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Aber in dem Moment, als Tolpan den Berg Machtnichts betrat, entschied er, daß er zuerst bei den Gnomen leben wollte.

Der Kender hatte in seinem ganzen Leben noch nie so etwas Wundervolles gesehen. Er blieb wie angenagelt stehen.

Gnosch warf ihm einen Blick zu. »Beeindruckend, nicht wahr?« fragte er.

»Nicht ganz das Wort, das ich verwenden würde«, meldete sich Fizban murmelnd zu Wort.

Sie standen im Zentrum der Gnomenstadt. Sie war in den alten Schacht eines Vulkans hineingebaut und erstreckte sich über viele Meilen in die Höhe. Die Stadt war in mehreren Ebenen im Schacht rund errichtet worden. Tolpan starrte hoch... und hoch... und hoch...

»Wie viele Ebenen gibt es denn?« fragte der Kender.

»Fünfunddreißig und...«

»Fünfunddreißig!« wiederholte Tolpan ehrfürchtig. »Mir würde es gar nicht gefallen, auf der fünfunddreißigsten Ebene zu leben. Wie viele Treppen muß man denn da steigen?«

Gnosch rümpfte verächtlich die Nase. »Diese primitiven Geräte haben wir schon vor langer Zeit verbessert und jetzt«, erklärte er deutend, »sieh mal, einige​der​wunderbaren​Technologien​die​wir​einset...«

»Ich sehe«, sagte Tolpan und senkte seinen Blick wieder zur untersten Ebene. »Ihr müßt euch auf eine große Schlacht vorbereiten. Niemals zuvor habe ich so viele Katapulte gesehen...«

Die Stimme des Kenders erstarb. Während er beobachtete, ertönte eine Pfeife, ein Katapult ging mit einem Schwirren los, und ein Gnom segelte durch die Luft. Tolpan hatte keine Kriegsmaschinen betrachtet, sondern Geräte, die Treppen ersetzten!

Die untere Ebene der Kammer war mit Katapulten belegt, jede Art von Katapulten, die die Gnomen je entworfen hatten. Es gab Schleuderkatapulte, Querbogenkatapulte und dampfbetriebene Katapulte (noch in der Erprobungsphase – man arbeitete noch an der Anpassung der Wassertemperatur).

Um die Katapulte, über die Katapulte, unter den Katapulten und durch die Katapulte waren zig Seile gezogen, die eine wirre Ansammlung von Zahnrädern und Rädern und Flaschenzügen in Bewegung setzten; alles drehte und bewegte sich und quietschte. Aus dem Boden, aus den Maschinen und aus den Steinwänden ragten riesige Hebel, die Massen von Gnomen entweder schoben oder zogen oder manchmal beides zugleich.

»Ich glaube nicht«, sagte Fizban mit hoffnungsloser Stimme, »daß das Untersuchungszimmer hier auf der untersten Ebene ist.«

Gnosch schüttelte den Kopf. »Das Untersuchungszimmer ist auf Ebene fünfzehn...«

Der alte Magier seufzte tief und herzzerreißend.

Plötzlich hob ein entsetzliches, knirschendes Geräusch an, daß Tolpan seine Zähne zusammenbiß.

»Ah, sie sind für uns bereit. Kommt schon...«, sagte Gnosch.

Tolpan sprang ihm ausgelassen nach, als sich ihnen ein riesiger Katapult näherte. Ein Gnom winkte ihnen ärgerlich zu und zeigte auf eine lange Schlange von wartenden Gnomen. Tolpan sprang in den Sitz des Schleuderkatapults und starrte eifrig nach oben in den Schacht. Dort konnte er Gnomen sehen, die von verschiedenen Balkonen herabsahen, alle von riesigen Maschinen, Pfeifen, Seilen und gewaltigen unförmigen Dingern umgeben, die an den Wänden wie Fledermäuse herabhingen. Gnosch stellte sich neben ihn und schimpfte.

»Die Alten zuerst, junger Mann, also steig hier​sofort​aus​und​laß...«, und er schob Tolpan mit beachtlicher Stärke aus dem Sitz..., »der​Magier​geht​zuerst...«

»Oh, schon gut«, protestierte Fizban und stolperte nach hinten in eine Ansammlung von Seilen. »Ich... ich glaube, mich an einen Zauberspruch zu erinnern, der mich direkt nach oben befördert. Freies Schweben. Wie ging es d... denn noch mal? Laß mich einen Moment nachdenken.«

»Du warst in Eile...«, sagte Gnosch streng und starrte Fizban wütend an. Die in der Schlange wartenden Gnome begannen laut zu schreien und schoben und drängten und rempelten.

»Na gut«, knurrte der alte Magier und kletterte mit Gnoschs Hilfe in den Sitz. Der Gnom, der den Hebel für das Katapult bediente, schrie Gnosch etwas zu, was wie »Wel​Ebene«? klang.

Gnosch zeigten nach oben und schrie zurück: »Skimbosch!«

Der Maschinist stellte sich vor den ersten von fünf Hebeln.

Eine unendliche Anzahl von Seilen erstreckte sich nach oben.

Fizban hockte verängstigt im Sitz des Katapults und versuchte immer noch verzweifelt, sich an seinen Zauberspruch zu erinnern.

»Jetzt«, schrie Gnosch und zog Tolpan enger heran, so daß er eine hervorragende Aussicht genießen konnte, »in genau diesem Moment wird der Maschinist den Befehl geben, ja – da ist er schon...«

Der Maschinist zog an einem der Seile.

»Was bewirkt das?« unterbrach Tolpan.

»Das Seil läßt eine Glocke bei Skimbosch klingeln – äh Ebene fünfzehn, so wird ihnen Besuch angekündigt...«

»Und wenn die Glocke nicht klingelt?« fragte Fizban laut.

»Dann klingelt eine zweite Glocke, die ihnen mitteilt, daß die erste nicht...«

»Was geschieht unten, wenn die Glocke nicht klingelt?«

»Nichts. Das ist Skimboschs Problem​nicht​unser...«

»Ich kriege Probleme, wenn sie nicht wissen, daß ich komme!« schrie Fizban. »Oder falle ich einfach hinein und überrasche sie!«

»Ah«, sagte Gnosch stolz, »du​siehst...«

»Ich will raus...«, erklärte Fizban.

»Nein, warte«, sagte Gnosch und sprach in seiner Angst immer schneller, »sie​sind​bereit...«

»Wer ist bereit?« fragte Fizban verärgert.

»Skimbosch! Mit​dem​Netz​um​dich​zu​fangen, siehst​du...«

»Netz!« Fizban wurde blaß. »Das war's!« Er schwang einen Fuß über den Rand des Sitzes.

Aber bevor er sich bewegen konnte, hatte der Maschinist den ersten Hebel betätigt. Das schleifende Geräusch begann wieder, als sich das Katapult in seiner Halterung drehte. Die plötzliche Bewegung warf Fizban zurück, schlug seinen Hut über seine Augen.

»Was geschieht jetzt?« schrie Tolpan.

»Sie bringen es in Stellung«, gellte Gnosch. »Längen- und Breitengrad wurden vorberechnet, und das Katapult wird richtig ausgerichtet, um den Passagier...«

»Was ist mit dem Netz?« gellte Tolpan.

»Der Magier fliegt zu Skimbosch hoch – oh, ziemlich sicher, das versichere ich dir – wir haben Studien gemacht und festgestellt, daß Fliegen sicherer ist als Laufen – und gerade wenn er in der Höhe seines Zieles ist und anfängt ein bißchen zu fallen, wirft Skimbosch ein Netz unter ihm aus und fängt ihn wie...«, Gnosch demonstrierte es mit seiner Hand und machte eine grapschende Bewegung, als ob man eine Fliege fängt, »...und zieht ihn...«

»Der Zeitpunkt muß ja ganz genau berechnet sein!«

»Das ist er auch, und zwar in genialer Weise, da alles von einem gewissen Haken abhängt, den wir entwickelt haben, obwohl...«, Gnosch schürzte die Lippen, seine Augenbrauen zogen sich zusammen, »manchmal klappt es nicht so gut, aber dafür gibt es dann das Komitee...«

Der Gnom zog den Hebel herunter, und Fizban sauste mit einem Kreischen durch die Luft.

»O je«, sagte Gnosch, »es scheint...«

»Was? Was?« gellte Tolpan und versuchte, etwas zu erkennen.

»Das Netz öffnet sich mal wieder zu schnell.« Gnosch schüttelte den Kopf. »Und das ist heute das zweite Mal, nur bei Skimbosch, und das​wird​jetzt​vor​das​nächste​Treffen​der​Netzgilde​gebracht...«

Tolpan starrte mit offenem Mund nach oben und sah Fizban durch die Luft schwirren, getrieben von der gewaltigen Kraft des Katapults, und plötzlich erkannte der Kender, worüber Gnosch geredet hatte. Das Netz auf Ebene fünfzehn – das sich öffnen sollte, nachdem der Magier vorbeigeflogen war, um ihn dann aufzufangen, wenn er zu fallen begann – öffnete sich, bevor der Magier Ebene fünfzehn erreichte. Fizban traf auf das Netz und wurde wie eine zerquetschte Spinne geplättet. Einen Moment hing er dort gefährlich – Arme und Beine in die Seite gestemmt – dann fiel er.