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Laurana errötete, sagte aber nichts und rührte sich nicht. Als Bakaris vor ihr stand, hob er seinen rechten Arm mit seiner linken Hand, dann ließ er ihn fallen. »Du hast meine Karriere, mein Leben zerstört.«

Laurana versteifte sich und musterte ihn. »Ich sagte bereits, ich trage keine Waffen.«

»Du kannst mich durchsuchen, wenn du möchtest«, bot Tolpan an und stellte sich zwischen Bakaris und Laurana.

»Hier!« Er ließ den Inhalt eines Beutels auf Bakaris’ Fuß fallen.

»Der Teufel soll dich holen!« fluchte Bakaris und schlug dem Kender auf den Kopf.

»Flint!« warnte Laurana mit zusammengebissenen Zähnen. Sie konnte das Gesicht des Zwerges vor Wut erröten sehen. Bei ihrem Ausruf schluckte der Zwerg seine Wut hinunter.

»Es tut mir leid, wirklich!« schniefte Tolpan, während er seine Sachen zusammensuchte.

»Wenn du noch mehr Zeit vergeudest, können wir uns gleich von der Wache festnehmen lassen«, bemerkte Laurana kühl, »die Sonne geht gleich auf, und sie werden uns deutlich erkennen.«

»Die Elfenfrau hat recht, Bakaris«, sagte Gakhan gereizt.

»Nimm die Streitaxt des Zwerges und laß uns hier verschwinden.«

Bakaris schaute zum heller werdenden Horizont und zum vermummten Drakonier, dann warf er Laurana einen bösen Blick zu und riß die Streitaxt aus der Hand des Zwerges.

»Er stellt keine Gefahr dar! Was sollte ein alter Mann wie er auch schon groß ausrichten?« murmelte Bakaris.

»Beweg dich«, befahl Gakhan Laurana, Bakaris ignorierend.

»Zu dem Wäldchen dort drüben. Versteck dich und versuche nicht, die Wachen zu alarmieren. Ich bin ein Zauberkundiger, und meine Zauber sind tödlich. Die Finstere Herrin hat mir befohlen, dich sicher zu ihr zu bringen, General. Für deine beiden Freunde habe ich keine Anordnungen erhalten.«

Sie folgten Gakhan über das flache, offene Land außerhalb der Stadttore zu einem Wald. Bakaris ging neben Laurana. Sie hielt ihren Kopf hoch erhoben und weigerte sich resolut, selbst seine Existenz wahrzunehmen. Als sie die Bäume erreichten, erklärte Gakhan: »Dort sind unsere Reittiere.«

»Wir gehen nirgendwohin!« sagte Laurana wütend, während sie beunruhigt auf die Kreaturen starrte.

Zuerst dachte Flint, es wären kleine Drachen, aber als er näher trat, hielt der Zwerg die Luft an.

»Lindwürmer«, keuchte er.

Den Drachen entfernt verwandt, sind geflügelte Lindwürmer kleiner und leichter und werden von den Drachenfürsten häufig für Botendienste verwendet, so wie die Greife von den Elfenlords. Nicht ganz so intelligent wie Drachen, waren geflügelte Lindwürmer für ihr grausames und unberechenbares Verhalten bekannt. Die Tiere starrten die Gefährten mit roten Augen an, ihre Schwänze, die wie von Skorpionen wirkten, rollten sich bedrohlich. Der mit Gift versehene Schwanz konnte dem Feind einen Stich zufügen, der innerhalb weniger Sekunden zum Tod führte.

»Wo ist Tanis?« fragte Laurana.

»Sein Zustand hat sich verschlechtert«, antwortete Gakhan.

»Du mußt schon mit nach Burg Dargaard kommen.«

»Nein!« Laurana trat zurück, aber Bakaris’ Hand schloß sich mit festem Griff um ihren Arm.

»Ruf nicht um Hilfe«, sagte er freundlich, »oder einer deiner Freunde wird sterben. Nun, es scheint, daß wir eine kleine Reise nach Burg Dargaard unternehmen. Tanis ist ein teurer Freund. Es tut mir wirklich leid, daß du ihn hier nicht treffen kannst.« Bakaris wandte sich an den Drakonier. »Gakhan, geh nach Kalaman zurück. Berichte uns über die Reaktion der Leute, wenn sie herausfinden, daß ihr General fehlt.«

Gakhan zögerte, seine dunklen Reptilienaugen musterten Bakaris argwöhnisch. Kitiara hatte ihn gewarnt, daß so etwas eintreten könnte. Er konnte sich vorstellen, was Bakaris vorhatte – seine eigene persönliche Rache. Gakhan konnte Bakaris aufhalten, das war nicht das Problem. Aber es bestand die Möglichkeit, daß in solch einer brenzligen Situation einer der Gefangenen fliehen und Hilfe holen würde. Sie befanden sich zu nah an der Stadtmauer. Der Teufel sollte Bakaris holen! Gakhan blickte finster, dann erkannte er, daß er nichts unternehmen und nur hoffen konnte, daß Kitiara für diesen Fall vorgesorgt hatte. Schulterzuckend tröstete sich Gakhan mit dem Gedanken an Bakaris’ Schicksal, wenn er zu der Finsteren Herrin zurückkehren würde.

»Gewiß, Kommandant«, erwiderte der Drakonier zuvorkommend. Er verbeugte sich und verschwand in den Schatten. Sie sahen seine vermummte Gestalt von Baum zu Baum in Richtung Kalaman huschen. Bakaris’ Gesicht wurde ungeduldig, seine grausamen Züge um den bärtigen Mund vertieften sich.

»Komm schon, General.« Bakaris schob Laurana zu den Lindwürmern.

Aber statt vorwärts zu gehen, wirbelte Laurana herum, um dem Mann gegenüberzustehen.

»Sag mir nur eins«, sagte sie mit weißen Lippen. »Ist es wahr? Ist Tanis bei… bei Kitiara? In… in dem Brief hieß es, daß er bei Burg Vingaard verletzt wurde… und im Sterben liegt!«

Als Bakaris die Seelenqualen in ihren Augen sah, Qualen, die dem Halb-Elfen galten, lächelte er. Er hatte sich niemals erträumt, daß Rache so befriedigend sein könnte. »Woher soll ich das wissen? Ich war in deinem stinkenden Gefängnis eingesperrt. Aber mir fällt es schwer zu glauben, daß er verletzt ist. Kit hat niemals zugelassen, daß er sich an einem Kampf beteiligt! Die einzigen Schlachten, die er austrug, waren die der Liebe…«

Laurana ließ ihren Kopf sinken. Bakaris legte in scheinheiligem Mitgefühl eine Hand auf ihren Arm. Laurana riß sich wütend los und wandte ihr Gesicht ab.

»Ich glaube dir nicht!« knurrte Flint. »Tanis würde niemals zulassen, daß Kitiara so etwas tut…«

»Oh, da hast du recht, Zwerg«, erwiderte Bakaris, der schnell erkannte, daß er zu weit gegangen war. »Er weiß nichts davon. Die Finstere Herrin schickte ihn vor Wochen nach Neraka, um unsere Audienz bei der Königin vorzubereiten.«

»Weißt du, Flint«, sagte Tolpan gewichtig. »Tanis war von Kitiara wirklich angetan. Erinnerst du dich an das Fest im Wirtshaus Zur letzten Bleibe? Es war Tanis’ Fest zum Lebenstag. Er wurde gerade ›volljährig‹, nach Elfenmaßstab, und, mein Gott, das war ein Fest! Erinnerst du dich? Caramon bekam einen Bierhumpen auf den Kopf gedroschen, als er nach Dezra grapschte. Und Raistlin trank zuviel Wein, und einer seiner Zaubersprüche mißlang, und Otiks Schürze fing Feuer, und Kit und Tanis saßen in der Ecke neben dem Kamin, und sie waren…«

Bakaris blickte Tolpan wütend an. Dem Kommandanten gefiel es nicht, daran erinnert zu werden, wie Kitiara wirklich zu dem Halb-Elfen stand.

»Der Kender soll seinen Mund halten, General«, knurrte Bakaris, »oder der Lindwurm kann sich um ihn kümmern. Zwei Geiseln würden der Finsteren Herrin gewiß ausreichen…«

»Es ist also eine Falle«, stellte Laurana leise fest und sah sich benommen um. »Tanis liegt nicht im Sterben… er ist nicht einmal da! War ich ein Idiot…«

»Wir gehen nirgendwohin mit dir!« fiel Flint ein.

Bakaris musterte ihn kühl. »Hast du jemals beobachtet, wie ein geflügelter Lindwurm jemanden zu Tode sticht?«

»Nein«, sagte Tolpan interessiert, »aber ich habe mal einen Skorpion gesehen. Ist es so ähnlich? Nicht, daß ich es ausprobieren möchte, falls du nichts dagegen hast«, stammelte der Kender, als er Bakaris’ Gesicht sich verfinstern sah.

»Die Wachen auf den Stadtmauern können zwar deine Schreie hören«, erklärte Bakaris Laurana, die ihn anstarrte, als ob er in einer Fremdsprache reden würde. »Aber bis dahin wäre es zu spät.«

»War ich ein Idiot«, wiederholte Laurana leise.

»Sag ein Wort, Laurana!« drängte Flint dickköpfig. »Wir werden kämpfen…«

»Nein«, sagte sie mit kläglicher Stimme. »Nein. Ich werde nicht euer Leben aufs Spiel setzen. Es war meine Dummheit. Bakaris, nimm mich. Laß meine Freunde gehen…«

»Genug davon!« rief Bakaris ungeduldig. »Ich werde niemanden gehen lassen!« Er bestieg einen Lindwurm und streckte seine Hand Laurana entgegen. »Wir haben nur zwei Tiere.«