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Das schwarze Ei auf dem Altar zerbrach… und eine larvenähnliche Kreatur kam aus der Schale hervor. Es war ekelhaft und entsetzlich anzusehen, und bei dem Anblick mußte ich mich erbrechen. Mein einziger Gedanke war, diesem Entsetzen zu entfliehen, aber Silvara wurde klar, was da passierte, und sie weigerte sich zu gehen. Zusammen beobachteten wir, wie die schleimbedeckte Haut der Larve aufplatzte und wie aus ihrem Körper die Schreckensgestalten von… Drakoniern schlüpften.«

Dieser Schilderung folgt ein tiefes Keuchen. Gilthanas’ Kopf fällt in seine Hände. Er kann nicht mehr sprechen. Laurana legt ihre Arme um ihn, tröstet ihn. Schließlich holt er schaudernd Luft.

»Silvara und ich… wurden fast entdeckt. Wir flüchteten aus Sanction, wiederum half man uns, und reisten mehr tot als lebendig auf Wegen, die weder Menschen noch Elfen bekannt sind, zum uralten Zufluchtsort der guten Drachen.«

Gilthanas seufzt. Friede kehrt in sein Gesicht ein.

»Verglichen mit dem Entsetzen, das wir erlitten hatten, war dies eine süße Rast nach einer Nacht fiebriger Alpträume. Es war schwierig, sich vorzustellen, bei aller Schönheit des Platzes, daß das Wirklichkeit war, was wir gesehen hatten. Und als Silvara den Drachen erzählte, was mit ihren Eiern passierte, weigerten sie sich anfangs, es zu glauben. Einige beschuldigten Silvara, daß sie diese Geschichte erfunden hätte, um ihre Hilfe zu gewinnen. Aber tief in ihren Herzen wußten alle, daß sie die Wahrheit gesprochen hatte, und so gaben sie schließlich zu, daß man sie getäuscht hatte und daß der Schwur nicht länger bindend war.

Die guten Drachen sind uns nun zur Hilfe gekommen. Sie fliegen in alle Teile des Landes und bieten ihre Hilfe an. Sie sind zum Monument des Drachen zurückgekehrt, um beim Schmieden der Drachenlanzen zu helfen, so wie sie vor langer Zeit Huma zur Hilfe gekommen sind. Und sie haben die größeren Lanzen mitgebracht, die an den Drachen selbst befestigt werden können, so wie wir es auf den Gemälden gesehen haben. Jetzt können wir mit den Drachen in die Schlacht reiten und die Drachenfürsten in der Luft herausfordern.«

Gilthanas fügt noch einige unwichtigere Einzelheiten hinzu, die ich hier nicht aufzeichne. Dann führt seine Schwester ihn aus der Bibliothek in den Palast, wo er und Silvara sich ausruhen sollen, falls sie dazu in der Lage sind. Ich fürchte, es wird lange dauern, bis das Entsetzen sie verläßt, falls das je der Fall sein wird. So wie es Schönes auf der Welt gibt, so kann es sein, daß ihre Liebe in die Dunkelheit fallen wird, die ihre widerlichen Flügel über Krynn ausbreitet.

Hier endet die Schrift des Astinus von Palanthas über den Schwur der Drachen. Eine Fußnote zeigt auf, daß weitere Einzelheiten über die Reise von Gilthanas und Silvara nach Sanction, ihre dortigen Abenteuer und die tragische Geschichte ihrer Liebe von Astinus zu einem späteren Zeitpunkt aufgezeichnet wurden und in späteren Bänden seiner Chroniken nachgelesen werden können.

Laurana schrieb noch spät in der Nacht ihre Befehle für den nächsten Tag auf. Erst ein Tag war seit der Ankunft von Gilthanas und den silbernen Drachen verstrichen, aber ihre Schlachtpläne gegen den Feind nahmen bereits Gestalt an. Innerhalb von wenigen Tagen würde sie Drachenscharen mit Reitern anführen und die neuen Drachenlanzen in der Schlacht einsetzen.

Sie hoffte, zuerst Burg Vingaard zu erobern und die dortigen Gefangenen und Sklaven zu befreien. Dann plante sie, in den Süden und Osten vorzustoßen und die Drachenarmeen vor sich her zu schieben. Schließlich würde sie die Drakos zwischen dem Hammer ihrer Truppen und dem Amboß der Dargaard-Berge, die Solamnia von der Ostwildnis trennten, fangen. Wenn sie Kalaman und den Hafen zurückerobern konnte, könnte sie die Versorgungslinien abschneiden, die für die Drachenarmeen in diesem Teil des Kontinents lebensnotwendig waren. Laurana war so vertieft in ihre Pläne, daß sie nicht das Läuten der Wache an ihrer Tür hörte. Die Tür öffnete sich, aber da sie annahm, es würde sich um einen ihrer Assistenten handeln, sah sie erst von ihrer Arbeit auf, als sie mit den Einzelheiten ihrer Befehle fertig war.

Erst als die Person sich die Freiheit nahm, sich in einen Stuhl ihr gegenüber zu setzen, sah Laurana überrascht auf.

»Oh«, sagte sie und errötete, »Gilthanas, verzeih mir. Ich war so beschäftigt… ich dachte, du würdest… aber, vergiß es. Wie geht es dir? Ich habe mir Sorgen gemacht…«

»Mir geht es gut, Laurana«, unterbrach Gilthanas sie. »Ich war nur erschöpfter, als ich dachte, und ich… ich habe seit Sanction nicht gut geschlafen.« Er verstummte und sah auf die Karten, die sie auf ihrem Tisch ausgebreitet hatte. Geistesabwesend nahm er den Federhalter und strich mit der Feder über seine Finger.

»Was ist los, Gilthanas?« fragte Laurana sanft.

Dir Bruder sah zu ihr auf und lächelte traurig. »Du kennst mich zu gut«, sagte er. »Ich konnte schon früher, als wir noch klein waren, nie etwas vor dir verbergen.«

»Ist es wegen Vater?« fragte Laurana ängstlich. »Hast du etwas gehört…«

»Nein, ich habe nichts von unserem Volk gehört«, antwortete Gilthanas, »nur das, was du mir erzählt hast – daß sie sich mit den Menschen verbündet haben und gemeinsam die Drachenarmeen von den Ergod-Inseln und aus Sankrist vertreiben.«

»Es war alles nur wegen Alhana«, murmelte Laurana. »Sie hat sie überzeugt, daß sie nicht länger von der Welt getrennt leben können. Sie hat sogar Porthios überzeugt…«

»Kann ich daraus schließen, daß sie ihn noch von anderen Dingen überzeugt hat?« fragte Gilthanas, ohne seine Schwester anzusehen. Mit der Federspitze begann er Löcher in das Pergament zu bohren.

»Es gibt Gerede über Heirat«, sagte Laurana langsam. »Falls das stimmt, bin ich mir sicher, daß es nur eine Zweckheirat ist um unser Volk zu vereinen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Porthios überhaupt jemanden lieben kann, selbst eine so wunderschöne Frau wie Alhana nicht. Und was die Elfenprinzessin betrifft…«

Gilthanas seufzte. »Ihr Herz ist mit Sturm im Turm des Oberklerikers begraben worden.«

»Woher weißt du das?« fragte Laurana erstaunt.

»Ich habe sie zusammen in Tarsis gesehen«, antwortete Gilthanas. »Ich habe sein Gesicht gesehen – und ich habe ihr Gesicht gesehen. Ich wußte auch über den Sternenjuwel Bescheid. Da er ihn offensichtlich geheim halten wollte, habe ich davon nichts verraten. Er war ein großartiger Mensch«, fügte Gilthanas sanft hinzu. »Ich bin stolz, ihn gekannt zu haben, und ich habe es niemals für möglich gehalten, daß ich so etwas von einem Menschen sagen würde.«

Laurana schluckte, legte ihre Hand über die Augen. »Ja«, flüsterte sie heiser, »aber das ist es nicht, was du mir sagen willst.«

»Nein«, sagte Gilthanas, »obwohl es vielleicht dahin führt.«

Einen Moment lang saß er schweigend da, als ob er einen Entschluß fassen würde. Dann holte er tief Luft. »Laurana, in Sanction ist etwas passiert, was ich Astinus nicht erzählt habe. Ich werde es niemals jemandem erzählen, wenn du es nicht möchtest…«

»Warum ich?« fragte Laurana. Sie erblaßte, ihre Hand zitterte, sie legte ihren Federhalter weg.

Gilthanas schien sie nicht gehört zu haben. Er starrte unverwandt auf die Karte, während er sprach. »Als… als wir aus Sanction entkamen, mußten wir zurück zum Palast des Lord Ariakus. Darüber kann ich dir nicht mehr sagen, denn sonst würde ich die Person verraten, die viele Male unser Leben gerettet hat und die dort immer noch in Gefahr schwebt und weiterhin versucht, so viele wie möglich von ihrem Volk zu retten.

In der Nacht, als wir in unserem Versteck darauf warteten zu entkommen, belauschten wir eine Unterhaltung zwischen Lord Ariakus und einem seiner Drachenfürsten. Es war eine Frau, Laurana«, Gilthanas sah nun zu ihr auf, »eine menschliche Frau namens Kitiara.«