Выбрать главу

Die Magier hoben die Köpfe.

Viktor flog und näherte sich bereits dem Felsenplatz. Ab und zu schien sich sein Körper zu biegen, so als versuche er, auf das Schloss zuzusteuern. Aber jedes Mal schob ihn eine unsichtbare Kraft wieder zurück.

»Das war’s«, sagte Torn. »He! Wäre es nicht an der Zeit, dass wir uns ins Unvermeidliche schicken und Viktor im Kampf gegen die Invasion der Angeborenen beistehen?«

Ritor riss sich von dem Magier der Erde los und schüttelte den Kopf. Er öffnete die Arme, die Kraft heulte in einer verzweifelten Anstrengung auf.

Loj war inzwischen aufgestanden und spuckte Blut aus, sie fixierte den Luftmagier und warf sich mit einem Sprung auf seinen Rücken.

Aber aufzuhalten vermochte ihn keiner mehr. Offenkundig waren die Überreste seiner ehemaligen Kräfte als Drachentöter tatsächlich zu ihm zurückgekehrt, und er erhob

Torn ging gebeugt und erschöpften Schrittes zu Tel, die noch immer rücklings auf dem Boden lag. Er hockte sich neben sie und blickte ihr ins Gesicht. Er schnalzte mit der Zunge.

»Was ... was für eine Invasion?«, kreischte Andrzej.

»Hilf ihr«, sagte Torn, ohne sich umzudrehen. »Die Geheime hier hat alle ihre Kräfte verausgabt, indem sie Viktor nährte. Sie war eben doch jünger als er ... ich hätte es nicht gedacht.«

»Was für eine Geheime? Was für eine Invasion?« Andrzejs Stimme war gedehnt und klang boshaft. »Was schwafelst du, Torn?«

Der Magier schaute in das Gesicht des Mädchens und machte eine finstere Miene. »Was für eine Geheime? Nun, sieh sie dir nur an.« Aus Torns Handfläche strömte ein gleichmäßiges hellblaues Licht zu Tels Gesicht. »Hast du wirklich geglaubt, dass sie alle zusammen mit dem Herrscher umkamen?«

»Eine hat Ritor entkommen lassen ...«

»Und eine zweite wartete in der Mittelwelt auf ihre Stunde ...« Torn zog die Hand weg. Tel öffnete die Augen und blickte ihn verständnislos an. »Was die Invasion angeht ... schau da nach Süden, Andrzej ...«

Der Magier kniff kurzsichtig die Augen zusammen und fixierte den Horizont. »Ein Sturm ...«

»Ja, und in seinem Herzen rücken die Schiffe der Angeborenen gegen uns vor.« Torn stand auf. »Es ist zu spät, um zu streiten. Hilf mir, der Flotte entgegenzutreten.«

In Andrzejs Augen flackerte Angst auf. »Dort ... dort ... ist ... ich spüre es ...«

»Der Erschaffene Drache ...« Tels Stimme war noch kraftlos. »Er kommt. Auch er ist im Zentrum ihrer Kraft. Nur der Geflügelte Herrscher kann ihn aufhalten.«

»Andrzej, hilfst du mir?«

Der Erdmagier knetete sein Kinn mit seinen gelblichen Fingern. »Man braucht eine besondere Formel ...«

»Wirk du nur deine Formeln, bis der Drache dich frisst!«, bellte Torn. »So sieh doch wenigstens zu, dass die Riffe sich vom Meeresboden heben! Wenigstens das!«

»Ich muss ... ich muss ... zurückkehren ... in den großen Tempel ... nur da kann ich ...«, murmelte Andrzej zusammenhangslos vor sich hin. Torn rüttelte ihn schonungslos an der Schulter.

»Komm zu dir, Magier! Hier sind deine Kräfte doch viel größer!«

»Ich ... ich muss erst etwas in meinem Gedächtnis auffrischen ... dann komme ich wieder her ... Ich benötige Ruhe, Konzentration, Versenkung ins Detail ...«

Torn holte im Zorn zum Schlag aus.

»Das wirst du nicht wagen!«, kreischte der Magier der Erde mit dünner Stimme.

»Du Kröte ...« Torn trat auf ihn zu. »Und ob ich es wage! Ich werde alles sagen und tun, damit ...«

Das war sein Fehler. Andrzej hüpfte geschickt zur Seite, hob beide Arme in die Luft und schrie laut eine Formel. In seiner Angst hatte er sie offenbar kurz und wirkungsvoll gewoben, denn die Ufersteine fügten sich zu einer schmalen Treppe zusammen, die geradewegs ins Wasser führte. Der Magier eilte die Stufen hinab, die Wellen traten gehorsam auseinander, und einen Augenblick später war er verschwunden.

»Elender ...« Torn spuckte aus. »Kannst du aufstehen, Geheime? Wie es aussieht, müssen wir uns der Flotte zu

»Du bist sehr tapfer, Geheime«, sagte der Magier des Wassers, während er in den sich verdunkelnden Horizont starrte, von wo sich ein dichter Vorhang aus wirbelnden Tornados näherte. »Du hast alle ohne Ausnahme getäuscht. Mich eingeschlossen. Und wahrscheinlich sogar Viktor. Jetzt ist es vorbei, oder? Er vermag nichts mehr zu tun, nicht wahr?«

Tel zuckte schweigend mit den Schultern.

»Und kannst du etwas tun, Geheime?«

»Ja.«

»Aber der Hüter ...«

»Sorge dich nicht, Magier des Wassers. Wir treten ihrer Flotte entgegen. Und auch dem Erschaffenen Drachen. Wir werden standhalten, solange wir können. Ich bitte dich nur ... töte mich, wenn ich es nicht schaffe. Ich will nicht bei lebendigem Leibe in die Hände dieses Ungetüms geraten.«

Einige Sekunden blickte Torn nach Süden, wo sich der Sturm ausbreitete. »Ich schwöre es dir, Geheime, sofern ich selbst am Leben bin. Aber ich werde alles daransetzen, damit es nicht dazu kommt.«

»Ich bin es, die alles daransetzen muss ...«, sagte Tel mit leiser Stimme.

Der steinerne Platz hatte die Form eines gleichschenkligen Fünfecks. Ein Pentagramm, das sich seit undenkbaren Vorzeiten auf gleicher Höhe mit dem Schloss über der Welt befand. Viktor hing für einen Augenblick über ihm, wie ein Sportler in einem Sprung von beispielloser Höhe.

Dann kamen die schwarzen Steine auf ihn zu.

Die Magie verschwand nicht vollständig. Noch immer spürte er die vier Elemente. Aber hier gab es weniger davon. Hier verbarg sich die Quelle.

Der halbe Himmel hatte sich bereits in eine brüllende Hölle verwandelt, vielleicht gab es auch auf der Anderen Seite solche Stürme, aber Viktor hatte nie welche erlebt, und sein Bewusstsein weigerte sich, dieses Ereignis als Realität anzuerkennen. Der Sturm zog unmittelbar vor der Insel auf, vollführte einen leichten Bogen und umarmte sie in einem Halbkreis. Irgendwelche Urkräfte zügelten noch träge seinen Ansturm, aber sie wurden nicht vom lebendigen Willen gestützt.

Die Steine des Platzes waren vom Wind blank poliert, fast so wie die Mauern des Schlosses. Aber an einigen Stellen waren tiefe Furchen zu sehen, als ob etwas ... jemand ... aus großer Höhe auf sie niedergestürzt sei, seine Krallen hineingestoßen hätte, Krallen, die stärker waren als der Fels.

Etwas oder jemand stieß herab, bremste seinen zügigen Flug, schüttelte den mächtigen Körper, schloss die Flügel.

Und ging auf das Schloss zu, über die schmale Regenbogenbrücke, die doch kaum einen Menschen auszuhalten vermochte?

Nachtschwarz zeigen sich die Wände

und die Kuppeln perlmuttweiß.

Hat die Trauer hier ein Ende,

unsrer Träume Festung sei’s.

Glatt-blau plätschert eine Welle,

Sonnenhonig strömt herab,

aus dem Wolkenland zur Stelle

Kinder, die zum Flug begabt.

Was ist wirklich, was ein Traum,

denk nicht nach, stell keine Fragen.

Ein Gedanke in dir wohnt,

deine Antwort gibt dir Recht.

Der beherrscht die Welt des Tages,

jener ganz allein die Nacht,

aber vom geheimen Feuer

einer nur den Schlüssel hat.

Leib vom Leib, des Wesens Kern,

gabst du auf die luftige Höh’,

Traumwelt ist dein Reich allein,

auf zur Regenbogenbrücke.

Du trugst die Last.

Du gingst den Weg,

was du erfuhrst,