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»Sie brüten, während er… was tut? Einen Kadaver zum Frühstück heimschleift?«

»Sie sind eine Gemeinschaft von Schwestern. Er nur Zierrat. Er erfüllt ihre Bedürfnisse, aber die Bindung gehen sie untereinander ein.«

»Das ist mal ein Gedanke…«, stimmte Havers zu.

»Aber wirklich.«

Der Reisebus blinkte und bog ab, sodass die Straße endlich frei war. Bea beschleunigte. »Nun, Aldara scheint das Mann-Frau-Problem jedenfalls gelöst zu haben. Das Mädchen bindet sich nicht. Für den Fall, dass doch eine Bindung droht, wird einfach ein Zweitmann angeschafft. Und vielleicht gleich auch noch Nummer drei oder vier.«

»Die Umkehr der Herdenidee.«

»Wirklich bewundernswert.«

Den Rest der Fahrt hingen sie dieser Idee schweigend nach und gelangten schließlich zur Princes Street und der Redaktion des Watchman. Dort konferierten sie kurz mit einer Empfangsdame und Sekretärin in Personalunion, die zu Beas Frisur bemerkte: »Super! Das ist genau die Farbe, die meine Großmutter auch haben will. Verraten Sie mir den Namen?«, was nicht gerade dazu führte, dass Detective Inspector Hannaford sie ins Herz schloss. Doch die junge Frau eröffnete ihnen bedenkenlos, dass Max Priestley sich mit jemandem namens Lily am St. Mevan Down befand, und wenn sie ihn sprechen wollten, müssten sie nur "eben um die Ecke und den Hügel rauf" gehen.

Bea und Havers machten sich auf den Weg zum höchsten Punkt der Stadt, wo eine etwa dreieckige Fläche aus Strandhafer und wilder Möhre von einer Straße durchschnitten wurde, die von der Stadtmitte in Richtung Sawsneck führte. Hier hatten an der Wende zum zwanzigsten Jahrhundert die oberen Zehntausend aus den Großstädten die Sommerfrische in einer Reihe nobler Hotels verbracht, die inzwischen ziemlich heruntergekommen aussahen.

Lily entpuppte sich als eine Golden-Retriever-Hündin, die übermütig durch das hohe Gras tollte und mit großem Entzücken einem Tennisball nachjagte, den ihr Herrchen mittels eines Tennisschlägers so weit ins Gelände schlug, wie er konnte. Sobald Lily den Ball aus dem üppigen Gesträuch geholt hatte, legte sie ihn einladend zurück auf den Schläger. Der Mann trug eine gewachste grüne Jacke und Gummistiefel, eine Schirmmütze auf dem Kopf, die bei jedem anderen lächerlich ausgesehen hätte — das manifestierte Klischee des Landmanns, aber seltsamerweise ließ sie Max Priestley eher wie ein Model aus der Country Life wirken. Es war der Mann selbst, der dies zustande brachte. Die Bildunterschrift unter seinem Country-Life-Foto hätte vermutlich gelautet: auf herbe Weise gut aussehende — Bea verstand auf den ersten Blick, wieso Aldara Pappas ihn anziehend fand.

Auf dem Hügel war es windig, und außer Max Priestley war niemand dort. Er feuerte seine Hündin an, die jedoch kaum Ermunterung zu brauchen schien, auch wenn sie heftiger keuchte, als für ein Tier in ihrem Alter und ihrer Verfassung gut sein konnte.

Bea ging geradewegs auf Priestley zu, und Havers folgte ihr über die Trampelpfade im Gras. In den zahlreichen Vertiefungen hatten sich große Regenwasserpfützen gesammelt. Keine der Frauen trug die richtigen Schuhe für dieses Gelände, aber Sergeant Havers' knöchelhohe Turnschuhe waren allemal besser geeignet als Beas Pumps. Sie fluchte, als ihr Fuß in eine versteckte Pfütze tauchte.

»Mr. Priestley?«, rief sie, sobald sie in Hörweite waren. »Können wir Sie kurz sprechen?« Sie griff nach ihrem Dienstausweis.

Sein Blick schien auf ihrem feurigen Haar zu verharren. »Sie müssen Detective Inspector Hannaford sein«, sagte er. »Mein Reporter hat alle relevanten Informationen von Ihrem Sergeant Collins erhalten, der offenbar einigen Respekt vor Ihnen hat. Und das ist Scotland Yard?«, fügte er mit einem Blick auf Havers hinzu.

»Beides korrekt«, bestätigte Bea. »Detective Sergeant Havers.«

»Ich muss dafür sorgen, dass Lily in Bewegung bleibt, während wir reden. Wir arbeiten an ihrem Gewicht. An der Gewichtsreduktion, um genau zu sein. Gewichtszunahme war für sie noch nie ein Problem. Zu den Mahlzeiten erscheint sie pünktlich wie ein Uhrwerk. Und ich war seit jeher unfähig, diesen Augen zu widerstehen.«

»Ich habe selbst Hunde«, sagte Bea.

»Dann wissen Sie ja, wie es ist.« Er schlug den Ball rund fünfzig Meter weit, und Lily setzte ihm mit einem begeisterten Bellen nach. »Ich nehme an, Sie sind wegen Santo Kerne hier. Ich habe damit gerechnet, dass Sie früher oder später zu mir kommen. Wer hat Ihnen meinen Namen genannt?«

»Ist das denn wichtig?«

»Es kann nur Aldara oder Daidre gewesen sein. Niemand sonst wisse davon, hat Santo behauptet. Das Nichtwissen der Welt im Allgemeinen verhindere, dass mein Ego Schaden nähme, hat er freundlicherweise ausgeführt, falls mein Ego dazu neigte, Schaden zu nehmen. Reizend von ihm, nicht wahr?«

»Tammy Penrule wusste es auch, wie sich herausgestellt hat«, eröffnete Bea ihm. »Jedenfalls wusste sie es teilweise.«

»Wirklich? Also hat Santo mich angelogen. Unglaublich. Wer hätte von so einem Pfundskerl Unaufrichtigkeit erwartet? Hat Tammy Penrule Ihnen meinen Namen gegeben?«

»Nein. Nicht Tammy.«

»Also Daidre oder Aldara. Und von den beiden ist Aldara die wahrscheinlichere Kandidatin. Daidre ist ein stilles Wasser.«

Er war so gelassen in dieser ganzen Sache, dass Bea einen Augenblick verdutzt war. Sie hatte im Laufe der Zeit gelernt, keine Erwartungen über den Hergang einer Vernehmung zu hegen, aber sie war nicht auf die Gleichgültigkeit gefasst, die Max Priestley so freigebig an den Tag legte, obwohl ein achtzehnjähriger Bengel ihn zum Hahnrei gemacht hatte. Bea sah zu Sergeant Havers, die ihrerseits Priestley studierte. Sie hatte die Gelegenheit ergriffen, sich mit ihrem Plastikfeuerzeug eine Zigarette anzustecken, und sie verengte die Augen gegen den Qualm, während sie das Gesicht des Mannes betrachtete.

Es wirkte offen, der Ausdruck sympathisch. Aber der sarkastische Tonfall war unüberhörbar gewesen. Nach Beas Erfahrung bedeutete seine Art von Offenheit entweder, dass seine Wunden wirklich tief saßen oder dass er nur das erfahren hatte, was er früher einmal selbst jemand anderem angetan hatte. Allerdings gab es in dieser konkreten Situation noch eine dritte Alternative, die sie in Betracht ziehen musste: den Versuch eines Mörders, seine Fährte durch vorgetäuschte Gelassenheit zu verwischen. Doch ihr kam diese Alternative im Moment nicht sehr wahrscheinlich vor, und Bea konnte nicht recht sagen, warum. Sie hoffte nur, es hatte nichts mit seinem Magnetismus zu tun. Bedauerlicherweise war er ein Bild von einem Kerl.

»Wir würden gern mit Ihnen über Ihre Beziehung zu Aldara Pappas sprechen«, bestätigte Bea. »Sie hat uns ein paar Brocken hingeworfen. Wir interessieren uns für Ihre Sichtweise der Affäre.«

»Und dafür, ob ich Santo umgebracht habe, als ich herausgefunden hatte, dass er es mit meiner Freundin trieb?«, formulierte er für sie. »Die Antwort lautet Nein. Aber damit haben Sie sicher gerechnet, nicht wahr? Dass ich das sage. Der Durchschnittsmörder kommt wohl eher selten mit einem Geständnis daher.«

»Das ist meiner Erfahrung nach leider der Fall.«

»Lily!«, brüllte Priestley plötzlich und sah stirnrunzelnd in die Ferne. Am anderen Ende des Hügels war ein weiterer Hundebesitzer aufgetaucht. Das war Priestleys Retriever nicht entgangen, und Lily stob in dessen Richtung davon. »Verdammter Köter«, murmelte er, und dann: »Lily! Fuß!« Doch sein Hund ignorierte ihn vollkommen. Er seufzte und sah wieder zu Bea und Havers. »Und das, wo ich doch einmal so eine glückliche Hand mit Frauen hatte.«

Die Überleitung war so gut wie jede andere. Bea fragte: »Aber bei Aldara hat sie Sie im Stich gelassen?«