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Die anderen waren so mit Schimpfen und Diskutieren beschäftigt, daß sie gar nicht merkten, wie David aufstand, zu der Neptunfigur ging und sie untersuchte. Sie war aus Bronze und sah perfekt glatt aus. Nur am Bauchnabel war eine kleine Erhöhung. Und da war eine kleine Klappe, die bisher noch niemand bemerkt hatte. David hob sie hoch - und da lag drinnen im Inneren der Statue tatsächlich die größte Perle, die er je gesehen hatte.

Er nahm sie langsam heraus und hielt sie in der Hand.

„Ich habe sie!" sagte er. Alle sahen zu ihm und erstarrten förmlich. Wie gelähmt glotzten sie auf David, als er zurückkam und ihnen die Perle zeigte.

„Ist sie nicht wunderschön?" fragte er.

„Sie gehört mir!" zeterte die Witwe. „Sie war auf meinem Grund und Boden!"

„Mir gehört sie!" sagte der Neffe.

„Moment mal!" rief der Anwalt wieder dazwischen. „Sie gehört uns allen. Es bleibt genug für jeden!" „Das ist eine gute Idee", sagte die Witwe. „Wir teilen den Erlös unter uns auf. Nicht wahr, David?"

Aber David wehrte kopfschüttelnd ab. „Tut mir leid. Kommt alles in die Stiftung Samuel Stone für die Armen."

Es gab Geschrei und Krach, aber es nützte nichts. Davids Entschluß stand fest.

Alle dachten an die Mühen, denen sie sich unterzogen hatten -das Geld, das sie für Pearl ausgegeben hatten, für eine Wohnung, einen Pelzmantel und einen Rolls-Royce, die vergebliche Reise nach Westindien samt den Gefahren dort von Haien und Stachelrochen. Und das alles für nichts. „Aber nächstes Mal", gelobten sie sich, „sind wir an der Reihe."

Am nächsten Montag versammelten sie sich erneut, um den nächsten Hinweis zu hören. Der Butler schaltete die Geräte ein, und wieder erschien auf dem Bildschirm vor ihnen Samuel Stone.

„So", sagte er, „jetzt also zum dritten Hinweis. Ich bin ein Selfmademan. Ich bin nicht reich geworden, weil ich Bücher las. Wettet nicht auf die Büchermacher für eure Information und Aufklärung." Das war alles. Das Bild verschwand. Alle waren bereit, die dritte Schatzsuche zu beginnen.

3. KAPITEL

Samuel Stone hinterließ ein Vermögen von hundert Millionen Dollar. Aber er war ein böser, alter Mann, und statt sein Geld seinen Verwandten einfach zu vermachen, teilte er es in lauter einzelne Teilschätze auf, die er sie suchen ließ. In seinem Testament hatte er seiner Witwe, seinem Neffen und seinem Rechtsanwalt verkündet, daß sie während dieser Schatzsuche gemeinsam in seinem Haus wohnen müßten. Das tat er, weil er ein Sadist war und genau wußte, daß seine Erben einander haßten. Die einzige weitere Person, die noch dazukam, war ein anständiger, junger Mann; der eine Wohltätigkeitsstiftung für die Armen verwaltete, der er den Namen Samuel Stone gegeben hatte.

Jeden Montag versammelten sie sich in der Bibliothek, und dort wurden das Fernsehgerät und der Videorecorder eingeschaltet, und es erschien Samuel Stone auf dem Bildschirm.

„Ich hoffe, ihr habt den letzten Schatz nicht gefunden", sagte er diesmal. „Keiner von euch verdient auch nur einen Teil von meinem Geld. Zu schade, daß ich es nicht mitnehmen konnte. Hätte es nur die kleinste Möglichkeit dafür gegeben, ich hätte sie wahrgenommen."

Sie horchten alle angespannt zu und wandten kein Auge vom Bildschirm.

„So", sagte er, „jetzt also zum dritten Hinweis. Ich bin ein Selfmademan. Ich bin nicht reich geworden, weil ich Bücher las. Wettet nicht auf die Büchermacher für eure Information und Aufklärung."

Und schon war er vom Bildschirm verschwunden. Sie starrten einander betreten an.

„Was ist jetzt das wieder für ein sogenannter Hinweis?" schimpfte die Witwe gleich. „Er hat doch praktisch nichts gesagt."

„Vielleicht erwartet er, daß wir wieder zur Schule gehen", sagte der Neffe.

„Selbstverständlich hat er eben dies nicht gemeint", wandte der Anwalt ein.

„Ja, aber was hat er denn gemeint?" fragte die Witwe. „Wettet nicht auf die Büchermacher. Wer, bitte schön, wettet denn auf Bücher?"

„Wartet!" rief David. „Ich glaube, das ist der Hinweis." „Wieso?"

„Wettet nicht auf die Büchermacher. Das könnte Buchmacher bedeuten."

Die Witwe war ratlos. „Was ist das, ein Buchmacher?" Das konnte der Neffe, der ein fanatischer Spieler war, sofort erklären. „Ein Buchmacher, das ist einer, der Wetten auf Pferde oder auf Fußball oder sonst einen Sport annimmt. Ja, ich denke auch, daß er Buchmacher meinte. War Onkel Samuel vielleicht selbst Spieler?"

Der Anwalt nickte. „O ja, er pflegte beträchtliche Summen zu wetten."

„Dann muß es das sein!" sagte die Witwe. „Irgendein Buchmacher muß der Schlüssel für die Schatzsuche diesmal sein."

Der Anwalt war der einzige, der den Namen des Buchmachers von Samuel Stone kannte. Er stand auf und sagte: „Tja, ich glaube, ich gehe nach oben und lege mich ein Weilchen hin." „O nein, das tun Sie nicht!" sagten alle anderen sofort. „Sie sind derjenige, der weiß, wo er seine Wetten plazierte. Wir wollen den Namen dieses Mannes wissen. Wir haben hier alle zusammen die gleichen Interessen."

Der Anwalt seufzte. „Also gut. Aber ich muß euch warnen. Die Leute, die Wetten annehmen, sind alle wenig reputierliche Leute. Sie können ganz schön grob und unangenehm werden.

Man muß sehr vorsichtig mit ihnen umgehen."

„Schon gut, schon gut", sagte die Witwe. „Also, bei wem hat Samuel seine Wetten plaziert?"

„Bei Tony Carnera"

Das Buchmachergeschäft von Tony Carnera befand sich in einem kleinen Gebäude im Stadtzentrum. Der einzige Eingang führte vorbei an Leibwächtern, die zuerst jeden nach Waffen durchsuchten. Denn Carnera war ein Gangster. Er war das Oberhaupt der meisten Verbrechercliquen in der Stadt, und er hatte den Ruf eines Killers. Alle fürchteten sich vor ihm. Er war deshalb überaus verwundert, als ihn am nächsten Vormittag ein Rechtsanwalt aufsuchte und erklärte: „Mr. Carnera, ich vertrete den verstorbenen Samuel Stone. Soviel ich weiß, hat er häufig Wetten bei Ihnen abgeschlossen." „Ja und?"

„Nun, ich dachte, Sie und ich könnten vielleicht ein wenig ins Geschäft kommen."

„Was denn für ein Geschäft?"

„Sehen Sie, Mr. Carnera", sagte der Anwalt vorsichtig, „Sie wissen so gut wie ich, daß Mr. Stone einen bestimmten Schatz bei Ihnen deponiert hat. Er gehört seiner Familie, und diese möchte ihn nun haben."

Tony Carnera entgegnete ihm kühclass="underline" „Ich weiß nicht, wovon Sie reden."

„Oh, ich bin ganz sicher, Sie wissen es sehr gut. Es ist ein äußerst wertvoller Schatz." Er überreichte dem Gangster seine Visitenkarte. „Überlegen Sie es sich, und rufen Sie mich dann an. Ich will zusehen, daß Sie einen anständigen Anteil davon bekommen."

Und damit ging er.

Carnera blickte nachdenklich auf die Visitenkarte des Anwalts und fragte sich, was denn da wohl vorging.

Eine Stunde später tauchte der Neffe auf.

„Guten Morgen, Mr. Carnera." Er sah sich um. „Was Sie für ein schönes Büro haben!"

„Ist schon recht. Was Wünschen Sie?"

„Nach meinen Informationen hat mein Onkel ziemlich häufig bei Ihnen gewettet."

„Na und? Er ist gestorben."

„Eben. Aber sein Geld ist noch da. Sie müssen wissen, er hat eine ziemliche Menge davon hinterlassen. Und er hat es uns zugedacht."

„Und was wollen Sie da bei mir?"

„Nun, er hat einen Hinweis hinterlassen, der auf Sie verweist.

Wir glauben, daß Sie einen wertvollen Schatz von ihm in Verwahrung haben, und den wollen wir."

Carnera aber schüttelte den Kopf. „Davon weiß ich nichts. Ich habe nichts mit irgendeinem Schatz zu tun."

„Ich glaube, doch. Wenn Sie klug sind, übergeben Sie ihn uns.

Ich will auch dafür sorgen, daß Sie eine Belohnung bekommen." Er schrieb seine Telefonnummer auf einen Zettel und reichte diesen dem Gangster hin. „Ich hoffe, von Ihnen zu hören."