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W. H. Donovan.

Es war zweifellos Donovans Name. Ich hatte im Schlaf Donovans Unterschrift mit meiner linken Hand geschrieben!

Ich ging zum Enzephalographen, den ich die ganze Nacht hatte laufen lassen. Das Hirn schlief, aber ein Teil der Papierstreifen war mit starken Federstrichen gezeichnet, die mit dem Papierrande parallel liefen und nur im Zustande äußerster Erregung erzeugt sein konnten! Mir wurde plötzlich ganz schwach. Ich mußte mich setzen.

Ich erinnerte mich daran, daß Donovan Linkshänder war. Ich hatte es in einer Zeitung gelesen.

Durch Überarbeitung erschöpft, muß ich geschlafwandelt sein – und dabei habe ich unbewußt Donovans Unterschrift nachgeahmt. Meine fieberhafte Begierde, mit diesem Hirn in Kontakt zu kommen, muß dieses Phänomen erzeugt haben. In Anbetracht meiner Konzentration auf das Experiment war das gar nicht so verwunderlich.

Angenommen aber ... Donovan hatte es mir befohlen? Während der Nacht sinkt der geistige Widerstand auf seinen Tiefpunkt. Es ist die richtige Zeit, einen Geist zu beeinflussen – wenn das Bewußtsein, latent zwischen Traum und Wirklichkeit, manchmal zu Bewegungsreaktionen wie Gehen oder Schreiben gebracht werden kann.

Nein! Ich kann es nicht glauben!

Aber – der elektrische Kurzschluß könnte das Hirn in die Aktivität hineingeschreckt haben, wie man das Hirn eines Geisteskranken durch den elektrischen Schock aktivieren kann.

Neunzehnter Oktober

Die ganze Nacht habe ich nicht geschlafen, wahrscheinlich, weil ich mich zu sehr darum bemüht habe.

Ich ließ Papier und Tinte dicht neben mir auf dem Pult stehen, jedoch ich empfing keine telepathischen Befehle. Wenn ich ab und zu den Drang fühlte, aufzustehen und zur Feder zu greifen, kämpfte ich den Impuls nieder, denn ich fürchtete, er entspränge meinem nervösen Zustand und sei nicht von Donovan eingegeben.

Ich mußte sicher sein!

Je mehr ich über das Gekritzel auf dem Papier nachdenke, um so mehr bin ich überzeugt, daß ich bloß geschlafwandelt bin. Ich bin in tiefe Verzweiflung zurückgefallen. Ich bin überzeugt, mein Experiment ist ein Versager.

Zwanzigster Oktober

Janice ist heute nach Los Angeles gefahren.

Ich habe mit ihr gesprochen, ehe Schratt sie zum Bahnhof fuhr, aber ich entsinne mich der Unterhaltung nicht.

Mein Geist umkreist einzig das Problem von Donovans Hirn. Ich warte ungeduldig auf Schlaf, um Donovan Gelegenheit zu geben, mit mir in Verbindung zu kommen.

Heute nacht will ich ein Schlafmittel nehmen. Das löscht vielleicht meinen Widerstand aus.

Einundzwanzigster Oktober

Wie töricht war ich, es mit Veronal zu versuchen! Ich habe meinen Geist gelähmt und jede Reaktion verhindert.

Ich bin in einem so nervösen Zustand, daß ich Stimmen höre. Ich muß mich beherrschen. Ein nervöser Arzt ist kein Wissenschaftler. Das Beste wäre, das Experiment nicht zu beschleunigen. Abwarten!

Fünfundzwanzigster Oktober

In den letzten Tagen ist nichts vorgefallen. Die elektrische Kraft des Hirns ist auf fünfzehnhundert Mikrovolt gestiegen, sie nimmt noch immer zu.

Ich habe Gewicht verloren. Franklin bereitet das Essen zu. Ich merke jetzt, daß Janice – sie wußte, wie wenig ich esse – meinen Speisen konzentrierte Vitamine zugesetzt hat. Sie hielt mich mit einer verstärkten Diät bei Kräften, was mir jetzt anscheinend fehlt. Meine plötzliche Hoffnungslosigkeit und Müdigkeit rühren vom Mangel an Vitamin B1 her.

Ich bin erschöpft.

Siebenundzwanzigster Oktober

Ich habe die Botschaft erhalten. Ich schrieb sie selbst, aber zweifellos befahl mir Donovan zu schreiben, während ich schlief.

Es ist Donovans Name, zitterig geschrieben, wie die Unterschrift eines Kranken, oder zitterig, weil ich mit der linken Hand schrieb – wie Donovan es tat? Es ist ganz genau Donovans Unterschrift. Ich fand eine Reproduktion davon in einer Zeitschrift. Es ist dasselbe Gekritzel. Der ganze Name, mit einem typischen Oval herum, dieselben harten Linien des H, der bekannte Schnörkel des N am Ende des Wortes. Es ist nicht meine Schrift.

Das Hirn hat einen Weg gefunden, sich mit mir in Verbindung zu setzen. Wahrscheinlich hat der elektrische Schock es in die Aktivität hineingeschreckt, hat die protoplasmischen Zellen bis zum Punkte geistiger Selbstentzündung geladen.

Ich saß auf meinem Bettrande, stundenlang, ohne mich zu bewegen, viel zu erschöpft, um zu denken.

Ich brauche Beweise – mehr Beweise!

Dreissigster Oktober

Der Beweis kam heute. Ich habe dem Hirn keinen weiteren Schock beigebracht, denn die elektrische Voltstärke ist auf zweitausendfünfhundert Mikro-Volt gestiegen, und ich weiß nicht, wieviel Ohm Widerstand das Hirn hat.

Ich saß an meinem Schreibtisch, als ich mich plötzlich sehr müde fühlte. Es war eine seltsame, weiche Müdigkeit, die nicht meinen Körper, sondern mein Gehirn erfüllte. Ich dachte noch, aber unklar, schläfrig. Dann sah ich meine linke Hand sich bewegen, die Feder aufnehmen und schreiben.

Diesmal war der Name stärker ausgeschrieben: Warren Horace Donovan. Der lange Schnörkel kreiste ihn wieder ein, wie um die Authentizität zu beweisen.

Meine Hand legte die Feder weg, und aus dem Hintergrunde meines Geistes kehrten langsam meine eigenen Gedanken zurück. Sie erschienen, als tauchten sie aus dem Wasser auf – zuerst flimmernd, dann deutlich Gestalt annehmend.

Ich ging hinüber zu dem Glasgefäß. Donovans Hirn war wach.

»Hast du mir gesagt, ich soll deinen Namen schreiben?« klopfte ich in Morse an die Glaswand.

Ich wartete. Ich wiederholte die Botschaft langsamer. Ein drittes Mal. Dann ging ich zum Pult hinüber.

Plötzlich fühlte ich dasselbe wie vorhin ... mein Geist zog sich ins Unklare zurück. Ich war mir völlig bewußt, was ich tat, nun lagen die motorischen Impulse außerhalb meiner Kontrolle.

Ich sah meine linke Hand die Feder ergreifen, und dann schrieb ich in festen Buchstaben: Warren Horace Donovan!

Dritter November

Das menschliche Hirn kann nicht unausgesetzt arbeiten, ohne sich selbst in regelmäßigen Zwischenräumen zu erholen, um die Potentiale Energie wieder in die elektrische umzuwandeln. Je intensiver die Tätigkeit, um so mehr Schlaf braucht es. Donovans Hirn ist mehr als die Hälfte der Zeit in Schlaf.

Um seine nackten Gewebe bildet sich jetzt eine neue Schicht grauweißer Materie. Donovans Hirn wächst in eine neue Gestalt. Hier baut sich eine neue Spezies von Geschöpf auf, die in dieser sterblichen Welt noch nicht dagewesen ist. Ein Fall von Fleisch, dessen Leben von einer elektrischen Pumpe abhängt und von künstlicher Nahrung, der aber trotzdem fähig ist, gedankliche Energien auszusenden, die unsere begrenzte Kraft übersteigen. Jeden Tag wachsen seine Fähigkeiten.

Es kann seine Macht über meine Gedanken ausüben, wann immer es will.

Zuerst habe ich das seltsame Gefühl eines fremden Willens, der die Bewegungen meiner Hände und Füße erzwingt, der alle motorischen Reaktionen meines Körpers auslöst.

Dann können andere Gedanken als die meinen in mein Gehirn eindringen. Das Hirn, selbst körperlos, gebraucht mit meiner Zustimmung meinen Körper, um sich unabhängig zu machen – obwohl es stumm, dumpf und taub ist.

Ich lebe ein Doppelleben. Meine Gedanken ziehen sich in die Hintergründe meines Geistes zurück, wenn ich, losgelöst, die Erscheinungen beobachte, die Donovans Hirn lenkt. Dann bin ich ein Schizophrener, eine Person mit gespaltener Persönlichkeit. Doch anders als ein Mann, der an intrapsychischen Unregelmäßigkeiten leidet, bin ich mir die ganze Zeit all meiner Handlungen bewußt.