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„Ich weiß nichts“, flüsterte sie. „Und er auch nicht. Ich schwöre es.“

„Ich bin geneigt, dir zu glauben.“ Das Feuerzeug kratzte und flammte auf. „In diesem Fall hätte man dich ziemlich zynisch ausgenützt.“

„Das würde er nicht tun!“

„Hm.“ Hauksberg ließ das Feuerzeug verschwinden und blies Rauch aus den Nasenlöchern. „Vielleicht seid ihr beide geprellt worden. Das werden wir herausbringen, wenn Abrams mit der Hypnosonde behandelt wird.“

„Das können Sie nicht machen!“ rief Flandry entsetzt. „Er ist Offizier!“

„Auf der Erde können sie es, junger Mann. Ich würde es noch in dieser Stunde anordnen, wenn wir die Geräte hier hätten. Natürlich können es auch die Merseier. Wenn nötig, werde ich ein noch viel größeres Aufhebens riskieren und ihn diesen Leuten überstellen. Meine Mission ist zu wichtig, als daß ich sie mir von einem verantwortungslosen Militaristen torpedieren lasse. Sie könnten uns allen eine Menge Kummer ersparen, indem Sie mir alles erzählen, Flandry. Wenn Ihre Aussage beweist, daß wir nichts damit zu tun haben — verstehen Sie?“

„Wie hätten wir das machen sollen“, babbelte Flandry hilflos. „Sie haben selbst gesehen, wie man uns überwacht.“

„Haben Sie schon mal von Agents provocateurs gehört? Ich war nie so naiv zu glauben, daß Abrams nur zum Vergnügen mitgekommen ist. Warum hat Abrams Sie mitgebracht?“ Hauksberg schaltete das Tonbandgerät der Sprechanlage ein, was Flandry noch nervöser machte.

„Nun, ich — das heißt, er brauchte einen Adjutanten.“

Persis straffte ihre Haltung. „Dominic hat sich auf Starkad verdient gemacht“, sagte sie unglücklich. „Er hat für das Imperium gekämpft.“

Hauksberg streifte die Asche von seiner Zigarre. „Bist du wirklich verliebt in diesen Lümmel? Na, ist egal. Vielleicht kannst du auch so sehen, daß ich selbst für das Imperium arbeite. Arbeiten klingt weniger romantisch als kämpfen, aber auf lange Sicht ist es wohl doch ein bißchen nützlicher, nicht? Weiter, Flandry. Was hat Abrams Ihnen über seine Pläne gesagt?“

„Er — er hoffte Informationen zu bekommen. Das hat er nie abgeleugnet. Aber Spionage — nein. So dumm ist er nicht.“

„Wann sind Sie zum erstenmal mit Persis zusammengewesen, und warum?“

„Wir — ich…“ Flandry sah ihre Verzweiflung und schämte sich. Erst jetzt wurde ihm ganz deutlich, was es hieß, ein fühlendes Wesen als Werkzeug zu gebrauchen. „Es war meine Schuld. Hören Sie nicht auf sie. Unterwegs von Starkad…“

Die Tür ging auf. Persis kreischte. Hauksberg sprang mit einem Fluch zurück. Ein Ding glitt herein, ein Ding aus versengtem und verbogenem Metall, aus einem Armstumpf blutend, das nur zur Hälfte lebendige Gesicht grau und eingefallen. Klappernd und rasselnd stürzte es zu Boden.

„Fähnrich Flandry“, rief es. Die Stimme schwankte unkontrolliert. In den fotoelektrischen Zellen, die seine Augen waren, flackerte Licht an und aus.

Flandry schauerte zusammen. Abrams' Agent? Abrams' Hoffnung, zerstört und sterbend?

„Los“, hauchte Hauksberg. Die Strahlpistole richtete ihre häßliche Mündung auf Flandry. „Reden Sie mit ihm!“

Flandry preßte die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf.

„Ich sagte, reden Sie!“ befahl Hauksberg. „Oder ich töte Sie und übergebe Abrams den Merseiern.“

Die liegende Kreatur schien nichts zu hören. „Fähnrich Flandry. Welcher von Ihnen ist es? Schnell. Meschugge. Er hat mir gesagt, ich solle ›meschugge‹ sagen.“

Flandry sprang auf das Ding zu und ließ sich neben ihm auf die Knie fallen. „Ich bin es“, flüsterte er.

„Hören Sie zu.“ Die Augen flackerten zusehends trüber, ein Elektromotor in der zerbrochenen Hülle knirschte auf trockenen Kugellagern. „In der Starkad-Akte diese Nummern.“

Als sie nacheinander kamen, zahlte sich Flandrys Training aus. Er brauchte die Zahlen nicht zu verstehen, und er verstand sie auch nicht; er verlangte keine Wiederholung. Jede Zahl brannte sich in sein Gedächtnis ein.

„Ist das alles?“ fragte er heiser.

„Ja. Alles.“ Eine Hand mit Metallfühlern tastete nach ihm, bis er sie ergriff. „Wollen Sie meines Namens gedenken? Ich war Dwyr von Tanis, früher einmal der Glückliche genannt. Sie machten mich zu diesem hier. Ich wurde in Ihre Maschine eingebaut. Abrams hat mich geschickt. Darum flog er zu einer Einladung, daß er mich unbemerkt aussenden konnte. Aber ein Alarm war im Datenspeicher mit der Starkad-Akte gekoppelt. Bei der Flucht wurde ich beschädigt. Ich wäre eher gekommen, aber ich verlor immer wieder das Bewußtsein. Sie müssen die Maschine rufen und fliehen. Vergessen Sie Dwyr nicht.“

„Wir werden Sie nie vergessen.“

„Gut. Nun lassen Sie mich sterben. Wenn Sie die Brustplatte öffnen, können Sie mein Herz abschalten.“ Die Laute verschoben sich ständig, wie in einem übersteuerten Empfänger, aber man verstand deutlich genug, was er sagte. „Ich sehe Sivillas Bild nicht mehr. Mein Gehirn ist vergiftet und hat keinen Sauerstoff. Die Zellen sterben ab. Hier — mein Herz.“

Flandry entzog seine Hand den Metallfühlern und fummelte an der Brustplatte. Es roch nach Öl und verschmorten Isolierungen.

„Nichts da“, sagte Hauksberg. Flandry hörte ihn nicht. Hauksberg kam heran und stieß seine Hand mit dem Stiefel fort. „Lassen Sie das, sage ich. Wir wollen ihn lebendig.“

Flandry taumelte auf die Füße. „Sie können nicht…“

„Ich kann, und ich will.“ Hauksberg atmete schwer; seine Zigarre hatte er weggeworfen. „Großer Gott! Jetzt durchschaue ich die Affäre. Abrams hatte diesen Doppelagenten. Er mußte die Information herausholen und an Sie weitergeben. Abrams hatte sein Alibi und kalkulierte, ich würde Sie in Schmach und Schande fortschicken, nachdem ich Sie mit Persis ertappte.“ Er warf dem Mädchen einen Blick zu. „Kannst du folgen. Liebes? Du warst nichts als ein Objekt.“

Sie wich vor den beiden zurück, eine Hand vor dem Mund, die andere abwehrend der Welt entgegengestreckt. „Sivilla, Sivilla“, kam es vom Boden. „Oh, schnell!“

Hauksberg ging rückwärts zum Telefon. „Wir rufen einen Arzt. Ich glaube, wenn wir schnell sind, können wir den Burschen retten.“

„Verstehen Sie nicht?“ rief Flandry. „Diese Zahlen — da ist etwas mit Starkad. Unsere Leute müssen es erfahren.“

„Das überlassen Sie nur mir“, entgegnete Hauksberg. „Ich werde Sie wegen Verrats vor Gericht stellen lassen.“

„Weil ich versucht habe, das Imperium zu retten?“

„Wie kommen Sie zu der Anmaßung? Wissen Sie, was diese Zahlen bedeuten?“

„Nein, aber…“

„Das ist genug. Sie kommen vor Gericht, weil Sie versucht haben, eine offizielle Friedensmission zu sabotieren. Weil Sie versucht haben, Ihre eigene Politik zu treiben, Sie und Abrams. Halten Sie sich für seine Majestät? Man wird Sie eines Besseren belehren.“ Flandry tat einen Schritt vorwärts. Die Pistole kam hoch. „Bleiben Sie stehen!“ Hauksbergs freie Hand griff zum Telefon.

Flandry stand über Dwyr. Die Entscheidung über Leben oder Tod hing in der Luft. Persis löste sich von der Wand und rannte auf Hauksberg zu. „Nein, Markus, nein!“

„Aus dem Weg!“ Hauksberg hielt die Waffe weiter auf Flandry gerichtet. Persis warf ihre Arme um ihn. Plötzlich umklammerten ihre Hände sein rechtes Handgelenk. Sie ließ sich fallen und zog Hand und Waffe mit sich herunter.

„Nicky!“ kreischte sie.

Flandry sprang vorwärts. Hauksberg schlug Persis mit der Faust, um von ihr freizukommen. Sie nahm den Schlag mit dem Kopf und hielt fest. Dann war Flandry da und griff ihn an. Hauksberg versuchte ihn mit der freien Linken abzuwehren, aber er war behindert. Flandry stieß den Arm beiseite und rammte Hauksberg eine linke Gerade in die Magengrube. Der Graf klappte wie ein Taschenmesser zusammen und fiel.