

»Wieviel willst du?« fragte ich mißtrauisch. Ich hatte fünfundvierzig Goldstücke dabei.

»Er ist wertlos«, sagte der Landwirt.

»Töte ihn!« flüsterte Lucian.

»Nein«, sagte Appanius. »Er soll wissen, was er mir Wert ist.«

»Was soll er kosten?« fragte ich.

»Ein Tarskstück.«

Die Gefolgsmänner schrien entsetzt auf. Der Sklave sah fassungslos auf. Lavinia stöhnte.

»Ein Tarskstück«, wiederholte Appanius.

Der Sklave weinte vor Scham und riß an den Fesseln. Aber er konnte sich nicht befreien.

»Ich glaube, das kann ich mir leisten«, sagte ich.

»Das ist der wertvollste Sklave von Ar«, jammerte Lucian.

Appanius schüttelte den Kopf. »Nein, er ist der wertloseste Sklave von Ar.«

Ich fischte ein Tarskstück aus dem Geldbeutel und gab es Appanius.

»Er gehört dir«, sagte er.

Das Tarskstück ist im goreanischen Geldumlauf die Münze mit dem kleinsten Wert.

»Du hast doch nichts dagegen, gewisse nötige Papiere zu unterzeichnen, oder?« fragte ich. Ich hatte sie mitgebracht.

»Normale Sklavenurkunden?« fragte Appanius.

Ich nickte.

»Das ist nicht nötig«, sagte Lucian.

»Überhaupt nicht«, sagte Appanius.

Marcus räusperte sich. »Falls ich mich nicht irre, sind Tinte und Papier im Nebenraum.«

»Interessant«, sagte ich. Dabei hatte ich das natürlich vorher gewußt.

»Gib mir die Papiere«, sagte Appanius.

Ich reichte sie ihm.

»Ich werde sie im Hinterzimmer ausfüllen, und du, Lucian, wirst sie bezeugen.«

»Ja, Appanius«, sagte Lucian niedergeschlagen.

Appanius sah mich an. »Du wirst ihn fesseln wollen.«

Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Wenn er zu fliehen versucht, wird man ihm die Kehle durchschneiden.«

»Befreie ihn von den Ketten«, befahl Appanius einem seiner Gefolgsmänner, dann begab er sich nach hinten.

Der Sklave sah zu mir hoch, während der Mann ihm die Ketten und das als Erkennungsmerkmal dienende, aus Silber gefertigte Sklavenarmband abnahm. Der Mann packte auch die teure Kleidung und die goldenen Sandalen zusammen. Das hatte ich vorausgesehen und ein paar Sachen aus dem insula mitgebracht, die aber bei weitem nicht so kostbar waren.

»Wem gehörst du?« fragte ich Milo.

»Dir, Herr.«

»Bleib auf den Knien, Sklave!«

»Ja, Herr.«

Lavinia warf mir einen verstörten Blick zu, dann starrte sie den Sklaven an. Und er erwiderte den Blick. Beide wußten sie, daß sie nun demselben Haushalt gehörten.

Es dauerte nicht lange, und Appanius und ich hatten unser Geschäft abgeschlossen. Die Papiere waren unterzeichnet und beglaubigt.

Appanius schaute auf den Sklaven hinab. »Möchtest du deinen ehemaligen Herrn für das, was du getan hast, um Verzeihung bitten?« fragte er.

»Nein, Herr«, antwortete der Sklave. »Nicht für das, was ich getan habe.«

»Ich verstehe«, sagte Appanius.

»Aber ich möchte mich dafür entschuldigen, falls ich dich verletzt haben sollte. Das war nicht meine Absicht.«

»Da ich nicht verletzt wurde«, erwiderte Appanius, »ist keine Vergebung nötig.«

»Ja, Herr.«

»Wie ich sehe, lernst du wenigstens Demut.«

»Ja, Herr«, sagte der Sklave. »Danke, Herr.«

Appanius wandte sich dann Lavinia zu. »Du bist eine hübsche Schlampe.«

Sie warf sich ängstlich vor ihm auf den Bauch.

Appanius verließ die Wohnung. Zwei seiner Gefolgsmännern folgten ihm. Lucian und ein anderer blieben zurück. »Wir haben miteinander gesprochen«, sagte er. »Wir geben dir für Milo einen Silbertarsk.«

»Du bist sehr großzügig«, sagte ich. »Das ist ein beträchtlicher Profit für mich.«

»Du willigst also ein?«

»Nein.«

»Warum nicht?«

»Es gibt in Ar freie Frauen, die würden für ihn tausend Goldstücke bezahlen.«

Lucian und sein Freund tauschten Blicke aus. Sie begriffen anscheinend, daß ich mehr über diesen Sklaven wußte, als ihnen klar gewesen war.

»Hättest du soviel aufbringen können, Lavinia?« fragte ich.

»Nein, Herr«, antwortete sie. »Das hätte ich mir nicht leisten können.«

»In Position!« knurrte ich.

Augenblicklich erhob sich Lavinia vom Bauch auf die Knie und nahm die gebräuchlichste Stellung goreanischer Vergnügungssklavinnen ein, auf den Fersen sitzend, den Rücken gerade, den Kopf hoch erhoben, die Hände auf die Oberschenkel gelegt, die Beine gespreizt.