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Der Mann zögerte.

Tanis redete eilig und zusammenhanglos weiter in seinem Versuch, den Mann festzuhalten, der ihnen helfen könnte. »Ich habe die Frau hier mit dir gesehen. Ich hörte sie sprechen. Ich weiß, was sie ist. Eine Meer-Elfe, nicht wahr? Du hast recht, ich bin ein Halb-Elf. Aber ich bin bei den Elfen aufgewachsen und kenne ihre Legenden. Ich dachte, daß es nur Legenden wären. Aber auch bei Drachen dachte ich, daß sie nur eine Legende wären. Oben in der Welt herrscht Krieg. Und du hast recht. Irgendwo scheint immer Krieg zu herrschen. Aber dieser Krieg wird sich nicht auf die Wasseroberfläche beschränken. Wenn die Königin der Finsternis siegt, kannst du sicher sein, daß sie von der Existenz der Meer-Elfen erfährt. Ich weiß nicht, ob es hier auch Drachen gibt, aber…«

»Es gibt Meer-Drachen, Halb-Elf«, sagte eine Stimme, und die Elfenfrau tauchte wieder aus dem Wasser auf. Sie glitt durch das dunkle Wasser, bis sie die Steinstufen erreicht hatte. Sie legte ihre Hände auf die Stufen und sah mit leuchtendgrünen Augen zu ihm auf. »Und wir haben Gerüchte über ihre Rückkehr gehört. Jedoch haben wir ihnen nicht geglaubt. Wir wußten nicht, daß die Drachen erwacht waren. Wessen Schuld war das?«

»Spielt das eine Rolle?« fragte Tanis erschöpft. »Sie haben die uralte Heimat zerstört. Silvanesti ist jetzt ein Land der Alpträume. Die Qualinesti wurden aus ihrer Heimat vertrieben. Die Drachen töten und verbrennen alles. Nichts, niemand ist sicher. Die Dunkle Königin hat nur eine Absicht – die Herrschaft über alles, was lebt, zu gewinnen. Werdet ihr sicher sein? Selbst hier unten? Denn ich nehme an, daß wir uns unten im Meer befinden.«

»Du hast recht, Halb-Elf«, sagte der rotgekleidete Mann seufzend. »Ihr seid unten im Meer in den Ruinen der Stadt Istar. Die Meer-Elfen haben euch gerettet und hierhergebracht, so wie sie es mit allen Schiffbrüchigen tun. Ich weiß, wo eure Freunde sind, und kann euch zu ihnen führen. Darüber hinaus weiß ich nichts, was ich für euch tun könnte.«

»Uns hier hinausbringen«, sagte Flußwind kategorisch, der die Unterhaltung zum ersten Mal verstand. Zebuiah hatte in der Umgangssprache geredet. »Wer ist diese Frau, Tanis? Sie sieht elfisch aus.«

»Sie ist eine Meer-Elfe. Sie heißt…«, Tanis stockte.

»Apoletta«, sagte die Elfenfrau lächelnd. »Verzeiht mir, daß ich euch nicht richtig begrüßen kann, aber wir bekleiden unsere Körper nicht wie ihr KreeaQUEKH. Selbst nach all diesen Jahren kann ich meinen Gatten nicht überreden, damit aufzuhören, seinen Körper mit dieser lächerlichen Robe zu bedecken, wenn er sich an Land befindet. Er bezeichnet es als Schamgefühl. Darum will ich weder euch noch ihn in Verlegenheit bringen und nicht aus dem Wasser steigen, um euch angemessen zu begrüßen.«

Tanis, der rot geworden war, übersetzte die Worte der Elfenfrau seinen Freunden. Goldmonds Augen weiteten sich. Berem schien nicht zuzuhören, er war in eine Art inneren Traum verloren, ihm war nur vage bewußt, was um ihn herum geschah. Flußwinds Miene veränderte sich nicht. Offenbar konnte ihn nichts mehr erschüttern, was er über Elfen hörte.

»Jedenfalls haben uns die Meer-Elfen gerettet«, fuhr Tanis fort. »Wie alle Elfen betrachten sie das Leben als heilig und helfen jedem, der im Meer verloren ist oder ertrinkt. Dieser Mann, ihr Gatte…«

»Zebuiah«, sagte er und reichte ihnen seine Hand.

»Ich bin Tanis, der Halb-Elf, Flußwind und Goldmond vom Stamm der Que-Shu und Berem…«, stammelte Tanis und verstummte, nicht genau wissend, was er sagen sollte. Apoletta lächelte höflich, aber dann verschwand ihr Lächeln.

»Zebuiah«, sagte sie, »such die Freunde, von denen der HalbElf redet, und bring sie hierher.«

»Wir könnten mit dir gehen«, bot Tanis an. »Wenn du schon dachtest, daß ich dich verschlingen würde, kann ich nicht dafür garantieren, was Caramon tun wird…«

»Nein«, sagte Apoletta kopfschüttelnd. »Schick die Barbaren, Halb-Elf. Du bleibst hier. Ich möchte mit dir reden und mehr über den Krieg erfahren, der uns, wie du sagst, in Gefahr bringen könnte. Es macht mich traurig zu erfahren, daß die Drachen erwacht sind. Wenn das stimmt, befürchte ich, daß du recht hast. Unsere Welt wird nicht länger sicher sein.«

»Ich komme bald zurück, Liebste«, sagte Zebuiah.

Apoletta reichte ihrem Gatten die Hand. Er nahm sie, führte sie an seine Lippen und küßte sie sanft. Dann ging er. Tanis übersetzte schnell für Flußwind und Goldmond, die sich sofort bereit erklärten, Caramon und Tika zu suchen.

Als sie Zebuiah zurück durch die unheimlichen, zerstörten Straßen folgten, erzählte er ihnen Geschichten über den Fall von Istar und wies beim Vorbeigehen auf verschiedene Sehenswürdigkeiten.

»Seht ihr…«, erklärte er, »als die Götter das feurige Gebirge auf Krynn schleuderten, schlug es auf Istar ein und bildete einen riesigen Krater im Land. Das Meereswasser stürzte hinein und füllte die Leere auf und schuf das, was als das Blutmeer bekannt ist. Viele Gebäude in Istar wurden zerstört, aber einige überlebten, und hier und dort behielten sie kleine Luftlöcher. Die Meer-Elfen fanden heraus, daß dies ein hervorragender Platz für die Seeleute sei, die sie aus gekenterten Schiffen retteten. Die meisten von ihnen fühlten sich bald wie zu Hause.«

Der Magier sprach mit einer Spur von Stolz, die Goldmond amüsant fand, aber sie war höflich genug, es nicht zu zeigen. Es war der Besitzerstolz, als ob die Ruinen Zebuiah gehörten und er sie zum Vergnügen der Öffentlichkeit hergerichtet hätte.

»Aber du bist ein Mensch. Du bist kein Meer-Elf. Warum lebst du hier?« fragte Goldmond.

Der Magier lächelte, seine Augen blickten zurück in die Vergangenheit. »Ich war jung und gierig«, sagte er leise, »immer in der Hoffnung, einen schnellen Weg zum Reichtum zu finden. Meine magischen Künste führten mich in die Tiefen des Ozeans auf der Suche nach dem verlorenen Schatz von Istar. Ich fand Reichtümer, aber nicht Gold oder Silber. Eines Abends sah ich Apoletta in den Seewäldern schwimmen. Ich sah sie, bevor sie mich sah, bevor sie ihre Gestalt ändern konnte. Ich verliebte mich in sie… und ich habe mich lange Zeit um sie bemüht, bis sie die Meine wurde. Sie kann oben nicht leben, und nachdem ich so lange in Frieden und ruhiger Schönheit hier unten gelebt hatte, wußte ich, daß auch ich auf der Welt oben kein Leben mehr führen könnte. Aber gelegentlich bereitet es mir Vergnügen, mit Menschen zu reden, und darum wandere ich in den Ruinen umher, um nachzusehen, wen die Elfen hergebracht haben.«

Goldmond sah sich um, als Zebuiah eine Pause machte. »Wo ist denn der legendäre Tempel des Königspriesters?« fragte sie. Ein Schatten fuhr über das Gesicht des Magiers. Sein freundlicher Blick bekam einen Ausdruck tiefen Grams, vermischt mit Ärger.

»Es tut mir leid«, sagte Goldmond schnell. »Ich wollte dir keinen Kummer bereiten…«

»Nein, es ist in Ordnung«, sagte Zebuiah mit einem kurzen, traurigen Lächeln. »Eigentlich tut es mir gut, mich an diese schrecklich düstere Zeit zu erinnern. Ich vergesse gern bei meinen täglichen Streifzügen, daß dies einst eine Stadt der Freude, des Kummers, des Lebens und der atemberaubendsten Dinge war. Kinder spielten in den Straßen – sie spielten auch an jenem schrecklichen Abend, als die Götter das feurige Gebirge hinunterwarfen.«

Einen Moment lang schwieg er, dann fuhr er mit einem Seufzen fort.

»Du fragst, wo der Tempel steht. Es gibt ihn nicht mehr. An der Stelle, wo der Königspriester gestanden und den Göttern seine hochmütigen Forderungen zugeschrien hat, ist jetzt ein dunkles Loch. Obwohl mit Meereswasser gefüllt, lebt dort nichts. Niemand kennt seine Tiefe, denn die Meer-Elfen wagen nicht, sich ihm zu nähern. Ich habe so lange in das dunkle, stehende Wasser geschaut, bis ich das Entsetzen nicht mehr ertragen konnte, und ich glaube nicht, daß diese Dunkelheit zu einem Grund führt. Das Loch ist so tief wie das Herz des Bösen.«

Zebuiah hielt in einer Straße an und sah Goldmond aufmerksam an. »Die Schuldigen wurden bestraft. Aber warum die Unschuldigen? Warum mußten sie leiden? Du trägst das Medaillon von Mishakal, der Göttin der Heilkunst. Verstehst du es? Hat die Göttin es dir erklärt?«