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Ach, was für Intrigen hier gesponnen wurden, was für spitzfindige Zusammenstellungen aus dem Nichts entstanden, was für Verbindungen, Pakte und Allianzen hier eingegangen wurden, nur um - gleich Gespenstern - nach einigen Monaten spurlos zu verschwinden oder sich in ganz und gar andere Achsen, Ligen oder Unionen zu verwandeln! Wie viel Geschicklichkeit und Schläue waren vonnöten, um stets im Zentrum zu stehen und doch am Rand zu bleiben! Die Clans hatten die Angeborenen zweimal zurückgeschlagen, beim ersten Mal sogar in einem echten Krieg; aber jener entscheidende Kampf - damals, noch lange vorher, zu der Zeit, als, wie die Drachen zu sagen pflegten, »der Hüter selbst noch jung war« -, dieser entscheidende Kampf war und blieb ein für alle Mal verloren. Auf die Bitterkeit der Niederlage hatte die ebenso bittere Flucht gefolgt. Die Clans hatten immer, seit ihrem ersten Tag in der Mittelwelt, am Rande einer großen, allumfassenden blutigen inneren Fehde gestanden. Und hätten sie sich nicht am Ende in zwei etwa gleich starke Lager geteilt, so wäre diese Fehde wohl zum Ausbruch gekommen. In früheren Zeiten hatten die Drachen das verhindert - Loj fürchtete sich nicht davor, die Herren der Vergangenheit beim Namen zu nennen, denn sie glaubte nicht an die böse Magie des Sextagrammaton -, und dann waren sie, die Katzen, allein geblieben. Nicht jeder wusste, wer das Leben des letzten der Geflügelten Herrscher ausgelöscht hatte, aber Loj wusste es natürlich.

Ja, ja, wahrscheinlich hatten gerade sie, die Katzen, dafür gesorgt, dass kein allumfassender Krieg ausgebrochen war,

Inzwischen war es in dem gewaltigen Ballsaal Herbst, und das Auge ruhte sich aus, erfreute sich am tiefgoldenen, schmeichelnden Farbenspiel auf den unzähligen gemeißelten Blättern. Die letzten, verspäteten Gäste trafen ein. Loj bog vorsichtig einen Zweig zur Seite. Von oben bot sich ein großartiges Gemälde: die kohlrabenschwarzen Umhänge der Männer, die mit funkelnden Diamanten-Girlanden geschmückt waren, und die prächtigen vielfarbigen Kleider der Frauen; angefangen bei jenem aus Topas-Faden gewebten Gewand Kanian Tais, der skandalträchtigsten und schönsten Dame der Erdkinder, sowie einer ganzen Welle bebender meeresblauer Seide, die eine schöne Unbekannte schmückte (Wer um alles in der Welt war diese Neue vom Clan des Wassers? Loj fühlte sich gekränkt - wie war es möglich, dass sie diese Schönheit nicht kannte?), bis hin zu schmückenden Blütenblättern aus echtem Feuer, Wasserfällen und strömenden Kaskaden sowie dem fast völligen Fehlen jeglicher Kleidung im Falle der stolzen Panther, die für Schamgefühle und Konventionen nur Verachtung übrighatten. Der Glanz von Colliers und Diademen verband sich mit dem weichen Leuchten des gläsernen Taus, den Lojs

Arrogante Schneeleoparden, gekleidet in schneeweiße, gerade herabfallende Gewänder, schritten umher und ignorierten alle Pracht; sie waren - nach den Gnomen - die besten Waffenschmiede in der Mittelwelt. Ruhige, phlegmatische Bären schlenderten durch die Gegend; aber jeder wusste, dass sie, einmal in Wut versetzt, nicht mehr zu halten waren. Sie bevorzugten, ebenso wie die Elfen, Grünund Brauntöne und trugen dicke goldene Ketten aus rohen Klumpen. Wölfe in allen Grautönen streiften unablässig herum und waren immerzu bereit, sich in einen Kampf zu stürzen. Unerschütterliche Wanderfalken und noch jede Menge anderer Vertreter von den Totemistischen Clans waren gekommen.

Und wie immer abseits und für sich, an den Ehrenplätzen unweit des gewaltigen Baumstamms, führten die Gäste der vier Elemente ohne Hast ihre Gespräche. Genaugenommen war nur der Clan der Erde in voller Besetzung erschienen - seine Angehörigen liebten Feierlichkeiten. Von der Luft waren lediglich zwei Vertreter anwesend, und das Feuer hatte nur jenen einzelnen armseligen Jüngling mit dem dunkelroten Tuch geschickt. Vom Wasser hatte sich eine größere Gruppe herabgelassen zu kommen; das Fehlen ihrer Anführer wurde durch die zauberhafte

Loj spürte eine leichte Unruhe. Irgendetwas stimmte nicht. Noch nie zuvor hatten sich so wenige Vertreter der Elemente auf ihrem Ball eingefunden. Wollten sie ihre Stärke demonstrieren? Im Geiste ging sie noch einmal die letzten Misserfolge durch - nichts Ernstes, nichts, was eine derartig heftige Reaktion rechtfertigen würde. Dieses Verhalten kam schon fast einer Aufkündigung der diplomatischen Beziehungen, einer Kriegserklärung gleich.

Sie musste Chor rufen. Und Kundschafter losschicken. Und ... auch wenn sie versprochen hatte, es nicht zu tun, würde sie wohl nicht umhin können, ein paar rein geschäftliche Küsse in der Ecke auszutauschen ... und vielleicht nicht nur Küsse.

Und dann ... dann erzitterten plötzlich die Zweige, die den Eingang verhängten, erzitterten wie vor Schreck und schwangen zur Seite. Ein kalter dunkler Wind fegte herein und fachte die ängstlich flackernden, vielfarbigen Flammen der strahlenden Leuchter an. In der ovalen Öffnung des Eingangs erschienen mehrere Gestalten - schon von weitem erkannte Loj die unvergleichlich zarte Aura der Luft, die jedoch demonstrativ von einem Streifen brodelnden Blutes zerteilt wurde.

Das Zeichen des Drachenbezwingers. Das man wohl verbergen, jedoch niemals verlieren, rauben, teilen oder sich aneignen konnte.

Ritor kam zu Loj Iwers Ball.

Der berühmte Magier war allein. Neben ihm gingen die besten Kämpfer des Clans des Wassers und warfen aufmerksame

Und dennoch wäre Loj Iwer nicht die, die sie war, wenn sie nicht im selben Augenblick das Unheil gespürt hätte. Es war etwas wahrhaft Furchtbares geschehen. Wenn Ritor hier war ... was kam als Nächstes? Wer war er - der Vorbote des Krieges, eines inneren Krieges, den die Katzen immer so sehr gefürchtet hatten?

Sie musste es wissen. Ebenso wie sie in Erfahrung bringen musste, warum das Feuer so schwach vertreten war.

Ritor konnte sich kaum erinnern, wie er von dem verfluchten Ort weggekommen war. All seine Gefährten waren tot. Und keiner wusste, was die Magier des Wassers, die nicht weniger kunstfertig waren als er selbst, nun mit den Körpern der Toten vorhatten. Was flüsterten sie Klatt dem Jüngeren, der grausam vor Durst vertrocknet war, ins Ohr? Wahrscheinlich versprachen sie ihm jene weiche, erfrischende Nässe im Überfluss, die gleich einer köstlich kühlenden Kugel durch die Kehle rinnt; und ganz recht, keiner würde es fertigbringen, einen Toten dafür zu verurteilen, dass sich seine tote Hülle als so viel schwächer erwies als sein Geist.

Auf alle Fälle hatte er, Ritor, überlebt. Und nun war es an der Zeit, über Rache nachzusinnen. Jene, die diese Gräueltat erdacht und ausgeführt hatten, sollten sterben. Ihr Tod würde seine Freunde nicht auferstehen lassen, vielleicht

Die Zeit verging, näherte sich dem Moment, in dem die Kraft im Zenit stand, dennoch ging Ritor hartnäckig zu Fuß, wobei er sich durch unwegsames Gelände schlagen musste. Dieser Teil des Landes, in dem vor langer Zeit der Krieg getobt hatte, war so ausgebrannt, dass weder Menschen noch Gnome, Elfen oder andere Bewohner der Mittelwelt hierher zurückgekehrt waren. Da, wo Magie die Wälder in Staub und Asche verwandelt hatte, spross nun frisches Grün, aber hier und da waren ekelerregende Flecken übrig geblieben, die mit dem ewigen Weiß des Schimmels überzogen waren; sie befanden sich überall dort, wo die Kämpfenden das schlimmste Gift von allen ins Spiel gebracht hatten, den Lebensbruch, den die schwarzen Alchimisten der Clans einst ersonnen hatten ...