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Damit ist die Mitteilung zu Ende. Der Fernseher wird abgeschaltet.

Alle sahen sich ratlos an.

Der Anwalt sagte: „Soll das alles sein?"

Die hübsche, junge Witwe sagte: „Was sollen das für Hinweise sein? Das sagt einem doch gar nichts!"

Und der Neffe sagte: „Unmöglich, so was. Den Schatz finden wir doch nie."

Da meldete sich David. „Wir müssen genau darüber nachdenken, was er sagte."

Sie gingen zusammen hinaus auf die Terrasse, wo sich ein großer Swimmingpool befand. An dessen Ende stand eine schöne Neptunstatue, aus deren Mund Wasser in den Pool floß. Der Butler servierte Getränke, während sie alle dasaßen und darüber diskutierten, was ihnen mitgeteilt worden war. Selbst David räumte ein: „Viel ist das nicht, was wir erfahren haben. Deshalb müssen wir es aber um so genauer untersuchen."

„Was da schon groß zu untersuchen ist!" erklärte die Witwe wegwerfend.

Der Neffe sagte: „Onkel Samuel gab selbst zu, daß an der Sache etwas fishy ist, also faul."

„Ja, aber seht ihr denn das nicht?" sagte David. „Das muß der Hinweis sein! Vielleicht hat es ja etwas mit Fischen zu tun." „Ja, und was ist mit diesem Diamond John Brady?" fragte der Anwalt. „Wer soll das sein?"

David dachte kurz nach. Dann sagte er: „Diamond John Brady lebte um 1900. Er war ein berüchtigter Spieler und hatte ständig eine Menge Frauen um sich."

„Was das schon für ein Hinweis ist!" sagte die Witwe abschätzig.

„Noch an etwas erinnere ich mich", sagte David. „Er hatte einen unmäßigen Appetit. Er konnte sechs Steaks und zwei Dutzend Austern auf einmal essen."

Der Neffe tat das ab. „Wen interessiert denn, was der Mann aß? Das hilft uns nicht weiter."

„Moment mal!" sagte David. „Ich hab's! Austern! Was findet man in Austern?"

Und alle riefen wie aus einem Mund: „Perlen!" „Genau! Und das ist der Hinweis mit dem Wort fishy! Nach meiner Meinung müssen wir eine sehr kostbare Perle suchen: herausfischen!" „Da dürften Sie recht haben", sagte der Anwalt. „Jetzt müssen wir diese Perle nur noch finden."

Die schöne junge Witwe sagte: „Die größten Chancen haben wir, wenn wir alle zusammenarbeiten. Alle für einen und einer für alle."

„Absolut!" stimmten alle anderen zu.

Aber in Wahrheit hatte keiner die mindeste Absicht dazu. Jeder wollte den Schatz allein für sich haben.

Der Butler, der ihnen das Essen servierte, sagte: „Entschuldigen Sie, aber ich habe, ganz unabsichtlich, alles mitgehört. Mr. Stone hatte einmal eine Haushälterin mit Namen Pearl. Perle. Könnte es vielleicht sein, daß das mit der Suche nach diesem Schatz zu tun hat?"

Sogleich war klar, daß dies der Hinweis sein mußte, nach dem sie suchten.

Doch die Witwe rief: „Nein, nein! Pearl ist überhaupt keine Hilfe in der Sache." Aber da log sie.

Auch der Neffe stimmte ein: „Nein, das ist eine ganz absurde Idee."

„Ganz meine Meinung", erklärte der Anwalt ebenfalls. „Wie sollte denn eine Haushälterin davon etwas Wissen?" David aber sagte nichts.

In der folgenden Nacht, als sie glaubte, alle schliefen fest, schlich sich die hübsche junge Witwe in Samuel Stones Bibliothek hinunter und begann, seinen Schreibtisch zu durchsuchen. Eine Menge Papiere waren dort, aber unter diesen verborgen fand sie ein Büchlein mit Telefonnummern. Darin stand auch die Adresse von Pearl, der früheren Haushälterin. Sie notierte sie sich und ging Wieder zurück ins Bett.

Eine Stunde später kam auch der Anwalt heimlich, still und leise in die Bibliothek und tat exakt dasselbe. Und ein paar Minuten darauf der Neffe. Und schließlich als letzter noch David.

Am Morgen war die Witwe als erste früh auf und aus dem Haus auf dem Weg zum Haus von Pearl, der früheren Haushälterin von Samuel Stone.

Es war allerdings nicht eigentlich ein Haus, sondern eher eine armselige Hütte in einer ganz armseligen Gegend. Pearl war eine schon ältere schwarze Frau, bereits über siebzig, mit grauen Haaren und glanzlosem Blick. Dazu hatte sie allen Anlaß. Das Leben hatte es nicht gut mit ihr gemeint. Die meiste Zeit hatte sie für Samuel Stone hart gearbeitet, und man wußte schließlich, daß dieser mit Leichtigkeit jeden Wettbewerb um den gemeinsten Menschen der Welt gewonnen hätte.

Trotzdem war ihm Pearl sehr ergeben gewesen. Sein Lohn dafür war, daß er ihr so gut wie nichts bezahlte, sie ständig mißhandelte und ausnutzte und schließlich, als sie krank wurde, einfach hinauswarf. Jetzt saß sie ganz allein in ihrer winzigen, schäbigen Unterkunft ohne Geld und Arbeit.

Auftritt Samuels Witwe. Kommt hereingeplatzt, ruft: „Sie müssen Pearl sein, wie? Ich bin Mrs. Samuel Stone!" Bei diesem Namen überläuft es Pearl eiskalt. Er bringt ihr viele böse Erinnerungen zurück. „Ich habe nichts getan", sagt sie, „lassen Sie mich allein."

Die Witwe sieht sich in der kleinen Hütte um. „Sie allein lassen? Aber nicht doch! Ich bin hier, um Ihnen zu helfen!" Pearl sieht sie mißtrauisch an. „Wieso sollten Sie mir helfen wollen?"

„Weil ich gehört habe, daß mein Mann Sie sehr schlecht behandelt hat. Das will ich wiedergutmachen!" „Was wollen Sie?"

„Ja doch! Wie können Sie nur so leben hier? Das ist ja schlimm! Also, als erstes suchen wir Ihnen mal eine anständige Wohnung."

„Ich kann mir keine Wohnung leisten."

„Aber ich", versichert ihr die Witwe. „Noch heute nachmittag ziehen Sie um."

Die Witwe weiß genau, was sie tut. Nämlich Pearl hier wegholen und an einen Ort bringen, von dem die anderen nichts wissen.

Tatsächlich zog Pearl noch am selben Nachmittag in eine schöne Wohnung in der Stadt mit großen, hellen Zimmern und eingerichtet mit Wunderschönen antiken Möbeln.

„Es ist sehr nett von Ihnen, daß Sie das für mich tun", sagte Pearl.

„Gar keine Ursache", säuselte die Witwe. „Allerdings können Sie jetzt auch etwas für mich tun."

„Gewiß. Was in meiner Macht steht. Soll ich Ihnen das Haus sauberhalten?"

„Nein, nein. Aber Sie haben für meinen Mann doch vor meiner Ehe mit ihm gearbeitet. Haben Sie da mit ihm vielleicht öfter längere Gespräche geführt?"

Pearl starrte sie verständnislos an. „Längere Gespräche? Er sprach nur mit mir, wenn er mich anschrie."

Aber die Witwe gab nicht so leicht auf. Es war ihr klar, daß Pearl irgend etwas mit diesem Perlenschatz zu tun haben mußte.

„Er muß Ihnen irgendwann etwas gesagt haben"; drang sie weiter in Pearl. „Vielleicht etwas von einem versteckten Schatz?"

Pearl dachte bei sich: Die Frau hat einen Knall. Was sollte ich wohl von einem verborgenen Schatz erfahren haben?

Der Neffe war der nächste, der Pearl aufstöberte. Das war nicht einmal schwer gewesen. Die Witwe wußte nicht, daß Pearl bei ihrem Umzug eine Nachsendeadresse hinterlassen hatte. Als der Neffe in ihrer neuen Wohnung ankam, war die Witwe bereits wieder fort.

„Sie sind also Pearl", sagte der Neffe. „Mein Onkel hat mir viel Gutes über Sie erzählt."

In Wirklichkeit hatte sein Onkel natürlich niemals auch nur das kleinste Sterbenswörtchen von Pearl erwähnt.

„Gutes? Über mich?" sagte Pearl. Das war denn doch schwer zu glauben.

„Doch, doch", .versicherte ihr der Neffe. Er sah sich um.

„Wunderschöne Wohnung haben Sie da."

„Die habe ich von Mrs. Stone bekommen", sagte Pearl.

Aha! dachte der Neffe. So ist das, sie versucht, Pearl zu bestechen! „Der Winter steht vor der Tür, Pearl", sagte er.

„Haben Sie einen Pelzmantel?"

Pearl sah ihn erstaunt an. „Ich? Einen Pelzmantel? Natürlich nicht."

„Natürlich schon!" sagte der Neffe und strahlte sie an. „Wir gehen jetzt sofort los und kaufen Ihnen einen Nerzmantel." Der spinnt genauso, dachte Pearl. Wieso sollte irgend jemand mir einen Pelzmantel kaufen wollen?