Öwwer dat traut se sich nu nich nu het se Schiss inne Büxen
Dat mööt ehr ma eis einer upn Kopp tauseggn
Einer müsst ihr dat mal aber ick kenn
Die kennt ja nu gar kein mehr
Kiekt goor kein nich an
HENRY
Als sie gesagt haben,»Henry, du hast Besuch«, hat er zuerst wieder gedacht, aber nur ganz kurz, dass sie das bestimmt ist, dass sie nun doch endlich gekommen ist. Einmal hat er gefragt:»Ist sie jetzt hergekommen zu mir?«, und sie haben gesagt, ja, dass sie da ist, und da musste er immerzu seine Hände an der Hose abwischen, und da hat er gefragt, wie sie denn aussieht, weil er sie sonst vielleicht gar nicht erkennen würde, das wäre ja ein schöner Schlamassel, ha ha, wenn er vor ihr sitzen würde und sie gar nicht erkennen würde, ein schöner Schlamassel, ja. Aber sie haben bloß gesagt,»na, wie immer«. Wie immer? Da hat er sich gewundert, wo sie das nun wieder herwussten. Und da hat er gesagt:»Nein!«Und als er in den Besuchsraum kam, da war das bloß wieder Oma, die da saß, mit Onkel Peter. Heute ist Onkel Peter alleine dagewesen.
«Hallo, Henry«, hat Onkel Peter gesagt und:»Na?«
Er hat gar nichts gesagt, und dann hat er gefragt:»Wo is denn Oma?«
Da hat Onkel Peter ihn angeguckt, wie Oma ihn früher angeguckt hat, wenn sie gesagt hat,»jetzt bin ich aber enttäuscht von dir, Henry«. Manchmal hat sie auch gar nichts gesagt, bloß geguckt.
«Ach, Henry, das weißt du doch«, hat Onkel Peter gesagt,»du weißt doch Bescheid.«
Ja, das wusste er. Bescheid wusste er, Bescheid. Wie Frau Liebig die blöde Liebig in der MAKARENKO immer gesagt hat, wenn er was gemacht hatte oder wenn er was nicht machen sollte oder was machen sollte, was er nicht machen wollte, da hat die immer gesagt:»Du weißt Bescheid!«Nämlich, dass er sonst wieder in die Abstellkammer muss, wo das so dunkel war und nach Chlor gerochen hat wie in der Schwimmhalle, wo sie ihn ins Wasser geworfen hatten, und er konnte doch gar nicht schwimmen, konnte er doch nicht, oder dass er ohne Abendbrot und viel eher als die andern ins Bett muss oder so was, was ihr dann eingefallen war.»Ich lass mir schon was einfallen für dich, Henry Hanske«, hat sie gesagt. Einmal durfte er am Wochenende nicht nach Hause, aber da ist Oma gekommen und hat ihn trotzdem geholt, hä hä. Aber Montag musste er wieder zurück in die MAKARENKO.
«Henry!«, hat Onkel Peter gesagt und er war richtig zusammengezuckt. Wieso musste Onkel Peter ihn denn so erschrecken?» Was ist denn los?«
«Weiß ich doch nich«, hat er gesagt. Das war doof, dass Onkel Peter heute alleine da war, doof, doof, doof, mit Oma war das nicht so. Wenn Oma da war, musste er nicht so viel mit Onkel Peter sprechen, bloß mitkommen musste der immer, weil er das Auto fahren musste, das konnte Oma ja nicht. Oma konnte ja nicht mal Moped fahren. Ha ha, Oma aufm Moped! Aber jetzt musste er alleine kommen, weil Oma nun weg war, das hat er ja gleich gewusst. Und Onkel Peter hat sich das schon gedacht, dass er das gewusst hat, das hat er ja gesagt. Bloß, weil er das nicht sagen wollte. Dass Oma jetzt mit seiner Mutter weg ist.
«Hat sie Oma denn nu mitgenomm oder was mitm Auto oder was«, hat er gefragt.
Onkel Peter hat:»Was?«gefragt, und er hat gesagt:»Na hast du doch gesagt.«
Dann hat Onkel Peter gefragt, was sie ihm gegeben haben.
«Na, Tabletten«, hat er gesagt,»drei Stück.«
«Tabletten, ja«, hat Onkel Peter gesagt und mit dem Kopf geschüttelt.
«Ja-a«, hat er da gesagt. Als wenn Onkel Peter ihm das nicht glauben wollte.
«Warst du wieder laut, Henry?«, hat er gefragt.
«Gar nich.«
«Henry, hör mir jetzt mal bitte zu, dass du das nicht wieder vergisst. Ich bin ja auch traurig, ne. Aber Oma ist doch tot. «Onkel Peter hat ihm richtig in die Augen geguckt, richtig doll in die Augen, aber er wollte das nicht. Dass Onkel Peter so guckt.
«Gar nich«, hat er gesagt.
Da hat Onkel Peter geschnauft.»Hast du das wirklich vergessen, Henry?«
«Gar nich.«
Und dann hat er ganz lange mit dem Kopf hin und her geschüttelt, damit Onkel Peter ihn nicht mehr so angucken kann. So wie früher, wenn er immer mit dem Kopf geschüttelt hat und» garnichgarnichgarnichgarnichgarnich «gesagt hat, so oft hinternander, wie er konnte, auch wenn Oma dann gesagt hat,»hör auf, Henry, du schüttelst dir noch den Verstand raus!«.
«Gar nich«, hat er gesagt und gelacht,»stimmt ja gar nich«, aber vorgestellt hat er sich das doch, wie dann sein Verstand aus den Ohren rausfliegen würde in so kleinen Klacksen wie Hühnerkacke. Wie dann die ganze Hühnerkacke um ihn rum aufn Boden klatschen würde, bis sein Kopf ganz leer wär, ganz leer wie ausgemistet, und Oma würde meckern über den ganzen Dreck, mach doch mal deinen Dreck weg, würde sie sagen. Wie wenn er sein Zimmer umgemölt hatte, wenn da alles rumlag, Hosen und Socken und Apfelsinenpellen, oder wenn er eine Katze mit hochgenommen hatte, und er wollt sie doch bloß streicheln, bloß auf seinen Schoß nehmen und streicheln, und dann ist sie wie wild durch sein Zimmer, das Biest, und hat alles umgerissen, das Biest, und hat da hingeschissen, und einmal hat er eine gleich aus dem Fenster geschmissen, weil sie so wild wurde, und dann hat er geguckt, ob sie tot ist, aber sie war weg einfach weg.
Oder wenn er immer Kartoffeln schälen sollte. Und die ganzen Schalen flogen aufn Fußboden, und die Kartoffeln flutschten ihm aus der Hand und kullerten umher, und paarmal hat er sich auch geschnitten, und dann ist ihm vor Schreck sowieso die Kartoffel runtergefallen. Und Oma hat dann immer gesagt:»Sag mal, sollen wir nu die Schalen essen oder die Kartoffeln«, weil er immer so viel drangelassen hat von den Kartoffeln an der Schale, dass das so richtig dicke Schalen wurden.
«Ich hab kein Schwein mehr, Henry«, hat sie gesagt, und er hat gesagt,»doch«, und dann so gegrunzt wie ein Schwein, bis er sich halbtot lachen musste dadrüber, und Oma hat auch gelacht manchmal, aber manchmal war sie auch böse.
Wenn sie ihn erwischt hat dabei, war sie böse. Wenn er wieder» Sowas «gemacht hat. So hat sie gesagt dazu, als sie ihn das erste Mal erwischt hat dabei, in der Truhe. Als er unbedingt in die Truhe rein musste. Weil er grad vom Boden gekommen war, weil er auf dem Boden war und rumgeschnökert hatte in dem alten Zeug, was er auch nicht sollte, alte Klamotten und altes Spielzeug von Onkel Peter, womit er als Kind auch gespielt hatte, aber da konnte er sich nicht mehr so dran erinnern, und dann hatte er Lust, noch mal damit zu spielen, aber er wollte nicht, dass Oma das mitkriegt, weil er ja schon zu groß dafür war, aber manchmal hat er, ganz leise, damit gespielt, mit dem kleinen Holztrecker, wo er auf den Anhänger so eine kleine Puppe gesetzt hat, und er konnte sich gar nicht vorstellen, dass Onkel Peter auch mit der Puppe gespielt hatte. Die hatte ein Kleid an, was man ausziehen konnte, und er hat so gerne die klitzekleinen Druckknöpfe auf- und zugemacht, er hat sie aufgemacht und ihr das Kleid ausgezogen und die Druckknöpfe wieder einen nach dem andern zugeknipst, und dann hat er die Puppe eine Runde mit dem Trecker rumgefahren, und dann hat er das Kleid geholt und die Druckknöpfe wieder ganz langsam mit dem Fingernagel auseinandergemacht und ihr das Kleid wieder angezogen und die Knöpfe gegen ihren Rücken gedrückt, und das schnippste so schön auf dem Plasterücken, viermal, und manchmal hat er sie dann noch mal aufgemacht, hat er sie aufgerissen mit einem Ratsch, dass plötzlich wieder der rosane Plasterücken rausblitzte, und dann hat er versucht, alle gleichzeitig zuzudrücken mit den Daumen, und noch mal, bis es klappte.
Und dann ist er in die Truhe rein. Die Truhe stand unter der Treppe zum Boden, und Oma hat das erst gar nicht gemerkt, wenn er da immer rein ist und da drin gelegen hat, und er hat gedacht, wenn er mal mit den andern Versteck spielen würde, wenn sie ihn mal mitspielen lassen würden, dann würde er sich in der Truhe verstecken, und sie würden ihn überhaupt nicht finden, oder wenn sie wieder hinterm Zaun stehen und ihn ärgern würden und» Psycho «zu ihm sagen würden oder» Stinker«, dann würde er sagen, na und, dafür hab ich ein viel bessres Versteck als ihr, das ist hunderttausendmal besser. Aber Oma hat immer alles rausgekriegt, das hat immer gar keinen Spaß mit ihr gemacht, Oma hat ihn gefunden in der Truhe. Wo er grade» Sowas «gemacht hat. Wo er da gelegen hat zwischen den ganzen Handtüchern und Bettzeug und so was und wo er wieder gedacht hat, dass er jetzt vielleicht für immer da drin bleiben muss, wenn er den Deckel nicht mehr aufkriegt, der ging schwer, von innen ging der ganz schwer, und er konnte ja nicht Oma rufen, weil sie das doch nicht wissen sollte, weil sie dann doch meckern würde, weil er das doch bestimmt nicht durfte, da in der Truhe liegen, zwischen den ganzen Bettlaken und dem ganzen Zeug, was da alles so ordentlich drinlag, und er hat ja kaum da reingepasst, so eng war das, und er konnte nur auf der Seite liegen mit hochgezogenen Beinen, und beim ersten Mal war sein Ding ganz eingequetscht zwischen seinen Beinen, und das tat ein bisschen weh, und das war auch ein bisschen schön, und dann hat er seine Hand unter den Gummibund von seiner Trainingshose geschoben und in seinen Schlüpfer reingewurschtelt und hat sein Ding zwischen seinen Beinen rausgeholt, und das war ganz dunkel, und er konnte gar nichts sehen, stockdunkel war das, auch wenn er die Augen ganz weit aufgemacht hat, konnte er kein bisschen von sich sehen, und er hat ganz schwitzige Hände gekriegt, und sein Ding konnte er nicht sehen, als wenn er gar nicht da wär, bloß mit der Hand hat er gemerkt, dass er da war, mit der Hand, wo er sein Ding mit festgehalten hat, und das ist wieder ganz hart geworden, und dann hat er immer so hin und her gemacht mit der Hand, und die Spucke kam ihm aus dem Mund, und aus seinem Ding ist dann auch was rausgekommen, und das war schön, das war so schön wie wenn, wie wenn — ihm ist gar nicht eingefallen wie was.