»Großes Böses«, murmelte Silvara. »Großes Gutes. Wer kann das sagen? Selbst ich verstehe nicht die Kugeln der Drachen. Sie wurden vor langer Zeit von den mächtigsten Magiern geschaffen.«
»Aber Tolpan hat in einem Buch gelesen, daß man sie gegen die Drachen benutzen kann!« bemerkte Flint. »Er hat es mit einer komischen Brille gelesen. Er nannte sie Augengläser des Wahren Blicks. Er sagte, die Gläser würden nicht lügen...«
»Nein«, sagte Silvara traurig. »Das ist wahr. Es ist allzu wahr. Ich fürchte, eure Freunde werden das zu ihrem bitteren Bedauern entdecken.«
Die Gefährten saßen schweigend da, die Furcht zog sich um sie zusammen. Das Schweigen wurde nur von Gilthanas' Schluchzen unterbrochen. Die Fackeln warfen tanzende Schatten in der Grabesstätte, wie untote Geister. Laurana erinnerte sich an Huma und den Silbernen Drachen. Sie dachte an die letzte schreckliche Schlacht – der Himmel mit Drachen gefüllt, das Land in Flammen und Blut badend.
»Warum hast du uns dann hierhergebracht?« fragte Laurana Silvara ruhig. »Warum hast du uns dann nicht gemeinsam die Kugel wegbringen lassen?«
»Kann ich es ihnen sagen? Habe ich die Kraft?« flüsterte Silvara zu einem unsichtbaren Geist.
Lange Zeit saß sie ruhig da, ihr Gesicht war ausdruckslos, ihre Hände spielten nervös in ihrem Schoß. Ihre Augen waren geschlossen, ihr Kopf geneigt, ihre Lippen bewegten sich. Sie bedeckte den Kopf mit ihren Händen und saß still da. Dann traf sie schaudernd ihre Entscheidung.
Sie erhob sich und ging zu Lauranas Gepäck. Sie kniete nieder und packte langsam und sorgfältig den zerbrochenen Schaft aus. Silvara erhob sich, ihr Gesicht war mit Frieden und Gelassenheit erfüllt – und jetzt auch mit Stolz und Kraft. Zum ersten Mal begann Laurana zu glauben, daß dieses Mädchen so etwas Mächtiges und Wunderbares wie ein Drache sein könnte. Ihr Silberhaar glänzte im Fackelschein, als Silvara stolz zu Theros Eisenfeld ging.
»Theros mit dem Silberarm«, sagte sie, »dir gebe ich die Kraft, die Drachenlanze zu schmieden.«