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Flandry raffte die Strahlpistole an sich, drückte die Telefonknöpfe. „Flugzeug sofort zur Botschaft“, befahl er in Eriau. Dann schritt er zurück zu Dwyr, kniete nieder und löste die Brustplatte. War dies der Schalter? „Leb wohl, mein Freund“, sagte er leise.

„Ein Moment“, kam es aus der Maschine. „Ich habe sie verloren. Soviel Dunkelheit. Lärm… Jetzt.“

Flandry drehte den Schalter. Die Augen erloschen, und Dwyr lag still.

Persis kauerte neben Hauksberg; ihre Schultern zuckten. Flandry zog sie in die Höhe. „Ich muß verschwinden“, sagte er. „Vielleicht komme ich noch weg. Willst du mit?“

Sie klammerte sich an ihn. „Ja, ja, ja.“ Sie war außer sich. Er umfaßte sie mit dem linken Arm, während er Hauksberg in Schach hielt, der sich keuchend krümmte. „Warum hast du mir geholfen?“ fragte er leise.

„Ich weiß es nicht. Bring mich fort von hier!“

„Dann mach dich fertig, schnell.“ Sie rannte hinaus. Flandry stieß Hauksberg mit dem Fuß an. „Stehen Sie auf.“

Hauksberg gehorchte, die Hände gegen den Magen gepreßt. „Sie sind verrückt“, keuchte er. „Glauben Sie wirklich, Sie könnten entkommen?“

„Ich werde es versuchen. Sie gehen mit. Wenn es Ärger gibt, schieße ich mir den Weg frei, und Sie werden als erster dran glauben müssen. Ist das klar?“

Hauksberg sah ihn kopfschüttelnd an. Dann kam Persis in einem feuerroten Kleid herein und nickte ihm zu. „Gehen wir“, sagte er. „Sie zuerst, Graf. Ich einen Schritt hinter Ihnen, wie es sich gehört. Persis, du gehst neben ihm. Beobachte sein Gesicht. Vielleicht versucht er Zeichen zu geben. Wenn er verdächtige Grimassen schneidet, sag es mir, und ich töte ihn.“

„Nein. Nein, das kannst du nicht tun!“ Ihre Lippen zitterten.

„Er hätte mich auch getötet. Wir müssen hier 'raus, und was wir treiben, ist kein Gesellschaftsspiel. Wenn er sich ruhig verhält, wird er vielleicht am Leben bleiben. Marsch.“

Flandry hatte Glück. Nur in der Eingangshalle standen ein paar Botschaftsangestellte und grüßten Hauksberg, ohne sich weiter um sie zu kümmern. Der Park empfing sie mit kühler Nachtluft. Flandry wäre am liebsten gerannt. Auf dem Landeplatz wartete Abrams' Maschine. Flandry ging hinter Persis und Hauksberg an Bord, verriegelte die Tür und schaltete Licht ein. „Persis, bring ein Handtuch. Graf Hauksberg, wenn wir angerufen werden, sagen Sie, daß wir zu unserem Schiff unterwegs seien, um Material zu holen, das wir Brechdan im Zusammenhang mit diesem Spionagefall vorlegen wollen.“

„Und Sie glauben, die Merseier werden das schlucken?“

„Warum nicht? Für ihre Begriffe ist es selbstverständlich, daß ein Mann von Rang und Adel selbständig handelt, ohne sich zuvor von zehn verschiedenen Stellen Erlaubnis dazu geben zu lassen. Und wenn sie uns nicht glauben, werde ich den Autopiloten lahmlegen und einen von ihren Patrouillenfliegern rammen. Tun Sie also, was ich Ihnen sage.“ Persis reichte ihm das Handtuch. „Ich werde Ihnen die Hände binden. Wenn Sie nicht auf mein Spiel eingehen, sind Sie ein toter Mann.“

Seine Augen blitzten; jetzt wußte er, was Macht war und wie ihr Mechanismus funktionierte. Man mußte die Initiative behalten, durfte den Druck nicht für eine Sekunde lockern. Hauksberg setzte sich und schwieg.

„Du wirst ihm nichts tun, Nicky?“ bettelte Persis.

„Nicht, wenn ich es vermeiden kann“, murmelte Flandry. „Wir haben schon so Ärger genug.“ Er ließ die Maschine starten.

Eine Minute später summte es im Empfänger, und aus dem Bildschirm blickte ein uniformierter Merseier. „Halt!“ sagte er. „Sicherheitsdienst. Ihr Start ist nicht genehmigt.“

Flandry stieß Hauksberg an. Der Graf sagte: „Ah… wir müssen zu meinem Schiff…“ Kein Mensch hätte eine so lahme Erklärung angenommen. Auch ein mit den Feinheiten menschlichen Verhaltens vertrauter Merseier hätte es nicht getan. Aber dies war nur ein Offizier der Sicherheitsbehörde, der gerade Nachtdienst hatte.

„Ich werde mich erkundigen“, sagte das grüne Gesicht.

„Verstehen Sie nicht?“ sagte Hauksberg. „Ich bin Diplomat. Lassen Sie uns eskortieren, wenn Sie wollen, aber Sie haben nicht das Recht, uns zurückzuhalten. Machen Sie weiter, Pilot.“

Die Maschine stieg. Ardaig blieb unter ihnen zurück, ein glitzerndes Spinnennetz zuerst, dann nur noch ein Lichtpunkt. Flandry schaltete die Radaranlage ein und bemerkte zwei Flugobjekte, die sich aus verschiedenen Richtungen von achtern näherten. Es waren kleinere Maschinen, aber er wußte, daß sie bewaffnet waren.

Ardaig kam außer Sicht. Berge und Hochebenen schimmerten im Mondlicht, Wolkenfelder schoben sich vom Ozean heran. Das Pfeifen der Luft an Tragflächen und Rumpf wurde dünner und hörte auf.

Wieder summte es im Empfänger. „Sie können für eine begrenzte Zeit an Bord Ihres Schiffes gehen“, sagte der Merseier, „vorausgesetzt, unsere Sicherheitsbeamten begleiten Sie.“

„Tut mir leid“, antwortete Hauksberg, „aber das ist unmöglich. Ich hole Material, das nur für Premierminister Brechdans Augen bestimmt ist. Ihre Leute sind mir willkommen, sobald ich mich auf den Rückweg mache. Sie können mich dann direkt zum Schloß Afon begleiten.“

„Ich werde meine Vorgesetzten unterrichten und Sie von ihrer Entscheidung benachrichtigen.“ Das Gerät wurde dunkel. Hauksberg lachte kurz und humorlos. „Ich vermute, Sie wollen mit einem der Beiboote flüchten“, sagte er. „Sie werden nicht weit kommen, dann wird man Sie einholen.“

„Nicht, wenn ich sofort auf Höchstgeschwindigkeit gehe.“

„Das können Sie nicht machen. Sie wissen selbst, wie hoch die Konzentration von Materie so nahe bei einer Sonne ist. Ein daumengroßer Meteorit, und Ihre Reise ist zu Ende.“

„Das Risiko nehme ich auf mich.“

„Erst nach einem Lichtjahr kommen Sie aus dem Wahrnehmungsbereich heraus. Ein schnelleres Schiff wird Sie einholen und zur Strecke bringen.“

„Sie werden nicht dabei sein, und um mich brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen.“

Die Minuten vergingen. Flandry merkte es kaum, als der Anruf kam, daß Hauksberg und seine Begleiter allein an Bord des Schiffes gehen dürften. Die Erlaubnis war für die Merseier risikolos. Die ›Dronning Margrete‹ war unbewaffnet und leer. Zwei oder drei Männer könnten sie erst in stundenlanger Arbeit startklar machen, und so erschien ein Fluchtversuch unwahrscheinlich. Hauksberg mußte es ehrlich meinen.

Der riesige Zylinder schwamm in Sicht. Flandry gab Signale an die Bordanlagen. Ein Schleusentor öffnete sich weit. Die Instrumente übernahmen selbsttätig den Rest des Rendezvousmanövers; die Maschine glitt durch die Öffnung, das Schleusentor schloß sich und Luft strömte zischend ein. Flandry stellte die Triebwerke ab und stand auf. „Ich werde Sie fesseln müssen“, erklärte er. „Man wird Sie finden.“

„Ich warne Sie. Sie werden ein Geächteter sein und überall im Imperium verfolgt werden. Ich habe nicht die Absicht, meine Hände in den Schoß zu legen und abzuwarten, bis Sie Ihre wahnwitzigen Vorhaben ausgeführt haben. Nach allem, was geschehen ist, kann ich Ihren und Abrams hochverräterischen Umtrieben nur durch uneingeschränkte Zusammenarbeit mit den Merseiern einen Riegel vorschieben.“

Flandry tastete nach der Strahlpistole, und Hauksberg nickte. „Wenn Sie mich töten, können Sie die Sache ein wenig verschieben.“

Flandry starrte ihn einen Moment düster und unschlüssig an, dann schüttelte er den Kopf und machte sich daran, Hauksberg zu fesseln.

Ein paar Minuten später verließ er mit Persis die Maschine. Im Laufschritt eilten sie durch menschenleere, hallende Korridore. Nur die Notbeleuchtungen waren eingeschaltet. Bald hatten sie eine andere Schleusenkammer erreicht. Vor ihnen erhob sich der mattschimmernde schlanke Rumpf eines großen Beibootes, über sechs Meter hoch und fast fünfundzwanzig Meter lang. Flandry kannte das Modell; es war ein schnelles und vielseitiges Schiff, mit Treibstoff und Vorräten für eine Reise von mehreren hundert Parsek versorgt. Zwar konnte es mit einem Kriegsschiff nicht Schritt halten, aber eine Jagd im Weltraum ist eine lange Jagd, und Flandry hatte bereits einige abenteuerliche Überlegungen für den Fall angestellt, daß sie von einem feindlichen Kriegsschiff verfolgt würden.