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Ich bekam einen spanischen Kurzwellensender, drehte weiter, ein Franzose kam, weniger klar, manchmal so schwach, daß die Musik kaum zu hören war. Ich drehte weiter, bekam einen amerikanischen Überlandsender, der sehr stark war – und plötzlich wußte ich, was ich gesucht hatte, und mir wurde glühend heiß bei dieser Eingebung. Ich stürzte zu Schratts Tür, um ihm zu sagen, was ich entdeckt hatte.

Er setzte sich auf, sprang erschrocken aus dem Bett und griff nach seinem schmutzigen Bademantel. »Ist Janice etwas passiert?«

»Nein, es geht ihr gut«, sagte ich.

Die Angst wich aus Schratts Gesicht, aber er sah immer noch verstört aus: »Es geht ihr gar nicht gut«, sagte er.

Meine Ungeduld ließ mir keine Zeit, mich lange bei Janice aufzuhalten. »Ich habe ihr oft genug gesagt, sie soll nach Neu-England zurückgehen! Vielleicht können Sie sie dazu bringen.«

Schratt sah mich an – mir gefiel dieser Blick gar nicht. Es kam ihm nicht zu, mich zu kritisieren – aber jetzt brauchte ich ihn.

»Ich glaube, ich bin auf der richtigen Spur«, sagte ich trocken. Ich wollte nicht, daß meine eigene Begeisterung mich betrunken machte und mich zu verkehrten Schlüssen kommen ließ.

Schratt sprach nicht. Ich hatte das Gefühl, daß er meine Gleichgültigkeit gegen Janice übelnahm.

»Ich habe Ihren Vorschlag – Telepathie – ausprobiert. Donovans Hirn ist dafür nicht stark genug«, sagte ich. »Gedanken können nicht auf elektrischem Wege verstärkt werden, aber es gibt eine andere Möglichkeit!«

Ich sah, daß sein Interesse erwachte. Das gab mir die Sicherheit, die richtige Spur gefunden zu haben. Ich fuhr fort:

»Ich will Ihnen ein Beispiel geben. Wenn Sie eine Radiostation mit einem schwachen Sender einschalten, kann der Empfänger den Ton nicht über eine gewisse Entfernung hinaus verstärken. Es hilft gar nichts, die Kraft des Empfängers zu verstärken, die Kraft des Senders ist ausschlaggebend.«

Ich wartete, bis Schratt meinen Gedanken verarbeitet hatte, aber er sah immer noch nicht, auf was ich hinaus wollte. Ich fuhr fort: »Wir müssen die elektrische Gedankenentladung von Donovans Hirn verstärken, bis sie Kontakt mit einem normalen Hirn bekommt.«

Schratt erfaßte die Idee, konnte aber nicht sofort die Methode erkennen, die ich im Sinn hatte.

»Wenn die vesikularen oder grauen Zellen mit zehntausend oder mehr Mikro-Volt geladen werden könnten«, erklärte ich, »statt mit zehn bis hundert, so würde die Leistung der telepathischen Kraft um das Zehnfache verstärkt. Sie kann so stark werden, daß sie das Hirn jedes Lebewesens beeinflussen könnte.«

Schratt nickte, aber voll Angst. »Sie können recht haben, Patrick«, sagte er langsam, »aber ...«

Er zögerte. Ich haßte dieses Zögern, diese ablehnende Haltung. Ich brauchte Hilfe, nicht Entmutigung!

»Werfen Sie mir nicht schon wieder die ethischen Bremsklötze vor mein Werk«, sagte ich heftig. »Ich muß vorwärts! Ich habe keine Zeit für Ideale außerhalb meiner Forschungen!«

»Sie arbeiten mit einer Kraft, die Sie vielleicht nicht beherrschen können«, sagte Schratt – er sprach wie ein Mönch. »Die Macht des Hirns ist unbegrenzt und nicht im voraus zu ermessen ...«

»Soll man aufhören zu experimentieren, weil es gefährlich werden kann?« fragte ich. Ich war Schratts und seiner Feigheit müde. »Ich kann meine Forschung jederzeit begrenzen, wenn ich will.«

»Und wie?«

»Ich kann die Pumpe ausschalten. Wenn der Blutkreislauf abgeschnitten wird, stirbt Donovans Hirn.«

»Lassen Sie mich überlegen«, antwortete er. Ich ging jedoch aus seinem Zimmer.

Zehnter Oktober

Ich habe eine neue ultraviolette Lampe installiert, frisches Blutserum zu dem Arterienblut getan, um die CO2 schneller wegzutragen, neues Blutplasma vorbereitet und es mit konzentrierten Basen, Säuren, Salzen, Fetten und Proteinen gesättigt, so daß es das richtige Hydrogen in konzentrierter Form hatte.

Ich muß das Hirn überfüttern. Die Steigerung der Nahrungszunahme wird den Metabolismus beeinflussen, die Summe der chemischen und Gewebeveränderungen erhöhen.

Zwölfter Oktober

Die Enzephalogramme sind lebhafter, die Alpha-Frequenzen sind völlig verschwunden. Das Hirn entspannt sich nicht mehr, schläft aber häufiger.

Die Lampe brannte gestern nur sechs Stunden und achtunddreißig Minuten. Die gesteigerte Ernährung scheint wie ein Schlafmittel zu wirken und das Hirn schläft, als wenn es sich erholte. Das Schlafbedürfnis nimmt zu – in direktem Verhältnis zur Kraftzunahme des Hirns!

Vierzehnter Oktober

Elektrisches Potential und elektrische Kapazität sind auf fünfhundertundzehn Mikro-Volt angewachsen.

Neue Gewebezellen sind zu der grauen Materie hinzugekommen. Da jeder normale Lappen des menschlichen Gehirns identifiziert, benannt und überprüft ist, bin ich neugierig, welche Funktionen diese neuen Vergrößerungen haben können.

Sechzehnter Oktober

Schratt kam mich besuchen. Ich zeigte ihm das vergrößerte Hirn und demonstrierte seine Reaktionen. Der elektrische Ausschlag hat sich auf mehr als tausend Mikro-Volt verstärkt. Bald wird es möglich sein, ihn mit einem gewöhnlichen Voltmesser zu prüfen.

Schratt hat überlegt, wie das Hirn zu ernähren sei. Er hat menschliche Hirnasche aus der Leichenkammer in Phoenix mitgebracht. Sie enthält alle Elemente, aus denen das lebende Organ zusammengesetzt ist. Es ist viel wirksamer, dem Blutserum Gewebe-Asche hinzuzufügen, als es mit Dutzenden von Drüsenextrakten zu mischen.

Ich dankte Schratt, und er ergriff die Gelegenheit, über Janice zu sprechen. Sie will nach Los Angeles fahren. Er bat mich, zu ihr zu gehen.

Er sprach so ernst darüber, als habe er sich mit meinem Problem nur befaßt, damit auch ich ihm einen Wunsch erfüllen solle.

Ich versprach ihm, zu Janice zu gehen, ehe sie abreist.

Siebzehnter Oktober

Durch eine geradezu verbrecherische Nachlässigkeit habe ich einen elektrischen Kurzschluß herbeigeführt. Ich ließ eine Zange fallen – und die 110-Voltleitung für die Pumpe hatte Kurzschluß!

Am Rande des Gefäßes gab es einen Funken, die Pumpe hielt inne, das Enzephalogramm war ausgelöscht. Die Feder lief geradeaus. Ich reparierte den Draht so schnell ich konnte. Die Pumpe setzte sich wieder in Bewegung – das Hirn aber reagierte nicht. Ich war wie erstarrt aus Angst, daß ich es getötet hatte! Ich fügte dem Serum einen halben Kubikzentimeter Adrenalin bei.

Nach ein paar Minuten begann die Lampe zu glühen, und die Feder bewegte sich in aufgeregten Delta-Wellen.

Ich war erschöpft und schwach.

Die elektrische Anlage muß verstärkt und für den Notfall soll eine zweite Pumpe eingebaut werden. Sofort!

Achtzehnter Oktober

Ich fand eine Botschaft auf dem Block, den ich zu Notizen benütze! Es war ein unlesbares Gekritzel, mit Tinte geschrieben.

Die Tür meines Labors war verschlossen und zugeriegelt. Die Finger meiner linken Hand wiesen Tintenspuren auf.

Anscheinend bin ich im Schlaf aufgestanden, habe die Feder genommen und diese sinnlosen Kritzeleien niedergeschrieben. Doch ich bin noch nie in meinem Leben geschlafwandelt. Und ich schreibe nie mit meiner linken Hand!

Ich studierte das Gekritzel, ohne imstande zu sein, irgendeinen Sinn herauszubekommen. Ich drehte das Papier um, bis ich endlich ein paar deutliche Buchstaben erkannte: ein D, ein V, ein A, ein N – und davor zwei einzelne Buchstaben, der eine unmißverständlich ein H der andere ein M oder ein W. Das ganze Wort war mit einer zittrigen Linie umschlossen.