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»Verdammter Haken!« murrte Fizban.

Die Gnomen und Tolpan befreiten ihn aus dem Netz.

»Ich glaube, es heißt Abschied nehmen«, sagte Tolpan und streckte langsam seine kleine Hand aus.

»Wirklich?« Fizban sah verwirrt aus. »Soll ich irgendwo hingehen? Niemand hat mir Bescheid gesagt! Ich habe noch nicht gepackt...«

»Ich gehe weg«, sagte Tolpan geduldig, »mit Laurana. Wir nehmen die Lanzen und... oh, ich glaube, ich darf das niemandem sagen«, fügte er verlegen hinzu.

»Mach dir keine Sorgen. Kein Wort darüber«, wisperte Fizban heiser, was deutlich im überfüllten Raum zu hören war.

»Du wirst Palanthas lieben. Wunderschöne Stadt. Grüß Sturm von mir. Oh, und Tolpan«, der alte Magier sah ihn scharf an, »du hast das Richtige getan, mein Junge!«

»Ja?« fragte Tolpan erleichtert. »Da bin ich aber froh.« Er zögerte. »Ich frage mich... was du mir gesagt hast... der dunkle Weg. Habe ich...«

Fizbans Gesicht wurde ernst, als er Tolpan fest an die Schulter griff. »Ich befürchte ja. Aber du hast den Mut, ihn zu begehen.«

»Hoffentlich«, sagte Tolpan mit einem kleinen Seufzer.

»Nun, leb wohl. Ich komme zurück. Sobald der Krieg vorbei ist.«

»Oh, dann bin ich wahrscheinlich nicht mehr hier«, sagte Fizban und schüttelte dabei so heftig den Kopf, daß sein Hut herunterfiel. »Sobald die neue Waffe fertig ist, werde ich nach...«, er hielt inne. »Wohin sollte ich gehen? Ich kann mich nicht mehr erinnern. Aber mach dir keine Sorgen. Wir werden uns wiedersehen. Zumindest läßt du mich nicht vergraben unter einem Haufen von Hühnerfedern zurück!« murmelte er und suchte nach seinem Hut.

Tolpan hob ihn auf und gab ihn Fizban.

»Auf Wiedersehen«, sagte der Kender mit einem Würgen in der Stimme.

»Auf Wiedersehen, auf Wiedersehen!« Fizban winkte fröhlich. Dann, nachdem er den Gnomen einen gehetzten Blick zugeworfen hatte, zog er Tolpan zu sich. »Ah, ich habe etwas vergessen. Wie war noch einmal mein Name?«

Noch eine andere Person verabschiedete sich von dem alten Magier, aber unter anderen Umständen.

Elistan lief zum Strand von Sankrist, um auf das Boot zu warten, das ihn zurück ins südliche Ergod bringen würde. Der junge Mann, Douglas, ging neben ihm. Die zwei waren in eine Unterhaltung vertieft. Elistan erklärte einem hingerissenen und aufmerksamen Zuhörer die Wege der uralten Götter.

Plötzlich sah Elistan hoch und erkannte den alten verwirrten Magier, den er auf dem Treffen von Weißstein gesehen hatte.

Elistan hatte tagelang versucht, den alten Magier zu treffen, aber Fizban war ihm immer aus dem Weg gegangen. Darum war er sehr erstaunt, den alten Mann auf sich zukommen zu sehen.

Sein Kopf war gebeugt, und er murmelte etwas vor sich hin.

Einen Moment lang dachte Elistan, daß er vorbeigehen würde, ohne sie zu bemerken, als der alte Magier plötzlich den Kopf hob.

»Oh! Sind wir uns nicht schon einmal begegnet?« fragte er blinzelnd.

Einen Moment lang konnte Elistan nicht sprechen. Das Gesicht des Klerikers wurde leichenblaß unter seiner gebräunten Haut. Als er schließlich dem alten Magier antworten konnte, war seine Stimme heiser. »Das sind wir, in der Tat. Mir ist das erst jetzt bewußt geworden. Und obwohl wir erst kürzlich miteinander bekannt gemacht wurden, habe ich das Gefühl, daß ich dich seit sehr langer Zeit kenne.«

»Wirklich?« Der alte Mann blickte argwöhnisch. »Du willst doch wohl nichts über mein Alter sagen, oder?«

»Nein, sicherlich nicht!« Elistan lächelte.

Das Gesicht des alten Mannes hellte sich auf.

»Nun, eine angenehme Reise. Und eine sichere. Leb wohl.«

Auf einen alten, verbeulten Stab gestützt, wackelte der alte Mann an ihnen vorbei. Plötzlich hielt er inne und drehte sich um. »Oh, nebenbei bemerkt, Fizban heiße ich.«

»Das werde ich mir merken«, sagte Elistan ernst und verbeugte sich. »Fizban.«

Erfreut nickte der alte Magier und ging weiter am Strand entlang, während Elistan, plötzlich nachdenklich und still, seinen Weg mit einem Seufzen wieder aufnahm.

8

Die Perechon. Alte Erinnerungen

»Das ist Wahnsinn, hoffentlich ist dir das klar!« zischte Caramon.

»Wenn wir nicht verrückt wären, würden wir nicht hier sein, oder?« entgegnete Tanis mit zusammengebissenen Zähnen.

»Nein«, murmelte Caramon. »Da hast du wohl recht.«

Die beiden Männer standen im Schatten in einer dunklen Gasse einer Stadt, in der man in solchen Gassen normalerweise nur Ratten, Betrunkene und Leichen fand.

Der Name dieser erbärmlichen Stadt war Treibgut, und sie trug den Namen zu Recht, denn sie lag an den Gestaden des Blutmeers von Istar wie das Wrack eines zerbrochenen Schiffes, das über die Felsen geworfen worden war. Bevölkert vom Abschaum aller Rassen Krynns war Treibgut außerdem eine besetzte Stadt, überrannt von Drakoniern, Goblins und Söldnern aller Rassen, angelockt von den hohen Löhnen der Fürsten und den Kriegsplündereien.

Und so trieben die Gefährten wie der andere Abschaum, wie Raistlin bemerkte, in den Strömen des Krieges und waren in Treibgut angeschwemmt worden. Hier hofften sie, ein Schiff zu finden, das sie auf der langen, tückischen Reise um den nördlichen Teil von Ansalon nach Sankrist – oder wohin auch immer bringen sollte.

Das Ziel ihrer Reise war lange Zeit ein Streitpunkt gewesen, seitdem sich Raistlin von seiner Krankheit erholt hatte. Die Gefährten beobachteten ihn ängstlich nach seinem Experiment mit der Kugel der Drachen, aber ihre Sorge galt nicht nur seiner Gesundheit. Was war geschehen, als er die Kugel angewendet hatte? Welchen Schaden konnte er über sie gebracht haben?

»Ihr braucht euch nicht zu fürchten«, erklärte Raistlin ihnen flüsternd. »Ich bin nicht so schwach und dumm wie dieser Elfenkönig. Ich habe die Kontrolle über die Kugel gewonnen, und nicht umgekehrt.«

»Was macht sie denn? Wie können wir sie verwenden?« fragte Tanis, beunruhigt über die eisige Miene des Magiers.

»Ich mußte meine ganze Kraft aufbieten, um die Kontrolle über die Kugel zu gewinnen«, erwiderte Raistlin, seine Augen waren zur Decke über seinem Bett gerichtet. »Es wird noch mehr Zeit in Anspruch nehmen, bevor ich lernen kann, mit ihr umzugehen.«

»Zeit...«, wiederholte Tanis. »Lernen, mit ihr umzugehen?«

Raistlin warf ihm einen kurzen Blick zu, dann starrte er wieder zur Decke. »Nein«, antwortete er. »Ich muß Bücher von den alten Magiern, die sie geschaffen haben, studieren. Wir müssen nach Palanthas zur Bibliothek des Astinus.«

Tanis schwieg einen Moment. Er hörte den rasselnden Atem des Magiers. Was hält ihn am Leben? fragte sich Tanis.

Am Morgen hatte es geschneit, aber inzwischen hatte sich der Schnee in Regen verwandelt. Tanis hörte den Regen auf das Holzdach des Wagens trommeln. Schwere Wolken trieben am Himmel. Vielleicht lag es auch an dem düsteren Tag; als er Raistlin ansah, kroch durch seinen Körper eine Eiseskälte, bis sein Herz eingefroren schien.

»Meintest du das, als du von uralten Zaubersprüchen geredet hast?« fragte Tanis.

»Natürlich. Was denn sonst?« Raistlin hustete, dann fragte er: »Wann habe ich über... uralte Zaubersprüche geredet?«

»Als wir dich fanden«, antwortete Tanis und beobachtete den Magier eingehend. Er bemerkte eine Falte auf Raistlins Stirn, und seine Stimme klang angespannt.

»Was habe ich gesagt?«

»Nicht viel«, erwiderte Tanis vorsichtig. »Nur etwas über uralte Zaubersprüche, Zaubersprüche, die bald dir gehören würden.«

»Das war alles?«

Tanis antwortete nicht sofort. Raistlins seltsame Stundenglasaugen ruhten kalt auf ihm. Der Halb-Elf schauderte und nickte. Raistlin drehte seinen Kopf zur Seite. Er schloß seine Augen. »Ich werde jetzt schlafen«, sagte er leise. »Vergiß es nicht, Tanis. Palanthas.«

Tanis mußte zugeben, daß er aus rein egoistischen Gründen nach Sankrist wollte. Er hoffte, trotz aller Hoffnungslosigkeit, dort Laurana und Sturm und die anderen zu finden. Außerdem hatte er versprochen, die Kugel der Drachen nach Sankrist zu bringen. Aber andererseits mußte er Raistlins hartnäckigen Wunsch bedenken, die Bibliothek von diesem Astinus aufzusuchen, um herauszufinden, wie die Kugel genutzt werden konnte.