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Er hätte ihn nicht mitnehmen sollen!

»Was willst du uns sagen, Ritor?«, beharrte der Anführer der anderen Gruppe.

Seltsam, als ob er nichts gegen Verzögerungen einzuwenden hätte ...

Ritor kam mit einem Ruck zu sich.

Seine Vorahnung war unsinnig. Der Clan des Feuers war nicht ihr Feind. Und nun, an der Schwelle der Nacht, waren jene so schwach wie sie selbst - das würde alle von Verrat abhalten.

»Es naht Krieg«, sagte Ritor. Während er sprach, hatte er das Gefühl, sich in einen kalten Luftstrom zu werfen, einen Strom, der über Gebirgsgletschern entstanden war. Der Clan des Feuers war nicht der erste Clan, mit dem er das Gespräch suchte. Aber kaum jemand hatte seinen Worten bislang Glauben geschenkt.

Die Gestalten an der gegenüberliegenden Wand schwiegen. Die langen Umhänge waren in unheilvoller Bewegungslosigkeit erstarrt.

»Es naht Krieg«, wiederholte Ritor. »Und die Clans sind wie immer zerstritten.«

»Das wissen wir«, erklang im Flüsterton die Antwort. »Aber wir wissen auch, dass es niemals Eintracht, wahre Eintracht unter ihnen gab.«

»Nach dem letzten Krieg ...«, begann Ritor.

»Diese Zeiten sind längst vorüber«, sagte der andere mit Härte. Ritor konnte sein Gesicht noch immer nicht sehen. Weder mit der Sehkraft seiner Augen noch mit jenem magischen Blick, der in dieser Stunde kraftlos war. »Nach dem Krieg vielleicht, ja. Aber dann ... Es wäre dumm, zu glauben, Ritor, dass sich die Clans ohne gemeinsamen Feind nicht gegenseitig bekämpfen würden. Seltsam, so etwas von dir zu hören, der du doch so weise bist.«

Ritor seufzte und fuhr sich mit der Hand über die Stirn, um zu verhindern, dass der Ärger sich entfalten konnte. Der Clan des Feuers war berühmt für seine Starrköpfigkeit. Was hatte er, Ritor, denn erwartet?

»Also gut«, sagte er. »Lassen wir die Eintracht. Lassen wir das vorerst. Ich will nur sagen, dass die Angeborenen nichts vergessen und nichts verziehen haben.«

»Kannst du deine Worte beweisen? Warum hast du dann auf ein geheimes Treffen beharrt? Warum hast du nicht die Große Versammlung angerufen?«

Ritor spürte einen kalten Hauch der Angst auf seiner Stirn. Der Clan des Feuers müsste ihn eigentlich verstehen ... Obwohl er sich immer durch Unberechenbarkeit ausgezeichnet hatte, ebenso wie das unstete Element, das die Mitglieder des Clans mit Kraft versorgte.

»Weil die Große Versammlung unvermeidlich im großen Zank endet«, erwiderte Ritor verbittert. Warum musste er immerzu erklären, was ohnehin jeder wusste? »Was die Beweise angeht ... Die Angeborenen erinnern sich an alles!« Ritor erschrak selbst über die Verzweiflung, die in seiner Stimme mitschwang. »Ich weiß es - alle Kinder der Luft wissen es! Der Südwind erzählt uns raunend von den Schiffen, die an der Bruchstelle warten, er trägt die Gerüche von geschmiedetem Stahl und von giftigen Gebräuen zu uns. Der Nordwind nimmt an Kraft zu, um die Flamme über unseren Städten anzufachen. Die Vögel fliegen früher als sonst nach Westen, die Aasgeier sind aus den Wüsten im Osten herangezogen - sie warten auf ihre Gelegenheit. Die Angeborenen stellen ihre Armee auf.«

»Aber doch nicht zum ersten Mal, Ritor. Sie haben es schon früher versucht. Einmal gleich nach dem großen Krieg und dann vor sieben Jahren. Was ist von ihren Armeen geblieben, Ritor? Erinnern sich deine Winde noch an die Todesschreie der Angeborenen?«

Die Stimme des Sprechers war frei von jedem Zweifel. Und frei von Angst. Im erwachenden Morgenlicht waren

»Nach dem Krieg herrschte noch Eintracht«, flüsterte er. »Und vor sieben Jahren ... Kann man bei zehn Schiffen von einer Armee sprechen? Das waren nur Kundschafter, eine Kraftprobe ... Wir haben alle Beweise zusammengetragen, die wir finden konnten. Jetzt benötigen wir eure Hilfe, die Hilfe des Feuers. Die Winde sehen viel ... aber nur das Feuer kann sagen, was genau sich in den Kesseln über ihm zusammenbraut.«

»Wir verstehen dich«, erklang es aus der Dunkelheit, »aber sag selbst, weiser Ritor, zweimal versuchten die Angeborenen, uns zu vernichten. Zweimal. Mit verschiedenen Kräften, verschiedenen Waffen. Zweimal sind wir mit ihnen fertiggeworden. Dennoch ... wir verstehen deine Sorge. Aber hast nicht du selbst uns unseres Beschützers beraubt? Keiner behauptet, dass er der Inbegriff von Güte und Gerechtigkeit war, aber die Angeborenen erzitterten allein beim Klang seines Namens. Hast nicht du selbst dieses Geschlecht ausgerottet?«

Ritor senkte den Kopf. Der Anführer des Feuers sagte die Wahrheit. Die reine Wahrheit.

Mit einem kurzen Seitenblick bemerkte er, dass Taniels Augen sich geweitet hatten. Armer Junge ... obgleich, warum arm? Der Krieg stand auf der Schwelle, es war an der Zeit, ein Mann zu werden.

»Du hast dieses Geschlecht ausgerottet«, fuhr der andere mit weicher Stimme fort. »War das eine weise Entscheidung, Ritor, was meinst du?«

Etwas an diesen Worten versetzte Ritor in Unruhe. Und wieder konnte er nicht bestimmen, was genau ihn wachsam

»Du hast nicht genügend Beweise sammeln können, um die Große Versammlung zu überzeugen, ist es nicht so, weiser Ritor? Und jetzt bittest du uns vom Clan des Feuers, das zu tun, was dein Clan nicht vermag? Du, der du den letzten aus dem Geschlecht vernichtetest, dessen Namen nie mehr auszusprechen du gelobtest. Und uns damit in Verdammnis stürztest.«

Die Vorwürfe trafen Ritor wie eine scharfe Wasserpeitsche. Er senkte den Kopf. Ja, Taniel, ja. Vor langer Zeit habe ich den größten Fluch unserer Welt überwunden. Und gleichzeitig - ihren größten Schutz. So ist es eigentlich immer, mein Junge.

Nichts auf der Welt darf zu viel Kraft besitzen.

»Wozu deine Worte?« Ritor schaute auf und ballte die Hände zu Fäusten. »Was geschehen ist, ist geschehen.«

»Wer weiß das schon?«, erklang es rätselhaft aus der Dunkelheit. »Wer weiß das schon, weiser Ritor ... der du den Letzten aus dem verfluchten Geschlecht erschlugst? Also du glaubst, dass der Krieg nicht zu verhindern ist?«

»Ja«, sagte Ritor mit fester Stimme. Er hatte wieder Boden unter den Füßen - besser gesagt, er spürte einen neuen Luftstrom unter den Flügeln. »Der Krieg ist nah. Er ist unvermeidlich. Und wenn die Clans sich nicht verbünden, so wie damals ...«

»Aber was hast du mit den verbündeten Clans vor?«, folgte eine giftige Frage. »Spätestens wenn die Angeborenen von Bord ihrer adlerköpfigen Schiffe gehen, verbünden wir uns ohnehin. Was hast du vor, weiser Ritor, warum willst du uns schon miteinander vereinigen, ehe der Krieg

Der Clan des Feuers war berühmt für seine Starrköpfigkeit. Es war nicht anders zu erwarten gewesen.

Ritor seufzte. »Die Winde bringen verschiedene Kunde. Wortfetzen von Beschwörungsformeln fliegen über den großen Ozean wie abgerissene Blätter. Die Angeborenen bereiten etwas vor ... etwas Furchtbares, das aufzuhalten ...«

»... nur der vermag, den du erschlagen hast?« Schneidend erklang die Stimme aus der Dunkelheit.

»Ja«, antwortete Ritor dumpf. »Ja, und deshalb ...«

»Erneut begehrst du die Kraft aller Clans ... Warum?«

Alles in Ritor zog sich zusammen. Heraus damit - die Zeit für offene Worte war gekommen! »Nach dem zu urteilen, was die Winde uns kundtun, wollen die Angeborenen einen Drachen erschaffen.«

Stille senkte sich über die Burgruine. Es schien, als ob die Steine durch den verfluchten Namen noch lebloser wurden. Jene Steine, die doch längst für alle Zeiten von der früheren Magie zerstört worden waren.

»Einen Drachen erschaffen?«, klang es aus der Dunkelheit. »Einen Drachen ... erschaffen? Kann man das denn?«

»Wer weiß das schon ...« Ritor ließ den Kopf sinken. »Wir haben auch nicht an ihre Schiffe geglaubt, erinnerst du dich? Und als sie dann auftauchten - war es schon fast