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Jedenfalls, das ist also Paul. Der Enkel von Anna Hanske, wer hätte das gedacht, dass die so einen Enkel hat, einen, der aussieht wie Paul McCartney himself und obendrein noch so heißt, aber der war eigentlich alles zuzutrauen. Manchmal schockiert mich das, also, die Wirklichkeit, aber positiv. Ich meine, das gehört ja wohl wieder eindeutig zu den Dingen, die man zum Beispiel in einem Roman oder so niemals bringen könnte, weil sie einfach — na ja, zu romanhaft wirken …

Ein Pfiff, ein Klirren, ich zucke zusammen. Scheiße, daran hab ich nicht gedacht. Doch, natürlich, ich hab dran gedacht, die ganze Zeit hab ich dran gedacht und nur versucht, mich abzulenken, aber die Elpe lässt sich nicht einfach übergehen, im wahrsten Sinne. Ich dachte, ich bin mal mutig, ich dachte, ich nehme die Abkürzung, über die Elpe eben, vorbei an den alten Silos und Kuhställen, aber natürlich haben sie mich bemerkt, wer weiß denn, in was für Dreckecken die überall hocken, und jetzt johlen sie und rufen irgendwas, ich will gar nicht wissen, was. Die tun mir ja nichts, das trauen die sich nicht, ich bin ja Romy, ich bin die Tochter der Jugendclubleiterin, aber trotzdem, leg mal einen Schritt zu, Romy. Sie schaffen es immerhin, dass ich ins Schwitzen komme, und das wissen die, das wittern die wie Hunde, dreckige Köter.

Bei Ella brennt kein Licht auf dem Hof, und ich falle fast in die Rabatten. Und wo ist verdammt noch mal die Klingel? Was ist denn das für ein Empfang!

ECKI

«Wer war’n dat, die Plötz, oder wat?«, hab ick bloß gefragt, und da sagt doch der Hoschi von Börner:»Eh, Ecki, willste wat von der?«, wat natürlich wieder alle gleich mitgekriegt haben, und dat vor Sabrina, eh! Mann!

«Ecki is scharf uff die Plötz!«

«Ecki will die Gymmi-Tussi bumsen!«

«Eh, Ecki, frag doch ma Frau Plötz nächstes Ma, ob du ma mit ihre Tochter …«

«… ob du ma mit ihre Tochter ne Nummer schieben kannst, eh!«

«Schnauze!«, sag ick,»Schnauze, Mann! Fick dich doch, Börner! Glaubste, ick will wat von der flachen Fotze, eh, an der is doch gar nix dran. Gib ma dein Bier her, Toffi!«

«Flache Fotze, eh! Der is gut, Ecki!«

«Halt die Klappe, Gniedeck, ick brauch kein Papagei!«

Hat die jetzt gelacht, Sabrina? Über mich, oder wat, oder wegen dem Papagei? Ick glaub, wegen dem Papagei, die is die Einzigste vonne Weiber, die über so wat lachen kann, war ja auch lustig, oder.

«Na, Sabrina, haste gute Laune heute? Eh, weißte, Börner, wie die Mathe-Maier immer sagt, ne, ›mit Lust und gute Laune‹, weißte, und wie denn Thomas neulich gesagt hat: ›ick hab aber keine Lust, Frau Maier, na jedenfalls nich dadruff!‹, eh, und die ganze Klasse hat gegrölt, uch die Weiber, und die Maier is puterrot geworden und hat denn bloß gesagt: ›Schluss mit lustig!‹, eh, weißte, ›Schluss mit lustig‹! Ick hätt mich wegschmeißen können hätt ick mich! Die Alte, eh! Die merkt uch gar nix mehr! Eh, Sabrina, haste Lust heute? Kannst nachher mit zu mir komm’!«

«Nee, danke.«

«Eh, wieso denn nich, Sabrina. War doch geil letztes Ma, weißt noch?«

«Halt deine verlogene Fresse, Ecki!«

«›Verlogen‹, eh! Wo haste dat denn her? Von meine Mudder, wa? Hat die nämlich uch immer gesagt. Einma hatse zu mein Vadder und mein Onkel gesagt: ›Ihr verlogenen Schweinehunde!‹, da hatse denn gleich n Veilchen von mein Vadder für gekriegt, der hat ja uch immer gesagt: ›Meine Alte is genügsam. Wenn ick se frag, ob ick ihr ma wieder Blumen schenken soll, schüttelt se schnell mitm Kopp — sind nämlich immer bloß Veilchen!‹ Mein Vadder, eh! — Sabrina, ick weiß wat, du kommst nachher mit zu mir!«

«Nee, danke. Kann ick drauf verzichten. Ick geh doch nich freiwillig in dat Dreckloch von dein Vadder!«

«Wat?«Hat die noch alle, die Schlampe? Die spinnt ja wohl! Wer sagt denn, dat wir in nem Dreckloch wohnen, wir hamn Riesen-Haus, Mann, so wat hat die doch noch gar nich gesehn, die in ihrer pupsigen Neubaubuchte!» Eh, Sabrina, sag dat nich noch ma! Kannst nachher mitkommen, und denn zeig ick dir ma unser Haus!«

«Bloß dat Haus, Ecki?«

«Halt endlich deine dreckige Schnauze, Börner, du Missgeburt! — Wat is jetz, Sabrina?«

«Nee, danke. Hab ick doch nu schon tausendma gesagt!«

Ja, du blöde Fotze. Ick habt kapiert.»Weißt ja gar nich, watte verpasst!«

«Eh, Sabrina, wieso sagste eigentlich immer ›danke‹ zu Ecki, ick glaub, du bist verknallt in den! Na, der is jedenfalls in dir — eh, sag ma, spinnst du? Wat soll’n dat, Ecki! Und uff die Jacke, eh, die is neu, Mann, du Arsch …«

Schade um dat Bier. Nu hat Börner’t uffn Kopp. Aber dat ging nu echt zu weit. Aber nu lacht se wieder, Sabrina!

SONJA

Ich will ja bloß, dass sie nicht vereinsamt. Sie ist nun mal ein Einzelkind, und vielleicht werden die dann so, das kann unsereins sich ja gar nicht vorstellen, mit vier Geschwistern, na, und Friedhelm erst als einer von elf. Als ich ihn kennengelernt hab oder kurz danach, als wir erst ganz frisch zusammen waren, hab ich ihn gefragt, ob er Geschwister hat, und er hat bloß ja gesagt und nix weiter, da hab ich gemerkt, dass er da eigentlich nicht drüber reden will, aber natürlich, wie ich nun mal so bin, hab ich gleich wissen wollen, wie viele, und da hat er mich gar nicht angeguckt, als er gesagt hat:»Na, zehn.«

Ich hab gelacht, ich dachte, der will mich veräppeln, ach, du spinnst. Dabei hab ich aber gedacht, wenn der nun wirklich zehn Geschwister hat, was hab ich denn da für einen erwischt, und er hat gesagt:»Ja, meine Mudder, ick weiß uch nich …«

«Ihr seid wirklich elf Kinder zu Hause?«, hab ich gefragt, ich glaub, ich bin sogar stehen geblieben, das war nämlich auf einem unserer berühmten Spaziergänge, wir sind ja immer spazieren gegangen, weil wir sonst gar nicht wussten, wohin; zu mir ging nicht, ich hatte kein eigenes Zimmer, und die ganze Bande war ja immer zu Hause, na, und zu ihm erst recht nicht, das war mir nun auch klar, er hatte mich auch nie mitgenommen, und er hat dann bloß noch gesagt:»Na, die sind ja nich immer alle da.«

Die Ältesten waren schon aus dem Haus, als die Jüngsten geboren wurden, aber ich konnt mir das trotzdem gar nicht vorstellen. Gleichzeitig hatte ich auch Respekt vor seiner Mutter, dass die es eben so genommen hat, wies kommt, dass die alle Kinder ausgetragen hat, und ich hab gedacht, das muss ja ne große Liebe gewesen sein zwischen seinen Eltern.

Von meiner Mudder haben sie ja gemunkelt, dass die welche abgetrieben hat, selber, wie die das damals so gemacht haben, mit ner Stricknadel oder was weiß ich, das ist son Bild, was ich mir als Kind oder als Halbwüchsige schon immer mit Entsetzen ausgemalt hab. Ich dachte, das ist dann, wie wenn sie zu Ostern mit ner Nadel die Eier durchstoßen, zum Auspusten, und dann das ganze Gegatter unten rauskommt, ich konnt da nie hingucken, und als ich dann später für Romy Eier ausgepustet hab, hatte ich dieses Bild immer noch im Kopf, da wurd mir immer noch ganz anders, wenn ich dadran dachte.