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Herrick sagte:»Sie können sich mit Ihrem Flaggkapitän zurückziehen.»

Aber Bolitho war noch nicht fertig.»Noch eines. «Er sah einem nach dem anderen ins Gesicht.»Sie können sich allesamt zum Teufel scheren!«Damit schritt er aus der Kajüte, und Keen folgte ihm einen Augenblick später.

Herrick blieb eine Weile reglos sitzen.

Dann sagte er:»Die Verhandlung ist geschlossen. «Er war von Bolithos Wutausbruch entsetzt, aber nicht überrascht. Der Mann hatte zuviel getan und geopfert, um sich noch groß um die Konsequenzen zu scheren.

Pullen keuchte:»Das kann er sich nicht ungestraft erlauben!»

Herrick sagte kategorisch:»Sie haben wohl nicht verstanden, worum es geht! Die Franzosen sind ausgebrochen, und Nelson, der vor Toulon patrouilliert wie ein Falke, kann keine Schiffe für die Suche nach Jobert entbehren. Zwischen Jobert und seinem Ziel steht nur der Mann, dem wir gerade Unrecht getan haben!»

Laforey sah zu, wie die Zuschauer die Kajüte verließen, schweigend, als hätte ihnen Bolithos leise Stimme die kommende Schlacht vor Augen geführt.

Herrick half Laforey von seinem Stuhl auf.»Ich kenne Bolitho besser als jeden anderen Mann. «Plötzlich mußte er an Allday denken.»Von einer Ausnahme vielleicht abgesehen. Loyal ist er nach beiden Seiten. Wenn man versucht, ihm durch andere Schaden zuzufügen, kämpft er wie ein Löwe. «Er war bemüht, nicht an den Zorn in Bolithos Augen zu denken.»Es gibt aber Schlachten, die selbst er nicht gewinnen kann.»

Er wartete, bis sein Flaggkapitän die Gäste zu ihren Booten gebracht hatte, und ging dann zurück in die Kajüte, auf die er so stolz gewesen war. Wäre ich noch sein Kapitän, würde er ebenso für mich eintreten. Was tat ich, als er mich brauchte — meine Pflicht? Das Wort klang jetzt leer.

Wäre Bolitho bei seinem Geschwader gewesen, hätte das Resultat vielleicht genauso schlimm ausgesehen. Doch Boli-tho würde an seiner Abwesenheit leiden wie an einer Wunde, bis er Jobert bezwungen hatte. Oder ihm unterlag.

Herricks Steward schaute herein.

«Kann ich jetzt Ihre Möbel zurückbringen lassen, Sir?»

Herrick musterte ihn traurig.»Aye, und machen Sie hier gründlich sauber. Es stinkt nämlich.»

Während Herrick durch die Heckfenster starrte, glitt die Barkasse der Argonaute ruhig zwischen den anderen Schiffen hindurch.

Bolitho bemerkte, daß der Riemenschlag langsamer war als sonst und vermutete, daß Allday ihm Zeit lassen wollte, sich wieder zu fassen.

Keen saß ernst neben ihm. Plötzlich sagte er:»Das hätten Sie nicht tun sollen, Sir.»

Bolitho schaute ihn an und lächelte.»Was das Mädchen betraf, hatten Sie keinen Einfluß auf den Gang der Ereignisse, Val. Ich übernahm die Verantwortung, weil ich es so wollte. Sie bedeutet mir viel, und Ihr Glück auch. «Seine Züge wurden weich.»Anfangs war es bei Ihnen nur eine Frage der Menschlichkeit, bis dann Ihr Herz zu sprechen begann.»

Keen sagte so leise, daß die Bootsgasten ihn nicht verstehen konnten:»Darf ich fragen, woher Sie wissen, wer dahintersteckt, Sir?»

«Nein, noch nicht. «Bolitho versuchte vergeblich, Trost in der Tatsache zu finden, daß sein Bluff erfolgreich gewesen war. Aber er sah nur vor sich, wie Inch sich dem Feind entgegengeworfen haben mußte. Die Botschaft des Schoners hatte nur wenige nützliche Nachrichten enthalten, abgesehen von dem Hinweis, daß das feindliche Flaggschiff Leopard hieß.

Wie zu sich selbst sagte Bolitho:»Die Franzosen griffen zuerst Rapid an. Inch versuchte, sie zu schützen, und bekam die volle Wucht des Angriffs zu spüren. Was wollten sie nur mit der Brigg?«Keen beobachtete sein Profil und fragte sich, wie viele andere Aspekte von Bolithos Persönlichkeit es noch gab, die er nicht verstand. Schließlich zuckte Bolitho die Achseln.»Erinnern Sie sich noch an die Achates, Val?»

Keen nickte lächelnd.»Ja, das alte Käthchen.»

«Als Jobert uns angriff, waren wir ihm weit unterlegen. Um ihn zum Nahkampf zu bewegen, konzentrierten wir unser Feuer auf sein kleinstes Schiff, die Diane, und eroberten so die Argonaute.»

Keens Gesicht verriet jähe Erkenntnis.»Und nun hat er uns das gleiche zugefügt!«Der Schatten der Argonaute fiel auf sie, als sie längsseits gingen.

Bolitho packte seinen Degen. Der Wind war immer noch kräftig. Eben dieser Westwind hatte die Franzosen mitgebracht. Er schaute in die Gesichter der wartenden Ehrenwache. Lastete doch ein Fluch auf diesem Schiff? War es noch immer französisch, ganz gleich, was sie mit ihm angestellt hatten?

Als sein Kopf in der Pforte erschien, hob Leutnant Paget, der vor ihnen mit der Gig eingetroffen war, den Hut und schrie:»Ein Hoch auf den Admiral, Jungs!»

Keen hatte Bolithos Blick gesehen; er sagte:»Es zählen die Männer, nicht die Schiffe, Sir.»

Bolitho zog den Hut und schwenkte ihn langsam über den Kopf. Er wollte, daß der Jubel aufhörte, aber gleichzeitig brauchte er ihn, um seine düsteren Gedanken zu vertreiben.

Seine Kajüte kam ihm danach wie eine Zuflucht vor.

Bolitho setzte sich in seinen Sessel und widerstand der Versuchung, sich die Augen zu reiben. Beide schmerzten, und auf dem guten Auge konnte er vor Überanstrengung und Anspannung nur unscharf sehen.

«Ich möchte sofort den Kapitän der Columbine sprechen. «Er sah Ozzard Brandy einschenken, der kleine Mann wirkte traurig. Auch er würde Inch nicht vergessen.»Ich muß mich so genau wie möglich informieren, ehe wir zu den anderen stoßen.»

«Kapitän Inch mag ja auch gesund sein, Sir. «Keen musterte ihn voller Zuneigung.»Wir können nur hoffen.»

«Er ist ein guter Freund, Val. «Er dachte an Herrick am Tisch. »Einen zu verlieren, ist schon schlimm genug.»

Er stand auf und lief unentschlossen in der Kajüte herum.

«Gott, bin ich froh, wenn wir auslaufen, Val. Dieses Malta ist mir zu kalt. «Er warf einen Blick auf den angefangenen Brief.»Richten Sie dem Admiral aus, daß ich beabsichtige, bei Sonnenuntergang Anker zu lichten.»

Keen blieb zögernd an der Tür stehen.»Ich fahre selbst zu dem Schoner hinüber. «Leise fügte er hinzu:»Ich werde Ihnen nie genug danken können, Sir.»

Bolitho, der seine Niedergeschlagenheit nicht mehr verbergen konnte, schaute weg.»Zenoria ist es wert, Val. Und Sie sind es auch. Aber jetzt holen Sie mir diesen Offizier.»

Die Tür schloß sich, und Bolitho griff nach dem Brief. Dann knüllte er ihn zusammen und begann mit plötzlicher Entschlossenheit einen neuen: Meine liebste Belinda…

Auf einmal fühlte er sich nicht mehr so allein.

XIV Das Herz eines Schiffes

Bolitho verharrte neben dem großen Ruderrad der Helicon, das erstaunlicherweise intakt geblieben war. Er hatte sich zu einer Inspektion des Decks gezwungen, um sich davon zu überzeugen, daß der Kampf wirklich schon zwei Wochen zurücklag. Auf dem Schiff sah es aus, als hätte er erst gestern gewütet.

Der Wind, der die Franzosen in dieses Gefecht geführt hatte, war einer Flautenperiode gewichen. Die letzten Meilen bis zum Treffen mit Argonaute waren für das Geschwader eine zusätzliche Tortur gewesen. Denn es lief noch eine hohe, ölige Dünung, auf der die harte, eher silberne als goldene Sonne die beschädigten Schiffe in der ganzen Unordnung der Niederlage bloßstellte.

An Deck schafften Matrosen von anderen Schiffen, denn aus Inchs Besatzung waren nur wenige arbeitsfähig geblieben. Das Knarren der Pumpen gemahnte an die Schäden, und aus einem Wirrwarr von Tauwerk und Taljen begann ein Notruder Gestalt anzunehmen. Bolitho fragte sich, wie das Schiff überlebt hatte: zerfetzte Decksplanken, große, getrocknete Blutflecken, umgekippte Geschütze, verkohlte Segelfetzen; nur die Toten fehlten, während die Verwundeten unter Deck jeder für sich um ihr Leben kämpften.