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»Es ist eine sehr lange Geschichte«, sagte Fizban und schluckte das Getränk mit einem Zug hinunter. Er wischte sich den Schaum von den Lippen. »Ah, hervorragend. Nun, wo war ich stehengeblieben?«

»Tot«, sagte Tolpan hilfsbereit.

»Ah, ja. Eine lange Geschichte. Aber jetzt zu lang. Ich muß die Kugel bekommen. Wo ist sie?«

Gunther erhob sich wütend, er wollte diesen seltsamen alten Mann und diesen Kender aus seinem Zimmer und seinem Schloß werfen lassen. Gerade wollte er die Wachen rufen. Aber statt dessen wurde er von dem intensiven Blick des alten Mannes gefesselt.

Die Ritter von Solamnia hatten die Magie immer gefürchtet.

Obwohl sie nicht an der Zerstörung der Türme der Erzmagier teilgenommen hatten – das wäre gegen den Maßstab -, so tat es ihnen auch nicht leid, daß die Magier aus Palanthas vertrieben worden waren.

»Warum willst du das wissen?« stammelte Gunther, spürte eine kalte Angst in sein Blut sickern, so wie die seltsame Macht des alten Mannes, die ihn überflutete. Langsam und widerstrebend nahm der Ritter wieder Platz.

Fizbans Augen funkelten. »Ich behalte meine Gründe für mich«, sagte er sanft. »Es reicht, wenn ihr wißt, daß ich die Kugel suche. Sie wurde vor langer Zeit von Magiern hergestellt! Ich weiß darüber. Ich weiß eine Menge darüber.«

Gunther zögerte, kämpfte mit sich. Es war ja so, daß Ritter die Kugel bewachten, und wenn dieser alte Mann wirklich etwas über sie wußte, wem würde es schaden, ihm ihren Aufenthaltsort zu verraten? Außerdem hatte er wirklich das Gefühl, daß ihm keine andere Wahl blieb.

Fizban griff geistesabwesend nach dem leeren Krug und wollte trinken. Er spähte traurig hinein, als Gunther zu sprechen begann.

»Die Kugel der Drachen ist bei den Gnomen.«

Fizban ließ den Krug mit einem Knall fallen. Er zerbrach in tausend Stücke, die sich über den Holzboden verteilten.

»Da, was habe ich dir gesagt?« sagte Tolpan traurig und beäugte den zerbrochenen Krug.

Solange sie sich erinnern konnten, lebten die Gnome im Berg Machtnichts – und da sie die einzigen waren, die es interessierte, waren sie auch die einzigen, die zählten. Sicherlich waren sie bereits da, als die ersten Ritter in Sankrist aus ihrem neugegründeten Königreich Solamnia angereist kamen, um ihre Festungen am westlichen Teil ihrer Grenze zu bauen.

Immer mißtrauisch gegenüber Fremden waren die Gnome beunruhigt, ein Schiff an ihrer Küste zu sehen, das Horden von großgewachsenen, streng blickenden, kriegerischen Menschen herantrug. Entschlossen, das vor den Menschen geheimzuhalten, was für sie ein Bergparadies war, traten die Gnome in Aktion. Als technisch begabteste Rasse auf Krynn (sie sind berühmt für ihre Erfindung des Dampfmotors und der mit Münzen betriebenen Quelle), dachten die Gnome zuerst daran, sich in ihren Gebirgshöhlen zu verbergen, aber dann hatten sie eine bessere Idee: den Berg selbst zu verstecken!

Nach mehreren Monaten unendlicher Bemühungen ihrer größten mechanischen Genies waren die Gnome bereit. Ihr Plan? Sie wollten ihren Berg verschwinden lassen!

Zu diesem Zeitpunkt fragte ein Mitglied der gnomischen Philosophengilde, ob es nicht wahrscheinlich sei, daß die Ritter den Berg, der schließlich der größte auf der Insel war, bereits bemerkt hätten. Könnte nicht das plötzliche Verschwinden des Berges ein gewisses Maß an Neugierde bei den Menschen freisetzen?

Diese Frage verursachte Unruhe unter den Gnomen. Es wurde tagelang diskutiert. Das Problem spaltete die Philosophengnome in zwei Lager: Die einen waren davon überzeugt, daß ein Baum, der in einem Wald gefällt wird, Krach erzeugt, auch wenn es niemand hört; die anderen waren anderer Meinung.

Was dieses Problem jedoch mit der ursprünglichen Frage zu tun hatte, kam am siebten Tag zur Sprache, wurde aber prompt zum Komitee weitergeleitet.

In der Zwischenzeit entschieden die Mechaniker verärgert, das Gerät auf alle Fälle einzusetzen.

Und so kam der Tag, der immer noch in den Annalen von Sankrist (während alles andere während der Umwälzung so gut wie verlorenging) festgehalten ist, nämlich der Tag der Verfaulten Dracheneier.

An jenem Tag erwachte der Vorfahr von Fürst Gunther und fragte sich verschlafen, ob sein Sohn wohl wieder einmal durch das Dach des Hühnerstalls gefallen sei. Denn dies war erst einige Wochen zuvor geschehen. Der Junge hatte einen Hahn gejagt.

»Du bringst ihn zum Teich«, sagte Gunthers Vorfahr verschlafen zu seiner Frau, rollte sich über das Bett und zog die Vorhänge über seinem Kopf auf.

»Kann ich nicht!« antwortete sie benommen. »Der Kamin qualmt!«

In dem Moment wurden beide hellwach und bemerkten, daß der Rauch im Haus nicht vom Kamin und der schlechte Geruch nicht vom Hühnerstall kam.

Wie alle anderen Bewohner der neuen Kolonie stürzten beide nach draußen, würgten und husteten von dem Gestank, der von Minute zu Minute immer schlimmer wurde. Sie konnten jedoch nichts sehen. Das Land war mit einem dichten, gelben Rauch bedeckt, und der Geruch erinnerte stark an Eier, die drei Tage lang in der Sonne gelegen hatten.

Innerhalb von Stunden waren alle in der Kolonie von diesem Gestank todkrank. Mit Decken und Kleidungsstücken bewaffnet rannten sie zum Strand. Dankbar atmeten sie die frische Salzluft ein und fragten sich, ob sie jemals in ihre Häuser zurückkehren konnten.

Während sie dieses Problem diskutierten und ängstlich die gelbe Wolke am Horizont beobachteten, waren die Kolonisten äußerst überrascht, eine Armee kleiner brauner Kreaturen aus dem Rauch taumeln und vor ihre Füße fallen zu sehen.

Die hilfsbereiten Menschen von Solamnia kamen unverzüglich den armen Gnomen zu Hilfe, und so trafen die beiden Rassen, die in Sankrist leben, aufeinander.

Die Begegnung der Gnome und der Ritter stellte sich als eine friedliche heraus. Die solamnischen Menschen schätzten vier Dinge ganz besonders: die eigene Ehre, den Kodex, den Maßstab und Technik. Sie waren von den arbeitssparenden Geräten der Gnome höchst beeindruckt, die diese in jener Zeit schon erfunden hatten. Dazu zählten der Flaschenzug, der Bergwerksschacht, die Schraube und das Zahnrad.

Während dieses ersten Treffens erhielt auch der Berg Machtnichts seinen Namen.

Die Ritter entdeckten bald, daß die Ähnlichkeit der Gnome mit den Zwergen nur äußerlich war – beide Rassen sind klein und stämmig. Die Gnome waren ein mageres Volk mit brauner Haut und weißen Haaren, sehr nervös und von hitzigem Temperament. Sie sprachen so schnell, daß die Ritter anfangs dachten, es würde sich um eine fremde Sprache handeln. Aber es stellte sich heraus, daß es die Umgangssprache war, nur sehr schnell gesprochen. Einmal fragte ein Älterer die Gnome nach dem Namen ihres Berges.

Grob übersetzt ging die Antwort so: Ein Großer, Riesiger, Hoher Berg, Bestehend Aus Verschiedenen Unterschiedlichen Gesteinsschichten, Die Wir Als Granit, Obsidian, Quarz Identifiziert Haben, Mit Spuren Von Anderen Gesteinsarten, An Denen Wir Immer Noch Arbeiten, Der Sein Eigenes Inneres Wärmesystem Hat, Das Wir Immer Noch Studieren, Um Irgendwann Diese Wärme Zu Kopieren Zu Temperaturen, Die Es In Sowohl Flüssige Als Auch Gasförmige Zustände Umwandelt, Die Gelegentlich An Die Oberfläche Treten Und An Der Wand Des Großen, Riesigen, Hohen Bergs Fließen...

»Macht nichts«, sagte der Ältere hastig.

Machtnichts! Die Gnome waren beeindruckt. Der Gedanke, daß diese Menschen etwas so Gigantisches und Wunderbares auf etwas dermaßen Einfaches reduzieren konnten, war über jeden Glauben herrlich. Und so wurde der Berg von jenem Tag an Berg Machtnichts genannt – zur großen Erleichterung der gnomischen Kartenzeichnergilde.

Die Ritter von Sankrist und die Gnome lebten seitdem in Eintracht: Die Ritter trugen jegliche technische Fragen, die dringend gelöst werden mußten, an die Gnome heran, und die Gnome produzierten ständig neue Erfindungen.

Als die Kugel der Drachen auftauchte, mußten die Ritter wissen, wie sie funktioniert. Sie überließen den Gnomen die Kugel und schickten zwei junge Ritter als Wache mit. Der Gedanke, daß die Kugel magisch sein könnte, kam ihnen gar nicht.