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»Cos kann nicht aus Ar vertrieben werden!« rief sie. »Cos ist zu mächtig. Cos ist unbesiegbar!«

»Einst hielt man auch Ar für unbesiegbar«, erwiderte ich.

»Ar wird auch weiterhin das cosische Joch tragen!«

»Sei dir da mal nicht so sicher. Davon abgesehen, da du eine Sklavin bist, könntest du es sein, die sich plötzlich mit einem Joch wiederfindet.«

»Ich bin keine Sklavin!«

»Wie amüsant.«

»Ruf die Dokumente zurück«, sagte sie plötzlich. »Ich werde mir meine Freiheit erkaufen.«

»Du besitzt nichts.«

»Seremides kann dafür sorgen, daß sie eingezogen werden.«

»Du würdest ihm verraten, daß du eine Sklavin bist?« fragte ich.

Sie erbleichte. Dann sagte sie: »Ja, wenn es sein muß!«

»Aber es spielt keine Rolle.«

»Ich verstehe nicht.«

»Du bist nicht zu kaufen!«

Sie warf mir einen wütenden Blick zu.

»Zumindest nicht im Augenblick.«

»Sleen!« Sie brach wieder in Tränen aus.

Ich setzte mich auf die Liege. Sie bot wirklich einen schönen Anblick, wie sie dort kniete, die Hände dicht auf den Rücken gefesselt. Es fehlte nur noch der Sklavenkragen.

»Aber nach einer richtigen Sklavenausbildung wären vielleicht sogar Männer wie Tolnar und Venlisius an dir interessiert.«

Das versetzte sie erneut in Wut. »Diese Narren!« zischte sie. »Ich verstehe sie nicht. Um dem Gesetz Genüge zu tun, haben sie ihre Karrieren in Gefahr gebracht, sind sie ins Exil gegangen!«

Ich zuckte mit den Schultern. »Es gibt eben auch solche Männer.«

»Ich verstehe sie nicht!«

»Das liegt daran, daß du nicht verstehst, was Ehre bedeutet.«

»Ehre ist etwas für Narren!«

»Es überrascht mich nicht, daß eine Verräterin eine solche Meinung vertritt.«

Talena schnaubte spöttisch.

»Du hast deinen Heimstein verraten!« erinnerte ich sie.

»Das ist doch nur ein Stück Stein.«

Ich beugte mich ein Stück vor. »Es tut mir wirklich leid, daß ich jetzt keine Zeit habe, dich mit der Peitsche zur Sklavin auszubilden.«

Sie starrte mich hochmütig an. »Daß ich nicht lache«, sagte sie dann mit eisiger Stimme. »Du, der du von einer Welt voller Schwächlinge kommst! Du bist viel zu weich, um eine Sklavin auszubilden!«

»Erinnerst du dich an unsere letzte Begegnung?« fragte ich.

»Natürlich.«

»Sie fand statt im Hause von Samos, dem ersten Sklavenhändler von Port Kar.«

Sie nickte unsicher, offensichtlich wußte sie nicht, worauf ich hinauswollte.

»Damals lagst du nicht auf den Knien.«

»Nein«, sagte sie unbehaglich.

»Aber du trugst einen Sklavenkragen.«

»Schon möglich.«

»Damals wußte ich nicht, wie richtig ich dich doch eingeschätzt hatte.«

Sie blickte ärgerlich zur Seite.

»Ich konnte damals nicht von meinem Stuhl aufstehen«, fuhr ich fort. »Ich hatte im Norden eine Verletzung von einem Schwert davongetragen, die Klinge war mit einem Gift aus dem Laboratorium von’ Sullius Maximus, einem der fünf Ubars von Port Kar, bestrichen gewesen.«

Talena schwieg.

»Vielleicht kannst du dich ja daran erinnern, wie du mich verspottet hast, wie du mich verhöhnt und lächerlich gemacht hast.«

»Ich liege hier nackt vor dir auf den Knien«, erwiderte sie kalt. »Vielleicht bist du ja jetzt zufrieden.«

»Das ist erst der Anfang meiner Zufriedenheit.«

»Tu doch nicht so, als wärst du stark«, sagte sie. »Ich weiß, daß du ein Schwächling bist, der von einer Welt von Schwächlingen kommt. Du kommst von einer Welt, wo Frauen dich auf tausenderlei Weise zerstören dürfen und es dir verboten ist, sie auch nur anzufassen!«

Ich sah sie schweigend an.

»Ich verachte dich«, sagte sie, »so wie ich dich damals verachtet habe.«

»Hättest du geglaubt, daß ich eines Tages wieder gehen kann?«

»Nein.«

»Vielleicht erklärt das ja, warum du es in Ordnung fandest, mich zu beleidigen.«

»Nein«, schleuderte sie mir entgegen. »Daß du auf den Stuhl gefesselt warst, war lediglich spaßig, aber ich wußte, du würdest mir die Freiheit schenken, daß ich ungestraft mit dir tun konnte, was immer ich wollte. Ich verabscheue dich.«

»Ich glaube nicht, daß du es amüsant finden würdest, wenn du diejenige wärst, die dem Gift zum Opfer fällt, das dich lahmt, es dir unmöglich macht, auch nur aufzustehen.«

Sie schwieg.

»Zweifellos gibt es das Gift noch«, dachte ich laut nach. »Man könnte es bestimmt beschaffen. Und vielleicht könnte man es dir verabreichen; es würde nur eine winzige Wunde hinterlassen, kaum größer als ein Nadelstich.«

»Nein!« rief Talena entsetzt.

»Mit einer Sklavin kann man machen, was man will.«

»Bitte nicht!« flüsterte sie.

»Andererseits wäre es mir vermutlich lieber, du könntest deine Beine bewegen, damit du mich bedienst, oder zu meinem Vergnügen vor mir tanzt!«

»Tanzen?« Talena schluchzte entsetzt. »Zu deinem Vergnügen?«

»Natürlich. Das ist keine ungewöhnliche Tätigkeit für eine Sklavin. Sie tanzen für ihren Herrn.«

Talena ließ den Kopf hängen. »Du kannst wieder gehen«, murmelte sie dann. Ich sah, daß sie Angst hatte, daß sie sich meiner nicht länger sicher war.

»Ich erhielt in Torvaldsland das Gegenmittel«, sagte ich. »Man brachte es aus dem fernen Tyros, und interessanterweise war es eine Sache der Ehre.«

Sie hob den Kopf.

»Verstehst du, was Ehre ist?« fragte sie dann.

»Nein.«

»Aber wie kannst du dann davon sprechen?«

»Ein oder zweimal habe ich einen kurzen Blick auf sie erhaschen können.«

»Und wie ist sie?«

»Sie ist wie die Sonne am Morgen«, sagte ich, »die über dunklen Bergen aufgeht.«

»Narr!« sagte sie.

Ich schwieg.

»Schwächling!«

Ich schwieg.

»Du bist ein verfluchter Schwächling!« schrie sie.

»Vielleicht bin ich nicht mehr so schwach, wie ich einst war«, antwortete ich ihr ruhig. Ihre Brust hob und senkte sich vor Erregung, ihre Miene verhärtete sich.

»Befreie mich!« verlangte sie dann plötzlich.

»Warum?«

»Du hast mich schon einmal befreit.«

»Heute bin ich klüger.«

»Cos kann niemals aus Ar vertrieben werden!«

»Cos’ Macht auf dem Kontinent besteht hauptsächlich auf seinen Söldnern«, sagte ich.

»Und?«

»Im allgemeinen sind Söldner – von den Kompanien einmal abgesehen, die auf eine besondere Weise mit ihren Anführern verbunden sind, Männern wie Pietro Vacchi und Dietrich von Tarnburg – nur selten vertrauenswürdig; sie sind immer nur so lange vertrauenswürdig, wie sie ihren Sold bekommen.«

»Das spielt keine Rolle«, sagte Talena. »Ihr Sold ist gesichert.«

»Tatsächlich?«

»Zehn Kompanien könnten Ar halten!«

»Vielleicht, vielleicht auch nicht. Ich weiß es nicht.«

Talena holte tief Luft. »Willst du Seremides wirklich meinen Aufenthaltsort verraten?«

»Ja.«

»Er wird mich retten!«

»Nein«, erwiderte ich. »In gewissem Sinn wird er oder Myron dich lediglich für mich verwahren, es wird sein, als wärst du in einem normalen Sklavenlager untergebracht.«

»Du bist eine Bestie!«

»Tatsächlich wird mir das die Lagermiete ersparen.«

»Ich werde die Ehren einer Ubara zurückerhalten!«

Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Du bist jetzt eine Sklavin. Eine Sklavin kann keine Ubara sein. Du kannst nur noch vorgeben, eine Ubara zu sein. In gewissem Sinne wirst du eine Hochstaplerin sein. Und wir wollen hoffen, daß niemand die Täuschung bemerkt, denn, wie du weißt, sind die Strafen für eine Sklavin, die sich als freie Frau ausgibt, sehr hoch.«

Die Wut in ihrem Blick war nicht mit Worten zu beschreiben.

»Im Augenblick wird kaum einer vermuten, daß du eine Sklavin bist. Die meisten, die dich sehen, wie du öffentliche Zeremonien abhältst oder Spiele eröffnest, werden dich für die wahre Ubara halten. Nur ein paar Menschen werden wissen, daß du meine Sklavin bist. Und zu diesen Menschen gehören wir beide, du und ich. Du wirst darauf warten, daß ich dich hole. Und es wird mich erheitern, wenn ich an dich im Zentralzylinder denke.«