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»Diese Aufgabe übernehme ich mit Vergnügen«, erwiderte Da'ud. »Und da Ihr erneut den Wunsch äußert, den Ruhm unserer großen Stadt zu mehren, möchte ich respektvoll zu dem Gedanken zurückkehren, ein Hospital und eine medizinische Fakultät einzurichten, die es mit der von Bagdad aufnehmen kann. Schon jetzt strömen die Patienten nach Córdoba, um dort die Hilfe unserer berühmten Ärzte zu suchen, und«, fuhr er geläufig fort, »es werden noch viel mehr kommen, da es uns nun freisteht, das Geheimnis zu lüften, daß unter der ruhmreichen Herrschaft Eures Vaters das Geheimnis des Großen Theriak von Eurem untertänigen Diener entdeckt wurde.«

»Eine glanzvolle Leistung«, sagte al-Hakam. »Mein Vater hat mir kurz vor seinem Tode davon berichtet. Sie wird uns allen großen Ruhm bringen.«

»Das wird sie sicherlich, aber uns fehlen leider die entsprechenden Einrichtungen, um unsere eigenen Kranken zu behandeln, ganz zu schweigen von denen aus anderen Landen. Mit allem Respekt, o Herrscher der Gläubigen, gereicht uns diese Situation nicht zur Ehre.«

Al-Hakam sprang auf und begann aufgeregt im Zimmer auf und ab zu schreiten, seine schmalen Augen blitzten vor Erregung.

»Natürlich! Natürlich! Ihr habt völlig recht! Bei Allah, wir werden eine medizinische Einrichtung schaffen, die der Neid der gesamten zivilisierten Welt ist!«

»Da Euch der Gedanke annehmbar scheint, werde ich mich mit meinem Lehrmeister Abu Sa'id besprechen, der dieses Thema als erster angesprochen hat, sowie mit Eurem hervorragenden jungen Chirurgen Abu'l Kasim, damit sie mir sagen, wen man ihrer Meinung nach mit der Ausführung des Planes betrauen sollte.«

»Ihr werdet niemanden um Rat fragen. Ihr selbst seit hervorragend geeignet, ein solches Vorhaben zu vollenden. Ich habe völliges Vertrauen in Eure Eignung und Euer Urteil.«

»Aber …«

»Kein Aber, Abu Suleiman. Dies soll der Höhepunkt Eurer glanzvollen Laufbahn sein, die krönende Errungenschaft meiner Herrscherjahre. Wir dürfen keine Kosten scheuen. Dank Eurem Verhandlungsgeschick bei den christlichen Fürsten sind unsere Truhen übervoll. Bedient Euch dieser Reichtümer mit freier Hand. Nutzt sie für das Wohlbefinden unserer Untertanen und zum Ruhme unseres Reiches.«

»Ich bin zutiefst dankbar für die Ehre, die Ihr mir erweist, aber ich habe in Gelddingen nur wenig Erfahrung«, versuchte Da'ud wiederum zu protestieren, denn er wollte sich nur ungern möglichen Anschuldigungen aussetzen, er hätte öffentliche Gelder verschwendet oder gar unterschlagen.

»Kommt, kommt, wenn es Euch möglich war, das Geheimnis des Großen Theriak zu entschlüsseln, so werdet Ihr doch in der Lage sein, Geschäftsbücher zu überwachen. Besprecht das Vorhaben mit Euren Kollegen, den Ärzten, und unterbreitet mir Eure Gedanken, so daß wir den Rat unseres Architekten einholen können.«

Weiterer Protest war sichtlich vergebens. Zum Glück war die politische Situation des Kalifats so geartet, daß Da'ud nicht glaubte, al-Hakam würde seine Dienste auf anderem Gebiet benötigen: die christlichen Fürsten waren zu sehr mit ihren internen Streitereien beschäftigt, als daß sie ihren muselmanischen Herrscher hätten angreifen können. Und nachdem der Fatimide al-Mu'izz große Teile des Gebietes erobert hatte, das einstmals Abd ar-Rahman in Nordafrika regiert hatte, schien er es zufrieden, al-Hakam Ceuta und Tanger zu überlassen. Im Augenblick war der Kalif wohl nicht geneigt, zur Wiedererlangung seiner Oberherrschaft über das ganze Mittelmeer in den Kampf zu ziehen. Seine – und damit auch Da'uds – Energie würde sich nun ausschließlich auf die kulturelle Blüte seines Reiches richten.

Abu Sa'id Hatim ibn Zuhr bat die Studenten, die rings um ihn saßen, eine komplizierte Zeichnung des menschlichen Skeletts genau zu betrachten, während er hinausging, um sich mit Da'ud ibn Yatom in der Kühle seines üppigen Gartens zu unterhalten.

»Wie geht es deinem Vater?«

»Schlecht, verehrter Meister, schlecht«, erwiderte Da'ud und wandte sich ab, um den Duft eines Jasminstrauchs einzuatmen und seine Gefühle zu verbergen. »Dank Abu'l Kasims Geschick ist die Wunde völlig verheilt, aber seine Lebenskraft schwindet täglich mehr.«

»Schmerzen?«

»Nein.«

»Sein Zustand deutet wohl darauf hin, daß eine andere Geschwulst sich irgendwo an einer verborgenen Stelle gebildet hat und das gesamte Umfeld verseucht, seine lebenswichtigen Organe auszehrt. Dagegen, mein Sohn, gibt es kein Heilmittel.«

»Ich weiß, Meister, ich weiß. Aber ich kann mich nicht damit abfinden. Wenn in der Natur jede Erscheinung ihren Widerpart hat und jede Krankheit ihre Heilung, warum hat man noch nichts entdeckt, was diese bösartige Krankheit aufhalten kann?«

»Es sind mir Gerüchte zu Ohren gekommen, daß in den östlichen Ländern ein Heilmittel eingesetzt wird, aber ich habe noch nichts Genaueres darüber in Erfahrung bringen können.«

Sofort dachte Da'ud an den radanitischen Händler, der eine mögliche Verbindung in diese fernen Gegenden sein könnte, aber dessen letzter Besuch in Córdoba lag so lange zurück, daß Da'ud bezweifelte, daß der Mann überhaupt noch lebte.

»Ich werde die Sendboten, die ich auf Befehl des Kalifen zur Suche nach alten Manuskripten in die ganze Welt ausschicke, darum bitten, für mich Erkundigungen einzuziehen. Sie könnten zufällig auf etwas stoßen, so wie ich zufällig auf das Geheimnis des Großen Theriak gestoßen bin.«

»Du bist was? Willst du mir damit sagen, du hast tatsächlich die fehlenden Zutaten herausgefunden?« rief Ibn Zuhr ungläubig aus, das edle Gesicht von Bewunderung erhellt. »Wie? Wann?«

»Vor vielen Jahren, Meister, und auf dringlichen Wunsch Abd ar-Rahmans, der mir den Schwur abnahm, bis zu seinem Tode Stillschweigen darüber zu wahren. Er war besessen von der Furcht, zufällig oder vorsätzlich durch das Gift einer Schlange getötet zu werden, und befahl mir, nach den verlorengegangenen Zutaten zu suchen.«

»Erzähl mir, erzähl mir«, drängte Ibn Zuhr seinen ehemaligen Schüler und zog ihn neben sich auf eine mit Moos bewachsene Bank im Schatten eines riesigen Feigenbaums. Mit aller Ausführlichkeit berichtete Da'ud seinem Lehrer, wie er das uralte Geheimnis entschlüsselt hatte.

»Aber das ist nicht alles, Meister. Als Abd ar-Rahman gegen Ordoño in den Kampf zog, gab ich ihm eine große Flasche von diesem Gegenmittel mit. Und dann kam mir plötzlich der Gedanke, ihm vorzuschlagen – einerseits, um seine Angst zu mindern, und andererseits, um eine sichere Wirkung zu erzielen –, er solle eine kleine Menge vorbeugend trinken, falls er sich in Gefahr wähnte. Wenn es nichts nützte, so würde es doch sicherlich auch nicht schaden, dachte ich. Er tat, wie ich ihm geraten hatte, und wurde wenige Stunden später tatsächlich von einer Schlange gebissen, genau wie er es vorausgesehen hatte. Da nahm er eine volle Dosis des Großen Theriak ein und verspürte keinerlei Wirkung des Gifts. Keine. Überhaupt keine!«

»Unglaublich!« rief Ibn Zuhr aus. »Ganz unglaublich! Aber wir können daraus nicht ableiten, daß der Große Theriak auch als vorbeugende Maßnahme gegen das Gift wirkt, da er nach dem Biß noch eine weitere Dosis zu sich genommen hat. Es gibt keine Möglichkeit, herauszufinden, ob deine Intuition, wie du es nennst, begründet ist, ohne jemanden der Todesgefahr auszusetzen. Ah«, seufzte er, »wenn wir nur die Einrichtungen hätten, die es uns erlauben würden, unter gleichen Bedingungen die Reaktion von Patienten auf verschiedene Formen der Behandlung zu beobachten, unsere Beobachtungen aufzuzeichnen und auszutauschen …«

»Ein Hospital und eine medizinische Schule«, lächelte Da'ud. »So Gott will, werden wir beides bald haben. Al-Hakam ist beseelt von dem Gedanken, das medizinische Zentrum, von dem wir gesprochen haben, zu bauen, und er hat mich damit beauftragt, die Verantwortung für die Durchführung dieses Plans zu übernehmen.«

»Was für wunderbare Nachrichten du mir bringst! Wäre nicht der schlechte Gesundheitszustand deines Vaters, es gäbe Grund zum Feiern. Wir müssen uns mit Abu'l Kasim treffen und den Plan bis in alle Einzelheiten besprechen. Wir haben dir viel zu verdanken«, murmelte der Meister, als er seinen ehemaligen Schüler nach draußen begleitete. »Und darf ich dir Freude mit deiner neuen Frau wünschen?«