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Die Maschine nahm mit anderen Maschinen Kontakt auf. Der Start wurde freigegeben, und die Maschine hob sich geräuschlos über die Baumwipfel.

Abrams durchsuchte seine Uniformtaschen nach einer Zigarre. „Wir könnten einen trinken“, schlug er vor. „Für mich Whisky und Wasser.“

Flandry brachte es, und für sich selbst einen doppelten Cognac. Als er sich wieder gesetzt hatte, war die Maschine etwa sechstausend Meter hoch und befand sich im Horizontalflug. Bei dieser Geschwindigkeit würde es ein paar Stunden dauern, bis sie das Naturschutzgebiet erreichten. Flandry war schon einmal dort gewesen, anläßlich eines Wochenendausflugs, den Oliveira für Hauksberg und Gefolge arrangiert hatte. Er erinnerte sich an riesenhafte Bäume, buntgefiederte Vögel, den starken Geruch von feuchtem Humus und den wunderbaren Geschmack einer Quelle. Aber am lebhaftesten erinnerte er sich an das Gesprenkel von Sonne und Schatten auf Persis' dünnem Sommerkleid. Nun sah er aus dem breiten Fenster den Ozean im Westen, unter sich Felder, Hügelland und vereinzelte Burgen, und im Osten beschneites Bergland.

„Passen Sie auf“, sagte Abrams aus einem Rauchschleier. „Ich muß Ihnen was erklären.“

Flandry saß steif und nippte nervös von seinem Cognac. „Wenn es vertraulich ist“, sagte er, „sollten wir dann nicht lieber warten, bis wir angekommen sind?“

„Hier ist es sicher. Sie haben mein Wort.“ Abrams starrte finster auf die Zigarre und rollte sie zwischen den Fingern. „Flandry, ich brauche Sie für einen Job. Er könnte gefährlich werden, und angenehm ist er bestimmt nicht. Sind Sie dabei?“

Flandrys Herz pochte hart. „Es wird mir wohl nichts anderes übrigbleiben, nicht?“

Abrams legte den Kopf auf die Seite und spähte zu ihm herüber. „Keine schlechte Antwort für einen Neunzehnjährigen. Aber ich will wissen, ob Sie auch innerlich dabei sind, mit Kopf und Herz, sozusagen.“

„Ja, Chef. Ich denke schon.“

„Ich glaube Ihnen.“ Abrams nahm einen hastigen Schluck und neigte sich vorwärts. „Wie ich die Dinge sehe, hat Brechdan nicht die leiseste Absicht, den Konflikt auf Starkad gütlich aus der Welt zu schaffen. Eine Weile dachte ich, er werde uns vielleicht für irgendeine andere Sache, die er haben will, den Frieden anbieten. Aber wenn das der Fall wäre, hätte er uns nicht so lange hingehalten und wäre längst damit herausgekommen. Die Merseier teilen unsere Vorliebe für forensische Beredsamkeit nicht. Wollte Brechdan ein Abkommen, wäre Hauksberg jetzt mit konkreten Vorschlägen auf der Erde und nicht hier.

Brechdans Leute kommen mit immer neuen Kleinigkeiten und unwichtigen Einwänden. Selbst Hauksberg — und er ist die Geduld in Person — hat allmählich die Nase voll. Das ist vermutlich der Grund, warum Brechdan ihn und seinen Stab auf eine oder zwei Wochen zur Jagd nach Dhangodan eingeladen hat. Erstens bringt das wiederum eine Verzögerung mit sich; zweitens besänftigt er damit den Ärger unseres Grafen. Eine Geste des guten Willens, verstehen Sie?“

Flandry nickte. „Ich glaube aber, daß der Graf recht hat, und daß Brechdan es ehrlich meint“, sagte er. „Der durchschnittliche Merseier ist jedenfalls aufrichtig und anständig. Davon habe ich mich überzeugt.“

„Sicher, Sie haben recht. Aber wie dem auch sein mag, Starkad ist zu wichtig. Und während wir hier herumsitzen, kann alles mögliche passieren. Ich kam mit der Absicht her, kurz vor unserer Abreise eine gute Schaunummer abzuziehen. Und zuerst sah auch alles gut aus. Aber nun hat sich alles elend lange hingezogen, die Lage hat sich verändert, und meine günstige Gelegenheit könnte vorbeigehen. Wir müssen bald handeln, denn die Chancen dafür werden ständig geringer.

Ich will Ihnen nicht mehr sagen, als ich muß“, fuhr Abrams fort. „Nur dies: Ich habe in Erfahrung gebracht, wo Brechdans Geheimakten sind. Es war nicht schwierig; jeder weiß davon. Und ich glaube, ich kann einen Agenten dort hineinschleusen. Das schwierigste Problem wird sein, wie wir die Information unbemerkt herausbringen. Ich wage nicht abzuwarten, bis wir alle abreisen. In der langen Zeit kann zuviel schiefgehen. Auch kann ich nicht allein vorzeitig aufbrechen. Ich bin zu verdächtig. Es würde so aussehen, als hätte ich erreicht, was immer ich mir vorgenommen haben könnte. Hauksberg selbst würde es mir wahrscheinlich verbieten, weil er — nicht ganz zu Unrecht — vermuten würde, daß ich ihm seine Friedensmission verpfuschen wolle.“

„Sie wollen also, daß ich das Material wegschaffe, wenn Sie es haben?“

„Sie sind gar nicht so dumm, Flandry.“

„Da müssen Sie aber einen sehr guten Draht zum merseiischen Hauptquartier haben.“

„Ich habe mich schon mit schlechteren behelfen müssen“, sagte Abrams selbstzufrieden.

„Es muß etwas sein, das Sie schon auf Starkad eingefädelt hatten“, sagte Flandry langsam. Er war wie gelähmt.

„Lassen wir das“, sagte Abrams schnell. „Das Geschäftliche…“

„Nein, ich will Klarheit haben.“

„Sie?“

Flandry starrte an Abrams vorbei wie ein Blinder. „Wenn der Kontakt so gut war“, sagte er, „werden Sie auch eine Warnung vor dem U-Boot-Angriff auf Ujanka bekommen haben. Und Sie haben nichts gesagt. Niemand war vorbereitet. Mit etwas weniger Glück wäre die Stadt zerstört worden.“ Er stand auf. „Ich habe die toten Bewohner liegen sehen.“

„Setzen Sie sich!“

„Ein Granatwerfer am Hafen hätte es verhindern können.“ Flandry wandte sich zum Gehen. „Männer und Frauen und kleine Kinder wurden in Stücke gerissen, lebendig unter Trümmern begraben, und Sie haben nichts getan!“

Abrams sprang auf. „Halt! Warten Sie!“

Flandry drehte sich mit blitzenden Augen um. „Warum, zum Teufel, sollte ich?“ fuhr er ihn an.

Abrams packte seine Handgelenke. Flandry versuchte sich loszureißen, doch der andere hielt ihn fest. Wut verzerrte das dunkle Chaldäergesicht. „Hören Sie mich an!“ rief Abrams. „Ich wußte es. Ich wußte, welche Folgen mein Stillschweigen haben würde. Als Sie die Stadt retteten, kniete ich nieder und dankte Gott dafür. Aber denken Sie doch nach, was geschehen wäre, wenn ich gehandelt hätte! Runei ist nicht dumm. Er hätte gemerkt, daß ich eine Quelle hatte, und für diese Quelle gab es genau eine Möglichkeit. Mein Draht wäre abgerissen. Und ich war schon dabei, ihn zu einer Leitung in Brechdans eigenes Büro zu verlängern. Um die Wahrheit über Starkad zu erfahren. Wie viele Leben könnten dadurch gerettet werden? Nicht nur menschliche, auch andere, merseiische! Gewiß, es ist ein schmutziges Spiel, aber es hat eine Faustregel, die nicht nur praktisch ist, sondern auch eine Ehrensache. Man verrät seine Informanten nicht. Man gibt seine Quelle nicht preis. Das tut man nicht.“

Flandry rang nach Luft. Abrams ließ ihn los, und er ging zurück und warf sich in seinen Sessel. Abrams blieb stehen und wartete.

Flandry blickte auf. „Es tut mir leid“, murmelte er. „Ich bin wohl überreizt.“

„Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen.“ Abrams klopfte ihm auf die Schulter. „Einmal mußten Sie es erfahren. Besser jetzt als später von einem anderen. Und wissen Sie, Sie geben mir Hoffnung. Ich fragte mich schon, ob es auf unserer Seite überhaupt noch jemanden gäbe, der das Spiel nicht nur um seiner eigenen faulen Sache willen spielte.“

Er setzte sich. Eine Weile blieb es still zwischen ihnen, dann machte Flandry einen Versuch. „Ich bin jetzt wieder in Ordnung, Chef.“

Abrams grunzte. „Sie werden Ihre Sinne beisammen haben müssen. Ich sehe eine Möglichkeit, die Information bald in die Hände zu bekommen, aber auch das ist mit einem ziemlich schmutzigen Trick verbunden; einem erniedrigenden obendrein. Vielleicht fällt Ihnen eine bessere Idee ein, aber ich habe es vergeblich versucht.“