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Einen Moment lang standen sie zusammengedrängt da, starrten über die Ebene. Selbst in der tiefen Dunkelheit schien es, daß sie für Tausende von Augen aus der Zitadelle sichtbar waren.

Tanis stand neben Berem. Er spürte den Mann vor Angst zittern und war froh, daß er Caramon beauftragt hatte, ihn zu bewachen. Seitdem Tanis erklärt hatte, daß sie nach Neraka gehen würden, lag ein verzweifelter, gehetzter Blick in den blauen Augen des Mannes – ähnlich dem Blick eines gefangenen Tieres. Tanis ertappte sich dabei, Mitleid mit dem Mann zu haben, aber dann verhärtete er sich. Zu viel stand auf dem Spiel. Berem war der Schlüssel, die Antwort lag bei ihm und in Neraka. Aber wie sie die Antwort herausfinden sollten, das wußte Tanis noch nicht genau, obwohl sein Plan schon die ersten groben Umrisse angenommen hatte.

Weit entfernt brach der grelle Lärm von Hörnern durch die Nachtluft. Ein orangefarbenes Licht flackerte am Horizont auf Drakonier, die ein Dorf verbrannten. Tanis hüllte sich enger in seinen Umhang. Obwohl es Frühling war, lag die Winterkälte immer noch in der Luft.

»Bewegt euch«, sagte er leise.

Er beobachtete, wie einer nach dem anderen über den Grasstreifen rannte, um in einem Wäldchen Deckung zu suchen. Dort warteten kleine, schnellfliegende bronzefarbene Drachen auf sie, um sie in das Gebirge zu tragen.

Dies könnte alles heute nacht vorbei sein, dachte Tanis nervös, während Tolpan in der Dunkelheit wie eine Maus davonhüpfte. Wenn die Drachen entdeckt würden, wenn die wachsamen Augen in der Zitadelle sie bemerken würden – alles wäre vorbei. Berem würde in die Hände der Königin fallen. Dunkelheit würde das ganze Land überziehen. Tika folgte Tolpan. Flint lief keuchend dicht hinter ihr. Der Zwerg sah aus, als wäre er noch mehr gealtert. Der Gedanke, daß er vielleicht krank war, kam ihm in den Sinn. Aber er wußte, Flint würde niemals zurückbleiben. Jetzt lief Caramon durch die Dunkelheit, seine Rüstung klirrte. Er zerrte Berem mit sich. Jetzt bin ich an der Reihe, dachte Tanis, als er sah, daß die anderen im Wald Deckung gefunden hatten. Zum Guten oder zum Bösen, die Geschichte neigte sich ihrem Ende zu. Er blickte zurück und sah Goldmond und Flußwind, die sie von dem kleinen Fenster im Turmzimmer aus beobachteten.

Zum Guten oder zum Bösen.

Was ist, wenn die Finsternis endet, fragte sich Tanis zum ersten Mal. Was wird aus der Welt werden? Was wird aus jenen werden, die ich zurücklasse?

Er sah zu den beiden Menschen hoch, die ihm so wichtig waren wie eine Familie – eine Familie, die er niemals hatte. Und während er sie betrachtete, sah er, wie Goldmond eine Kerze anzündete. Einen kurzen Moment leuchtete die Flamme in ihre Gesichter. Sie hoben ihre Hände zum Abschied, dann löschten sie die Flamme, damit unfreundliche Augen sie nicht entdeckten. Tanis holte tief Luft, drehte sich um und lief los. Die Dunkelheit könnte siegen, aber niemals würde sie die Hoffnung auslöschen können.

Und auch wenn eine Kerze – oder viele – flackert oder stirbt, neue Kerzen würden an den alten angezündet werden.

So brennt die Flamme der Hoffnung immer, leuchtet in der Dunkelheit bis zum Anbruch des Tages.