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Bei Humber war ich mäßig geritten. Er sagte gewichtig:

«So gut ist er auch wieder nicht…«, wurde aber von Adams aalglatt unterbrochen.

«Ich glaube, wir haben Roke unterschätzt, Hedley. Lady Elinor, wenn Sie ihn so empfehlen, stellt ihn Mr. Humber sicherlich wieder ein und läßt ihn nie mehr weg.«»Prima«, meinte sie beifällig.

Adams sah mich unter gesenkten Augenlidern an, um festzustellen, ob ich seinen kleinen Spaß mitbekommen hatte. Ich fand ihn nicht sehr lustig.

«Nehmen Sie doch den Sturzhelm ab«, sagte er.»Wir sind im Haus und sprechen mit einer Dame. Nehmen Sie ihn ab.«

«Ich behalte ihn lieber auf«, sagte ich ruhig. Und am liebsten hätte ich noch eine Ritterrüstung dazu gehabt. Adams, der keinen Widerspruch von mir gewohnt war, klappte den Mund zu.

Humber sagte verwirrt:»Ich verstehe nicht, was Ihnen an Roke liegt, Lady Elinor. Ich dachte, Ihr Vater hätte ihn rausgeworfen, weil er Sie… nun ja, belästigt hat.«

«Aber nein«, erwiderte sie lachend.»Nicht mich, meine Schwester angeblich. Nur war das alles erfunden. Ein Märchen. «Sie trank aus und lieferte mich endgültig ans Messer.»Ich mußte Vater versprechen, niemandem zu erzählen, daß das alles aus der Luft gegriffen war, aber ich finde, Sie als Daniels Arbeitgeber sollten wissen, daß er ein viel besserer Kerl ist, als er sich den Anschein gibt.«

Einen Moment lang war es arg still. Dann sagte ich lächelnd:»Das war das netteste Zeugnis, das ich je bekommen habe… Sie sind sehr liebenswürdig.«

«Ach je«, sagte sie lachend,»Sie wissen schon, wie ich das meine. Und ich verstehe wirklich nicht, warum Sie nicht ein bißchen Mut zur Selbstbehauptung haben.«

«Das ist nicht immer ratsam«, sagte ich und blickte mit hochgezogener Braue zu Adams. Mein Humor gefiel ihm offenbar auch nicht so. Er nahm Elinors Glas.

«Noch einen Gin mit Campari?«fragte er.

«Nein, danke, ich muß los.«

Er stellte ihr Glas neben seines und sagte:»Glauben Sie, daß Roke jemand ist, der Beruhigungstabletten braucht, bevor er sich an ein schwieriges Pferd heranwagt?«

«Beruhigungstabletten? Woher denn? So was hat er bestimmt im Leben noch nicht angerührt, oder?«sagte sie und wandte sich etwas verunsichert zu mir.

«Nein«, antwortete ich. Ich wollte unbedingt, daß sie ging, bevor sie ins Grübeln kam. Sie war nur sicher, solange sie nichts wußte und keinen Verdacht schöpfte.

«Aber Sie sagten doch…«, setzte Humber begriffsstutzig an.

«Das war ein Scherz. Nur ein Scherz«, meinte ich zu ihm.»Mr. Adams hat sehr darüber gelacht, wenn Sie sich erinnern.«

«Stimmt. Ich habe gelacht«, sagte Adams düster. Wenigstens schien er bereit, sie so ahnungslos, wie sie gekommen war, auch wieder gehen zu lassen.

«Ach so. «Elinors Gesicht hellte sich auf.»Tja… ich muß mich jetzt auf den Weg ins College machen. Zum Wochenende fahre ich morgen nach Slaw… soll ich meinem Vater etwas ausrichten, Daniel?«

Es war nur eine beiläufig gestellte Frage, aber ich sah, wie Adams erstarrte.

Ich schüttelte den Kopf.

«Also dann. hat mich sehr gefreut, Mr. Humber.

Schönen Dank für den Campari. Hoffentlich habe ich Sie nicht zu lange aufgehalten.«

Sie gab Humber und Adams und dann mir die Hand.

«Wie gut, daß Sie etwas vergessen haben. Ich dachte, wir hätten uns verpaßt… und ich wäre meiner Pfeife umsonst nachgelaufen. «Sie lächelte.

«Ja, traf sich gut«, meinte ich lachend.

«Also auf Wiedersehen. Wiedersehen, Mr. Humber«, sagte sie, als Adams ihr die Tür aufhielt. Sie verabschiedete sich von ihm, und über Humbers Schulter sah ich durchs Fenster, wie sie zu ihrem Wagen ging. Sie stieg ein, ließ den Motor an, winkte fröhlich Adams, der noch am Eingang stand, und fuhr zum Hof hinaus. Meine Erleichterung darüber war noch größer als die Sorge, wie ich selbst da herauskommen sollte.

Adams kam wieder herein, schloß die Tür, sperrte sie ab und steckte zur Überraschung Humbers, der noch immer nicht verstand, den Schlüssel in die Tasche.

«Also irgendwie«, sagte Humber, indem er mich anstarrte,»Kommt Roke mir verändert vor. Er redet auch anders.«

«Der Teufel weiß, wer Roke ist!«

Das einzig Gute an dem Ganzen war, daß ich mich vor Adams nicht mehr zu ducken brauchte. Es war schön, einmal aufrecht vor ihm zu stehen. Auch wenn es vielleicht nicht lange gutging.

«Soll das heißen, Roke, nicht Elinor Tarren weiß das mit der Pfeife?«

«Natürlich«, sagte Adams gereizt.»Menschenskind, kapierst du denn überhaupt nichts? Es sieht so aus, als hätte ihn October auf uns angesetzt, obwohl der Himmel weiß…«

«Roke ist doch bloß ein Pfleger.«

«Bloß!«fuhr Adams auf.»Als ob das etwas ändert. Auch Pferdepfleger haben Augen im Kopf. Auch Pferdepfleger können reden, oder nicht? Und schau ihn dir an. Der ist nicht so erbärmlich, wie er immer getan hat.«

«Wenn sein Wort gegen deins steht, kommt er nicht durch«, sagte Humber.

«Der kommt sowieso nicht durch.«»Was meinst du damit?«

«Ich bringe ihn um«, sagte Adams.

«Das wäre vielleicht die glattere Lösung. «Humber hörte sich an, als spreche er von einem Pferd.

«Dafür ist es zu spät«, sagte ich.»Ich habe der Hindernisbehörde schon einen Bericht geschickt.«

«Das hat man uns schon mal gesagt«, erwiderte Humber,»aber es hat nicht gestimmt.«

«Diesmal schon.«

Adams sagte heftig:»Bericht hin, Bericht her, ich bringe ihn um. Es gibt noch andere Gründe…«Er brach ab und starrte mich böse an:»Ich bin auf Sie reingefallen. Ich! Wie haben Sie das angestellt?«

Ich schwieg. Für leichte Unterhaltung schien mir jetzt nicht die Zeit.

«Der hier«, warf Humber ein,»hat ein Motorrad.«

Ich entsann mich, daß die Fenster im Waschraum als Fluchtweg alle zu klein waren. Die Tür zum Hof war abgesperrt, und Humber stand vor seinem Schreibtisch, zwischen mir und dem Fenster. Wenn ich Lärm schlug, würde nur Cass kommen, aber keiner von den armen Pflegern, die gar nicht wußten, daß ich da war und sonst für mich auch keinen Finger gerührt hätten. Adams und Humber waren beide größer und schwerer als ich, Adams sogar erheblich. Humber hatte seinen Stock, ich ahnte nicht, zu welcher Waffe Adams greifen würde, und ich hatte mich im Leben noch nicht ernsthaft geprügelt. Die nächsten Minuten sahen nicht gerade rosig aus.

Andererseits war ich jünger als sie und dank der harten Arbeit, die sie mir abverlangt hatten, durchtrainiert. Ich hatte den Sturzhelm, und ich konnte mit irgend etwas werfen… ganz aufgeschmissen war ich vielleicht doch nicht.

Ein polierter Holzstuhl mit Ledersitz stand an der Wand neben der Tür. Adams packte ihn und kam auf mich zu. Humber blieb stehen, ließ aber den Stock durch die Finger gleiten und hielt ihn schlagbereit.

Ich fühlte mich schrecklich wehrlos.

Adams’ Blick war verschleierter denn je, und das Lächeln um seinen Mund erreichte die Augen nicht.»Kosten wir das ruhig aus«, sagte er laut.»Ein verbranntes Unfallopfer wird sich keiner so genau ansehen.«

Er schlug mit dem Stuhl nach mir. Ich konnte zwar ausweichen, geriet dafür aber in Reichweite Humbers, dessen Stock mir haarscharf am Ohr vorbei auf die Schulter knallte. Ich stolperte, stürzte, wälzte mich herum und kam gerade noch rechtzeitig hoch, um dem herabsausenden Stuhl von Adams zu entgehen. Ein Stuhlbein brach beim Aufschlag auf dem Boden ab, und Adams griff es sich. Ein dickes, gerades, vierkantiges Stuhlbein mit einer gefährlich splitterigen Bruchstelle.

Adams lächelte verstärkt und warf den Rest des Stuhls in die Ecke.

«Jetzt«, sagte er,»machen wir uns einen Spaß.«

Und wenn man so etwas einen Spaß nennen konnte, dann machten sie ihn sich wirklich.

Nach kurzer Zeit waren sie jedenfalls noch ziemlich heil, während ich etliche blaue Flecken dazubekommen hatte sowie eine stark blutende Wunde an der Stirn, von Adams abgebrochenem Stuhlbein. Aber der Sturzhelm entschärfte viele ihrer Angriffe, und ich entdeckte, daß ich im Ausweichen nicht unbegabt war. Außerdem trat ich um mich.