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Der Kender drehte sich langsam um. »Ich glaube, ich möchte nicht mit Kitiara sprechen«, sagte er leise und fuhr sich mit der Hand über die Augen, während er die Drachen immer näher herankommen sah. »Ich möchte nicht wissen, wie es ist, ein Drachenfürst zu sein, weil es bestimmt traurig und düster und entsetzlich ist… Warte…«

Tolpan starrte in den Osten. Er wollte seinen Augen nicht trauen, darum lehnte er sich weiter vor, gefährlich weit über die Mauer.

»Flint!« schrie er und fuchtelte mit den Armen.

»Was ist denn?« schnappte Flint. Er ergriff Tolpan am Gürtel seiner Hose und zog den aufgeregten Kender mit einem Ruck zurück.

»Es ist wie ein Pax Tarkas!« babbelte Tolpan zusammenhanglos. »Wie in Humas Grabmal. Wie Fizban gesagt hatte! Sie sind hier! Sie kommen!«

»Wer ist hier?« brüllte Flint zornig.

Tolpan hüpfte vor Aufregung auf und ab, seine Beutel sprangen auf und ab, während er sich, ohne eine Antwort zu geben, umdrehte und fortsauste und den Zwerg vor Wut kochend auf den Stufen zurückließ, der ihm nachschrie: »Wer ist hier, du Rattenhirn?«

»Laurana!« kreischte Tolpan mit seiner schrillen Stimme, die sich wie eine leicht verstimmte Trompete in die Morgenluft riß.

»Laurana, sie kommen! Sie sind hier! Wie Fizban gesagt hat! Laurana!«

Flint verfluchte den Kender, während er weiter in den Osten starrte. Nachdem der Zwerg sich schnell umgeschaut hatte, ließ er eine Hand in seine Westentasche gleiten. Eilig holte er eine Brille hervor, sah sich noch einmal um, ob ihn auch niemand beobachtete, und setzte sie auf.

Jetzt konnte er erkennen, was vorher nichts weiter als ein rosafarbener Nebel gewesen war, durchbrochen von den dunkleren Massen der Bergkette. Der Zwerg holte tief und zitternd Luft. Seine Augen wurden von Tränen getrübt. Schnell nahm er die Brille von der Nase, ließ sie schnell in seiner Tasche verschwinden. Aber er hatte sie lang genug aufgehabt, um zu sehen, wie die Morgendämmerung von den Flügeln der Drachen in einem rosafarbenen Licht berührt wurde – Rosa, das silbern glänzte.

»Legt eure Waffen weg, Burschen!« schrie Flint den Männern zu, während er sich die Augen mit einem von Tolpans Taschentüchern wischte. »Gepriesen sei Reorx. Jetzt haben wir eine Chance. Jetzt haben wir eine Chance…«

8

Der Schwur der Drachen

Als die silbernen Drachen am Stadtrand von Palanthas niedergingen, erfüllten ihre Flügel den Morgenhimmel mit einer blendenden Herrlichkeit. Die Leute versammelten sich an den Mauern und starrten unruhig auf die wunderschönen Kreaturen.

Anfangs waren die Leute so entsetzt gewesen über die riesigen Tiere, daß sie sie vertreiben wollten, selbst als Laurana ihnen versicherte, daß diese Drachen nicht böse wären. Schließlich erschien Astinus persönlich aus seiner Bibliothek und informierte Amothud kühl, daß diese Drachen ihnen keinen Schaden zufügen würden. Erst jetzt legte die Bevölkerung von Palanthas widerstrebend ihre Waffen nieder.

Laurana wußte aber, daß die Leute Astinus auch geglaubt hätten, wenn er ihnen erzählt hätte, daß die Sonne um Mitternacht aufgehen würde. An Drachen glaubten sie nicht. Erst als Laurana durch die Stadttore ging und direkt in die Arme eines Mannes lief, der auf einem der wunderschönen silbernen Drachen geritten war, begannen die Leute zu denken, daß trotz allem irgend etwas an dieser Kindergeschichte wahr sein mußte.

»Wer ist der Mann? Wer hat die Drachen zu uns gebracht? Warum sind die Drachen gekommen?«

Drängend und schiebend lehnten sich die Leute über die Mauer, stellten Fragen und hörten den falschen Antworten zu. Draußen im Tal spannten die Drachen langsam ihre Flügel an, um im kühlen Morgen ihre erstarrten Glieder zu wärmen. Als Laurana den Mann umarmte, stieg noch eine andere Person von einem Drachen – eine Frau, deren Haar so silbern wie die Flügel der Drachen glänzte. Laurana umarmte auch diese Frau. Zum Erstaunen der Leute führte Astinus die drei dann zu der großen Bibliothek, wo sie von den Ästheten eingelassen wurden. Die riesigen Türen schlossen sich hinter ihnen.

Die Leute ließ man ziellos herumlaufend, in heller Aufregung, allein gelassen mit ihren Fragen, zweifelnde Blicke auf die Drachen werfend, die vor ihren Stadtmauern saßen.

Dann ertönten wieder die Glocken. Amothud berief eine Versammlung ein. Eilig verließen die Leute die Mauern, um den Stadtplatz vor dem Palast des Herrschers zu füllen, der auf einem Balkon erschien, um ihre Fragen zu beantworten.

»Es sind silberne Drachen«, rief er aus, »gute Drachen, die uns im Kampf gegen die bösen Drachen unterstützen wie in der Legende von Huma. Die Drachen wurden in unsere Stadt gebracht von…«

Was auch immer der Herrscher zu sagen beabsichtigte, es ging im Jubel unter. Die Glocken ertönten wieder, dieses Mal jedoch zur Feier. Leute strömten in die Straßen und sangen und tanzten. Schließlich erklärte der Herrscher nach einem vergeblichen Versuch, in seiner Rede fortzufahren, den Tag zum Feiertag und kehrte in seinen Palast zurück.

Das Folgende ist ein Auszug aus den Chroniken. Eine Geschichte über Krynn, aufgezeichnet von Astinus aus Palanthas. Zu finden unter dem Titeclass="underline" »Der Schwur der Drachen.«

Während ich, Astinus, diese Worte schreibe, sehe ich auf das Gesicht des Elfenlords Gilthanas, des jüngsten Sohnes von Solostaran, der Stimme der Sonnen, Herrscher von Qualinesti. Gilthanas sieht seiner Schwester sehr ähnlich, nicht nur in bezug auf Familienähnlichkeit. Beide haben die zarten Gesichtszüge und die Eigenschaft aller Elfen, alterslos zu sein. Aber diese beiden sind anders. Beide Gesichter sind von Leid gezeichnet, das in den Gesichtern von Elfen auf Krynn sonst nicht gesehen wird. Aber ich befürchte, bevor dieser Krieg endet, werden viele Elfen dieses Aussehen haben. Und vielleicht ist das gar nicht mal so schlecht, denn es scheint, daß die Elfen endlich begreifen, daß sie Teil der Welt sind und nicht über ihr stehen.

Auf der einen Seite neben Gilthanas sitzt seine Schwester. Zu seiner anderen eine der schönsten Frauen, die ich je auf Krynn gesehen habe. Sie scheint ein Elfenmädchen zu sein, eine Wild-Elfe. Aber sie kann meine Augen nicht mit ihren magischen Künsten täuschen. Sie wurde niemals als Frau geboren – Elf oder nicht Elf. Sie ist ein Drache – ein Silberdrache, Schwester des Silberdrachen, der von Huma, Ritter von Solamnia, geliebt wurde. Es war Silvaras Schicksal, sich in einen Sterblichen zu verlieben, so wie es auch ihrer Schwester ergangen war. Aber anders als Huma kann dieser Sterbliche, Gilthanas, sein Schicksal nicht akzeptieren. Er sieht sie an… sie sieht ihn an. Statt Liebe sehe ich einen schwelenden Zorn in ihm, der langsam ihre Seelen vergiftet.

Silvara spricht süß und melodisch. Meine Kerze bestrahlt ihr wunderschönes Silberhaar und ihre nachtblauen Augen.

»Nachdem ich Theros Eisenfeld die Macht verlieh, die Drachenlanzen im Monument des silbernen Drachen zu schmieden«, erzählt Silvara mir, »verbrachte ich viel Zeit mit den Gefährten, bevor sie die Lanzen zum Treffen von Weißstein trugen. Ich führte sie durch das Monument, zeigte ihnen die Gemälde des Drachenkrieges, in denen die guten Drachen – die silbernen, goldenen und bronzenen – im Kampf gegen die bösen Drachen dargestellt werden.

›Wo ist dein Volk?‹ fragten mich die Gefährten. ›Wo sind die guten Drachen? Warum helfen sie uns nicht in unserer Zeit der Not und Bedrängnis?‹

Ich hielt ihren Fragen stand, solange ich konnte…«

Hier hört Silvara zu sprechen auf und sieht Gilthanas an. Aber er erwidert ihren Blick nicht, sondern starrt auf den Boden. Silvara seufzt und fährt mit ihrer Geschichte fort.

»Schließlich konnte ich seinem – ihrem – Druck nicht länger widerstehen. Ich erzählte ihnen von dem Schwur.

Als Takisis, die Königin der Finsternis, und ihre bösen Drachen verbannt wurden, verließen die guten Drachen das Land, um das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse aufrechtzuerhalten. Wir kehrten in unsere Welt zurück und schliefen einen zeitlosen Schlaf. Wir würden weiter in einer Welt der Träume sein, doch dann erfolgte die Umwälzung, und Takisis fand wieder ihren Weg in die Welt zurück.