Выбрать главу

„Er ist einfach zu gutherzig", schnarrte die Witwe und meinte David damit. „Der muß noch lernen, daß man hart sein muß im Leben."

„Und rücksichtslos", ergänzte der Anwalt, Der Neffe sagte nichts. Er hatte nur Angst, irgendwie würde doch noch herauskommen, wer Mr. Handel tatsächlich war, und daß man ihm dann Betrugsvorwürfe wegen des Schatzes machen würde.

An der Haustür sagte Mr. Handel zu David: „Ich habe Angst. Ich kann mich nicht erinnern, wer ich bin oder wo ich wohne oder sonst etwas. Ich habe kein Geld und weiß nicht, wohin. Was soll aus mir werden?"

„Machen Sie sich keine Sorgen", beruhigte ihn David, „Ich kümmere mich schon um Sie."

Er machte die Tür auf, und sie traten hinaus ins Freie.

Es schneite noch heftiger als zuvor, und ein kräftiger Wind pfiff. Sie gingen die Aufgangstreppe hinab.

„Vorsichtig", sagte David.

Aber da war es schon zu spät. Mr. Handel rutschte erneut aus und fiel wieder mit dem Hinterkopf auf eine Betonstufe. David beugte sich alarmiert zu ihm hinab. „Sind Sie in Ordnung?"

Mr. Handel machte die Augen auf. „Wer sind denn Sie?" fragte er.

David starrte ihn an."Was?"

Mr. Handel stand auf und sah sich um. „Ist dies das Haus Stone?"

„Ja."

„Wo ist dieser andere Bursche?"

David war ratlos. „Welcher andere Bursche?" „Na, der Neffe. Der mich hierher brachte." „Ich weiß nicht, wovon Sie reden", sagte David. „Schauen Sie, ich habe mit diesem Neffen gesprochen und ihm erzählt, daß ich zehn Millionen für Samuel habe. Wir waren Partner bei der Erschließung eines Ölfelds"

Da war David auf einmal alles sonnenklar. „Sie haben Ihr Gedächtnis wiedergefunden!"

„Wovon reden Sie denn da?" wolle, Mr. Handel wissen. „Als wenn ich es jemals verloren hätte!"

David sagte: „Haben Sie dem Neffen schon. gesagt was für ein Ölfeld das ist?"

„Nein, noch nicht, Es befindet sich nahe bei Enid in Oklahoma."

„Und ist zehn Millionen wert?"

„Nein, zwanzig. Für mich zehn und für Stone zehn. Jetzt natürlich, wo Samuel tot ist, gehört sein Anteil wohl seinen Erben."

„Das stimmt", sagte David und war sehr erfreut. Kommen Sie doch Wieder mit ins Haus."

Die anderen in der Bibliothek waren ziemlich überrascht, als sie David und den Fremden zurückkommen sahen.

„Was macht dieser Mr. Jones noch hier?" herrschte die Witwe sie an. „Ich denke, Sie bringen ihn weg."

„Er heißt nicht Jones", erläuterte David. „Dies ist Mr. Handel. Sagen Sie es selbst Mr. Handel!"

Und Mr. Handel sagte es.

Alle waren sie hocherfreut, von dem vielen Geld zu hören. Alle außer dem Neffen natürlich, der ja eigentlich alles für sich allein haben wollte. Wäre er ein freundlicherer Mensch gewesen und hätte an Stelle Davids Mr. Handel hinausbegleitet, dann wäre dies sogar wahr geworden. Dann hätte Handel ihm den Ort des Schatzes verraten.

Als die anderen aber nun erfuhren, was für ein Doppelspiel der Neffe getrieben hatte, warnte ihn der :Rechtsanwalt streng:

„Machen Sie so etwas nicht noch einmal! Es ist ausdrücklich festgelegt, daß wir die Videobänder immer alle zusammen anschauen. Denken Sie daran und halten Sie sich daran. Und versprechen Sie es!" .

„Ja, ich verspreche es", sagte der Neffe.

„Ich verspreche es auch", sagte die Witwe.

„Und ich ebenfalls", fügte der Anwalt hinzu. Aber alle miteinander kreuzten sie dabei heimlich Finger.

8. KAPITEL

Samuel Stone hatte einen Hund besessen, groß wie ein Pony. Es war eine Dänische Dogge, riesig und häßlich. Alle nannten ihn nur Stupid, Dummer. Aber er war sehr gutmütig und wedelte jeden mit dem Schwanz an und versuchte, allen gleich das Gesicht abzulecken. Doch das fand man eklig.

Sooft Stupid dem Neffen nahe kam, trat dieser nach ihm. Auch der Rechtsanwalt schubste ihn immer gleich zur Seite, und die Witwe schrie ihn nur an.

Stupid verschlang auch enorme Mengen Futter.

Er war sehr lästig.

Die Witwe sagte zu dem Rechtsanwalt: „Haben Sie eine Vorstellung, wieviel es kostet, diesen Hund zu füttern? Er vertilgt mehr als wir alle zusammen. Ich möchte ihn loswerden."

„Aber Onkel Samuel liebte ihn", sagte der Neffe. „Und er ist tot!" beschied ihn die Witwe. „Deshalb 'gehört dieser Hund jetzt mir. Und drum kann ich mit ihm machen was Ich will!"

„Und was willst du mit ihm machen?." erkundigte David. „Verkaufen! Er hat einen guten Stammbaum und ist wahrscheinlich viel wert."

„Wenn Sie meine Meinung hören wollen", sagte David, „ich glaube, Sie würden damit einen Fehler begehen. Dieses Tier gehört hierher. Hier ist sein Zuhause." „Jetzt nicht mehr", sagte die Witwe.

Noch am selben Nachmittag brachte die Witwe den Hund zu einer Tierhandlung.

„Ja?" fragte der Inhaber. „Ich möchte diesen Hund verkaufen." Die Witwe wollte dem Mann nicht sagen, wie viele Umstände Stupid machte, aus Angst, daß er ihn dann nicht kaufen würde. Also log sie und sagte: „Ich ziehe in ein kleineres Haus um, wissen Sie, und da ist nicht mehr genug Platz für ihn." „Das ist aber schade", sagte der Ladenbesitzer. „Es ist ein sehr schönes Tier."

Die Witwe zeigte ihm den Stammbaum des Hundes. „Er ist sehr wertvoll", sagte sie. „Ich trenne mich wirklich nur ungern von ihm. Ich habe ihn nämlich sehr ins Herz geschlossen." „Ja, ja, das kann ich verstehen." „Wieviel könnten Sie mir denn für ihn geben?" „Tausend Dollar."

Das gefiel der Witwe gut. „Ist in Ordnung", sagte sie. Sie strich das Geld ein und sagte zu dem Hund „Lebwohl, Stupid."

Da hob der Tierhandlungsbesitzer erstaunt den Kopf und fragte: „Stupid?"

„Na ja, so haben wir ihn aus Spaß getauft", sagte die Witwe und ging. Sie kehrte sehr zufrieden heim. Nicht nur war sie das Vieh los, sie hatte auch tausend Dollar in der Tasche. David hatte das ganz bestimmte Gefühl, daß die Witwe einen schweren Fehler begangen habe. Er glaubte nicht, daß es im Sinne von Samuel Stone war, das Tier zu verkaufen. Aber nun ja, vielleicht hat es Stupid woanders ja besser; dachte er. Hier in diesem Haus war nie jemand besonders nett zu ihm.

Am Montagvormittag versammelten sie sich wie üblich wieder in der Bibliothek, um das nächste Videoband von Samuel Stone anzusehen und die Hinweise für die nächste Schatzsuche daraus zu entnehmen. Sie waren aufgeregt wie immer und fragten sich, worum es wohl diesmal gehen würde.

Der Butler kam und brachte die Videokassette dieser Woche. Er legte sie ein und schaltete den Fernseher an, nachdem er gefragt hatte: „Sind Sie bereit?" und alle im Chor antworteten: „Ja, wir sind bereit."

Sogleich erschien auch wieder Samuel Stones Kopf auf dem Bildschirm und sagte: „Na, da wären wir also wieder einmal. Ich weiß, wie sehr es euch freut, mich zu sehen." Natürlich freute es niemanden, ihn zu sehen, David ausgenommen.

„Heute habe ich einen Knochen zum Abnagen für euch", sagte Samuel Stone vom Bildschirm. „Ihr müßt nach etwas Großem und sehr Altem Ausschau halten. Es ist nicht besonders intelligent und ohne ein Bein, worauf es stehen könnte. Habt ihr mich? Tiger kann euch helfen."

Und der Bildschirm wurde wieder dunkel.

Alle sahen sich verdrossen an. „Nennt er das vielleicht einen Hinweis?" schimpfte die Witwe. „Wie soll man daraus entnehmen, was und wo der nächste Schatz ist?"

Der Anwalt sinnierte: „Wer oder was hat kein Bein zum Stehen?"

Und der Neffe rätselte: „Und wer ist Tiger?"

David war er einzige, der sich nicht aufregte. Er dachte statt dessen nach. „Groß und sehr alt?" überlegte er, und dann fiel ihm plötzlich etwas ein. „War Samuel Stone denn nicht auch im Vorstand des Naturgeschichtemuseums?"