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Puh, was für eine gemeine, dumme Idee, dachte Viktor. Derjenige, der sich diese Prüfungen ausgedacht hatte, hatte offenbar nicht mit einem Menschen von der Anderen Seite gerechnet.

Warum willst du mir schaden, Feuer? Warum willst du mich erzürnen? Soll ich dich mit Wasser stürmen, damit du erlischst? Oder soll ich die Wände dieser Höhle zwingen zusammenzurücken? Ganz gleich. Du wirst mich nicht aufhalten.

Er hörte nur das Heulen der wahnsinnigen Flammen.

Erde war die Antwort.

Der Weg unter ihren Füßen stöhnte schwer. Ein kurzer Krampf lief durch die Steine hindurch, wie wenn sich ein ungeheures Tier von einer Seite auf die andere dreht, ohne die im schweren Winterschlaf fest geschlossenen Augen zu

Die Zunge aus Steinen streckte sich langsam über den Graben. Um zu siegen und nicht unbedingt zu zerstören.

Die Erde unterwarf sich nur mit Mühe. Viktor hatte das Gefühl, als stemmte er mit letzten Kräften eine Stange, die eigentlich zu schwer zum Anheben war. Das Feuer winselte beleidigt und wich zur Seite.

»Lasst uns gehen«, sagte Viktor unter Keuchen. »Es wäre schön, wenn es auch weiter so funktionieren würde ...«

Unmittelbar darauf dachte er, dass es nicht schlecht wäre, die Brücke zu zerstören, für den Fall, dass ihre Verfolger doch bis hierher kamen, damit sie kein allzu süßes Leben hätten.

»Tu das nicht«, vernahm er plötzlich. Tel blickte ihn so durchdringend an, dass die Worte, die auszusprechen er schon im Begriff war, von selbst abstarben und nicht einmal sein Bewusstsein erreichten.

»Gut.« Viktor nickte, und die Brücke blieb, wie sie war: ein leichter Weg für Ritor. Obwohl jener es wahrscheinlich vorziehen würde, zu fliegen.

Und wieder gingen sie schweigend. Tel schleppte sich mühsam vorwärts, gebeugt und wie erloschen, und blickte stumpf vor sich hin. Loj führte sie an der Hand und warf dem Mädchen immer wieder beunruhigte Blicke zu.

Was würde als Nächstes kommen?

Als Nächstes hing das reglose graue Gespenst eines Wirbelsturms vor ihnen über dem Weg. Er war lautlos und völlig starr, wie zur Reglosigkeit verurteilt. Auf dem goldenen Absatz herrschte nicht das kleinste bisschen Wind, und kein Geräusch war zu vernehmen. Viktor konnte sich lebhaft vorstellen, wie ein anderer Magier diesen Weg entlangkam

»Tel, was ist mit dir?«

»Lass uns gehen, Viktor, lass uns gehen«, sagte Loj voller Unruhe. »Sie wird schwächer ... ihre Kräfte begannen zu schwinden, sobald du den Feuergraben überschritten hattest.«

»Mit mir ist alles in Ordnung«, ertönte Tels kraftlose Stimme. »Lasst uns gehen, schnell ... Sobald wir das Schloss erreichen, wird alles in Ordnung sein ... in Ordnung ...« Sie wiederholte diese Worte wie eine Beschwörung.

Vor ihnen hingen die gespannt wartenden Ringe des Wirbelsturms. Und er spürte eine gewaltige Versuchung, sie mit einem einzigen Hieb zu zerschlagen ... sie mit der Klinge einer Wasserpeitsche zu zerschneiden ... sie mit einem stürmischen Wall zorniger Flammen wegzufegen ... den Weg noch einmal zu zwingen, sich zu krümmen, zu einem Tunnel, um durch ihn die gefährliche Stelle zu passieren. In gewisser Weise erinnerte ihn das an ein Computerspiel.

»Ich hasse diese Spielchen«, brummte Viktor vor sich hin. Nein, er wollte keine verschlossene Tür aufbrechen. Tel stützte sich schwer auf Loj Iwers Arm, hing fast auf ihr.

»Schnell, Viktor! Ich kann ihr keine Kräfte von mir abgeben. Die Formel wirkt nicht!«, rief die Zauberin.

Was ist mit dir, Luft? Ich bin bereit, ohne jedes Zauberwerk zu dir zu kommen. Du hast es doch wahrscheinlich selbst satt, den Launen irgendwelcher dummer Magier nachzugeben. Du willst doch wahrscheinlich auch deine Ruhe. Und wer wird zählen, wie viele allerkleinste Teilchen der Kraft sich jetzt im endlosen Tanz drehen, verzaubert und von mächtigen Formeln unterworfen? Warum könnt ihr mich nicht durchlassen? Einfach so? Ohne Krieg?

»Viktor! Was tust du?« Loj stieß einen Schrei aus.

Er wandte den Kopf nicht nach ihr um. Wahrscheinlich hätte der Drachentöter den Wirbelsturm tatsächlich weggefegt, ihn zu Staub zermalmt ... Nein. Der Wind würde vor ihm zurückweichen, weil er sein Herz aufgespürt hatte, dort in der Tiefe des Wirbels.

»Kommt mir nach!«, bellte Viktor. »Schnell!«

Iwer erhob keine Einwände und fragte nicht länger, sondern zerrte das Mädchen hinter sich her, wobei sie schmerzlich das Gesicht verzog.

Der Wirbel fiel in sich zusammen. Er zerstreute sich, entspannte seine tödlichen Ringe. Die ungeheuerliche, unsichtbare Schlange existierte nicht mehr.

Das zweite Hindernis lag hinter ihnen. Jetzt mussten sie noch Wasser und Erde abwarten.

»Du kommst gut voran«, vernahm Viktor Tels leise Stimme. »Hier war keine Kraft nötig ... wir sind einfach durchgegangen ... aber die Magier werden durchbrechen müssen. Obwohl Ritor schlau ist. Und für ihn gelten die Gesetze hier nicht, denn er ist den Weg ja schon einmal gegangen. Und das ...«

»Schweig still, du kannst doch ohnehin kaum mehr laufen«, unterbrach Loj sie. In den Worten der Katze schwang eine überraschende Zärtlichkeit mit. Als hätte sie Mitgefühl

»Loj!« Tel machte einen kläglichen Versuch, sich loszureißen.

»Denk lieber gar nicht erst daran! Vorwärts, Viktor, vorwärts!«

Wieder eine volle Umrundung auf der Spirale.

Jetzt stand eine Regenwand vor ihnen. Dem Aussehen nach nicht besonders schrecklich, es war nicht mal ein besonders starker Regen. Aber warum wehte dann so ein deutlicher Geruch nach Tod von ihm herüber?

Der Regen rauschte. Wasserstrahlen hämmerten auf die verloschenen Steine, die jetzt nicht mehr golden, sondern einfach gelb waren. Schäumend rauschte das Wasser dahin, schoss über die Schieferfelsen in die Tiefe.

Schneller, schneller, Viktor. Du musst den Schlüssel finden!

Nein. Leere, die erfüllt war von diesem Regen, mehr nicht. Die Regentropfen rammten sich in die Steine auf dem Weg, vergingen zu Tausenden, aber irgendwann in der Zukunft würde ihr sinnloser Ansturm von Erfolg gekrönt sein. Das Wasser tropfte unablässig in die Spalten zwischen den Platten, höhlte ihr Fundament aus, und eines schönen Tages würde der ganze Weg den Felsen hinabrauschen, in einem goldenen Fluss den Abhang hinabfließen ...

Aber was, wenn das hier nur eine Falle war? Magier sind allzu sehr daran gewöhnt, zu zerschmettern und zu vernichten.

Viktor streckte seine Hand vor sich aus und schritt gedankenlos auf den Regen zu. Hinter seinem Rücken klammerten

Er wandte sich um und winkte Loj und Tel. Das Wasser blieb hinter ihnen zurück.

Deine Aufgaben sind verdächtig leicht, Schloss über der Welt, dachte Viktor. Ja, sie waren so leicht, dass er unwillkürlich begann, zum Ende hin mit einer besonders abartigen Widerwärtigkeit zu rechnen.

Jetzt war nur die Erde übrig.

Aber sie hatten bereits eine ganze Umrundung hinter sich, dann eine zweite ... Tel schleppte sich mehr schlecht als recht dahin, aber von weiteren Fallen gab es keine Spur.

Viktor kam nicht dazu, sich darüber zu wundern. Der Weg machte eine letzte Biegung. Die schwarzen Wände des Felsens verschwanden wie von Zauberhand im Nichts. Vor sich erblickten sie in all seiner Pracht das Schloss über der Welt.

Aber der Weg, über den sie so schnell und ohne besondere Schwierigkeiten aufgestiegen waren, führte nirgendwohin. Sie hatten also trotz allem den falschen Weg genommen. Er endete am Rand eines finsteren Abgrunds; rechts und links ragten schwarze Steilwände in die Tiefe und vor ihnen ...

Viktor trat vorsichtig an den Rand des Abgrunds. Die unfassbare, bodenlose Tiefe umgab das ganze Schloss. Auf ihrem Grund lag Finsternis; aus ihr heraus erwuchsen wie aus einer Ursubstanz die Wände der Drachenfeste. Und irgendwo weit, weit unten in der Tiefe schillerte etwas Flammenrotes.