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»Ich gebe ihm immer Bescheid, wenn Sporttag ist«, erwiderte sie.

»Ja, aber ich meine, er will mit dir zusammen hingehen, nicht allein.«

»Er will das? Oder du?«, hakte Bea nach.

»Na ja, wär doch schön, oder? Dad ist in Ordnung.«

Rays Kampagne war also erfolgreich, erkannte Bea. Nun, im Moment konnte sie daran nichts ändern. »Wir werden sehen«, sagte sie und verabschiedete sich mit den Worten: »Ich hab dich lieb.«

Sie hielt kurz inne und setzte sich dann entgegen ihres Vorsatzes, endlich auch heimzufahren, zurück an den Computer. Sie rief die Webseite ihrer Partnervermittlung auf und loggte sich ein. Pete brauchte eine männliche Präsenz im Haus, und Bea war bereit für etwas Definitiveres als eine Verabredung und den gelegentlichen One-Night-Stand, wenn Pete bei seinem Vater übernachtete.

Sie überflog die Annoncen und versuchte, nicht immer zuerst auf die Fotos zu schauen. Sie sagte sich, es sei wichtig, unvoreingenommen zu bleiben. Aber eine Viertelstunde dieser Tätigkeit vermochte ihren Datingfrust zu steigern wie nichts anderes. Sie kam zu dem Schluss, wenn jeder, der von sich behauptete, romantische Strandspaziergänge bei Sonnenuntergang zu lieben, tatsächlich romantische Strandspaziergänge bei Sonnenuntergang unternähme, müsste es dort zur entsprechenden Tageszeit zugehen wie auf der Oxford Street am letzten Adventssamstag. Was für ein Unfug! Wer hatte denn schon wirklich Hobbys wie Essen bei Kerzenschein, romantische Spaziergänge, Weinproben in Bordeaux und vertrauliche Gespräche in der heißen Badewanne oder vor einem prasselnden Kaminfeuer im Lake District? Erwartete man im Ernst von ihr, dass sie das glaubte?

Zur Hölle damit, dachte sie. Die Datingszene war ein Albtraum. Sie wurde von Jahr zu Jahr schlimmer, was Bea in ihrem Entschluss bestärkte, sich mit ihren Hunden als Gefährten zu bescheiden. Die drei hätten vermutlich auch Spaß an einem heißen Bad, aber das pseudovertrauliche Geschwafel bliebe ihr erspart.

Sie schaltete den Computer ab und verließ das Gebäude. Manchmal war nach Hause zu gehen die einzige Antwort.

Ben Kerne hatte bei seiner Kletterpartie eine gute Zeit erzielt, und seine Muskeln brannten von der Anstrengung. Er hatte es genau so gemacht, wie Santo es beabsichtigt hatte: Er hatte sich abgeseilt und war dann von unten wieder nach oben geklettert, obwohl er ebenso gut unten in Polcare Cove hätte parken und es umgekehrt hätte angehen können. Er hätte auch zu Fuß über den Küstenpfad zur Klippe wandern und sich von dort oben nur abseilen können. Aber er hatte in Santos Fußstapfen folgen wollen, und das bedeutete, dass er seinen Austin nicht auf dem Parkplatz der Bucht abstellte, sondern in der Haltebucht unweit von Stowe Wood, wo auch Santo geparkt hatte. Von dort war Ben dem Pfad zum Meer gefolgt, so wie Santo es vermutlich getan hatte, und er hatte seine Schlinge an demselben steinernen Pfeiler befestigt, an dem Santos Schlinge versagt hatte. Der Rest war eine Frage von Muskeln und Erinnerung. Das Abseilen war ein Kinderspiel gewesen. Wieder nach oben zu klettern, hatte Können und Strategie erfordert, aber lieber hatte er die Anstrengung in Kauf genommen, als in der Nähe von Adventures Unlimited und Dellen zu sein.

Am Ende der Kletterpartie hatte Ben ausgepowert sein wollen. Es war Erschöpfung, die er gesucht hatte, doch er musste feststellen, dass er immer noch genauso aufgedreht war wie zuvor. Seine Muskeln waren müde, aber seine Gedanken jagten noch immer wie auf Autopilot.

Wie üblich war es Dellen, an die er dachte. Dellen und die Erkenntnis, was er seiner Frau damit angetan hatte, dass er nicht von ihr hatte lassen können.

Zu Anfang hatte er nicht verstanden, was sie meinte, als sie ihm entgegengeschleudert hatte: »Ich hab's gesagt!« Und als ihm schließlich dämmerte, was es zu bedeuten schien, wollte er ihr nicht glauben. Ihr zu glauben, hätte bedeutet, dass der Schatten des Verdachts, unter dem er in Pengelly Cove gelebt hatte — der ihn letztlich von dort verjagt und nach Truro geführt hatte, absichtlich von der Frau, die er liebte, herbeigeführt worden war.

Um diese Erkenntnis und deren Folgen von sich fernzuhalten, hatte er erwidert: »Wovon redest du?«, und er hatte sich einzureden versucht, dass sie ihn verletzen wollte, weil er ihr Vorwürfe gemacht, weil er ihre Tabletten aus dem Fenster geworfen und weil er damit etwas von ihr eingefordert hatte, dem sie im Moment nicht ins Auge sehen konnte.

Ihr Gesicht war wutverzerrt gewesen.

»Du weißt es!«, hatte sie geschrien. »Oh, du weißt es ganz genau. Du hast doch immer vermutet, dass ich es war, die dich angeschwärzt hat. Ich hab genau gesehen, wie du mich danach angesehen hast. Ich konnte es in deinen Augen lesen… Und dann bist du nach Truro verschwunden und hast mich mit den Konsequenzen allein zurückgelassen. Gott, wie ich dich gehasst habe! Aber dann auch wieder nicht, weil ich dich so geliebt habe. Und ich liebe dich immer noch. Und ich hasse dich. Warum kannst du mich nicht einfach in Frieden lassen?«

»Du warst der Grund, warum die Polizei wieder zu mir kam. Das willst du doch sagen. Du hast mit ihnen geredet.«

»Ich habe dich mit ihr gesehen. Du wolltest, dass ich es sehe, und ich habe dich gesehen, und ich wusste, dass du sie ficken wolltest, und was glaubst du wohl, wie ich mich dabei gefühlt habe?«

»Also hast du beschlossen, es mir heimzuzahlen? Du hast ihn runter zur Höhle gelockt, hast es mit ihm getrieben, und dann hast du ihn dort zurückgelassen und…«

»Ich konnte nicht diejenige sein, die du in mir sehen wolltest. Ich konnte dir nicht geben, was du wolltest, aber du hattest kein Recht, mit mir Schluss zu machen. Ich hatte doch gar nichts getan! Und dann ausgerechnet mit seiner Schwester… Ich hab's gesehen, weil du es so wolltest, weil du wolltest, dass ich leide, und darum wollte ich, dass du genauso leidest.«

»Also hast du ihn gevögelt.«

»Nein!« Ihre Stimme schwoll zu einem Schrei an. »Das habe ich nicht! Ich wollte, dass du fühlst, was ich fühle. Ich wollte, dass du so leidest wie ich, wie du mich hast leiden lassen, weil du all die Dinge von mir verlangt hast, die ich dir nie geben konnte. Warum hast du Schluss mit mir gemacht? Und warum, warum verlässt du mich jetzt nicht?«

»Also hast du mich beschuldigt…?« Da. Er hatte es unumwunden ausgesprochen.

»Ja! Weil du so gut bist. Du bist so gottverdammt gut, und es ist deine widerliche Tugend, die ich nicht aushalten konnte. Damals nicht und heute auch nicht. Immer hältst du die andere verdammte Wange hin, und jedes Mal, wenn du das tust, verachte ich dich. Und jedes Mal, wenn ich dich verachtet habe, hast du Schluss gemacht, und das war immer der Moment, da ich dich am meisten geliebt und gewollt habe.«

»Du bist verrückt«, war das Einzige, was ihm zu sagen blieb.

Und dann hatte er Abstand gewinnen müssen. Im Schlafzimmer zu bleiben, hätte bedeutet, der Erkenntnis ins Auge zu sehen, dass er sein Leben auf einer Lüge aufgebaut hatte. Denn als die Polizisten aus Newquay ihre Ermittlungen wochen- und monatelang auf ihn konzentriert hatten, hatte er sich auf der Suche nach Trost und Kraft an Dellen gewandt. Sie machte ihn stark, hatte er geglaubt. Sie machte ihn zu dem, was er war. Ja, sie war schwierig. Und ja, sie hatten gelegentlich ihre Probleme. Aber wenn es zwischen ihnen stimmte, waren sie dann nicht glücklicher, als sie es je mit jemand anderem hätten sein können?

Darum hatte er es akzeptiert, als sie ihm nach Truro gefolgt war. Mit bebenden Lippen hatte sie erklärt: »Ich bin schwanger«, und er hatte diese Eröffnung entgegengenommen, als wäre ihm ein Engel im Traum erschienen, als hätte der imaginäre Wanderstab, den er mit sich herumtrug, über Nacht Lilienblüten getrieben. Und als sie auch dieses Kind wieder abtrieb genau wie die vorherigen, seines und die beiden von anderen Vätern, hatte er sie getröstet und ihr beigepflichtet, dass sie noch nicht bereit wäre, dass sie beide nicht bereit wären, dass die rechte Zeit noch nicht gekommen wäre. Er schuldete ihr die gleiche Loyalität, die sie ihm erwiesen hatte, fand er. Sie war eine gequälte Seele. Er liebte sie, und darum konnte er damit fertig werden.