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Fizban klatschte in die Hände. »Gut gemacht, mein Junge!« sagte der alte Magier aufgeregt, als ein Teil der Wand im Mechanismuszimmer aufschwang.

»Danke«, antwortete Tolpan bescheiden. »Eigentlich war es schwieriger, die Geheimtür zu finden, als sie zu öffnen. Ich weiß nicht, wie du das geschafft hast. Ich habe gedacht, ich hätte überall nachgesehen.«

Er wollte gerade durch die Tür kriechen, als ihm plötzlich etwas einfiel. »Fizban, gibt es eine Möglichkeit, daß dein Licht zurückbleibt? Zumindest solange, bis wir wissen, ob jemand hier ist? Sonst gebe ich ein hervorragendes Ziel ab, denn wir sind nicht weit von Verminaards Gemächern entfernt.«

»Ich fürchte nicht.« Fizban schüttelte den Kopf. »Es mag nicht allein an dunklen Plätzen zurückbleiben.«

Tolpan nickte – er hatte diese Antwort erwartet. Nun, es hatte wenig Sinn, sich zu sorgen. Glücklicherweise schien der enge Flur, in den er kroch, leer zu sein. Die Flamme tanzte an seiner Schulter. Nachdem er Fizban hineingeholfen hatte, sah er sich um. Sie befanden sich in einem kleinen Flur, der zwanzig Meter weiter abrupt an einer nach unten in die Dunkelheit führenden Treppe endete. Bronzene Doppeltüren an der Ostwand waren der einzige andere Ausgang.

»Nun«, murmelte Tolpan, »wir befinden uns jetzt über dem Thronsaal. Diese Treppe führt sicherlich zu ihm nach unten. Höchstwahrscheinlich wird er von einer Million Drakonier bewacht! Das geht also nicht.« Er legte sein Ohr an die Tür. »Kein Geräusch. Laß uns hier reingehen.« Er öffnete ohne Schwierigkeiten die Doppeltür. Der Kender lauschte noch einen Moment, dann betrat er vorsichtig den Raum, dicht von Fizban und dem Wölkchenlicht gefolgt.

»Eine Art Kunstgalerie«, sagte er, während er sich in einem großen Zimmer umblickte, an dessen Wänden mit Staub und Ruß bedeckte Gemälde hingen. Durch die hohen Fenster gelang es Tolpan, einen Blick auf die Sterne zu werfen.

»Wenn meine Berechnungen stimmen, dann liegt der Thronsaal im Westen und die Drachenhöhle wieder westlich davon. Zumindest ging er in die Richtung, als Verminaard am Nachmittag den Thronsaal verließ. Der Drache muß eine Möglichkeit haben, aus dem Gebäude zu fliegen, also müßte die Höhle oben offen sein, was einen Schacht oder etwas Ähnliches bedeutet, und vielleicht noch eine Spalte, wo wir sehen können, was los ist.«

Tolpan war so mit seinen Plänen beschäftigt, daß er Fizban keine Aufmerksamkeit schenkte. Der alte Magier bewegte sich zielbewußt im Raum umher, studierte jedes Gemälde, als ob er ein bestimmtes suchen würde.

»Ah, hier ist es«, murmelte Fizban, dann drehte er sich um und flüsterte: »Tolpan!«

Der Kender hob den Kopf und sah plötzlich das Gemälde in einem weichen Licht erstrahlen. »Sieh dir das an!« sagte Tolpan hingerissen. »Es ist ein Gemälde mit Drachen – rote Drachen wie Ember – die Pax Tarkas angreifen und…«

Die Stimme des Kenders erstarb. Männer – Ritter von Solamnia – auf anderen Drachen reitend, kämpfend gegen die roten! Die Drachen der Ritter waren wunderschön – silbergoldene Drachen – , und die Männer trugen strahlende Waffen. Plötzlich verstand Tolpan! Es gab also auch gute Drachen, die – wenn man sie finden könnte – beim Kampf gegen die bösen Drachen helfen könnten, und da war…

»Die Drachenlanze!« murmelte er.

Der alte Magier nickte. »Ja, Kleiner«, flüsterte er. »Du verstehst. Du siehst die Antwort. Und du wirst dich erinnern. Aber nicht jetzt. Jetzt noch nicht.« Er strich mit seiner Hand über das Haar des Kenders.

»Drachen. Was habe ich gesagt?« Tolpan konnte sich nicht erinnern. Und was machte er überhaupt hier; auf ein völlig verstaubtes Bild starren, auf dem man nichts erkennen konnte. Der Kender schüttelte den Kopf. Das war wohl Fizbans Einfluß. »O ja. Die Drachenhöhle. Wenn meine Berechnungen stimmen, dann ist sie hier drüben.« Er ging weiter.

Der alte Magier schlurfte lächelnd hinterher.

Der Weg zu den Minen verlief für die Gefährten ohne besondere Ereignisse. Sie sahen nur wenige Drakonierwachen, die vor Langeweile halb am Schlafen waren. Niemand beachtete die vorübergehenden Frauen. Sie erreichten das glühende Schmiedefeuer, das von erschöpften Gossenzwergen ständig am Brennen gehalten wurde.

Dann betraten die Gefährten die Minen, in denen Drakonierwachen die Männer nachts in riesige Zellen einsperrten und dann wieder die Gossenzwerge bewachten. Verminaard dachte wohl, daß eine Bewachung der Männer überflüssig sei – die Menschen würden nirgendwo hingehen.

Und eine Zeitlang sah es für Tanis so aus, als ob sich das auf schreckliche Weise bewahrheiten würde. Die Männer würden nirgendwo hingehen. Sie starrten Goldmond nicht gerade überzeugt an, als sie sprach. Trotz allem war sie eine Barbarin – ihr Akzent war nicht zu überhören, ihre Kleidung äußerst seltsam. Was sie erzählte, mutete wie eine Kindergeschichte über einen Drachen an, der in einer blauen Flamme gestorben war, während sie überlebt hatte. Und alles, war sie vorzuzeigen hatte, war eine Sammlung von glänzenden Metallscheiben.

Hederick, der Theokrat von Solace, bezichtigte die Que-Shu-Frau lauthals der Hexerei, Scharlatanerie und Gotteslästerung. Er erinnerte die anderen an die Szene im Wirtshaus und zeigte als Beweis seine vernarbte Hand vor. Die Männer jedoch schenkten Hederick wenig Beachtung. Die Götter der Sucher hatten jedenfalls nicht die Drachen von Solace ferngehalten.

Viele von ihnen waren in der Tat an Flucht interessiert. Fast alle trugen Male der Mißhandlung – Peitschenstriemen, Prellungen in den Gesichtern. Sie waren unterernährt, gezwungen, unter dreckigen und erbärmlichen Bedingungen zu leben, und allen war bewußt, daß sie für Lord Verminaard wertlos werden würden, wenn das Eisenerz unter den Bergen abgebaut war. Aber die Sucherfürsten – die selbst im Gefängnis das Sagen hatten – lehnten solch einen Plan als leichtsinnig ab.

Streitereien gingen los. Die Männer schrien sich an. Tanis stellte hastig Caramon, Flint, Eben, Sturm und Gilthanas an den Türen auf, da er befürchtete, die Wachen könnten die Unruhe hören und zurückkehren. Damit hatte der Halb-Elf nicht gerechnet – dieser Streit konnte Tage anhalten! Goldmond saß verzweifelt vor den Männern und sah aus, als ob sie gleich weinen würde. Sie war von ihrer neugefundenen Überzeugung so erfüllt und eifrig bedacht gewesen, der Welt ihr Wissen mitzuteilen, daß sie jetzt, da ihre Überzeugung angezweifelt wurde, fast die Hoffnung verlor.

»Diese Menschen sind Dummköpfe!« sagte Laurana leise, als sie sich zu Tanis stellte.

»Nein«, erwiderte Tanis seufzend. »Wenn sie Dummköpfe wären, wäre es einfacher. Wir versprechen ihnen nichts Greifbares und bitten sie, das einzige zu riskieren, was ihnen noch geblieben ist – ihr Leben. Und wofür? In die Berge zu fliehen, die ganze Zeit zu kämpfen. Hier zumindest leben sie – zur Zeit jedenfalls.«

»Aber was für einen Wert kann denn solch ein Leben haben?« fragte Laurana.

»Das ist eine gute Frage, junge Frau«, entgegnete eine schwache Stimme. Sie drehten sich um und sahen Maritta, die neben einem liegenden Mann kniete. Von Krankheit und Entbehrung verzehrt, war sein Alter nicht bestimmbar. Er versuchte aufzusitzen und streckte seine magere Hand Tanis und Laurana entgegen. Sein Atem kam rasselnd. Maritta wollte ihn beruhigen, aber er sah sie nur gereizt an. »Ich weiß, daß ich im Sterben liege, Frau! Bring diese Barbarin zu mir.«

Tanis sah Maritta fragend an. Sie erhob sich und ging zu ihm und schob ihn beiseite. »Das ist Elistan«, sagte sie, als ob Tanis den Namen kennen müßte. Als Tanis nicht reagierte, erklärte sie. »Elistan, einer der Sucherfürsten aus Haven. Er wurde von den Leuten sehr geliebt und respektiert, und er war der einzige, der gegen diesen Lord Verminaard gesprochen hat. Aber niemand hörte zu – niemand wollte zuhören.«