Выбрать главу

»Es gibt ein Mittel, das nur einer Handvoll von Ärzten bekannt ist und dessen Wirkung an Wunder grenzen soll, aber ich selbst kann mich nicht dafür verbürgen. Ich lasse Euch gerne seine Zusammensetzung wissen, Ihr wendet es jedoch auf eigene Verantwortung an. Körperliche Vereinigung ist zwar in jedem Lebensalter zu empfehlen, doch ein allzu starkes anregendes Mittel birgt auch seine Gefahren.«

»Welche Gefahren können das schon sein? Daß ich mein sterbendes Haupt auf die herrlichen Brüste meiner Zahra bette? Ich kann mir keinen süßeren Tod vorstellen.«

»Wie Ihr wünscht. Die Formel verlangt je einen Liter Karottenöl und Rettichöl und einen Viertelliter Senföl. In diese Mischung gebt einen halben Liter lebendiger saffranfarbener Ameisen. Alles wird nun etwa fünf Tage der Sonne ausgesetzt, und das Öl wird zwei oder drei Stunden vor dem Geschlechtsakt in den Penis einmassiert. Darauf wird das Glied gewaschen, und es wird dann selbst nach dem Samenerguß noch erigiert bleiben.«

»Ich danke Euch, mein treuer Freund, ich danke Euch. Ich lasse Mustapha dieses Mittel für mich zubereiten. In all den Jahren habt Ihr mich nie enttäuscht.«

»Ich habe versucht, Euch nach Kräften zu dienen.«

»Möge Gott seinen Segen auf Euch und Euer Haus herabregnen lassen. Noch kein Erbe, was?«

Da'ud schüttelte den Kopf.

»Es ist Zeit, mein gelehrter Freund, höchste Zeit. Denkt darüber nach.«

»Es ist meine vornehmste Sorge.«

»Gut, gut. Dann geht zu ihr, und möge Eure Vereinigung mit Fruchtbarkeit gesegnet sein.«

»Danke, o Herrscher der Gläubigen«, murmelte Da'ud. Es zerriß ihm beinahe das Herz, während er sich ehrfürchtig verneigte und sich dann entfernte.

13

Ya'kub ibn Yatom begleitete seinen Sohn nicht zu dem Empfang, den man in der Medina Azahara zu Ehren von Sancho dem Fetten und seiner Großmutter, der verwitweten Königin Toda von Navarra, gab. Obwohl er wußte, daß dies ein persönlicher Triumph Da'uds war, ein glänzender Beweis seines außerordentlichen Geschicks als Diplomat und Arzt, fühlte er sich doch solchen Festlichkeiten nicht mehr gewachsen. Er sei in letzter Zeit ein wenig müde, erklärte er. Er würde sich in der Menschenmenge eingeengt fühlen, vom Lärm belästigt und von der ständigen Bewegung ringsum verwirrt.

»Hast du vor, lange dort zu bleiben?« fragte er seinen Sohn mit leicht unsicherer Stimme wie nebenbei.

Da'ud rückte sorgfältig die zarte Silberborte zurecht, mit der die Ärmel seines schlichten Gewandes eingefaßt waren, während er antwortete. »Nicht länger, als wir je bei solchen Anlässen geblieben sind.«

Ya'kub schien erleichtert.

Seine eiserne Regel der würdigen Diskretion und des bescheidenen Auftretens in den Korridoren der Macht hatte sich also auch in das Bewußtsein seines Sohnes und Erben unauslöschlich eingegraben. Es war vielleicht das kostbarste Erbe, das er ihm mitgeben konnte.

Aber dies war nicht der einzige Grund, warum Da'uds Erscheinen im Palast von kurzer Dauer sein würde. Da Sanchos Vertrauen lebenswichtig für ihn war, mußte er sich um jeden Preis hüten, in die zweifelhafte Rolle eines Vermittlers gedrängt zu werden, falls es jemand wagen sollte, es dem jungen Mann gegenüber an Respekt mangeln zu lassen. In einem solchen Fall würde unweigerlich er, der Bote, der Verlierer sein, da beide Parteien nun ihn bezichtigen würden, der anderen zu sehr verpflichtet zu sein. Außerdem, so überlegte er kühl, sollte dieses Fest als Triumph des Abd ar-Rahman erscheinen, und nicht als sein eigener. Nichts sollte ablenken von dieser großartigen Demonstration der Vorherrschaft des Kalifats von Córdoba über die gesamte iberische Halbinsel, der absoluten Abhängigkeit der christlichen Fürsten von seinem Herrscher. Und was Sanchos Einführung in den Harem des Palastes betraf, diese Ehre konnte ihm ebenfalls nur der Kalif persönlich erweisen …

Erst am nächsten Tag, im Abendgottesdienst des Sabbats, erlaubte sich Da'ud, seinen Erfolg offen zu genießen. Er hatte sich damit einverstanden erklärt, daß zu dem traditionellen Segenswunsch für den Kalifen und sein Haus auch sein Name hinzugefügt würde, und hatte erlaubt, daß ein eigens zu seinen Ehren komponiertes Lied gesungen würde. Den Juden von Córdoba sicherten Da'uds große Errungenschaften und die hohe Stellung, die man ihm deswegen bei Hof zugewiesen hatte, ein ruhiges Leben unter der Herrschaft des Kalifen. Ein Loblied war ein Lied zum Lobe Gottes, der ihnen diesen Schutzschild gegen mögliche Gefahren geschenkt hatte. Gegen Ende des Gottesdienstes versammelten sich die ehrwürdigen Mitglieder der Gemeinde um Da'ud, ließen Segenswünsche auf ihn und seine Lieben herabregnen. Die einfacheren Leute waren es zufrieden, sein Gewand zu berühren. Als Vorsteher der Gemeinde hatte sich Ya'kub die Mühe gemacht, dem Gottesdienst beizuwohnen, aber als die beiden dunkel gewandeten Gestalten zusammen nach Hause gingen, wie sie das über Jahre hinweg an jedem anderen Sabbatabend auch gemacht hatten, spürte Da'ud eine Schwäche in den Schritten seines Vaters.

»Was ist dir, Vater?«

»Ich bin in letzter Zeit ungeheuer müde.«

»Ich will dich gleich untersuchen, sobald wir zu Hause sind.«

Aber Ya'kub legte seinem Sohn, Einhalt gebietend, die Hand auf den Arm.

»Nicht heute abend. Deine Mutter und Sari haben sich große Mühe gegeben und ein Festmahl zubereitet, um deinen Triumph zu feiern. Die ganze Familie wird versammelt sein, wenn wir nach Hause kommen, auch deine Schwestern und ihre Ehemänner und alle unsere Enkelkinder. Laß uns diesen Abend nicht mit düsteren Gedanken überschatten. Morgen ist noch Zeit genug, mich gründlich zu untersuchen.«

Vater und Sohn, Meister in der Kunst der Verstellung, nahmen mit aller gebotenen Freude an dem Familientreffen teil. Erst gegen Ende des köstlichen, wunderbar angerichteten Mahles zeigte sich die Müdigkeit auf Ya'kubs eingefallenem, blassen Gesicht. Ohne ein Wort schlich er sich aus dem Zimmer, so leise und diskret, daß man sein Verschwinden kaum bemerkte, daß die Fröhlichkeit der Familie nicht gestört wurde. Nur Da'ud begriff es – und zitterte innerlich. Noch nie hatte er sich so sehr danach gesehnt, daß seine Nichten und Neffen endlich zu quengeln und zu streiten begannen, so daß seine Schwestern unter vielen Bekundungen des Bedauerns aufstehen und sich verabschieden würden. Endlich machten sie sich auf den Weg. Als man ihnen sagte, ihr Vater ruhe sich bereits von den Anstrengungen des Tages aus, baten sie Da'ud, ihm ihre Küsse zu überbringen, und verließen mit ihren Sprößlingen das Haus. Kaum war der letzte Besuch gegangen, da eilte Da'ud ans Bett seines Vaters. Liebevoll nahm er Ya'kubs Hand in die seine, fühlte ihm unmerklich den Puls, strich ihm dann zart über Nacken und Stirn, um die Temperatur zu messen.

»Wie lange leidest du schon an dieser Müdigkeit?«

»Längere Zeit.«

»Hast du noch andere ungewöhnliche Symptome bemerkt?«

»Überhaupt keine. Ich hätte dir sonst davon berichtet.«

Während sie sprachen, ließ Da'ud sanft die Hände über den Körper seines Vaters gleiten. Er schien dünner zu sein, als er ihn in Erinnerung hatte, obwohl das natürlich auch an seinem fortgeschrittenen Alter liegen konnte. Aber dann, als seine empfindlichen Finger Ya'kubs Knie berührten, bemerkte er am linken eine unnatürliche Beule. Als er das Gewand seines Vaters hob, sah er an der Innenseite des Knies eine Schwellung von der Größe einer kleinen Orange. Er drückte fester und merkte, daß die Beule hart war.

»Wie lange ist dein Knie schon so geschwollen?«

»Ich weiß es nicht. Ich habe es erst vor wenigen Wochen bemerkt, als ich mich an einem Ballen Seide gestoßen habe.«

»Tut es weh?«

»Überhaupt nicht.«

»Gut«, meinte Da'ud leichthin. »Ich sage Mutter, daß sie dir mit Gerstengrütze und Milchsuppe und ihrem fein gewürzten Huhn wieder etwas zu Kräften verhelfen soll, und dann versuchen wir, die Schwellung abzubauen, indem wir getrocknete Feigen und Knochenmark in deine Mahlzeiten mischen.«