War es Nandalee? War es wirklich die Zukunft, die er sah? Gonvalon war erleichtert. Wenn dies kein Trugbild war, bedeutete es, dass sein Fluch gebrochen war. Es würde noch Jahre dauern, bis Nandalee die Tätowierungen einer Drachenelfe trug. Sie würde also überleben.
Der Blickwinkel änderte sich. Jetzt sah er ihr Gesicht. Es wirkte härter, auf unbestimmte Weise fremd. Was hatte sie so werden lassen? Ihr verkniffener Mund schnitt wie eine Narbe in ihr Gesicht und in den harten Augen glomm keine Liebe. Mit fließender Bewegung zog sie den Bidenhander und stieß ihn dem Dunklen bis zum Heft in die Brust.
Erschrocken trat Gonvalon von der Schale zurück. Das konnte nicht sein! Nie hatte ein Drachenelf seine Waffe gegen einen Meister erhoben.
»Das ist …« Er verstummte und blickte empört zu Lyvianne. Was er gesehen hatte, war undenkbar!
»Wir haben eine Natter an unserem Busen genährt«, sagte Lyvianne mit kalter Stimme. »Du musst sie töten, Gonvalon – sobald du Gelegenheit dazu hast. Der Goldene hat lange die Wege der Zukunft erforscht. Du bist der Einzige, dem es glücken kann; der Einzige, dem sie ganz und gar vertraut. Wenn es ihr gelingt, den Dunklen zu ermorden, wird Albenmark, wie wir es kennen, aufhören zu bestehen. Sie wird unsere Welt zerstören.«
Fassungslos blickte Gonvalon auf das Wasser in der Schüssel. Er fühlte sich taub, als sei jeder Nerv in seinem Körper abgestorben. Das Bild in der Schale war zerflossen. Rotes Sonnenlicht spiegelte sich. Es sah aus, als sei die Silberschale mit Blut gefüllt.
»Sie ist im Jadegarten. Bei dem Dunklen.« Die Worte waren wie gesplittertes Glas in seiner Kehle. »Ich kann dort nicht hingehen, wenn ich nicht gerufen werde.«
»Sie wird wieder zu dir kommen«, sagte Lyvianne voller Gewissheit. »Sie liebt dich.«
Gonvalon blickte zu der Drachenelfe auf. Er wusste, dass es aussichtslos wäre zu bitten. Der Goldene hatte eine Strafe für ihn gefunden, die schlimmer war als der Tod.
»Wirst du gehorchen?«
Voller Verachtung sah er Lyvianne an. Was erwartete sie, dass er antworten würde? Er war ein Drachenelf. Er hatte noch nie einen Befehl verweigert.
Danksagung
Es war eine 18 Monate lange Reise durch die drei Welten Nangog, Albenmark und Daia, und auch dieses Mal hatte ich viele Begleiter auf meinem Weg, ohne die der Roman »Drachenelfen« nicht vollendet worden wäre. Xinyi, die über mein Qi wachte, wenn ich allzu sorglos damit umging; Melike, die meine Phantasie mit einem Florett aus einem Räucherstäbchen und einem Stück Knetgummi beflügelte; Pascal, der mir immer mindestens einen wachsamen Ritter neben meinen Bildschirm stellte; Karl-Heinz, den Wächter über die innere Logik der immer komplexeren Welten; Elke, die mich immer wieder aufs Neue mit ihrem unerschöpflichen Wissen überrascht; Till, der meinem Computer wieder Leben einhauchte, als ihn selbiges zu verlassen drohte, und Wendel, der seine Stapel zu korrigierender Klassenarbeiten gleich zu Ferienbeginn gegen Stapel zu korrigierender Manuskriptseiten tauschte.
Ein unvergleichliches Geschenk machten mir Maite Itoiz, die Lyvianne ihre Stimme lieh und deren wunderbare Lieder mich durch lange Schreibnächte begleiteten, und John Kelly, der in einer anderen Zeit ein vollkommener Ritter gewesen wäre. Einen Schatz ganz anderer Art verdanke ich den beiden Magiern John Howe und Michael Welply, die aus Buchstaben Bilder zu zaubern vermochten, die mehr als Worte sagen. Es war eine neue Erfahrung, mit so vielen anderen Künstlern zusammenzuarbeiten, und sie haben nicht nur dieses Buch, sondern auch mein Leben reicher gemacht.
Hinter jedem Autor stehen die Lektoren des Verlages, deren Wirken oft im Dunkel bleibt und die doch so großen Einfluss auf die Geschicke eines Buches haben. Es war Momo Evers, die unermüdlich für die Würde der Drachen focht und Artax seine innere Stimme schenkte, und Martina Vogl, die so oft ein paar zusätzliche Tage erstritt, um dem Buch mehr Glanz zu verleihen.
Zuletzt noch ein paar Worte an all jene Leserinnen und Leser, die im Gästebuch auf meiner Internetseite (www.bernhard-hennen.de) geschrieben haben. Obwohl ich – gelinde gesagt – selten antworte, besuche ich das Gästebuch doch fast jeden Tag.
Es sind Ihre und eure Texte, die mir neue Kraft geben, wenn das Alltägliche meine Phantasie zu ersticken droht. Danke!