Выбрать главу

„Sehr gut", sagte Senor Barbiere, „also dann bis morgen früh um neun, da machen wir weiter."

Dem Anwalt war klar, daß er diese Tortur keine Minute mehr aushalten würde.

„Passen Sie auf", sagte er deshalb, „eigentlich bin ich gar nicht gekommen, um mich auszuarbeiten."

Senor Barbiere sah ihn verwundert an. „Ach nein? Ja, aber warum denn sonst ?"

„Ich wollte eigentlich mit Ihnen nur über Ihren alten Freund Samuel Stone reden." „Meinen alten Freund wer?" „Samuel Stone."

„Ich kenne keinen Samuel Stone."

Der Anwalt war am Boden zerstört. - Er war zum falschen Senor Barbiere gekommen!

Der Neffe kam als dritter in Sevilla an. Er suchte sich den dritten Senor Barbiere im Telefonbuch aus, und das führte ihn zu einer estanzia, einem Landgut, wo Stierkämpfer ausgebildet wurden.

Er betrat das Haupthaus und wurde von einem finster aussehenden Spanier begrüßt.

Buenos Dias", sagte der Mann. „Kann ich Ihnen helfen?" „Ja", sagte der Neffe. „Ich suche Senor Barbiere." „Ja. Wenn Sie mir folgen möchten."

Er führte den Neffen in ein großes Büro. Dort saß ein gutaussehender Mann am Schreibtisch.

„Senor Barbiere, der Herr hier möchte Sie sprechen."

Senor Barbiere stand auf und reichte dem Neffen die Hand.

„Guten Tag. Ich nehme an, Sie möchten auch Stierkämpferunterricht nehmen?"

Stierkämpferunterricht, der ist gut! dachte der Neffe. Das war so ziemlich das letzte auf der Welt, das ihn interessierte. Aber er wollte natürlich das Vertrauen dieses Senor Barbiere gewinnen, damit er ihn dann über das Vermögen Samuel Stones befragen konnte.

Und damit ich sein Vertrauen gewinne, dachte er, muß ich ihn näher kennenlernen, damit auch er mir vertraut. Und am Ende kann es nichts schaden, ein paar Stierkämpferstunden zu nehmen.

Also sagte er: „Ja, deshalb bin ich hier."

„Gut. Ich bin sicher, es wird Ihnen gefallen. Viele meiner Schüler haben später Preise gewonnen."

„Freut mich zu hören. Wann fangen wir an?"

„Wir können gleich anfangen. Kommen Sie, ich führe Sie hinaus zur Stierarena."

Sie gingen durch das Haus und hinten in den hellen Sonnenschein hinaus. Die Stierarena war riesengroß. Senor Barbiere führte den Neffen zu einem kleineren Haus. „Dort drinnen können Sie sich umziehen", sagte er, „und sich einen Stierkämpferanzug aussuchen."

Als der Neffe sich umgezogen hatte, kam er sich ziemlich albern vor. Er hatte schon Fotos von Stierkämpfern im Kino und im Fernsehen gesehen, aber nie daran gedacht, selbst einmal wie einer gekleidet zu sein.

Senor Barbiere musterte ihn und nickte beifällig.

„Sie sehen ganz gut aus", sagte er. „Also, dann wollen wir mal einen Stierkampf machen."

Der Neffe hatte erwartet, daß er es am Anfang höchstens mit einigen Stierkälbchen zu tun haben würde, mit harmlosen Tieren, denen er den Kopf tätscheln konnte. Statt dessen sah er sich gleich einem enormen Monstrum gegenüber, das ihn mit Leichtigkeit töten konnte. Panik überkam Ihn. So hatte er sich das nicht vorgestellt.

Der Bulle scharrte schnaubend in seinem Gatter und wartete nur darauf, in die große Arena zu stürmen. „Fertig?" fragte Senor Barbiere. „Ja ... Nein!"

Aber da wurde ihm schon das rote Tuch in die Hand gedrückt. „Keine Sorge. Beim erstenmal hat jeder Angst!" Senor Barbiere nickte jemandem zu, und der öffnete das Gatter. Der Bulle kam hereingestürmt.

„Einfach mit dem Tuch wedeln und dann beiseite treten!" „Kann ich nicht", sagte der Neffe. -' Da kam der Stier bereits auf ihn zugerast. „Hilfe!"

Senor Barbiere war an seiner Seite. Er griff sich das rote Tuch und zog es zur Seite. Der Bulle trampelte vorüber. „Sehen Sie, wie leicht es ist? Jetzt versuchen Sie es alleine." „Nein!" rief der Neffe.

Aber da kam der Stier bereits wieder angerannt. Der Neffe gab Fersengeld und flüchtete aus der Arena, so schnell er nur konnte.

Senor Barbiere kam ihm nach. „So geht es nicht!" schimpfte er. „Sie sind eine Schande für meine ganze Schule! Wer hat Ihnen nur eingeredet, Sie könnten. Stierkämpfer werden?" „Niemand", sagte der Neffe. „Eigentlich bin ich nur gekommen, um mich nach dem Vermögen meines Onkels zu erkundigen."

„Onkel? Was für ein Onkel?"

„Samuel Stone. Sie verwahren einen Schatz von ihm." „Ich? In meinem ganzen Leben habe ich noch nichts von einem Samuel Stone gehört."

Der Neffe war verblüfft. „Er hat Ihnen nie etwas von seinem Schatz erzählt?"

„Ich sagte doch gerade, ich kenne den Mann überhaupt nicht!" Der Neffe war geknickt. Er war beim falschen Senor Barbiere!

David kam als letzter in Sevilla an. Auch er schaute als erstes ins Telefonbuch und beschloß, mit dem letzten darin aufgeführten Senor Barbiere, dem vierten, zu beginnen.

Als er dort ankam, stellte er fest, daß es sich um einen Begleiter-Dienst handelte. Er ging hinein und befand sich vor einem sehr kleinen, fetten Mann.

„Ich möchte zu Senor Barbiere", sagte David.

Der Mann lächelte. „Der bin ich. Zu Ihren Diensten."

„Gut", sagte David. „Sie könnten mir eine große Hilfe sein."

„Dazu bin ich da", sagte Senor Barbiere. „Und Sie werden zufrieden sein. Was für ein Mädchen hätten Sie gerne als Begleiterin? Groß, klein, blond, dunkelhaarig?"

„Wovon reden Sie denn?" sagte David.

„Sie können mir schon glauben. Ich weiß, wovon ich rede.

Mein Begleiter-Service ist der beste ganz Spaniens. Unsere Mädchen stellen Sie zufrieden."

„Ich brauche kein Mädchen", sagte David.

Senor Barbiere nickte. „Ach so, verstehe. In diesem Falle haben wir auch junge Männer, die Sie sehr zufriedenstelIen werden."

„Moment", sagte David. „Sie verstehen mich völlig falsch. Ich suche weder Mädchen noch junge Männer, sondern hätte nur gerne eine Auskunft."

Senor Barbiere musterte ihn mißtrauisch. „Auskunft? Was für eine Art Auskunft?"

„Über Samuel Stone. Sie besitzen den Schlüssel zu einem Teil seines Vermögens."

„Wie, sagten Sie, war der Name?"

„Samuel Stone."

Senor Barbiere hob ratlos die Schultern hoch. „Nie von ihm gehört."

„Sind Sie sicher?" „Selbstverständlich."

Auch David war also auf der falschen Spur.

Sie trafen einander wieder auf dem Flughafen für den Rückflug nach Hause. Sie waren niedergeschlagen und gaben David die Schuld an allem.

„Du und deine Schlußfolgerungen!" fauchte die Witwe. „Alle sind wir den ganzen Weg nach Spanien umsonst gekommen! Mir fallen fast die Füße ab, so weh tun sie mir von dieser blöden Arbeit als Bedienung."

Der Anwalt sagte: „Und ich kann mich kaum noch rühren vor Muskelkater überall."

„Mich", sagte der Neffe, „hätte fast ein Stier umgebracht." „Es tut mir leid", sagte David. „Wir müssen uns wohl dieses Videoband noch einmal genau anhören." Sie waren alle wieder in der Bibliothek versammelt und sagten zum Butler: „Wenn Sie uns das letzte Videoband noch einmal vorspielen würden."

„Ich weiß nicht", wandte der Butler ein, „ob ich das tun kann. Mr. Stones Anweisungen an mich vor seinem Tod waren ausdrücklich, daß ich Ihnen nur jeden Montag jeweils ein Band vorspielen dürfe. Von einer wiederholten Abspielung sagte er nichts."

„Schon gut", sagte die Witwe. „Ich übernehme die volle Verantwortung."

„Na gut. Dann will ich die Videokassette mal holen." Sie warteten; daß er wiederkam.

Inzwischen fragte der Neffe: „Wozu eigentlich wollen wir es uns noch einmal anhören? Wir kennen es doch und wissen, was er sagt. Und was hat es uns eingebracht? Diese fruchtlose Jagd in Spanien."

„Wir könnten etwas überhört haben", meinte David. Der Butler kam zurück. Sie sahen zu, wie er das Videoband einlegte. „Also gut", sagte David dann. „Passen wir genau auf." Samuel Stone erschien auf dem Bildschirm. „Hat ihn jemand von euch gesehen, Yor ... Ist das nicht ein hübscher Name? Versucht doch mal, ihn zu singen. Aber ihr müßt ihn im richtigen Schlüssel singen. .. scharfe Rasur... Friseurladenquartett..."