Выбрать главу

»Du!« Talena drehte mühsam den Kopf und sah zu mir hoch. »Bist du das wirklich?«

»Auf die Knie, Sklavin«, sagte ich und zerrte sie auf die Knie.

»Du bist es tatsächlich!« rief sie wütend.

»Dein Name ist Talena«, sagte ich ungerührt. »Das ist der Name, den ich dir verliehen habe.«

»Sleen!« Sie konnte nicht aufstehen, da ihre Handgelenke eng an die Knöchel gekettet waren.

»Lavinia, komm her und knie dich neben die neue Sklavin«, befahl ich.

Lavinia gehorchte mit offensichtlichem Unbehagen.

»Verdammtes Sleenweibchen!« rief Talena.

Lavinia hielt den Blick starr geradeaus gerichtet.

»Und du bist auch ein Sleen!« brüllte Talena Milo an.

»Ich war ein Verführungssklave«, erwiderte er. »Ich habe meinem Herrn gehorcht.«

»Verdammter Sleen!«

»Nimm dich in acht«, sagte ich zu Talena. »Du sprichst einen freien Mann an.«

»Du bist frei?« fragte sie Milo.

»Ja.«

»Das ist nicht möglich!« rief sie.

»Doch, das ist es«, erwiderte er. »Jetzt bin ich es, der frei ist, und du bist die Sklavin.«

»Sklavin!« brüllte sie. »Wie kannst du es wagen!«

Ich wandte mich Milo zu. »Da knien zwei Sklavinnen nebeneinander«, sagte ich, »beide sind sklavinnennackt. Die eine gehört dir, die andere mir. Ich biete dir einen gerechten Handel an. Wenn du willst, können wir tauschen.«

Talena sah mich ungläubig an, dann richtete sie den Blick, mit verzweifelter Hoffnung auf Milo. »Nimm mich!« rief sie. »Ich sorge dafür, daß du es nicht bereust! Ich gebe dir tausend Goldstücke! Hundert schöne Sklavinnen! Einen hohen Posten in Ar!«

»Nein!«

»Du wirst doch nicht eine nackte Sklavin mir vorziehen? Du hast gesagt, ich sei die schönste Frau von ganz Ar!«

Er musterte sie. »Hast du mir das geglaubt? Ich war ein Verführungssklave.«

Talena starrte ihn sprachlos vor Wut an. »Wer ist denn schöner als ich?« verlangte sie zu wissen.

»Lavinia«, sagte Milo.

»Die Sklavin?« rief Talena ungläubig.

»Die andere Sklavin«, verbesserte er sie lächelnd.

»Das ist lächerlich!«

»Sie ist die schönste Frau von ganz Gor.«

»Herr!« keuchte Lavinia strahlend.

Talena ließ den Kopf hängen. »Sleen!« zischte sie.

Milo wandte sich wieder mir zu. »Wir müssen gehen.«

»Ich bin unbekleidet, Herr«, sagte Lavinia.

»Zieh dich an«, erwiderte ich. »Nimm die Sachen, die du hier getragen hast«

Lavinia eilte auf die am Boden liegenden Kleidungsstücke zu. »Vergiß nicht die Tunika mit der Entkleidungsschleife!« rief Milo ihr nach.

»Bestimmt nicht, Herr!« rief sie und lachte.

»Es wäre nicht verkehrt, wenn sie sich als freie Frau verkleidet«, sagte ich zu Milo. »Sie soll das Gewand der Ubara nehmen.«

»Du hast recht.« Er deutete auf die Kleidungsstücke, die direkt neben ihm am Boden lagen. Lavinia gehorchte sofort.

»Da ist ein Geldbeutel!« sagte sie plötzlich.

»Der gehört mir!« rief Talena zornig.

»Er ist ziemlich schwer.«

»Gib ihn deinem Herrn«, sagte ich. Milo sah mich an. »Behalte ihn.«

»Er gehört mir!« protestierte Talena.

»Sklaven haben keinen Besitz«, sagte ich. »Sie sind Besitz.«

Milo steckte den Beutel in seine Tunika. Er konnte ein paar kleinere Münzen mit Sicherheit gut gebrauchen.

»Und vergiß das hier nicht«, sagte ich und hob den kleinen Lederzylinder auf, den die einstige Ubara um den Hals getragen hatte und in dem der kompromittierende Brief steckte, mit dem sie ihn als Sklave in der Hand gehabt hatte.

»Danke.«

Talena kämpfte gegen ihre Ketten an; es war eine vergebliche Geste.

Im Handumdrehen hatte Lavinia das Gewand der Ubara angezogen, nun mußte sie nur noch die Kapuze hochschlagen und den Schleier anlegen.

»Wie gefällt dir deine freie Frau, Herr?« fragte sie Milo.

»Du bist nicht meine freie Frau«, erwiderte er. »Du bist meine Sklavin!«

»Aber ich trage das Gewand einer freien Frau.«

»Es wird mir Vergnügen bereiten, es dir später auszuziehen.«

»Ich kann es kaum erwarten.«

Talena stieß einen unartikulierten Wutschrei aus.

»Ihr müßt gehen«, drängte Marcus.

Milo nickte.

Lavinia kniete vor mir nieder. Es war irgendwie paradox, eine mit dem Gewand der Verhüllung bekleidete Frau knien zu sehen. »Danke, Herr, daß du mich Milo überlassen hast«, sagte sie und küßte mir dankbar die Füße. Dann wandte sie sich Milo zu und küßte ihm ebenfalls die Füße. »Ich liebe dich, Herr.«

»Leg den Schleier an«, sagte er.

Kniend zog sich Lavinia die Kapuze über den Kopf und richtete den Schleier.

»Ich wünsche dir alles Gute«, sagte ich zu Milo.

»Auch ich wünsche dir alles Gute«, sagte Marcus.

Milo nickte ernst. »Danke für alles.«

Ich winkte ab. »Das war doch nicht der Rede wert«, versicherte ich ihm.

Er holte tief Luft. »Ich wünsche euch auch alles Gute«, sagte er dann und reichte Marcus und mir nacheinander die Hand.

»Laßt mich nicht mit diesen Männern hier allein!« rief Talena verzweifelt. Aber Milo und seine Sklavin gingen, ohne sich noch einmal umzudrehen. Wir wandten uns Talena zu. Sie wurde sichtlich kleiner.

»Damit kommt ihr niemals durch!« flüsterte sie.

»Ich bin schon damit durchgekommen«, erwiderte ich.

»Ich verstehe nicht.«

»Du gehörst mir«, sagte ich. »Du bist jetzt meine Sklavin.«

Sie starrte mich voller Wut an.

»Heil dir, Talena«, sagte ich, »der Ubara von Ar.«

»Ja, allerdings!« stieß sie hervor.

»Nein, Begreifst du nicht, daß du verspottet wirst, Sklavin?«

»Eine bloße Formalität!« fauchte sie.

Ich schüttelte den Kopf. »Nicht im mindesten! Du bist meine Sklavin, auf völlig legale Weise, nach allen Gesetzen Ars und Gors. Die Dokumente sowie beglaubigte Kopien werden an hundert Orten eingereicht und aufbewahrt werden.«

»Es wird dir nicht gelingen, mich aus der Stadt zu schaffen!«

»Das wird man schon arrangieren«, erwiderte ich und machte eine Pause. »Wenn ich dich holen komme.«

»Wenn du mich holen kommst?«

»Ja. Morgen werde ich Seremides einen Kurier schicken, der ihm deinen Aufenthaltsort verrät.«

»Ich verstehe nicht.«

»Er wird nicht wissen, daß du versklavt worden bist. Er wird nur glauben, daß du so dumm warst, ohne Wächter den Zentralzylinder zu verlassen und möglicherweise Straßenräubern in die Hände fielst und beraubt wurdest. Bestimmt wirst du dir eine plausible Geschichte einfallen lassen.«

»Er wird mich retten!«

»Du wirst deine Rolle als Ubara von Ar wieder einnehmen«, fuhr ich fort. »Alles wird so aussehen wie immer, aber in Wirklichkeit wird alles anders sein. Denn du bist jetzt meine Sklavin.«

»Du bist ja verrückt!«

»Und du wirst nicht wissen, wann ich dich holen komme.«

Jetzt sah sie mich ängstlich an.

»Und ich werde dich holen kommen«, sagte ich. »Das verspreche ich dir.«

»Nein!«

»Ja«, sagte ich mit unbewegtem Gesicht. »Ich werde kommen und meine Sklavin beanspruchen.«

»Ich werde im Zentralzylinder von Wächtern umringt sein!«

»Du wirst in dem Wissen leben, daß ich eines Tages kommen und dich holen werde!«

»Warum behältst du mich nicht sofort?« fragte sie.

»Meine Arbeit in Ar ist noch nicht getan.«

»Deine Arbeit?«

»Cos muß aus Ar vertrieben werden«, sagte ich.

»Seremides wird dich jagen und fangen! Dafür sorge ich!«

»Seremides’ Sturz ist bereits in die Wege geleitet worden.«

Marcus warf mir einen überraschten Blick zu. Ich nickte. »Dafür wird Myron schon sorgen.«

»Ich verstehe nicht.«

»Du wirst schon sehen.«

»Kaissa?«

»In gewisser Weise.«

»Die Wächter werden Ar auf der Suche nach dir auf den Kopf stellen!« stieß sie hervor.

»Es gibt einen Ort, an dem sie aller Wahrscheinlichkeit nicht suchen werden«, erwiderte ich.

Sie lachte höhnisch. »Wo soll das sein?«

»Neugier bekommt einer Kajira nicht«, sagte ich. Sie riß wütend an den Ketten. Bei diesem Ort handelte es sich natürlich um ihre eigenen Reihen.