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Er ging zu ihr und half ihr auf die Füße. Er sah, dass sie unter dem Pulli nichts anhatte. Ihre Brustwarzen waren riesig, rund und hart. Das brachte ihn in Wallung. Ausnahmsweise gestand er sich einmal die Wahrheit ein: Das hier war der Grund, warum er hergekommen war. Zur Hölle mit Jagos Ratschlägen und mit dem Rest der Welt.

Mit den Fingerspitzen fuhr er ihr über eine Brustwarze. Ihre Lider senkten sich, aber sie schloss sie nicht ganz. Er wusste, er konnte gefahrlos weitermachen. Mit einem Schritt verkleinerte er den Abstand zwischen ihnen. Eine Hand legte er auf ihre Hüfte, ließ sie nach unten gleiten und ihr Gesäß umschließen, während die andere blieb, wo sie war, und federleicht über ihre Haut strich. Dann neigte er den Kopf, um Dellen zu küssen. Ihr Mund öffnete sich willig unter dem seinen, und er zog sie näher, damit sie fühlen konnte, was sie fühlen sollte.

Als ihre Lippen sich lösten, sagte er: »Der Schlüssel, den du gestern hattest…«

Sie antwortete nicht. Er war sich sicher, dass sie wusste, wovon er sprach, denn ihr Mund hob sich seinem wieder entgegen.

Er küsste sie. Lange und heftig, bis er glaubte, seine Augen würden aus den Höhlen treten und seine Trommelfelle zerfetzen. Sein hämmerndes Herz brauchte mehr Platz, als sein Brustkorb bot, und er hatte den Verdacht, wenn es nicht bald ein neues Zuhause fand, würde er hier auf der Stelle tot umfallen. Er drängte sich an sie. Es fing an wehzutun.

Dann riss er sich von ihr los und sagte: »Die Strandhütte. Du hattest einen Schlüssel. Wir können nicht… hier.« Nicht in der Privatwohnung der Familie und ganz bestimmt nicht in Santos Zimmer. Das wäre irgendwie unanständig.

»Was können wir nicht?« Sie lehnte die Stirn an seine Brust.

»Du weißt schon. Gestern, als wir in der Küche waren, hattest du einen Schlüssel. Du hast gesagt, er sei für eine der Strandhütten. Lass uns dorthingehen.«

»Wozu?«

Wozu wohl? Was zum Teufel dachte sie denn? Gehörte sie zu der Sorte, die es ausgesprochen hören wollte? Das konnte sie haben. »Ich will dich ficken«, erklärte er. »Und du willst gefickt werden. Aber nicht hier. In der Strandhütte.«

»Warum?«

»Weil… Das liegt doch auf der Hand.«

»Wirklich?«

»Mein Gott, ja! Das hier ist Santos Zimmer, oder? Außerdem könnte sein Vater plötzlich reinschneien.« Er konnte sich nicht überwinden, "dein Mann" zu sagen. »Und wenn das passiert…« Das musste sie doch einsehen. Was war denn nur los mit ihr?

»Santos Vater«, wiederholte sie.

»Wenn er reinkommt, während wir…« Das hier war lächerlich. Er musste es ihr doch nicht erklären. Das wollte er auch nicht. Er war bereit, und er glaubte, sie wäre auch bereit, und über das ganze Wieso und Warum zu reden… Anscheinend war sie noch nicht heiß genug auf ihn. Er ging wieder auf sie zu. Dieses Mal presste er durch den Pullover die Lippen auf ihre Brustwarze, zog sacht mit den Zähnen, ließ einmal die Zunge vorschnellen. Dann zurück zu ihrem Mund. Er drückte sie an sich. Es war seltsam, dass sie so passiv blieb, aber spielte das denn eine Rolle? »Gott, hol diesen verdammten Schlüssel!«, murmelte er.

»Santos Vater«, sagte sie. »Er wird nicht kommen.«

»Woher willst du das so genau wissen?« Cadan betrachtete sie eingehender. Sie kam ihm irgendwie weggetreten vor, aber trotzdem fand er, sie müsste sich doch im Klaren darüber sein, dass sie sich im Zimmer ihres Sohnes, im Haus ihres Mannes befanden. Andererseits sah sie ihn gar nicht richtig an, und er war sich auch nicht sicher, ob sie ihn wirklich erkannt — seine Anwesenheit zur Kenntnis genommen hatte, als sie ihn angeschaut hatte.

»Er kommt nicht«, beharrte sie. »Vielleicht will er das, aber er kann nicht.«

»Süße, ich hab keine Ahnung, wovon du da redest.«

Sie murmelte: »Ich wusste, was ich hätte tun sollen, aber er ist mein Fels, verstehst du? Und als sich die Chance bot, habe ich zugegriffen. Weil ich ihn geliebt habe. Ich wusste, worauf es ankam. Ich wusste das.«

Cadan stand wie vom Donner gerührt da. Schlimmer noch, er war abgeturnt. Dellen entglitt ihm zusehends, genau wie diese ganze verrückte Situation. Trotzdem versuchte er, sie rumzukriegen: »Del… Dellen… Süße.« Wie passend, dass sie von Chancen gesprochen hatte, denn wenn auch nur die leiseste Chance bestand, sie doch noch zur Strandhütte zu locken, wollte er sie ergreifen.

Er nahm ihre Hand und hob sie an den Mund. Mit der Zunge fuhr er über die Innenfläche. Dann fragte er heiser: »Was meinst du, Del? Was ist mit dem Schlüssel?«

Und sie: »Wer sind Sie? Und was tun Sie hier?«

26

Als Kerra und ihr Vater das Toes on the Nose betraten, war das Café beinah menschenleer. Das lag zum einen daran, dass die Zeit fürs Mittagessen schon Stunden zurücklag, es aber auch noch zu früh fürs Abendessen war, und zum anderen an den Bedingungen draußen auf See. Wenn die Wellen gut waren, hielt sich kein Surfer, der diese Bezeichnung verdiente, in einem Café auf.

Sie hatte Ben auf einen Kaffee eingeladen. Sie hätten ihn ebenso gut im Hotel trinken können, aber Kerra hatte Ben für diese Unterhaltung von dort weglotsen wollen. Überall im Hotel wurde sie an Santos Tod und Kerras Zusammenstoß mit ihrer Mutter erinnert. Doch für dieses Gespräch mit ihrem Vater wollte sie neutralen Boden, eine neue Umgebung.

Nicht dass das Toes on the Nose sonderlich neu wirkte. Vielmehr war es der hilflose Versuch, das frühere Green-Table-Café wiederzubeleben ein trauriges Beispiel für den Grundsatz: Wenn du sie nicht abschütteln kannst, schließ dich ihnen an. Das Green Table war schon vor Urzeiten aufgrund seiner Nähe zum St. Mevan Beach von den Surfern in Beschlag genommen worden. Irgendwann hatten die Betreiber gewechselt, und die neuen Besitzer versuchten nun, ihren Umsatz mit Postern von alten Surferfilmen und mit der Musik der Beach Boys und von Jan & Dean anzukurbeln. Die Speisekarte war allerdings immer noch dieselbe wie zu dem Zeitpunkt, als sie das Café übernommen hatten: matschige Pommes frites, Lasagne mit Knoblauchbrot und Pommes, Folienkartoffeln mit einer kleinen Auswahl von Beilagen, Pommes-Sandwiches… Allein von der Lektüre konnte man Arterienverkalkung bekommen.

An der Theke bestellte Kerra sich eine Cola. Ihr Vater nahm Kaffee. Dann suchten sie sich einen Tisch, der möglichst weit von den Lautsprecherboxen entfernt stand, unter einem Filmplakat von Endless Summer.

Von seinem Platz aus betrachtete Ben das Riding-Giants-Poster auf der anderen Seite des Lokals. Sein Blick glitt weiter zu April, und er schien die beiden zu vergleichen. Er lächelte, wohl eingedenk einer nostalgischen Erinnerung. Kerra betrachtete ihn eine Weile und fragte schließlich: »Warum hast du es aufgegeben?«

Sein Blick kehrte zu ihr zurück. Im ersten Augenblick dachte sie, auf eine so direkte Frage würde er nicht antworten, doch er überraschte sie: »Ich bin aus Pengelly Cove weggezogen«, eröffnete er ihr freimütig. »Und in Truro war nun mal nicht viel mit Surfen.«

»Du hättest dorthin zurückkehren können. Wie weit ist es schon von Truro bis ans Meer?«

»Nicht weit«, räumte er ein. »Natürlich hätte ich ans Meer fahren können, sobald ich ein Auto hatte. Das stimmt schon.«

»Aber das hast du nicht getan. Warum nicht?«

Er wirkte einen Moment nachdenklich, und dann sagte er: »Ich hatte damit abgeschlossen. Ich habe mich der Tatsache gestellt, dass es mir nichts Gutes eingebracht hat.«

»Ah.« Sie glaubte, den Grund zu kennen, der letztlich der Grund für alles war, was Ben Kerne tat: »Mum«, schlussfolgerte sie. »Du hast sie beim Surfen kennengelernt.« Und doch beruhte ihre Aussage ausschließlich auf Annahmen, ging ihr auf. Sie hatten nie darüber gesprochen, wie Ben und Dellen einander begegnet waren. Es war die Art Frage, die normalerweise alle Kinder ihren Eltern stellten, sobald sie erkannten, dass diese Eltern eigenständige Persönlichkeiten waren.  Wie habt Mummy und du euch eigentlich kennengelernt? Aber Kerra hatte das nie getan, und sie bezweifelte ebenso, dass ihr Bruder diese Frage je gestellt hatte.