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Cathcart rennt also hinaus in den Garten. Achtlos läuft er im strömenden Regen umher, eine Zukunft vor Augen, die mit einemmal der Liebe, des Reichtums, der Ehre beraubt ist.

Und inzwischen geht eine Zimmertür auf, und leise Füße schleichen die Treppe hinunter. Wir wissen jetzt, wer das war -Mrs. Pettigrew-Robinson hat das Knarren der Tür nicht verkannt. Es war der Herzog von Denver.

Das wird zugegeben. Aber von diesem Punkt an sind wir mit der Meinung des verehrten Anklagevertreters uneins. Es wird unterstellt, der Herzog sei bei längerem Nachdenken über diese Geschichte zu dem Schluß gekommen, daß Cathcart eine Gefahr für die Gesellschaft darstelle und besser tot sei - oder daß die Beleidigung, die er dem Hause Denver zugefügt habe, nur mit Blut zu tilgen sei. Und man will uns glauben machen, daß der Herzog die Treppe hinunterschleicht, seinen Revolver aus dem Schreibtisch holt und in die Nacht hinausgeht, um Cathcart zu suchen und kaltblütig zu erschießen.

Meine Lords, habe ich es wirklich nötig, die dieser Unterstellung innewohnende Absurdität aufzuzeigen? Welchen begreiflichen Grund hätte denn der Herzog von Denver haben können, auf so kaltblütige Weise einen Menschen umzubringen, von dem ein einziges Wort ihn für immer befreite? Es wurde Ihnen suggeriert, daß der Herzog die Kränkung beim Nachgrübeln als immer größer empfunden habe - daß sie gigantische Ausmaße angenommen habe. Zu dieser Unterstellung, meine Lords, kann ich nur sagen, daß ein fadenscheinigerer Vorwand, einem Unschuldigen ein Mordmotiv anzuhängen, nie erdacht wurde, nicht einmal vom Erfindungsreichtum eines Advokaten. Ich möchte weder meine Zeit damit vertun noch Sie damit beleidigen, daß ich darauf überhaupt näher eingehe. Wieder wurde angedeutet, der Streitgrund sei nicht der genannte, vielmehr habe der Herzog Grund gehabt, Böses von Cathcarts Hand zu fürchten. Dieser Unterstellung haben wir, wie ich glaube, schon den Boden entzogen; es ist eine völlig aus der Luft gegriffene Annahme, mit deren Hilfe eine Reihe von Umständen erklärt werden soll, die der verehrte Anklagevertreter nicht im Einklang mit den bekannten Tatsachen zu erklären vermocht hat. Allein die Zahl und Vielfalt der von der Anklage herbeigezogenen Motive beweist, daß sie um die Dürftigkeit ihrer Argumentation selbst weiß. Verzweifelt schnappt sie nach jeder nur denkbaren Erklärung, um diesem unsinnigen Vorwurf ein wenig Farbe zu geben.

Und hier möchte ich nun Ihre Aufmerksamkeit, meine Lords, auf die sehr wichtige Aussage Inspektor Parkers hinsichtlich des Arbeitszimmerfensters lenken. Er hat uns gesagt, daß es von außen geöffnet wurde, indem die Verriegelung mit Hilfe eines Taschenmessers beiseite geschoben wurde. Wenn es der Herzog von Denver gewesen wäre, der um halb zwölf im Arbeitszimmer war, wozu hätte er das Fenster aufbrechen müssen? Er war doch schon im Haus. Wenn wir außerdem sehen, daß Cathcart ein Messer in der Tasche hatte und sich auf der Klinge dieses Messers Kratzer befinden, wie sie vom gewaltsamen Beiseiteschieben einer metallenen Verriegelung stammen könnten, so ist doch daraus klar ersichtlich, daß nicht der Herzog, sondern Cathcart selbst das Fenster von außen geöffnet hat und hineingestiegen ist, um sich die Pistole zu holen, denn er wußte ja nicht, daß die Wintergartentür eigens für ihn offengelassen worden war.

Aber wir brauchen dieses Indiz nicht einmal zu sehr zu bemühen - wir wissen ja, daß Hauptmann Cathcart zu dieser Zeit im Arbeitszimmer war, denn wir haben hier das Löschblatt gesehen, mit dem er seinen Brief an Simone Vonderaa abgelöscht hat, und Lord Peter Wimsey hat uns berichtet, daß er selbst dieses Löschblatt wenige Tage nach Cathcarts Tod von der Schreibunterlage im Arbeitszimmer gelöst hat.

Und nun richten Sie bitte Ihre Aufmerksamkeit auf die Bedeutung eines bestimmten Punktes in der Beweisaufnahme. Der Herzog von Denver hat uns gesagt, daß er den Revolver kurz vor dem schicksalhaften 13. Oktober in der Schreibtischschublade gesehen habe, als er und Cathcart zusammen im Arbeitszimmer waren.«

Der Großhofmeister: »Einen Augenblick, Sir Impey, das stimmt nicht ganz mit meinen Aufzeichnungen überein.«

Verteidiger: »Ich bitte Eure Lordschaft um Verzeihung, wenn ich mich irre.«

Großhofmeister: »Ich lese Ihnen vor, was bei mir steht: >Ich suchte ein altes Foto von Mary, um es Cathcart zu geben, als ich ihn dort fand.< Kein Wort davon, daß Cathcart dabei war.«

Verteidiger: »Wenn Eure Lordschaft auch noch den nächsten Satz lesen wollten -«

Großhofmeister: »Gewiß. Der nächste Satz lautet: >Ich weiß noch, wie ich gesagt habe, daß er schon rostig werde.««

Verteidiger: »Und der nächste?«

Großhofmeister: »>Wem gegenüber haben Sie diese Bemerkung gemacht?) Antwort: >Das weiß ich wirklich nicht mehr, aber ich weiß noch genau, daß ich es gesagt habe.««

Verteidiger: »Ich bin Eurer Lordschaft sehr verbunden. Als mein edler Mandant diese Worte sprach, suchte er gerade nach Fotos, die er Cathcart geben wollte. Ich glaube, wir dürfen vernünftigerweise unterstellen, daß die Bemerkung an den Verstorbenen gerichtet war.«

Großhofmeister (an das Haus gewandt): »Meine Lords, Eure Lordschaften werden sich über die Stichhaltigkeit dieser Vermutung natürlich ein eigenes Urteil bilden.«

Verteidiger: »Wenn Eure Lordschaften akzeptieren können, daß Cathcart von der Existenz des Revolvers gewußt haben kann, ist es unerheblich, wann genau er ihn gesehen hat. Und wie Sie gehört haben, steckte in der Schreibtischschublade immer der Schlüssel. Er kann den Revolver jederzeit darin gesehen haben, wenn er nach einem Briefumschlag oder Siegellack oder was auch immer suchte. Jedenfalls behaupte ich, daß die Bewegungen, die Oberst Marchbanks und seine Gemahlin Mittwochnacht gehört haben, von Denis Cathcart stammten. Während er seinen Abschiedsbrief schrieb, vielleicht mit der Pistole vor sich auf dem Tisch - ja, genau in diesem Augenblick schlich der Herzog von Denver die Treppe hinunter und zur Wintergartentür hinaus. Und das ist das Unglaubliche an dieser Geschichte - daß wir immer und immer wieder zwei Ketten von Ereignissen finden, die miteinander nichts zu tun haben, sich aber zur gleichen Zeit abspielen und dadurch ein heilloses Durcheinander stiften. Ich habe das Wort >unglaublich< gewählt, nicht weil Zufälle grundsätzlich unglaublich wären - denn wir erleben im Alltag erstaunlichere Beispiele dafür, als ein Schriftsteller sich auszudenken wagen würde -, sondern lediglich, um es dem verehrten Anklagevertreter aus dem Mund zu nehmen, der sich bereits anschickt, es wie einen Bumerang auf mich zurückfallen zu lassen. (Gelächter.)

Meine Lords, das ist der erste dieser unglaublichen - ich scheue mich nicht, das Wort zu gebrauchen - Zufälle. Um halb zwölf geht der Herzog die Treppe hinunter, und Cathcart dringt ins Arbeitszimmer ein. Der Ankläger hat im Kreuzverhör meines edlen Mandanten mit Recht versucht, so viel Kapital wie möglich aus der Diskrepanz zwischen seiner Aussage bei der Untersuchungsverhandlung - nämlich daß er erst um halb drei das Haus verlassen habe - und seiner jetzigen Aussage zu schlagen, wonach er schon um halb zwölf fortgegangen ist. Meine Lords, wie Sie auch immer die Motive des edlen Herzogs für sein Verhalten interpretieren mögen, lassen Sie sich von mir noch einmal sagen, daß zu der Zeit, als diese erste Aussage gemacht wurde, alle Welt noch annahm, der Schuß sei um drei Uhr gefallen, so daß diese unrichtige Aussage damals für die Konstruktion eines Alibis völlig ungeeignet war.