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Janice schwankte ein wenig, und ihre Augen wurden leer. Mit all ihrer Willenskraft und Liebe versuchte sie, die Entscheidung eines kranken Geistes zu beeinflussen.

»Wenn du nur lieben würdest, käme die Liebe auch zu dir zurück«, sagte Janice.

Sie sah mich, Patrick, neben sich. Sie glaubte nur, meine und Donovans Persönlichkeit seien verwirrt. Und nun wollte sie, daß Donovan verschwindet und Patrick antwortet. Sie glaubte, vereinigt wären ihr und mein Wille stark genug, diese widernatürliche telepathische Lähmung zu brechen, die mich des Gebrauchs meines eigenen Sinnensystems beraubte. Sie wußte, daß ich lauschte, und plötzlich – sie fühlte, daß sie auf verlorenem Posten kämpfte – wandte sie sich direkt an mich: »Patrick! Du kannst frei sein, wenn du nur daran glaubst! Hilf mir doch!«

»Ich bin nicht Patrick«, sagte Donovan.

In seinen Augen muß sie ihr Urteil gelesen haben. Donovan murmelte wieder, seine Worte halb verschluckend. In seinem Ausdruck lag Verzweiflung, und Wut auf Janice.

»Warum stellst du dich mir in den Weg? Du willst mich unglücklich machen, wie sie mich alle unglücklich gemacht haben. Jeder ist gegen mich. Aber du kannst mich nicht aufhalten!«

Er hob die Hände, und einen Augenblick zitterte Janice in ungewisser, schrecklicher Furcht.

»Nein«, sagte sie.

Sie schien körperlich kleiner zu werden, aber sie rührte sich nicht.

Donovans Hand schoß vor, aber er faßte nur ihren Mantel. Sie hatte die Tür aufgerissen und sprang aus dem Wagen. Sie rannte.

Sie schrie nicht um Hilfe.

Dann stand sie still und wartete.

Donovan folgte ihr langsam.

Sie sah aus wie ein Kind; ihr braunes Haar flog in dem starken, lauten Wind, der grauen Staub über die flache Hügelkuppe fegte.

Er muß wie ein Irrer ausgesehen haben, als er an sie herantrat. Seine rechte Hand hielt das Messer. Die andere schwang das Seil.

Janice wich nicht zurück. Sie hielt ihn mit ihren ruhigen blauen Augen fest, als wolle sie sich ihn damit fernhalten.

Als er das Messer hob, schlug sie mit der Kante ihrer Hand auf sein Handgelenk. Als Pflegerin hatte sie gelernt, sich gegen Irre zu verteidigen.

Ich schrie ihren Namen – aber ich konnte meine Stimme nicht vernehmbar machen. Ich, der diese Bestie aufhalten wollte, würde Zeuge des Mordes sein müssen!

Sie hatte ihm das Messer aus der Hand geschlagen, aber er schlug sie mit dem Seil übers Gesicht, und als sie taumelte, fing er sie auf und packte mit seiner rechten Hand ihre Kehle. Sie war ihm nicht gewachsen.

Ich stammelte ein Gebet. »Glaube!« hatte Janice gesagt ...

Ich konnte nicht mehr klar denken. Ich war in der brennenden Hölle, ich starrte in ihr schmales, hilfloses Gesicht, und meine – meine Hände bogen ihren Kopf zu Boden.

Urplötzlich fühlte ich die Muskeln meiner Schultern und den Schmerz im Handgelenk, auf das Janice geschlagen hatte. Ich atmete, bewegte mich! Wie die Ebbe von einem steilen Ufer zurückweicht, so floß Donovans Persönlichkeit weg, und ich, Patrick Cory, kehrte in meinen eigenen Körper zurück!

Ich ließ ihre Kehle los. Als sich der Griff lockerte, wurde sie nicht ohnmächtig. Ich hielt sie in meinen Armen, blickte in ihr armes, blasses Gesicht. Ihre Augen, noch fest und trotzig, trafen die meinen, und in ihren Tiefen sah ich eine Angst, die allmählich verschwand.

Sie mußte mich sofort erkannt haben, denn sie stöhnte leise meinen Namen und schlang die Arme um mich.

Ich hob sie auf und küßte sie. Ich stammelte, ohne zu wissen, was ich sagte. Ich wußte nur eins: Ich war frei!

Wir sanken zusammen auf den staubigen Boden, beide zu Tode erschöpft. Sie hielt mich ganz fest und drückte den Kopf an meine Brust, als lausche sie dem Schlag meines Herzens.

Sprechen konnten wir nicht.

Langsam kehrte meine Besinnung wieder, ich hob sie auf und stellte sie auf die Füße: »Schnell!« sagte ich angstvoll. »Nimm den Wagen und fahre fort, ehe er wiederkehrt!«

Sie sah mir in die Augen, und in einer Eingebung ihrer Hellsichtigkeit sagte sie lächelnd: »Er wird niemals Wiederkehren!«

Ich fuhr auf die Landstraße. Während Dutzende von Wagen vorbeikamen, standen wir still, zu erschöpft, um uns zu bewegen; wir warteten auf die Rückkehr unserer Kraft.

An der nächsten Tankstelle meldete ich ein Ferngespräch mit Schratt an, nach Washington Junction.

Ich hörte das Telefon lange anschlagen, aber Schratt antwortete nicht.

Zwanzigster Mai

Vor mir liegen ein paar handbeschriebene Blätter – ein Bericht Schratts. Janice brachte ihn heute mit. Sie hatte ihn mir nicht vorher geben wollen, aber jetzt, meint sie, kann ich ihn lesen.

Wenn ich aus meinem Zimmer ins Freie sehe – Janice hat das Bett ans Fenster geschoben – fällt mein Blick in den Garten des Phoenix-Krankenhauses mit seinen großen Palmen. Genesende wandern auf den schmalen Gartenwegen. Manche sitzen in der Sonne, manche liegen in ihrem Rollstuhl.

In ein paar Tagen werde ich auch dort unten sein.

Es macht mir Schwierigkeiten, Schratts Bericht zu lesen. Seine Schrift ist hieroglyphisch, alles in entsetzlicher Hast niedergekritzelt. Manchmal vergaß er das Datum.

Janice bot mir an, es umzuschreiben, aber ich möchte es in Schratts eigener Schrift lesen.

Schratt schrieb:

Zweiundzwanzigster November

Die Fruchtlosigkeit psychologischer Berichte über geistige Reaktionen rührt von dem Versuch her, alles in Begriffen des Bewußtseins zu beschreiben. Donovans Handeln kann nicht auf diesem Wege beurteilt werden. Seine geistige Sphäre ist nicht von gleicher Ausdehnung wie die Sphäre seiner Bewußtheit. Sein Gedankenprozeß ist eine unvollkommene, zusammenhanglose Reihenfolge von Gefühlen, die alle einem abstrakten Ziel zustreben.

Er ist irrsinnig, an normalen Begriffen gemessen, und muß als unheilbar Irrer behandelt werden. Patricks Methode zur Erforschung dieses Geistes, der nicht ›vernünftig‹ ist, kann nur im Unheil enden.

Die Grenzlinie zwischen Wahnsinn und Genie ist nicht präzis zu definieren, aber mein Standpunkt ist: Genau an dem Punkt, wo Donovans Hirn anfing, Patricks Hirn zu beeinflussen, hat auch Patrick diese Grenzlinie überschritten. Er kann nicht mehr als normaler Mensch angesehen werden. Ein guter Wissenschaftler hätte sich seiner eigenen Beschränkung bewußt sein müssen und durfte keine Übergriffe ins Unerforschliche machen. Durch seine scheinbare Genialität betrogen, kann Patrick die Tatsachen nicht mehr klar sehen.

Zugegeben, daß die Ideen die einzige Realität beim Experimentieren sind, muß ihre praktische Anwendung dennoch beschränkt werden.

Ich beobachte und erwäge dieses gefährliche Experiment, und ich sehe klar, daß Donovans Hirn nichts von Wert mehr hinzugefügt worden ist. Nur seine schlechten Begriffe, seine kriminellen Instinkte, seine nicht wünschenswerten Reflexe sind gestärkt worden, bis sie ungeheuerliche Proportionen angenommen haben.

Seit Jahren kenne ich die latenten Gefahren in Patricks ungestümem Drang nach gefährlichen Experimenten. Nachdem ich ihn so oft gewarnt habe, bleibt mir nur eins übrig: Ich muß das Weiterschreiten dieses Experimentes unterbrechen, ehe es zu spät ist.

Patricks Intelligenz ist der meinen überlegen. Ich kann nicht mit Argumenten und Gründen gegen ihn kämpfen. Um ihm Einhalt zu gebieten, muß ich ihn betrügen.

Der Augenblick meiner Entscheidung war da, als Patrick mich zu töten versuchte – einem telepathischen Befehl dieses kranken Stückes Fleisch folgend, das er im Glasgefäß aufbewahrt.

Nachher war es nicht schwierig, ihn davon zu überzeugen, daß ich ihm ehrlich zu assistieren wünschte. Das Hirn selbst half mir, ihn zur Abreise zu überreden.

Patrick verließ Washington Junction am 21. November.

Ich habe das Hirn zu betreuen. Wahrhaftig – eine Ironie! Es wählte sich seinen eigenen Mörder! Aber damals konnte das Hirn meine Gedanken nicht lesen. Doch seither hat es so viel Macht gewonnen, daß ich heute nicht wagen würde, meine Hilfe vorzuschlagen ...