Выбрать главу

Warum nicht? fragte er sich plötzlich, ließ Flint los und wühlte in seinen Beuteln. Dann holte er einen Pergamentbogen hervor, den er fest an den Rücken des Zwerges drückte, und begann, mit einem Stück Kohle zu zeichnen.

»Hör auf zu wackeln!« schrie er Flint an, der immer noch mit den Zügeln Schwierigkeiten hatte.

»Was machst du da, du Dummkopf?« gellte der Zwerg, der hektisch hinter seinem Rücken nach Tolpan grabschte, als wollte er sich kratzen.

»Ich zeichne eine Karte!« schrie Tolpan in Ekstase. »Die vollkommene Karte! Ich werde berühmt werden. Sieh mal! Da sind unsere eigenen Soldaten, wie kleine Ameisen! Und da ist Burg Vingaard! Hör auf, dich zu bewegen. Du bringst mich durcheinander.«

Grummelnd gab Flint auf, sowohl nach den Zügeln zu greifen als auch den Kender zu schubsen. Er entschied, sich lieber darauf zu konzentrieren, sich am Drachen festzuhalten und an sein Frühstück zu denken. Er hatte den Fehler begangen, nach unten zu sehen. Jetzt starrte er geradeaus, schaudernd und mit steifem Körper. Der Schweif des Greifs, der seinen Helm schmückte, peitschte bei dem stürmischen Wind heftig um sein Gesicht. Vögel kreisten am Himmel unter ihm. Zuweilen war er sich sicher, daß Drachen, zusammen mit Booten und Pferden, auf die Liste der DINGE, DIE UM JEDEN PREIS ZU VERMEIDEN SIND, gehörten.

»Uh!« keuchte Tolpan aufgeregt. »Da sind Drachensoldaten! Da ist eine Schlacht! Und ich kann das Ganze beobachten!« Der Kender lehnte sich aus dem Sattel und starrte nach unten. Hin und wieder konnte er durch die heftigen Luftwirbel das Klirren von Rüstungen und Schreie und Rufe hören. »Sag mal, können wir nicht mal ein bißchen dichter ranfliegen? Ich – huch! Uh, nein! Meine Karte!«

Khirsah war plötzlich nach unten getaucht. Die Wucht riß das Pergament aus Tolpans Händen. Verzweifelt beobachtete er, wie es wie Laub davonflatterte. Aber ihm blieb keine Zeit, traurig zu sein, denn plötzlich spürte er, wie Flints Körper noch steifer wurde.

»Was? Was ist los?« schrie Tolpan.

Flint schrie etwas und zeigte irgendwohin. Tolpan versuchte verzweifelt, etwas zu sehen oder zu hören, aber in diesem Moment flogen sie in eine niedrighängende Wolke, und der Kender konnte seine eigene Nase nicht mehr erkennen, wie es bei den Gossenzwergen heißt.

Dann tauchte Khirsah aus der Wolkenbank hervor, und Tolpan sah.

»O je!« sagte der Kender eingeschüchtert. Unter ihnen flog eine Drachenschar nach der anderen, die die fernen ameisenkleinen Bodensoldaten überwältigten. Ihre roten und blauen ledernen Flügel waren wie böse Banner ausgebreitet, als sie auf die hilflose Armee des Goldenen Generals herabstießen. Tolpan konnte sehen, wie die festen Reihen der Männer ins Wanken gerieten und auseinanderbrachen, als die furchtbare Drachenangst über sie fegte. Aber sie konnten nirgendwohin laufen, sich nirgendwo im weiten Grasland verstecken. Darum haben die Drachen so lange gewartet, erkannte Tolpan, dem bei dem Gedanken von Feuer und blitzendem Atem, die auf die unbeschützten Soldaten explodieren würden, übel wurde.

»Wir müssen sie aufhalten – uff!«

Khirsah schwenkte so schnell, daß Tolpan beinahe seine Zunge verschluckt hätte. Der Himmel drehte sich um ihn, und einen Augenblick lang hatte der Kender das äußerst interessante Gefühl des Nachobenfallens. Eher instinktiv hielt sich Tolpan an Flints Gürtel fest, als ihm plötzlich einfiel, daß er sich eigentlich auch hätte anschnallen müssen, so wie Flint es getan hatte. Nun, beim nächsten Mal würde er daran denken. Wenn es ein nächstes Mal geben würde. Der Wind umtoste ihn, der Boden drehte sich, als der Drache in Spiralen nach unten schoß. Kender lieben neue Erfahrungen – und dies war sicherlich die aufregendste -, aber Tolpan wünschte sich, daß der Boden bei ihrer Landung nicht aufspringen würde.

»Ich meinte nicht, daß wir sie direkt jetzt aufhalten sollten!« schrie Tolpan Flint zu. Er sah nach oben – oder war es nach unten? – und konnte weit entfernt über ihnen die anderen Drachen erkennen, nein, unter ihnen. Alles war so durcheinander. Jetzt waren die Drachen hinter ihnen! Sie waren an der Spitze! Allein! Was machte Flint überhaupt?

»Nicht so schnell! Mach dieses Ding langsamer!« schrie er Flint an. »Du hast alle anderen hinter uns gelassen! Selbst Laurana!«

Dem Zwerg wäre nichts lieber gewesen, als die Beschleunigung des Drachen zu drosseln. Bei der letzten Drehung waren die Zügel in seine Reichweite geschleudert worden, und jetzt zog er mit seiner ganzen Kraft und schrie: »Brr, Tier, brr!«, denn er erinnerte sich vage, daß dieser Befehl bei Pferden funktionierte. Aber er funktionierte nicht bei einem Drachen.

Für den verängstigten Zwerg war es kein Trost, daß er nicht der einzige war, der Schwierigkeiten mit den Drachen hatte. Hinter ihm brach die leuchtende bronzene und silberne Linie wie durch ein stummes Signal zusammen, als die Drachen in kleinen Gruppen von zwei und drei Tieren davonstoben. Die Ritter zerrten hektisch an den Zügeln, bemüht, die Drachen wieder in eine gerade und ordentliche Reihe zu bringen. Aber die Drachen wußten es besser – der Himmel war ihr Gebiet. Der Luftkampf unterschied sich bei weitem vom Bodenkampf. Sie würden ihren Pferdereitern zeigen, wie man auf einem Drachenrücken kämpft.

Khirsah wirbelte anmutig herum und trieb in eine weitere Wolke, und Tolpan verlor sofort jeglichen Sinn für oben und unten, als der dicke Nebel ihn einhüllte. Dann explodierte der sonnenbeschienene Himmel vor seinen Augen, als der Drache hervorbrach.

Dann brüllte Flint los. Aufgeschreckt sah Tolpan auf und wurde gewahr, daß sie direkt auf eine Schar blauer Drachen zusteuerten, die sie noch nicht gesichtet hatten, da ihre Aufmerksamkeit völlig von der Verfolgung einer Gruppe panischer Fußsoldaten beansprucht war.

»Die Lanze! Die Lanze!« schrie Tolpan.

Flint hantierte mit der Lanze, aber er hatte keine Zeit, sie zurechtzurücken. Es spielte auch keine Rolle. Die blauen Drachen hatten sie immer noch nicht gesehen. Khirsah glitt aus der Wolke und stürzte ihnen nach. Dann raste der junge Drache wie eine bronzene Flamme über die Gruppe der Blauen hinweg. Sein Ziel war ihr Anführer – ein großer blauer Drache mit einem blaubehelmten Reiter. Khirsah schlug auf den führenden Drachen mit allen vier mörderisch scharfen Klauen ein. Die Wucht des Aufschlags warf Flint in seinem Gurt nach vorn. Tolpan fiel auf ihn und drückte den Zwerg nach unten. Hektisch versuchte Flint, wieder hochzukommen, aber Tolpan hielt ihn mit einem Arm fest umklammert. Mit der anderen Hand schlug er auf den Helm des Zwerges und schrie dem Drachen ermutigend zu.

»Das war großartig! Schlag ihn noch mal!« kreischte der Kender wahnsinnig vor Aufregung und schlug Flint wieder auf den Kopf.

Laut in der Zwergensprache fluchend, schleuderte Flint Tolpan von sich. In diesem Moment schwang sich Khirsah nach oben und schoß in eine andere Wolke, bevor die Schar der Blauen auf seinen Angriff reagieren konnte.

Khirsah wartete einen Augenblick, vielleicht um seinen mitgenommenen Reitern eine kurze Erholungspause zu gönnen. Flint setzte sich wieder, und Tolpan legte seine Arme fest um den Zwerg. Er hatte den Eindruck, daß Flint merkwürdig aussah, irgendwie grau im Gesicht und komischerweise besorgt. Aber das war gewiß auch kein normales Erlebnis, erinnerte sich Tolpan. Bevor er Flint fragen konnte, ob er sich gut fühlte, stob Khirsah wieder aus der Wolke.

Tolpan konnte unter sich die blauen Drachen sehen. Der führende Drache hatte mitten in der Luft angehalten und schlug mit seinen riesigen Flügeln. Der Blaue war benommen und leicht verletzt; an seinen Vorderflanken klebte Blut, wo Khirsahs scharfe Krallen die feste, schuppenartige Haut durchrissen hatten. Der Drache und sein blaubehelmter Reiter überprüften den Himmel, suchten nach ihrem Angreifer. Plötzlich zeigte der Reiter auf etwas.