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»Danke«, antwortete das Mädchen höflich.

»Du legst dich auf das Schlafsofa, und ich schlafe auf dem Fußboden. Morgen bring ich dich nach Hause.«

»Versprichst du es?« Tels Stimme klang fordernd. Als ob Viktor sie mit einer List in diese Wohnung gelockt hätte und sie nun nicht gehen ließe. Er musste ein paarmal tief

»Ja, ich schwöre.«

»Ich glaube dir«, stimmte Tel zu. Sie legte die Zeitschrift zur Seite und sah zu, wie Viktor eine zusätzliche Decke und ein Kissen aus dem Schrank hervorholte. Eine Zimmerecke war schon früher überraschenden Übernachtungsgästen vorbehalten gewesen, Freunden, die gelegentlich bis in die Nacht bei ihm versackten. Dort bereitete er sich ein Lager. Zum Glück bot sie ihm nicht ihre Hilfe an, Viktor war ohnehin aufs Äußerste gereizt.

»Mein Bett ist die Pferdedecke eines Schlachtrosses«, sagte Viktor düster, während er sich auf die doppelt gefaltete Decke setzte.

»Kannst du reiten?«, fragte Tel neugierig.

Er machte sich nicht die Mühe, zu antworten, sondern erhob sich wieder und trat zur Kerze hin. Während er mit den Fingern schon die Flamme zerdrückte, sah er noch aus den Augenwinkeln, wie Tel sich den Pullover über den Kopf zog und ihren völlig nackten Oberkörper entblößte.

Zum Teufel! Entweder war sie die pure Einfalt oder die zynische Verruchtheit in Person. Tel war genau in dem Alter, in dem ein derartiges Verhalten noch keine eindeutige Aufforderung bedeutete ... aber auch nicht mehr absolut nichts.

Er war sicher, dass er in dieser Nacht überhaupt nicht würde schlafen können. Aber kaum hatte Tel es sich auf der Liege bequem gemacht, war er bereits auf seinem Lager eingeschlafen. Als ob nichts Besonderes vorgefallen sei, als ob er in völliger Sicherheit und ganz allein schliefe.

Viktor träumte von einem sterbenden Pferd, einem schönen Schimmel, der auf einer grünen Wiese lag. Die Schabracke,

In ihren Bewegungen lag eine unnachahmliche, übermenschliche Grazie. Loj Iwer, der Kopf des Clans der Katzen, berührte mit ihrer zarten Fingerspitze das goldene Puder, das nachlässig in die grobe hölzerne Schale gefüllt worden war. Ein hübscher Kontrast zwischen Luxus und Schlichtheit ... wenn man darüber hinwegsah, dass in der Mittelwelt keine Rosenhölzer wuchsen.

»Du siehst allmählich schon wie eine Puppe aus«, rief Chor aus dem Schwimmbecken. »Genug geschmiert, Loj.«

Die Frau tat so, als hätte sie ihn nicht gehört. Sie strich mit der Fingerspitze unter den Augen entlang und hinterließ dort eine goldglänzende Spur. Ihr Gesicht, das in Saphirtönen, Gold und Silber geschminkt war, hatte tatsächlich ein puppenhaftes Aussehen angenommen. Die dunkelblauen Augen, die goldenen Haare und die elfenbeinfarbene Haut wurden von Schminke in der jeweils gleichen Farbe karikaturhaft unterstrichen.

»Juckt dir nicht die Haut von diesem ganzen Dreck?«, sagte Chor mit ärgerlich erhobener Stimme.

»Doch, sie juckt«, bekannte Loj.

»Dann hör auf mit der Schmiererei.«

»Meine Schönheit ist mir wichtiger.«

Chor gab einen grunzenden Laut von sich. Entweder weil er lachte oder weil er sich ärgerte.

»Weshalb hast du das nötig, Loj?«

»Was? Den Ball?«

»Nein. Die spöttischen Blicke unserer Dummköpfe, die falschen Komplimente der Gäste ...«

»Und die glühenden Blicke der Jünglinge ...«, flüsterte Loj mit weicher Stimme.

»Geile Katze«, sagte Chor. Es war keine Beleidigung. Nur eine Feststellung.

»Chor ...« Loj wandte sich vom Spiegel ab und ging zum Becken. »Wenn sie in mir nur eine niedliche, geschminkte Närrin sehen, ist es einfacher ...«

Er bespritzte sie mit Wasser. Scheinbar spielerisch, dabei wusste er genau, wie wenig Loj das mochte und wie schnell sich die komplizierten Muster der verschiedenen Puder in schmutzige Rinnsale verwandeln konnten. Loj wandte sich ab und schüttelte den Kopf.

»Also gut. Ich verstehe. Ich verspreche dir, Chor, heute werde ich nicht nach dem zweiten Pokal Wein durch die Gegend taumeln und unvornehm laut lachen. Und ich werde auch nicht mit den genusssüchtigen Magiern der anderen Clans rumknutschen.«

Voller Zweifel blickte Chor sie aus dem warmen schwebenden Wasser an. Er war groß und muskulös, und jede seiner Bewegungen verriet den Kämpfer in ihm. Auch er kannte keinen Mangel an Verehrerinnen, genau wie Loj, die immer eine Schar von Kavalieren um sich hatte. Schon seit zehn Jahren bekräftigten die Frühlingskämpfe sein Recht darauf, Lojs Freund zu sein.

Und noch immer war er eifersüchtig.

Er konnte nicht anders. Loj war ihm ein ewiges Rätsel. Sie war leichtfertig und treu, sie war fähig, bis zum Umfallen zu tanzen und dann wieder wochenlang über halbvermoderten magischen Traktaten zu sitzen, sie konnte das Gold des Clans für eine spontane Laune verschwenden und gleichzeitig mit eiserner Hand regieren, und sie verstand es, geschickt zu lavieren zwischen den anderen Clans, die immerzu bereit waren, sich gegenseitig an die Kehle zu gehen. Ihre dunkelblauen Augen waren manchmal bodenlos tief, dann wieder völlig undurchdringlich wie schwarze Steine in einem stillen Gewässer - vor allem, wenn sie über jemanden ein Todesurteil fällte. Loj vermochte auf eine Art den Saal zu durchqueren - einerlei ob im durchsichtigen Ballkleid oder vom Hals bis zu den Fußspitzen in Schwarz gehüllt -, dass den Männern der Atem stockte, ihr Mund sich mit gierigem Speichel füllte und ihr Verstand nur mit äußerster Not dem Ansturm des toll gewordenen Fleisches standhielt, das in den Tiefen der Leidenschaft entbrannt war. In diesen Minuten stand Chor - wie sonst nie - am Rand des Wahnsinns, buchstäblich einer mordlüsternen Besessenheit.

Und Loj wusste das, wie es schien, sehr genau. Dennoch gefiel es ihr, ihn zu reizen, mit dem Feuer zu spielen, am Abgrund zu balancieren, am seidenen Faden zu zerren; im Grunde bestand genau darin die Quintessenz dessen, was als »Geist der Katzen« bezeichnet wurde - immer bis zum Äußersten zu gehen, auf dem Kamm der Wellen dahinzugleiten, sich nicht einzumischen und sich nirgendwo unterzuordnen. Die Katzen standen im Ruf, die besten Intriganten dieser Welt zu sein. Und Loj war die beste unter ihnen. Böse Zungen behaupteten, dass die Katzen sogar in der Lage seien, sich mit den Angeborenen zu einigen; und

Außerdem waren sie für ihre Bälle berühmt, wo sie mit den unglaublichsten Zaubertränken und Vergnügungen aufwarteten. Wo, entsprechend eines ungeschriebenen, aber ehernen Gesetzes, niemals und unter keinen Umständen Rechnungen beglichen wurden und wo die Mitglieder verfeindeter Clans ungestört und ohne Waffe in der Hand miteinander sprechen konnten. Aus irgendeinem Grund waren alle bereit, auf den Bällen der Katzen auf einen Schlag alle Kränkungen und Beleidigungen zu vergessen.

Loj warf Chor aus halbgeschlossenen Augenlidern einen prüfenden Blick zu. Heute war ihr ohnehin nicht nach Flirten zumute. Irgendetwas Unerquickliches war dem Clan des Feuers zugestoßen. Für gewöhnlich waren sie die ersten Gäste, die eintrafen. Aber diesmal war keiner von ihnen zu sehen. Lediglich ein blasser Jüngling mit einem dunkelroten Tuch aus Gaze um den linken Arm drückte sich kümmerlich in einer Ecke des Saals herum - das war alles.

Andererseits konnte sie sich freuen, dass dies bisher die einzige Auffälligkeit war. Alle übrigen Stammgäste waren wie immer erschienen.

Für die Herrscher des Waldes war Loj Iwers Ballsaal ein vertrauter Anblick. Magie hatte eine junge Eiche in einen

Iwer hatte für alles Sorge getragen. Unter den Wurzeln des Kolosses sprudelte eine eisige Quelle hervor; Loj mochte, wie das für Katzen typisch ist, Wasser nicht besonders; aber die gläsernen Tropfen auf dem grünen Blätterwerk waren so schön, funkelten so spielerisch im Widerschein der gewaltigen Feuerstelle, dass sie nicht widerstehen konnte.

Unter dem dunkelgrünen - oder je nach Jahreszeit auch sattgoldenen - Laub bewegten sich die Winde frei hin und her. Loj erinnerte sich noch genau, wie viel Mühe es sie damals gekostet hatte, den berühmten Ritor zu überreden. Der Drachentöter hatte sich lange geweigert, aber am Ende doch nachgegeben und den nötigen Zauber gewirkt. Tatsächlich aber war er danach aus unbekanntem Grund nie mehr auf einem ihrer Bälle erschienen. Sehr schade. Iwer war durchaus ehrgeizig. Ihre Vorgängerin hatte immerhin den Feuertanz mit Kaedron getanzt, jenem Herrscher Kaedron, der als junger Drache den Singenden Wald besucht hatte. Lojs Großmutter, Iwer die Erste, hatte es zu ihrer Zeit fertiggebracht, auf einem ihrer Bälle einen Prinzen der Angeborenen willkommen zu heißen, der bei einem zufälligen Seegefecht gefangen genommen worden war. Vertreter vom Clan der Luft brachten den Prinzen mit, sie hatten drei ihrer besten Magier im Kampf verloren und konnten sich kaum auf den Beinen halten - aber die Großmutter gab nicht nach, setzte