Er wollte aber gar nicht Steffi sein Ding zeigen, und Steffi wollte auch gar nicht seine Freundin sein, als er sie gefragt hatte,»Willst du meine Freundin sein?«, weil sie doch so schöne Haare hatte, so schöne lange Haare, aber er hatte sich nicht getraut zu fragen, ob er ihre langen Haare mal anfassen darf, und er hatte gedacht, wenn sie vielleicht seine Freundin sein will, dass er ihre Haare dann mal anfassen darf, da hatte sie gesagt:»Hau ab, such dir eine ausse Klapse!«, und jetzt stand sie da und sagte:»Eh, da kommt Stefan«, und sagte:»Hau ab, Hanske!«
Aber dann kam Stefan an mit seinem neuen Moped, und er wollte gar nicht abhauen. Er wollte Stefan auf seinem Moped fotografieren mit seinem Fotoapparat, er hat immer gesagt, ich fotografier euch, mit meinem Fotoapparat, den hat er immer in seiner Jackentasche gehabt, so klein war der. Aber da war kein Film mehr drin, aber er hat trotzdem fotografiert. Und Stefan hat angehalten und hat seinen Helm abgenommen, und da hat man erst gesehen, dass das wirklich Stefan war, und dann haben sie gefragt, wo er das denn herhat, das Moped, und da hat Stefan gesagt:»Hat mir mein Alter spendiert«, und dann hat Mirko gefragt, ob er mal damit ne Runde drehen könnte, und dann hat Stefan gesagt:»Du spinnst wohl!«Und er hat auch gesagt:»Du spinnst wohl!«
«Musst du grad sagen, Wichser!«, hat Mirko da zu ihm gesagt und ihn weggeschubst, aber Steffi hat gesagt:»Lass den doch!«
«Na geh ihm doch gleich ein’n blasen!«, hat Mirko da zu Steffi gesagt und hat gelacht, und einer hat gesagt:»Na los, Steffi, kannste doch!«, und alle haben gelacht, und er hat auch gelacht.
Aber Stefan hat gesagt:»Eh, Steffi, willste ma mitfahrn?«, und Steffi hat» klar doch «gesagt, und er hat gesagt:»Ich auch, ich will auch ma mitfahrn, Stefan!«, aber Stefan hat gesagt:»Ick bin doch nich schwul!«Und alle haben gelacht, und Steffi hat auch gelacht und hat sich auf das Moped gesetzt hinter Stefan, und dann ist er losgefahren mit Steffi, und er hat Steffis lange Haare gesehn, wie sie hinter ihr hergeweht sind, und das sah aus wie das Korn, wenn die Mähdrescher das ernten und auf den Hänger pusten.
Wenn er doch bloß mal wieder den Mähdreschern zugucken könnte. Im Sommer hat er immer nix Bessres zu tun gehabt, als den Mähdreschern zuzugucken.»Du hast wohl nix Bessres zu tun«, haben sie dann gesagt. Mitfahren durfte er ja nicht,»dat geht nich«, haben sie gesagt. Werner Meier hat gesagt,»dat geht nich, Henry«, und die andern haben ihn gar nicht angeguckt, wenn er gefragt hat. Ich fotografier euch auch, hat er gesagt, aber sie haben ihn nicht mitfahren lassen. Dabei wussten sie gar nicht, dass er gar keinen Film mehr hat. Aber einmal hat er gesehen, wie Werner Meier mit seinem Mähdrescher übers Feld ist, und er hat gedacht, du bist aber heut langsam, Werner Meier, nu gib mal Gas, Werner Meier, gib doch Gas, was kriechst du denn so langsam wie ne Schnecke, du lahme Schnecke, Werner Meier, lass mal lieber mich fahrn, dann kannst du sehn, wie ich Gas geb. Aber dann hat er gesehen, dass da einer neben Werner Meier sitzt in seinem Mähdrescher, und das sah ein bisschen aus wie Nadja Klier, und die war genauso alt wie er, und nun saß Nadja Klier in Werner Meiers Mähdrescher und fuhr mit ihm übers Feld. Und er stand am Rand und guckte Werner Meiers Mähdrescher hinterher bis zum Ende der Reihe, und als er gewendet hatte und nun direkt auf ihn zukam, sah er, dass das wirklich Nadja war, die neben Werner Meier sitzt, und Werner Meier hat gar nicht gradeaus geguckt. Und er hat ihnen zugewinkt, aber Werner Meier hat nicht zurückgewinkt und Nadja auch nicht. Und er stand noch eine Stunde da oder zwei Stunden, bis sie fertig waren, bis sie das ganze Feld abgemäht hatten, und als Werner Meier angehalten hat, ist Nadja Klier aus dem Mähdrescher gehopst und hat Werner Meier zugewinkt und nach rechts und links geguckt, und da stand er, aber Nadja hat ihn nicht angeguckt. Und Werner Meier hat ihn auch nicht angeguckt, sondern ist bloß weggefahren mit seinem Mähdrescher.
«Eh, Hanske, verpiss dich, du schwule Sau«, hat dann noch Mirko oder irgendeiner gesagt. Und dann ist er nach Hause.
Als sie ihn gefragt haben, warum er das gemacht hat, hat er mit dem Kopf geschüttelt. Als sie ihn gefragt haben, ob er nicht weiß, warum er das gemacht hat, hat er gelacht und gesagt, dass sie das nicht wissen,»ihr wisst das nicht«, sie wussten das nicht, gar nicht, und Erna wusste das auch nicht, weil er das nicht gesagt hat, weil das keiner wissen braucht. Sie haben gefragt, ob es wegen dem Geld gewesen ist, ob er Ernas Geld haben wollte, und da hat er mit dem Kopf geschüttelt. Was er denn dann wollte, haben sie gefragt, und er hat nichts gesagt, und sie haben gesagt, dass er überlegen soll, und er hat sich was überlegt, und dann hat er gesagt, dass es wegen dem Moped gewesen ist, weil er doch so ein Moped haben will, so eins wie Stefan. Dann haben sie gesagt, dass er dann also doch das Geld wollte, und er hat gesagt, nein, und sie haben gefragt, warum er denn das Geld nicht mitgenommen hat, und er hat gesagt, wegen Erna.
«Weil Erna plötzlich reingekommen ist?«, haben sie gefragt, und er hat gesagt:»Nein. «Weil Erna das doch nicht wissen sollte.
«Was?«, haben sie gefragt. Er hat nichts gesagt.»Dass du ein Moped wolltest?«Er hat nichts gesagt. Er hat überlegt.
«Henry«, haben sie gesagt.
«Ja«, hat er gesagt.
«Aber sie war doch dann tot«, haben sie gesagt.
«Alles Quatsch«, hat er gesagt,»alles Quatsch mit Soße, alles Quatsch«, aber keiner hat gelacht.
DIE GEMEINDE
Na nu kümmt dat woohl alls ma wech
Meinst dat se dat nu
Nee doo sün doch so Lüü doowääst dei hemm
Öwwer wat wulln dei denn mit
Der olle Mist dat is doch alles
Dat fällt doch alles schon zusamm fällt dat doch da kannst
doch nix mehr
Na so Investoorn glaub ick oder oder so Künstler die wolln da
wat weiß ick
Dei wiern sich noch ümkieken
Hier in Brääskow dei hemm woohl nich miehr
Dat fäählt nu grad noch
Solche mitn Piepmatz untern Pony
Öwwer denn het dat wenigst ma n Ende mit dat jungsche Volk
doo dei mooken doch
Nur Mess mooken dei doch doo dei hemm doch nix anners
miehr in Kopp as
Doo passiert noch eis wat
Dat segg ick di
Bis da ma wat passiert
Na weitst noch wie der Olle ma eis vunne Trepp
Na dat wier ja noch doo heww ick ja doo noch arbeit
In Bullenstall musst ick
Un wenn er denn ümmer ankoomen is mit sein Trecker denn
wier hei doch allwedder
Dei wiern doch ümmer all besoopen
Öwwer wat hemm wi doo nich alls fieert diene Hochtiet dat
weit ick noch dat wier
Doo wier dat alls noch in Ordnung
Und einma ham wir ne Auszeichnung
Joo
För unsre Brääskower Elpege
Un nuu
Nu kümmt dat woohl alls wech
Dat stell di eis vör
ECKI
«Eh, Ecki, ick glaub, Stefan kommt dieset Wochenende.«
«Wodrich?«
«Na, wer’n sonst. Gibt doch bloß ein Stefan hier, oder wat?«
«Wieso?«Toffi wieder, eh!
Sagt Börner:»Na, du bist doch bloß Toffi! Wa, Toffi!«Börner, eh! Ick könnt mich ja manchma wegwerfen. Wenn der schon sein Maul aufmacht. Da kannste entweder nur rinschlagen, oder du schmeißt dich weg, eh!
«Na, oder willste jetz, dat wir dich uch Stefan nenn’?«, sag ick denn noch.»Dat könnt ja zu Verwechslung’n führn, wat? Am Ende noch. Wa, Toffi!«
«Am Ende fängste denn uch noch an, von deine ›Kameradschaft‹ zu quatschen!«Da gackern se, die Weiber, und Toffi uch. Hat ma wieder die große Klappe, Jacqueline. Na, recht hat se.
«Dat lass ma bloß nich Stefan hörn!«
«Na und, ick hab keine Schiss vor dem, Börner! Nich so wie andre.«