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»Was sich ja wohl auf die Extremitäten beschränkte«, murmelte Havers.

Aldara warf ihr einen scharfen Blick zu.

»Vielleicht hatte Santo tatsächlich ein schlechtes Gewissen wegen der Dinge, die Sie taten«, mutmaßte Bea. »Oder vielleicht wollte er nach der Szene mit Madlyn mehr von Ihnen, als Sie zu geben bereit waren, und er dachte sich, so könnte er es erzwingen. Ich würde nur zu gern herausfinden, ob es stimmt, und der Weg, das herauszufinden, führt über Ihren anderen Freund. Ex, in Warteschleife oder was auch immer. Also. Wir sind am Ende angekommen. Sie können uns seinen Nachnamen sagen, oder wir fragen Ihre Angestellten und erfahren ihn auf diese Weise, denn wenn dieser andere Mann nicht Ihr geheimer Liebhaber war wie Santo, darf man wohl davon ausgehen, dass er nicht im Schutz der Dunkelheit hierherkommen musste, und Sie mussten sich auch nicht davonschleichen, um sich in irgendeinem verschwiegenen Müllcontainer mit ihm zu treffen. Also wird irgendjemand hier wissen, wer er ist, und dieser Jemand gibt uns sicherlich auch seinen Namen.«

Aldara dachte einen Moment nach. Im Hof hob lautes Maschinengeräusch an. Offenbar hatte Rod Erfolg mit der Reparatur der Mühle gehabt. Und in das Maschinengeräusch hinein sagte Aldara unvermittelt: »Max Priestley.«

»Vielen Dank. Und wie finden wir diesen Mr. Priestley?«

»Ihm gehört der Watchman, aber…«

Bea wandte sich an Havers. »Die Lokalzeitung. Er ist also von hier.«

»… wenn Sie glauben, er hätte irgendetwas mit Santos Tod zu tun, irren Sie sich. Das hatte er nicht. Er würde so etwas niemals tun.«

»Das soll er uns selbst sagen.«

»Natürlich können Sie zu ihm gehen, aber das wäre albern. Sie verschwenden nur Ihre Zeit. Hätte Max etwas gewusst… Hätte Santo ihm trotz unserer Vereinbarung etwas gesagt… Ich wüsste davon. Ich hätte es gespürt. So etwas merke ich Männern immer an. Diese… diese innere Unruhe, die sie dann haben. Das spürt jede Frau, die auf Männer eingestimmt ist.«

Bea betrachtete sie seelenruhig. Interessant, dachte sie. Sie hatten einen wunden Punkt bei Aldara berührt. Eine alte Narbe, die wieder zu spüren die Frau nicht erwartet hatte. Ein Hauch von Verzweiflung schwang in ihren Worten. Sorge wegen Max?, überlegte Bea. Sorge um sich selbst?

»Haben Sie diesen Max geliebt?«, fragte sie. »Ich wette, das kam unerwartet für Sie.«

»Ich habe nicht gesagt…«

»Sie glauben sehr wohl, dass Santo mit ihm gesprochen hat, nicht wahr? Denn ich denke, Santo hat Sie davon in Kenntnis gesetzt — zumindest dass er es vorhatte. Was wiederum zu dem Schluss führt…?«

»Dass ich etwas unternommen hätte, um Santo aufzuhalten, ehe er es tun konnte? Seien Sie nicht albern! Das habe ich natürlich nicht getan! Und Max hat ihm kein Haar gekrümmt. Und das hat auch sonst niemand, den ich kenne.«

»Natürlich nicht. Schreiben Sie das auf, Sergeant. "Niemand, den sie kennt" und so weiter und so fort.«

Havers nickte. »Dieses Mal hab ich's in Bronze gegossen.«

Bea sagte zu Aldara: »Jetzt, da wir am entscheidenden Punkt angelangt sind, erlauben Sie mir eine Frage: Wer ist der Nächste auf Ihrer Liste?«

»Was?«

»Auf der Erregungs- und Geheimhaltungsliste. Wenn Sie eine Auszeit mit Max hatten, es aber immer noch mit Santo trieben, brauchten Sie doch jemand Neues. Sonst hätten Sie doch nur einen gehabt — nämlich Santo, und das kann Ihnen doch nicht gereicht haben. Also: Wen gibt es sonst noch, wann ist er an Bord gekommen, und dürfen wir davon ausgehen, dass auch er nichts von Santo wusste?«

Aldara stieß die Schaufel in die Erde. Sie tat es mit leichter Hand, ohne Zorn oder Schrecken. »Ich glaube, diese Unterhaltung ist beendet, Inspector Hannaford.«

»Ah. Also haben Sie sich schon vor Santos Tod jemand Neues angelacht. Jemand, der eher in Ihrer eigenen Altersklasse spielt, wette ich. Sie scheinen mir zu der Sorte zu gehören, die schnell lernt, und ich nehme an, Santo und Madlyn haben Ihnen vor Augen geführt, was dabei herauskommt, wenn Sie sich einen Teenager halten. Ganz gleich wie gut er im Bett ist.«

»Was Sie annehmen, interessiert mich nicht«, entgegnete Aldara.

»Na schön«, sagte Bea. »Es raubt Ihnen keine Sekunde Schlaf.« Und zu Havers: »Ich glaube, wir haben, was wir brauchen, Sergeant.« An Aldara gewandt, fügte sie noch hinzu: »Bis auf Ihre Fingerabdrücke, Madam. Jemand wird heute noch vorbeikommen, um sie zu nehmen.«

25

Auf der Rückfahrt von der Ciderfarm mussten sie hinter einem Reisebus einherschleichen, und darum brauchten sie wesentlich länger nach Casvelyn, als Bea angenommen hatte. Unter anderen Umständen hätte sie das nicht nur ungeduldig gestimmt, sodass sie aggressiv und unter Aufbietung ihrer schlechtesten Manieren die Hupe malträtiert hätte, sondern auch leichtsinnig: Ohne lange zu zögern, hätte sie versucht, den Bus auf der engen Straße zu überholen. Doch jetzt gab die Verzögerung ihr Gelegenheit zum Nachdenken, und es war der unkonventionelle Lebensstil der Frau, die sie gerade vernommen hatten, der sie beschäftigte. Sie fragte sich indes nicht nur, inwieweit dieser Lebensstil mit ihrem Fall in Zusammenhang stand, sondern sie bestaunte ihn auch. Und sie stellte fest, dass sie damit nicht allein war, denn Detective Sergeant Havers brachte das Thema schließlich zur Sprache.

»Sie ist ein ganz schönes Luder. Das muss man ihr lassen.«

Bea sah, dass Sergeant Havers sich nach ihrem Gespräch mit Aldara Pappas nach einer Zigarette sehnte. Sie hatte ihre Players-Schachtel aus der Handtasche gefischt und rollte nun eine Zigarette zwischen Daumen und Zeigefinger, als hoffte sie, das Nikotin über die Haut zu absorbieren. Aber sie war klug genug, sie nicht anzuzünden.

»Ich muss sie beinah bewundern«, gestand Bea. »Soll ich ehrlich sein? Ich wäre für mein Leben gern genauso.«

»Wirklich? Sie haben's ja wohl faustdick hinter den Ohren, Detective! Haben Sie zu Hause einen Achtzehnjährigen im Kleiderschrank versteckt?«

»Es geht doch um Bindungen«, antwortete Bea. »Darum, wie es ihr gelingt, sie zu vermeiden.« Sie bedachte den Reisebus vor ihnen und seine schwarze Abgaswolke mit einem Stirnrunzeln. Dann bremste sie ab, um ein wenig auf Abstand zu gehen. »Bindungen scheinen sie nicht zu interessieren. Sie scheint sie nicht einmal ansatzweise zu brauchen.«

»Zu ihren Liebhabern, meinen Sie?«

»Ist das nicht das Schreckliche daran, eine Frau zu sein? Sie lassen sich mit einem Mann ein, gehen ein, was Sie für eine Bindung halten, und dann auf einmal — zack! — tut er irgendetwas, was Ihnen beweist: Trotz all der Sehnsüchte, Regungen und absurd romantischen Vorstellungen in Ihrem treuen Herzchen ist er nicht im Geringsten an Sie gebunden.«

»Persönliche Erfahrung?«, fragte Havers, und Bea fühlte ihren musternden Blick auf sich.

»In gewisser Weise«, räumte Bea ein.

»In welcher Weise?«

»Die Weise, die in Scheidung endet, weil eine unvorhergesehene Schwangerschaft die Lebensplanung des Ehemanns durcheinanderbringt. Wobei ich immer finde, dass das ein Oxymoron ist.«

»Was? Unvorhergesehene Schwangerschaft?«

»Nein: Lebensplanung. Und wie steht es mit Ihnen, Sergeant?«

»Ich halte mir all das vom Leib. Unvorhergesehene Schwangerschaften, Lebensplanung, Bindungen, das ganze Tamtam. Je mehr ich sehe und höre, umso überzeugter bin ich davon, eine Frau ist besser dran, wenn sie eine tiefe, bedeutungsvolle Liebesbeziehung mit einem Vibrator eingeht. Und sich möglicherweise eine Katze hält, aber nur möglicherweise. Es ist immer nett, abends zu einem Lebewesen nach Hause zu kommen, obwohl es notfalls auch eine Schusterpalme tut.«

»Weise Worte«, räumte Bea ein. »Das erspart einem jedenfalls dieses ewige Männlich-Weiblich-Theater mit all seinen Missverständnissen und destruktiven Tendenzen. Aber ich glaube, letztlich läuft alles auf Bindung hinaus. Dieses Problem, das wir mit Männern zu haben scheinen. Frauen binden sich, Männer nicht. Das ist biologisch begründet, und wir wären vermutlich alle besser dran, wenn wir es fertig brächten, in Herden oder Rudeln oder so zu leben. Ein Männchen, das an einem Dutzend Weibchen herumschnüffelt, und die Weibchen akzeptieren das als Normalität.«