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Mit ausdruckslosem Gesicht nahm Laurana Bakaris’ Hilfe an und bestieg den geflügelten Drachen. Er legte seinen gesunden Arm um sie und drückte sie grinsend an sich.

Bei seiner Berührung gewann Lauranas Gesicht wieder etwas Farbe. Wütend versuchte sie, sich aus seinem Griff zu befreien.

»So bist du aber sicherer, General«, flüsterte Bakaris in ihr Ohr. »Ich möchte auf keinen Fall, daß du herunterfällst.«

Laurana biß sich auf die Lippe, starrte nach vorn und zwang sich, nicht zu weinen.

»Riechen diese Kreaturen immer so schrecklich?« fragte Tolpan und musterte voller Ekel den Lindwurm, während er Flint beim Aufsteigen half. »Ich glaube, du solltest sie überreden, ein Bad zu nehmen…«

»Paß auf den Schwanz auf«, unterbrach Bakaris kühl. »Der geflügelte Drache tötet im allgemeinen nicht ohne meinen Befehl, aber sie sind sehr reizbar. Schon kleine Dinge können sie sehr aufregen.«

»Oh.« Tolpan schluckte. »Ich wollte bestimmt nicht beleidigend sein. In der Tat vermute ich, daß man sich an den Geruch gewöhnen kann, nach einer Weile…«

Auf ein Signal von Bakaris spreizten die Lindwürmer ihre ledernen Flügel aus und erhoben sich, nicht an Last gewöhnt, langsam in die Luft. Flint hielt sich an Tolpan fest und hielt ein Auge auf Laurana, die mit Bakaris vor ihnen flog. Gelegentlich sah der Zwerg, wie sich Bakaris näher zu Laurana beugte und Laurana Abstand zu halten versuchte. Das Gesicht des Zwerges wurde grimmig.

»Dieser Bakaris hat nichts Gutes im Sinn!« murmelte der Zwerg zu Tolpan.

»Was?« fragte Tolpan und drehte sich um.

»Ich sagte, dieser Bakaris hat nichts Gutes im Sinn!« schrie der Zwerg. »Und ich wette, daß das etwas anderes ist, als seine Befehle zu befolgen. Dieser Gakhan war überhaupt nicht erfreut, weggeschickt zu werden.«

»Was?« gellte Tolpan. »Ich verstehe nichts! Dieser Wind…«

»Ach, macht nichts!« Dem Zwerg wurde plötzlich schwindelig. Er konnte kaum atmen. Um sich abzulenken, starrte er düster auf die Baumspitzen, die mit der aufgehenden Sonne aus den Schatten hervortraten.

Nach einstündigem Flug machte Bakaris ein Handzeichen, und die Lindwürmer begannen langsam zu kreisen, suchten einen geeigneten Landeplatz im dicht bewaldeten Gebirgsland. Bakaris zeigte auf eine kleine Lichtung, die kaum sichtbar war, und schrie seinem Tier Anweisungen zu. Der Lindwurm landete, wie ihm befohlen wurde, und Bakaris stieg ab. Flint blickte sich um, seine schlimmen Vorahnungen schienen sich zu bestätigen. Es gab keinerlei Anzeichen für eine Burg. Nirgends irgendein Lebewesen. Sie befanden sich auf einer kleinen Lichtung, umgeben von hohen Nadelbäumen, deren uralte Äste so dicht und verstrickt waren, daß sie kaum Sonnenlicht durchließen. In dem dunklen Wald bewegten sich Schatten. An einem Ende der Lichtung sah Flint eine kleine Höhle in der Gebirgswand.

»Wo sind wir?« fragte Laurana eisig. »Das kann unmöglich Burg Dargaard sein. Warum haben wir angehalten?«

»Scharfsinnig beobachtet, General«, sagte Bakaris freundlich.

»Burg Dargaard liegt noch über eine Meile entfernt. Man erwartet uns noch nicht. Die Finstere Herrin hat höchstwahrscheinlich noch gar nicht gefrühstückt. Wir wollen doch nicht so unhöflich sein und sie stören, oder?« Er sah zu Tolpan und Flint. »Ihr zwei bleibt sitzen«, befahl er, als der Kender gerade herunterspringen wollte. Tolpan erstarrte. Bakaris stellte sich zu Laurana und legte seine Hand auf den Hals des Lindwurms. Die lidlosen Augen des Tieres folgten jeder seiner Bewegungen so erwartungsvoll, wie ein Hund auf sein Futter wartet.

»Du steigst ab, Lady Laurana«, sagte Bakaris mit tödlicher Sanftheit. Sie saß auf dem Rücken des Lindwurms und musterte ihn voller Verachtung. »Uns bleibt noch Zeit für ein kleines… Frühstück zu zweit…«

Lauranas Augen blitzten auf. Ihre Hand bewegte sich mit solch einer Sicherheit zu ihrem Schwert, daß sie selbst fast überzeugt war, daß sie es trug. »Bleib von mir weg!« befahl sie mit einer Stimme, daß Bakaris einen Moment lang zögerte. Dann grinste er und ergriff ihr Handgelenk.

»Nein, meine Dame. Ich würde mich an deiner Stelle nicht sträuben. Vergiß den Lindwurm nicht – und deine Freunde. Ein Wort von mir, und sie werden auf schreckliche Weise sterben!«

Sich krümmend drehte sich Laurana um und sah den gekrümmten Schwanz des Wurms über Flints Rücken schweben. Das Tier bebte in tödlicher Vorfreude…

»Nein! Laurana…«, begann Flint gequält, aber sie warf ihm einen scharfen Blick zu, der ihn daran erinnerte, daß sie immer noch der General war. Mit blutleerem Gesicht ließ sie zu, daß Bakaris ihr beim Absteigen half.

»Nun, ich dachte, du wärst hungrig«, sagte Bakaris grinsend.

»Laß sie gehen!« verlangte Laurana. »Ich bin es doch, die du willst…«

»In diesem Punkt hast du recht«, gab Bakaris zurück und legte seine Hand um ihre Taille. »Aber ihre Gegenwart scheint dein gutes Benehmen zu garantieren.«

»Mach dir keine Sorgen um uns, Laurana!« brüllte Flint.

»Halt deinen Mund, Zwerg!« schrie Bakaris wütend. Er drückte Laurana gegen den Körper des Lindwurms und drehte sich zu den beiden Gefährten um. Flints Blut gefror, als er den blanken Irrsinn in den Augen des Mannes sah.

»Ich… ich glaube, wir tun besser das, was er sagt, Flint«, sagte Tolpan schluckend. »Er wird Laurana verletzen…«

»Sie verletzen? O nein, nicht viel«, sagte Bakaris lachend.

»Sie wird für Kitiara immer noch nützlich sein, egal, was sie im Sinn hat. Aber beweg dich nicht, Zwerg. Ich könnte mich vergessen!« warnte Bakaris. Dann wandte er sich zu Laurana.

»So wie es aussieht, wird es Kitiara nicht stören, wenn ich zuerst ein bißchen Spaß mit der Dame habe. O nein, werde nur nicht ohnmächtig…«

Es war ein alter Selbstverteidigungstrick der Elfen. Flint hatte das schon oft erlebt und straffte sich, zum Handeln bereit, als sich Lauranas Augen verdrehten, ihre Knie nachzugeben schienen und ihr Körper zusammenfiel.

Instinktiv versuchte Bakaris, sie aufzufangen.

»Nein, nicht! Ich mag meine Frauen lebhaft… au!«

Lauranas Faust landete in seinem Magen. Vom Schmerz überwältigt, fiel er vornüber. Laurana zog ein Knie an und traf ihn direkt unter dem Kinn. Als Bakaris zu Boden sank, packte Flint den erschreckten Kender und glitt von dem geflügelten Drachen.

»Lauft, Flint! Schnell!« keuchte Laurana, während sie von dem geflügelten Drachen und dem vor Schmerz stöhnenden Mann wegsprang. »In den Wald!«

Aber Bakaris, dessen Gesicht vor Wut verzerrt war, streckte seine Hand aus und griff nach Lauranas Fußgelenk. Sie stolperte und fiel zu Boden, wild nach ihm tretend. Flint schwang einen Baumast und sprang auf Bakaris zu, als der Kommandant gerade mühsam aufstand. Als er Flint aufbrüllen hörte, wirbelte er herum und schlug den Zwerg mit dem Handrücken ins Gesicht. Gleichzeitig bekam er Lauranas Arm zu fassen und zog sie auf die Füße. Dann drehte er sich zu Tolpan um, der zu dem bewußtlosen Zwerg gerannt war.

»Die Dame und ich gehen in die Höhle…«, sagte Bakaris schwer atmend. Er verdrehte Lauranas Arm, so daß sie vor Schmerz aufschrie. »Eine Bewegung, Kender, und ich breche ihr den Arm. Wenn wir in der Höhle sind, will ich nicht gestört werden. In meinem Gürtel steckt ein Dolch. Ich werde ihn an ihre Kehle halten. Hast du verstanden, kleiner Dummkopf?«

»Ja, Herr«, stammelte Tolpan. »Ich… ich würde nicht im Traum daran denken zu stören. Ich… ich bleibe nur hier bei… bei Flint.«

»Und geht nicht in den Wald.« Bakaris zog Laurana auf die Höhle zu. »Er wird von Drakoniern bewacht.«

»N…nein, Herr«, stotterte Tolpan, der sich mit weit aufgerissenen Augen zu Flint kniete.

Zufrieden warf Bakaris dem hockenden Kender einen letzten Blick zu, dann schob er Laurana zum Höhleneingang.

Tränenblind stolperte Laurana vorwärts. Als ob er sie daran erinnern wollte, daß sie in der Falle saß, verdrehte Bakaris wieder ihren Arm. Der Schmerz war unerträglich. Es gab keine Möglichkeit, sich dem festen Griff des Mannes zu entziehen. Sich selbst für ihre Dummheit verfluchend, versuchte Laurana, ihre Angst zu bekämpfen und klar zu denken. Es war schwer, die Hand des Mannes war stark, und sein Geruch – der Geruch der Menschen – erinnerte sie auf eine entsetzliche Weise an Tanis.