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Er ging mit der Karte in ein Hinterzimmer und kam bald mit einem wohlbeleibten Herrn zurück, den er als Monsieur Briquet vorstellte.

In Monsieur Briquets Privatbüro wurden die Geschäftsbücher hervorgeholt und auf dem Schreibtisch ausgebreitet.

»Sie werden verstehen, Monsieur«, sagte Monsieur Briquet, »daß ich Ihnen nur die Namen und Adressen derjenigen Käufer unserer Katzen nennen kann, die eine Rechnung geschickt bekommen haben. Es ist allerdings unwahrscheinlich, daß ein Objekt von diesem Wert gegen bar verkauft wurde. Aber immerhin, bei reichen Angelsachsen kann so etwas vorkommen. Wir brauchen nicht weiter zurückzugehen als bis zum Beginn dieses Jahres, als diese Katzen angefertigt wurden.« Er fuhr mit einem dicklichen Finger über die Seite eines Geschäftsbuchs. »Die erste wurde am 19. Februar verkauft.«

Mr. Parker schrieb sich ein paar Namen und Adressen auf, und nach einer halben Stunde sagte Monsieur Briquet in abschließendem Ton: »Das sind alle, Monsieur. Wie viele Namen haben wir jetzt?«

»Dreizehn«, sagte Parker.

»Und drei sind noch da - die ursprüngliche Zahl war zwanzig - demnach müssen vier bar verkauft worden sein. Wenn Monsieur das bestätigt haben wollen, können wir im Journal nachsehen.«

Die Suche im Journal dauerte länger und war ermüdender, aber schließlich hatten sie die gesuchten Einträge. Eine Katze war am 31. Januar verkauft worden, eine am 6. Februar, die dritte am 17. Mai und die letzte am 9. August.

Mr. Parker war aufgestanden und begann soeben eine lange Dankesrede, als eine plötzliche Gedankenverbindung zwischen diesen Daten und seinen bisherigen Überlegungen ihn veranlaßte, Monsieur Briquet das Foto von Cathcart zu zeigen und zu fragen, ob er den Mann erkenne.

Monsieur Briquet schüttelte den Kopf.

»Ich kann mit Sicherheit sagen, daß er nicht zu unsern Stammkunden gehört«, sagte er, »und ich habe ein gutes Gedächtnis für Gesichter. Ich lege Wert darauf, jeden mit Namen zu kennen, der bei uns ein größeres Konto hat. Und dieser Herr hat kein alltägliches Gesicht. Aber ich will meine Angestellten fragen.«

Die meisten Angestellten erkannten den Mann auf dem Foto nicht, und Parker wollte es gerade wieder wegstecken, als ein junges Mädchen, das einem dicken, älteren Herrn soeben einen Verlobungsring verkauft hatte, hinzukam und auf Anhieb sagte:

»Mais oui, je l'ai vu, ce monsieur-la. Das ist der englische Herr, der die Brillantkatze für la jolie blonde gekauft hat.«

»Mademoiselle«, rief Parker eifrig, »ich beschwöre Sie, versuchen Sie sich an alle Einzelheiten zu erinnern.«

»Parfaitement«, sagte sie. »So ein Gesicht vergißt man ja nicht, vor allem wenn man eine Frau ist. Der Herr hat die Brillantkatze gekauft und bar bezahlt - halt, nein. Die Dame hat sie gekauft, und ich weiß noch, wie ich mich gewundert habe, daß sie bar dafür bezahlte, denn gewöhnlich tragen Damen nicht so große Summen bei sich. Der Herr hat auch etwas gekauft. Er hat für die Dame einen Schildpattkamm mit Brillanten gekauft, und dann hat sie gesagt, sie muß ihm auch etwas schenken, pour porter bonheur, und hat mich nach einem Amulett gefragt, das seinem Träger beim Kartenspiel Glück bringt. Ich habe ihr ein paar Schmuckstücke gezeigt, die besser zu einem Herrn passen, aber dann hat sie die Katzen gesehen und sich sofort in sie verliebt und gesagt, er brauche so eine Katze und nichts anderes; sie war überzeugt, daß sie ihm gute Karten bringen würde. Sie hat mich gefragt, ob es nicht so sei, und ich habe gesagt: >Zweifellos, und Monsieur darf nie mehr ohne sie spielenc, und da hat er sehr gelacht und gesagt, daß er sie immer bei sich haben wird, wenn er Karten spielt.«

»Und wie sah diese Dame aus?«

»Blond, Monsieur, und sehr hübsch; ziemlich groß und schlank und sehr gut gekleidet. Großer Hut und dunkelblaues Kostüm. Quoi encore? Ach. ja, sie war Ausländerin.«

»Engländerin?«

»Das weiß ich nicht. Sie hat sehr, sehr gut französisch gesprochen, fast wie eine Französin, aber sie hatte einen ganz, ganz leichten Akzent.«

»In welcher Sprache hat sie sich mit dem Herrn unterhalten?«

»Französisch, Monsieur. Sehen Sie, wir haben alle miteinander gesprochen, und sie haben sich immer an mich gewandt, und darum haben wir die ganze Zeit französisch gesprochen. Der Herr sprach französisch a merveille, und ich habe nur aus seiner Kleidung und einem je ne sais quoi in seiner Erscheinung geschlossen, daß er Engländer sein muß. Die Dame sprach auch fließend, aber von Zeit zu Zeit hörte man einen ganz kleinen Akzent. Natürlich bin ich ab und zu von ihnen weggegangen, um etwas aus dem Fenster zu holen,

und dann haben sie auch miteinander gesprochen; in welcher Sprache, weiß ich nicht.«

»Nun, Mademoiselle, können Sie mir sagen, wie lange das her ist?«

»Ah, mon Dieu, ça c'est plus difficile. Monsieur sait que les jours se suivent et se ressemblent. Voyons.«

»Wir können im Journal nachsehen«, warf Monsieur Briquet ein, »an welchem Tag ein Brillantkamm zusammen mit einer Brillantkatze verkauft worden ist.«

»Natürlich«, sagte Parker eilig. »Versuchen wir's.« Sie gingen ins Büro zurück und nahmen noch einmal das Januarjournal, das ihnen nicht weiterhalf. Am 6. Februar aber fanden sie die Eintragung:

Peigne en écaille et diamants...........................f. 7500

Chat en diamants (Dessin C-5)..........................f. 5000

»Das wär's«, sagte Parker verdrießlich.

»Monsieur scheint nicht zufrieden zu sein«, bemerkte der Juwelier.

»Monsieur«, sagte Parker, »ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar ich Ihnen für Ihr Entgegenkommen bin, aber ich gebe ehrlich zu, daß mir von allen zwölf Monaten des Jahres jeder andere lieber gewesen wäre.«

Parker fühlte sich durch die ganze Episode so in seinen Empfindungen verletzt, daß er sich zwei Witzblätter kaufte, sie mit zu Boudet an der Ecke Rue Auguste Léopold nahm und beim Abendessen mit ernster Miene las, um sein Gemüt zu besänftigen. Danach kehrte er in sein bescheidenes Hotel zurück, ließ sich etwas zu trinken bringen und setzte sich hin, um einen Brief an Lord Peter zu verfassen. Das Schreiben ging langsam, und es schien ihm keinen sonderlichen Spaß zu machen. Der letzte Absatz lautete:

»Ich habe das alles kommentarlos für Dich aufgezeichnet. Du wirst ebensogut Deine Schlüsse daraus ziehen können wie ich - bessere, hoffe ich, denn die meinen sind unerfreulich und bereiten mir unendlichen Kummer. Es kann aber auch alles blanker Unsinn sein - ich hoffe es; und ich glaube fest, daß sich drüben bei Dir noch etwas findet, was den Fakten eine völlig neue Deutung gibt. Auf jeden Fall müssen wir ihnen aber nachgehen. Ich würde ja anbieten, den Fall einem anderen zu übergeben, aber dieser andere könnte am Ende noch voreiligere Schlüsse ziehen als ich und alles restlos verderben. Falls Du es allerdings wünschst, werde ich auf der Stelle krank. Laß es mich wissen. Solltest Du es für besser halten, wenn ich weiter hier herumgrabe, könntest Du mir dann ein Foto von Lady Mary Wimsey besorgen und möglichst etwas über den Brillantkamm und die grünäugige Katze aus ihr herausbekommen - sowie die genauen Daten feststellen, wann Lady Mary im Februar in Paris war? Schreib mir bitte, wie Du drüben weiterkommst.

Stets Dein

Charles Parker«

Er las Brief und Bericht noch einmal sorgfältig durch und tat sie in einen Umschlag. Dann schrieb er noch einen Brief an seine Schwester, packte fein säuberlich sein Päckchen und läutete nach dem Hoteldiener.

»Dieser Brief soll sofort per Einschreiben abgehen«, sagte er, »und das Päckchen morgen früh.«

Danach legte er sich ins Bett und las sich mit einem Kommentar zum Brief an die Hebräer in Schlaf.

Lord Peters Antwort kam postwendend:

»Lieber Charles,

zerbrich Dir nicht den Kopf. Mir gefällt der Stand der Dinge auch nicht so besonders, aber ich weiß lieber Dich mit dem Fall betraut als jeden anderen. Wie Du sagst, dem normalen Polizisten ist es gleichgültig, wen er verhaftet, Hauptsache, er verhaftet überhaupt jemanden, und es ist im großen und ganzen nicht sehr erquicklich, so einen in seinem Privatleben herumschnüffeln zu lassen. Ich werde alles daransetzen, meinen Bruder freizubekommen - das ist letztlich und endlich das wichtigste, und alles andere wäre besser, als wenn Jerry für ein Verbrechen gehängt würde, das er nicht begangen hat. Wer es auch immer war, es ist auf jeden Fall richtiger, den Schuldigen dafür zu hängen als einen Unschuldigen. Ermittle also weiter.