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»Die Herrin ist doch keine Sklavin!« rief Milo entsetzt.

»Aber wenn ich eine wäre?«

»Und man dich erwischen würde?«

Talena nickte.

»Die Herrin würde bestraft.«

»Obwohl ich so schön bin?« fragte sie skeptisch.

»Erst recht deshalb!«

»Ach ja?«

»Aber die Herrin ist keine Sklavin!«

»Auspeitschen?«

»Das mindeste, was man mit der Herrin tun würde«, sagte er, »wäre, sie zu entkleiden, zu fesseln und auszupeitschen.«

Talena erschauderte.

»Und ich kann mir nicht vorstellen, daß die Herrin jemals wieder denselben Fehler begehen würde.«

»Vermutlich nicht«, sagte sie.

Ich warf Tolnar am anderen Beobachtungsschlitz einen Blick zu. Er erwiderte ihn und konzentrierte sich wieder auf das Geschehen im Nebenraum. Ich folgte seinem Beispiel.

Die Ubara bewunderte sich noch immer im Spiegel. »Du findest mich doch attraktiv, oder?« fragte sie.

»Natürlich, Herrin! Du bist mit Sicherheit die schönste Frau von ganz Ar!«

Lavinia sackte zusammen. Eine Träne tropfte zu Boden.

»Und ich bin die Ubara!«

»Ja, Herrin!« erwiderte der Sklave.

»Auch eine Ubara ist eine Frau«, fuhr sie fort, »und ich habe die Bedürfnisse einer Frau.«

»Ja, Herrin.«

Die Ubara fing an, das äußere Gewand Stück für Stück abzulegen, wobei sie gelegentlich immer wieder einen Blick in den Spiegel warf. Als sie die zierlichen Schuhe abgestreift hatte, stand sie barfuß in einem weißen, aus Seide gefertigten und einteiligen hemdartigen Unterrock da, der ihr bis zu den Knien reichte. Sie zog die Nadeln aus ihrem dunklen, wallenden Haar, ließ es herunter, schüttelte den Kopf, nahm es mit beiden Händen und schob es nach hinten. Dann betrachtete sie sich wieder im Spiegel. Ich mußte alle Kraft zusammennehmen, um nicht in den Raum zu stürmen und sie zu packen. Um den Hals trug sie ein Lederband, an dem ein kleiner, verschlossener Lederzylinder baumelte. Ich glaubte genau zu wissen, was er enthielt. Milo würde es nicht wissen, genausowenig wie er den angeblichen Brief der Ubara dabeihaben würde, den in Wirklichkeit Lavinia geschrieben hatte. Vermutlich hatte er ihn vernichtet, da er auf gefährliche Weise kompromittierend sein konnte. Weder die Ubara noch Milo wußten etwas von den Briefen, die sie sich angeblich geschrieben hatten.

»Ich frage mich, ob ich wirklich die schönste Frau auf ganz Gor bin?« sagte Talena und sah in den Spiegel.

»Aber sicher«, sagte Milo.

Lavinia weinte lautlos vor sich hin.

»Und du, Milo«, sagte die Ubara, »bist ein hübscher, starker Kerl.«

»Ich freue mich, daß die Herrin mich nicht abstoßend findet.«

»Du bist bestimmt der attraktivste Mann von ganz Ar!«

»Herrin«, sagte Milo leise und näherte sich ihr.

»Bring mir Wein!« fauchte sie.

Ohne ein Wort zu verlieren, eilte er zu dem kleinen Tisch und goß etwas Wein in ein Glas. Er kehrte zu ihr zurück und kniete nieder. Dann reichte er ihr mit gesenktem Kopf das kleine Glas. Aber sie nahm es nicht entgegen.

»Sieh her«, befahl sie. Er gehorchte. Sie strich mit dem Finger über den kleinen Lederzylinder an ihrem Hals. »Du weißt doch sicher, was hier drin ist.«

Er gab keine Antwort.

Sie öffnete den Behälter und zog das zusammengerollte Blatt Papier etwa einen Hort weit heraus, damit er es sehen konnte. Dann stieß sie es triumphierend zurück und verschloß den Zylinder wieder.

»Du bist ein besserer Schauspieler, als ich gedacht hätte«, sagte sie. Er hatte keine Miene verzogen.

»Du wirst mir gehorchen, in allem, und nicht nur, weil du ein Sklave bist, sondern auch aus diesem Grund.« Sie tippte auf den Zylinder. »Ich habe dich nun in der Hand, mein lieber Milo, auch wenn du nicht mir gehörst. Dieser Brief verleiht mir die nötige Macht über dich. Sollte Seremides oder Myron oder der Hohe Rat ihn zu Gesicht bekommen oder selbst ein einfacher Wächter, kannst du dir sicher vorstellen, wie dein Schicksal aussähe.«

Er blickte sie an.

»Wie dumm es doch von dir war, einen solchen Brief zu schreiben.« Sie lachte. »Aber du bist ein Mann, und Männer sind dumm.«

Milo senkte den Kopf und bot ihr wieder den Wein an. Der Brief hätte ihm sicher nichts gesagt, aber er hatte bestimmt sofort begriffen, daß er eine Rolle in meinem Plan spielte, in den er so tief verstrickt war. Darüber hinaus dürfte ihm zweifellos der Verdacht gekommen sein, daß der Brief, den er erhalten hatte, mit großer Wahrscheinlichkeit gar nicht von der Ubara stammte. Es war unwahrscheinlich, daß sie, die sich so offensichtlich der damit verbundenen Gefahr bewußt war, ein solches Schriftstück verfassen würde. In den falschen Händen wäre es zumindest politisch kompromittierend.

Sie ließ ihn das Glas noch einen Moment lang halten, bevor sie es endlich entgegennahm.

Er ließ den Kopf gesenkt und legte die Hände auf die Oberschenkel.

Die Ubara hob das Glas an die Lippen, nahm aber nur einen winzigen Schluck. Zumindest sah es so aus.

»Bring das Glas zurück«, befahl sie. »Dann kommst du zurück und kniest wieder dort nieder.«

Sie ging zum Sofa und beobachtete im Spiegel, wie er das Glas auf dem winzigen Tisch abstellte und sich wieder zu ihr gesellte.

»Du bist das Idol unzähliger Frauen«, sagte Talena, »aber meine Schönheit hat dich besiegt!«

Er schwieg.

»Ich bin es, vor dem du kniest.«

Milo schwieg immer noch.

»Du siehst gut aus, wenn du kniest. Genau so gehört es sich für Männer: vor einer Frau kniend.«

Er hielt krampfhaft den Kopf gesenkt.

»Du darfst aufsehen«, sagte sie. Dann strich sie sich mit einer anmutigen Bewegung die Träger des weißen Seidenunterrocks von den Schultern und ließ ihn fallen. Er blieb um ihre Knöchel herum liegen.

»Ai!« stieß der Sklave leise hervor.

Sie ließ sich geschmeidig rücklings auf das Sofa gleiten und krümmte sich auf seinem Unterteil wie eine Katze zusammen. Dabei ließ sie ihn nicht aus den Augen.

»Wage es ja nicht, ohne meine Erlaubnis aufzustehen, Sklave!«

»Ja, Herrin«, antwortete Milo.

Sie lachte leise und musterte ihn von oben bis unten.

»Sag, hast du männliche Bedürfnisse?«

»Ja!«

Sie lachte wieder. »Du darfst aufstehen, schöner Sklave«, sagte sie amüsiert.

»Ja, Herrin.«

»Aber bleib stehen, wo du bist«, fügte sie hinzu.

»Ja, Herrin.«

Sie legte sich auf die Seite und betrachtete ihn. »Du bist wirklich ein hübscher Bursche.«

»Danke, Herrin.«

Sie rollte sich langsam auf den Rücken, streckte sich vor seinen Augen träge und lasziv und genoß die Weichheit der Felle und die angenehmen Gefühle, die ihre Bewegungen in ihr entfachten. Sie blickte gemächlich nach oben. Das Netz entdeckte sie natürlich nicht, da sie erstens nicht danach Ausschau hielt und es zweitens geschickt in der Decke verborgen war.

Ihre Handflächen lagen neben ihren Oberschenkeln und zeigten nach oben. Ihr linkes Bein war angewinkelt.

Der Kragen würde ihr ausgezeichnet stehen.

Sie stöhnte leise.

Dann drehte sie den Kopf und blickte Milo wieder an. »Manchmal fühle ich mich, wie sich meiner Meinung nach eine Sklavin fühlen muß.«

Das verborgene Netz befand sich direkt über ihr.

Milo bewegte sich, so als wollte er einen Schritt auf sie zumachen.

»Komm nicht näher!« warnte sie.

Er blieb steif stehen.

Sie lachte, erhob sich auf Hände und Knie und wandte ihm das Gesicht zu. Dann wich sie auf allen vieren zurück, auf die Sofamitte zu.

»Jetzt darfst du näher kommen!« befahl sie. »Halt, das reicht!«

Er stand am Sofarand.

»Anscheinend ist die Herrin hergekommen, um einen armen Sklaven zu foltern«, sagte er.

Sie legte sich auf die linke Seite, stützte sich auf den linken Ellbogen und zog die Knie an den Körper. Dabei ließ sie ihn die ganze Zeit über nicht aus den Augen.

»Armer Milo«, sagte sie voller Mitleid.

Er gab darauf keine Antwort und senkte den Blick.